Hallo Günther,
ich fürchte, das sieht dann nicht sehr vielversprechend aus.
Kurz zur Erklärung: Ich hatte mich oben etwas vereinfacht ausgedrückt. Den "Front Side Bus" im klassischen Sinne gibt es beim Athlon64 nicht mehr. (Ich dachte, ich könnte die Feinheiten unter den Tisch fallen lassen.) Das war die Verbindung (= elektrischer Bus), an der sowohl Chipsatz als auch Speicher hingen, die immer mit derselben Bandbreite angesprochen wurden.
Beim Athlon64 gibt es sehr viele Frequenzen, die eingestellt werden können:
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Clock Signal: Das ist das Signal, aus dem die CPU alle anderen Frequenzen ableitet, es hat darüber hinaus keine weitere Funktion und dient nur als Referenz.
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Memory Bus: Hier liegt die größte Veränderung gegenüber der Intel-Architektur, da der Speicher direkt vom Prozessor angesprochen wird, nicht mehr vom Chipsatz (Northbridge). Oft ist die Frequenz gleich dem Clock Signal, aber nicht zwingend. Sie ist auch unabhängig von dem Bus, mit der CPU und Chipsatz kommunizieren:
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Hyper Transport (HTT): Verbindung der CPU zum Chipsatz und damit zu allen anderen Komponenten wie Grafik, Festplatte etc.; sie ist meistens mit dem Multiplikator x4 aus dem Clock Signal abgeleitet (also 800 MHz bei 200 MHz Clock).
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Internal Clock (Core Speed): Das ist die Frequenz, mit der der CPU-Kern intern betrieben wird, sie hängt über den "Multiplikator" mit dem Clock Signal zusammen, bei Dir offenbar x12.
Jetzt können wir anfangen zu raten, was was ist in Deinem BIOS:
"Hyper Transport" ist klar, den zu übertakten bringt gar nichts, weil die Bandbreite schon in der Grundeinstellung großzügig dimensioniert ist.
"Cool&Quiet" ist eine Energiespar-Technik von AMD, hier werden die Werte eingestellt, die der Prozessor annehmen soll, wenn nichts zu tun ist (Word, Internet browsen, ...). Die meisten Overclocker deaktivieren diese Funktion, weil sie nur bei wenigen Motherboards auch mit übertakteten CPUs funktioniert (z. B. bei meinem, Glück gehabt).
"Memory Configuration": Der verwendete Speicher muß die dort eingestellte Frequenz auch verkraften können - logisch. Wenn man die Kernfrequenz hochsetzen möchte und andere Fehlerquellen ausschließen will, kann man hier temporär langsame Timings einstellen. Ich hab's bei mir auch auf "Auto", weil mein Speicher bis 250 MHz spezifiziert ist.
"CPU Voltage": Das ist die elektrische Spannung, mit der der Kern der CPU betrieben wird. Ich glaube, bei den meisten Athlon64 sind das 1.40 V, ich mußte sie auf 1.47 V hochsetzen, damit ich bei Prime95 keine Fehler bekomme. Aber hier muß man die Temperatur besonders gut im Auge haben, da man mit zu hohen Spannungen die CPU schneller zerstört als mit zu hohen Taktraten.
"CPU Speed" / "CPU FSB Frequency": Tja...!? Könnte beides dasselbe sein, nämlich das Clock Signal, das ich in meinem ersten Beitrag gemeint hatte, als ich davon sprach, beim Athlon64 den "Taktgenerator" hochzusetzen. - Ich spekuliere mal, daß dieser hier mit "FSB" gemeint ist. (Dann hätte sich allerdings bei Deinem System etwas tun müssen.) "CPU Speed" könnte dagegen die interne Taktfrequenz sein, die aus dem Taktgenerator per Multiplikator erzeugt wird. Bei den meisten BIOSsen, die ich kenne, gibt es allerdings dafür eine direkte BIOS-Option (à la 'x11', 'x12', ...), auch wenn sie in 99% von der CPU sowieso ignoriert wird.
Wenn es allerdings genau andersherum ist, dann müßte man mal die "CPU Speed" erhöhen, um das zu testen. Wie gesagt: Eine Erhöhung von 5% - 10% dürfte jedes System wegstecken, ohne "abzurauchen", (Vorteil: es ist gerade Winter!) eine zu niedrige Einstellung bewirkt höchstens, daß die CPU dann gar nicht richtig anläuft. In letzterem Fall muß man eventuell per Jumper das BIOS-SRAM zurücksetzen, um wieder mit Standardwerten zu starten.
Wie gesagt: Ich traue mich eigentlich immer, an irgendwelchen Parametern herumzuspielen - weil ich vorsichtig bin und nie sofort auf Extremwerte stelle, sondern immer in kleinen Schritten vorgehe. Das einzige, was mir im Laufe der Jahre passiert ist, war ein zerschossenes BIOS, nachdem ich eine neue Version aufspielen wollte (hat aber nix mit Overclocking zu tun) und ein kaputter Prozessor, weil das nagelneue Mainboard defekt war - auch nix "getuned" oder "tiefergelegt". Übertakten mache ich schon seit dem AMD K6 233 (FSB: 66 MHz), den ich auf 250 MHz bei 100 MHz FSB gebracht hatte - damals eine echte Rakete.

Aber
deswegen habe ich mir noch nie meine Hardware zerstört!*)
Wenn in Deinem BIOS ein "Performance-Mode" verfügbar ist, würde ich den ruhig mal ausprobieren (und mit Prime95 die Stabilität testen). Der Mainboard-Hersteller wird schon dafür gesorgt haben, daß das Ergebnis nicht allzu drastisch ausfällt.
Tja, ich weiß nicht, ob Dir die vielen Worte genauso viel bringen, aber ich hoffe, sie haben wenigstens die verschiedenen Optionen etwas erhellt.
Viel Spaß bei den Experimenten und wenn der nächste Klärungsbedarf ansteht, melde Dich wieder - mal sehen, ob ich dann besser helfen kann.
Grüße,
Betto
*) Mein bestes Ergebnis war der damals legendäre Celeron, dessen 400 MHz-Version bei mir mit 550MHz lief. Der Prozessor läuft übrigens immer noch 24/7 in meinem Proxy-Server, allerdings wieder mit 400 MHz, weil ich Energie sparen will.
