Medizinische Hightech für ältere Menschen
Veröffentlicht am: 13.04.2007 14:03:13

Ältere Menschen in Notsituationen per Hightech zu unterstützen scheitert oft an der Komplexität und auch dem Misstrauen gegenüber technologischer Hilfe. Die an der Medizinischen Universität Graz entwickelte Forschungseinheit HCI4MED (Human-Computer Interaction for Medicine) versucht diese Hürden mit einem interdisziplinärem Ansatz zwischen Psychologie und Informatik zu überwinden. Touch Screens sollen für die erwünschte Benutzerfreundlichkeit sorgen.

"Wichtig ist, dass ältere Menschen so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung leben können. Wir suchen dabei nach Lösungen, wie wir ältere Menschen mit modernster Technologie unterstützen können und präventiv Notsituationen vermeiden können oder im Fall des Falles schnelle Hilfestellung in Notsituationen geben können", erklärte Andreas Holzinger, Leiter der Forschungseinheit am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation (IMI) der Med Uni, in einer Aussendung.

EU-Projekt EMERGE

Im EU-Projekt EMERGE wird in einem Team von neun Partnern aus fünf Ländern eben daran gearbeitet. "Ein Problem, das wir alle kennen ist, dass ältere Menschen zu wenig Flüssigkeit zu sich nehmen. Wie bringe ich aber solche Menschen dazu, ausreichend zu trinken? Ein System, das anzeigt, dass zu wenig getrunken wurde, löst dieses Problem nicht. Hier steht besonders der Lernaspekt im Vordergrund", betont Holzinger.

Die Forschungseinheit HCI4MED ist innerhalb von EMERGE verantwortlich für die Themen Mensch-Maschine Kommunikation, Usability Engineering und lebensbegleitendes Lernen (Life-Long Learning). Dazu wurden in der Vergangenheit bereits umfangreiche Vorarbeiten geleistet, unter anderem entwickelte Holzinger ein Pilotsystem eines interaktiven Patienten-Kommunikationssystems an der Abteilung für Onkologie am LKH-Univ.-Klinikum in Graz, oder ein mobiles Patienten-Informationssystem für die Dermatologie des Klinikums. Diese Systeme wurden speziell für ältere, teilweise behinderte Patienten entwickelt, die unter anderem interaktive Fragebögen bereitstellen.

Informationen "user-friendly"

"Für ältere Menschen sind Touch Screens, also berührungsempfindliche Bildschirme, aufgrund der direkten Hand-Augen-Koordination viel einfacher zu bedienen. Genau darauf gehen wir in unserer Arbeit ein, wie können wir Informationssysteme 'user-friendly' machen, so dass sie eine Erleichterung und Hilfestellung in täglichen Problemstellungen bieten", so Holzinger.

Dies sei nicht nur eine Chance, dass ältere Menschen länger in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können, auch könnten Kosten reduziert werden. Immerhin würden zuverlässige demografische Studien eine enorme Zunahme der älteren Bevölkerung in der Zukunft prognostizieren.

Hauptkoordinator des Projekts ist das Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) in Deutschland, weitere Partner kommen aus der Schweiz, Griechenland und Ungarn. Neben Forschungsinstitutionen sind auch Unternehmen wie Siemens und Microsoft an der Entwicklung beteiligt, heißt es.

(apa)


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