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Alt 07.05.2010, 08:07   #55
The_Lord_of_Midnight
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Mein Computer

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Was bei dem ganzen immer wieder übersehen wird ist, daß niemand freiwillig zum Privatarzt geht.
Das hat doch Gründe, und man muss ich fragen, warum das so ist ?

Und warum niemand das System der Sozialversicherung verbessert, wenns offensichtlich so viele Lücken gibt, daß selbst Leute, die besseres mit ihrem Geld anfangen könnten, auch noch ein vielfaches für die private medizinische Versorung bezahlen (müssen).

Leute, die so vor Geld stinken, daß es ihnen völlig egal ist, ob sie im Jahr ein paar Tausender für private Behanldungen ausgeben, werden wohl die absolute Minderzahl sein.
Mal abgesehen davon, daß es grundsätzlich schon mal nichts mit einer "Elite" zu tun hat, wenn jemand chronisch krank ist, und sich von unserem öffentlichen "Gesundheitssystem" nicht zufriedenstellend versorgt sieht.

Dann stellt sich auch noch die Frage, wie das mit der bevorzugten Behandlung von Privatpatienten wirklich ist.
Man kennt das ja.
Da gibts zb. den Arzt, der nebenbei noch "Metabolic Balance" macht, und sich natürlich ein schönes Nebeneinkommen damit erwirtschaftet.
Aber wird dabei wirklich jemand aufgehalten ?
Und macht das nicht vielleicht nebenbei die Sprechstundenhilfe, und die eigentliche Arbeit des Arztes passiert dann am Abend ?
Oder zu Zeiten, wo die offizielle Sprechstunde schon längst beendet wäre, und man eigentlich die Patienten längst heimschicken müsste ?

Das es sich um Korruption handelt, wenn ein Privatpatient während der regulären Ordinationszeiten ohne ersichtlichen Grund vorgereiht wird, ist sowieso klar.
Nur muss man da über ernsthafte Korruptionsbekämpfung nachdenken.
In Griechenland, einem der korruptesten Länder überhaupt, ist es wie gesagt notwendig zu schmieren, wen man nicht in allen Dingen des öffentlichen Lebens sehr lange warten möchte.
Wenn wir dieselben Zustände nicht auch bei uns wollen, dann dürfen derartige Dinge nicht toleriert werden.
Aber wie gesagt:
Vorsicht mit Vorwürfen in konkreten Fällen, es sieht aus Sicht des Patienten oft ungerecht aus.
Aber aus Gründen der Arbeitsteilung ist es oft nicht anders möglich.
Oder z.b. müssen oft Blutabnahmen zu bestimmten Zeiten erledigt sein, damit das Blut noch ins Labor geht.
Ich will hier niemand verteidigen, ich würde nur sehr aufpassen, bevor ich im Wartezimmer einen Aufstand mache, ohne wirklich genau über die Arbeitsabläufe bescheid zu wissen.

Bezüglich der Begrenzung der Kassenärzte:
Mir hat das mein praktischer Arzt mal erklärt, das ist ganz einfach.
Im Kassenvertrag gibt es eine Staffelung.
Bei der ersten Behandlung eines bestimmten Patienten im Quartal gibt es einen festgelegten Betrag.
Der wird dann laufend immer weniger, je öfter der Patient kommt.
Daher wirst du auch von jedem Arzt nach Hause geschickt, wenn du im selben Quartal schon mal bei einem anderen gleichartigen Arzt (also Hausarzt, HNO etc) warst.
Die Krankenkasse zahlt nämlich immer nur einem Arzt was, der zweite würde leer ausgehen.

Und wenn du mal etwas auf die Termine aufpasst, das ist auch genau der Grund, warum man nach Möglichkeit vom Arzt immer erst nach dem Beginn des nächsten Quartals wiederbestellt wird.


Der nächste Aspekt bei dem ganzen ist, daß natürlich aufgrund der Begrenzung des Angebotes auch bestimmte Wartezeiten bewusst in Kauf genommen werden.
Und manche Leute gehen aufgrund der oft sehr langen Wartezeiten gar nicht mehr zum Arzt.
Erst dann, wenns wirklich nicht mehr anders geht.

Der Endeffekt ist:
Je weniger Ärzte, desto geringere Kosten für die Krankenkasse.
So einfach und so schlecht ist das.
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