03.08.2006, 17:10
|
#1
|
Inventar
Registriert seit: 24.01.2001
Beiträge: 5.631
|
Netzneutralität in Gefahr
Kommentar: Netzneutralität in Gefahr
Zitat:
Aktuelle Entwicklungen in den USA (und schätzungsweise sehr bald auch in Deutschland) weisen in Richtung der ersten Brüche der so genannten Netzneutralität ("network neutrality"), die das großartige Fundament dieses noch großartigeren Internet darstellen. Gleich bei mehreren großen Internet Providern in den USA stößt die Netzneutralität mehr und mehr auf Ablehnung. Den ersten Vorstoß wagte Edward Whitacre, CEO des US-Telecom-Giganten AT&T, bereits im vergangenen Jahr. Damals meinte er in Anwesenheit von Pressevertretern, dass "Inhalteanbieter" wie Google doch eigentlich ihn bezahlen müssten, weil er ihnen Zugang zu den Kunden verschaffe.
Das Statement "eigentlich müssten die für meine Leitungen bezahlen" rückte er zwischenzeitlich zwar wieder etwas zurecht, ist aber dennoch der Meinung, dass man künftig nicht nur von seinen Kunden (die ja schließlich die Breitbandinfrastruktur bezahlen), sondern auch von Internet-Firmen Gelder verlangen könnte – auf diese Weise brächte man womöglich auch die lästige Voice-over-IP-Konkurrenz unter Kontrolle...
Whitacre pfeift nur die schrillste Version eines Liedes, das auch von anderen großen US-Providern geträllert wird. Egal ob sie Comcast, Bell South oder Verizon heißen, alle sind verdammt heiß auf das so genannte "Triple Play". Dabei sollen künftig Internet, TV und Telefon aus einer Breitbandleitung kommen. Für fortgeschrittene Internet- Nutzer ist das längst gegeben, doch die Provider wollen Vermarktungspakete schnüren, die die Konkurrenz möglichst ausschließen. Wann wird der erste Provider also beginnen, Websites der Konkurrenz zu blockieren?
Bislang sehen die Betreiber großer Websites solche Muskelspiele noch gelassen. Niemand würde wohl Mitglied bei einem Breitbandprovider werden, der den Zugang zu Google sperrt. Allerdings versuchen die Telekomgiganten derzeit, eine Revision des US- Telekommunikationsgesetzes zu beeinflussen. Sollte die Netzneutralität darin eine geringere Rolle spielen, wäre die Gefahr einer Zersplitterung des Netzes womöglich recht groß. Die Argumentation, man habe doch groß in eigene Glasfasernetze investiert / wolle investieren, scheint als Argument genug.
Derweil geistern in den USA noch andere Anti-Netzneutralitäts-Ideen durch die Landschaft – aktuell überlegen die Portale MSN und Yahoo beispielsweise, nur noch dann E-Mails an ihre Kunden ohne Versandung im Spam-Filter weiterzuleiten, wenn die Versender eine Art Porto bezahlen. Vor wenigen Jahren hätte man solche Ideen, die vorgeblich der Müllmail-Bekämpfung dienen, noch den Vogel gezeigt, inzwischen sind sie sehr real.
Und was ist in Deutschland? Auch hier gieren die großen Telkos, vorneweg die Telekom, nach dem Triple Play und der Möglichkeit, wieder zu alten Monopolen zurückzukehren. Der aktuelle Streit um den Zugang zum neuen Telekom-Glasfasernetz ist, wenn man einmal ein bisschen darüber nachdenkt, nichts anderes als der Versuch der Telekom, die Netzneutralität zu brechen. Sollten andere das Supernetz nicht nutzen können, könnte sich die Telekom schnell dazu entscheiden, einfach Konkurrenten "auch so" auszublenden.
|
Netzneutralität
Zitat:
Netzneutralität ist ein Ausdruck für die nichtdiskriminierende Datenübermittlung im Internet. Aktuell wird in den USA eine Diskussion geführt, bei der es um einen Gesetzesentwurf zur Nutzung der Bandbreiten für Internetanwendungen geht. Das US-Repräsentantenhaus stimmte einem Gesetzesentwurf zu, der die netzneutrale Datenübermittlung gesetzlich verankern soll. Das heißt, Provider dürfen bei der Übermittlung von Datenpaketen keinen Unterschied machen, ob es sich um eigene zahlende Kunden, oder unbezahlte Internet-Dienstanbieter handelt. Das sehen die Telekommunikationsanbieter natürlich anders, sie wollen dafür bezahlt werden, daß sie Dienstleistungen evtl. konkurrierender Firmen an die eigenen Kunden bringen.
Mit dem Gesetz soll eine Digitale Kluft zweiter Ordnung verhindert werden.
|
|
|
|