"Benehmen" oder auch "Gutes Benehmen" ist vielleicht doch ein zu weitläufiger Begriff. Das richtige Verhalten auf einem Rock-Konzert unterscheidet sich bestimmt vom richtigen im Firmenbuffet oder bei einer Kindergeburtstagsfeier. Man spricht da auch von guter Anpassung. Allerdings gibt es ja auch die gegenteilige Schau auf Anpassung: dass der unangepasste Individualist als hoher Wert empfunden wird, z.B. in der Kunst unerlässlich, um irgendeinen Erfolg zu haben, sonst wirkt das Werk einfach fad. Niemand hat aber die Fähigkeit, sich überall anzupassen. Manchmal fehlt auch bloß die Bereitschaft.
In der online-Welt, so einem Forum wie hier, ist die Frage der Anpassung oder des "richtigen Benehmens" noch viel komplexer. Da kommt vor allem erst mal zum Tragen: Man kann es nicht allen recht machen. Man wird sich immer sowohl Freunde als auch Feinde schaffen, sobald man für das Eine eintritt und das Andere ablehnt. Wobei es immer noch einfacher ist, sich die Mehrheit zum Feind zu machen als umgekehrt.
Hier kommt dann wieder der Effekt, dass sich Gruppen am leichtesten einig fühlen (und das scheint ein wesentliches Grundbedürfnis der Gruppe zu sein, möglicherweise die zentrale Motivation), wenn sie ein gemeinsames Feindbild aufbauen können. Das "falsche Benehmen" des Einen führt also auf der anderen Seite zum angenehmen Gefühl der Verbrüderung.
Wir wissen ja, kaum haben der Pospischil, der Ukravecz und der Kiselak den Türken in der Partie, kommen sie plötzlich drauf, was sie für Ur-Wiener sind. Aber die Spannung löst sich, wenn der Ukravecz und der Türk über die Juden zu plaudern beginnen.
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