08.03.2005, 10:17
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Inventar
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ÖBB testet ausrangierte DB-Neigetechnik-Züge
da kann ich nur eines dazu beitragen
Zitat:
Österreicher suchen Waggons fürs "Premiumsegment"
HANDELSBLATT, 8.3.2005 ek/oli DÜSSELDORF/WIEN. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) testen derzeit intensiv die ausrangierten Neigetechnikzüge der Deutschen Bahn. Wie der für den Personenverkehr zuständige Chef der ÖBB Stefan Wehinger in Wien bestätigte, wollen die Österreicher "ein Premiumprodukt im nationalen und internationalen Fernverkehr" schaffen. Deswegen liefen Gespräche mit den Deutschen, aber auch mit anderen Partnern. Um die Fernverkehrsflotte der ÖBB, deren Wagen alle älter als 15 Jahre sind, zu modernisieren, sollen bis zu 230 Mill. Euro ausgegeben werden. Eine Entscheidung, welche Züge angeschafft werden, fällt voraussichtlich innerhalb der nächsten sechs Monaten. Auch die Deutsche Bahn (DB) bestätigt die laufenden Verhandlungen.
Dabei haben die von Siemens konstruierten Züge, die in Deutschland nach zahlreichen Pannen ausgemustert worden waren, gute Chancen, wie eine ÖBB-Sprecherin feststellte. Alle 19 Züge wären sofort zu haben, ihre Zulassung in Österreich sowie den Zielgebieten Ungarn, Slowenien und Tschechien wäre kein Problem. Auch die Möglichkeit umfangreicher Tests, die derzeit genutzt wird, spricht für die Züge aus Deutschland, die sich dabei etwa gegen Kandidaten aus Italien durchsetzen müssen.
Allerdings legt ÖBB-Vorstandsmitglied Wehinger Wert auf die Feststellung, dass ein "störungsfreier Vollbetrieb" der Züge gewährleistet sein müsse. In Deutschland waren die 2001 in Dienst gestellten Neigetechnik-Züge, die auf nicht elektrischen Strecken mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern eingesetzt werden sollten, Ende 2003 aus dem Verkehr gezogen worden. Zu diesem Zeitpunkt seien zwar alle technischen Fehler der Züge nach einer "Rollkur" beim Hersteller Siemens beseitigt worden, sagt eine Sprecherin der Bahn. Ein betriebswirtschaftlicher Einsatz der aus nur vier Wagen mit insgesamt 195 Sitzplätzen bestehenden Einheiten sei aber auf Jahre hinaus nicht vorstellbar. Der Markt auf der als Haupteinsatzgebiet der Diesel-ICE vorgesehenen Strecke Nürnberg-Hof-Dresden sei nach den anhaltenden Pannen zusammengebrochen, dass sich der Betrieb der teuren Züge nicht mehr lohne.
Die ÖBB dagegen lobt die Neigetechnik-ICE s als "hochwertige Züge auf technisch neuestem Stand". Siemens habe sie völlig "neu aufgesetzt", nachdem es in Deutschland von den ersten Einsatztagen an Probleme mit der Software und dem Antrieb gegeben hatte. So musste die von Siemens eigens für diesen Zugtyp entwickelte Neigetechnik immer wieder abgestellt werden. Damit war das schnelle Durchfahren von Gleiskurven nicht möglich; die Züge fuhren - wenn sie überhaupt fuhren - nur Verspätungen ein. Zum Super-Gau kam es im Dezember 2002: Nach einem Achsbruch wurden alle Züge aus dem Verkehr gezogen. Es gab aufwendige Nachbesserungen.
Die Entscheidung, sich danach trotz vorhandener voller Funktionsfähigkeit von der ungeliebten Baureihe zu verabschieden, wird bei der DB auch mit der hohen Steuerlast begründet. Pro Liter Dieselkraftstoff seien 47 Cent Mineralsteuer fällig. Hinzu kämen die Belastungen durch die Öko-Steuer und der Wettbewerbsnachteil der vollen Mehrwertsteuer von 16 Prozent auf Fernverkehrstickets. Diese Belastungen würden den Diesel-ICE selbst dann nicht wirtschaftlich fahren lassen, wenn alle Sitzplätze belegt seien. In Österreich würde die Mineralölsteuer dagegen nur 7 Cent pro Liter ausmachen, und die Mehrwertsteuer auf die Fahrkarten betrage lediglich zehn Prozent.
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