IDF: Intel hat kein Glück mit Arbeitsspeicher
Veröffentlicht am: 20.02.2003 21:24:42
Nachdem man jahrelang ohne Erfolg Rambus gepuscht hat, wollte Intel nun DDR400 verhindern. Noch auf dem Intel Developer Forum im Herbst vergangenen Jahres sprach man davon, dass DDR333 als legitimes Upgrade der DDR1-Technologie zu sehen sei, DDR400 aber auf Grund technischer Limits wohl (hoffentlich) nicht über die Prototypenphase hinauskommen würde.
Vielleicht ist Intel in allen anderen Bereichen zu dominant, vielleicht ist der Verdrängungswettkampf, und Marketing ist eine Waffe in dieser Schlacht, zwischen den SDRAM-Herstellern zu groß, keiner hörte auf Intel.
Sechs Monate später findet man DDR400 auf der Intel-Roadmap und man hört die Sprecher während des Vortrags mit den Zähnen knirschen. Wenn man weiß, wie heilig Intel seine Toleranzen sind, kann man bei der Präsentation wie geschehen sagen, dass diese bei der Stromversorgung „um lediglich 0,1 Volt reduziert werden mussten". Die Aussage lautet aber tatsächlich, dass, da alle anderen Parameter gleich geblieben sind, die Versorgungsspannung um 0,1 Volt erhöht werden musste, um den Vogel überhaupt zum Fliegen zu bringen, und die Toleranzen auf die Hälfte zusammengeschmolzen sind. Der Punkt, dass DDR400 sich unter kritischen Bedingungen durchaus als Schwachpunkt im System erweisen kann, ist noch lange nicht vom Tisch.
Ursächlich dafür ist de Tatsache, dass die 400 MHz Module in der Tat außerhalb der ursprünglichen JEDEC- Spezifikation liegen. Ähnlich wie bei Prozessoren kann man mit ein wenig mehr Strom und schärferen Steppings auch bei Arbeitsspeicher mehr Performance erzielen. Wenn man aber herkömmliche PC2100 (DDR266) Module als Referenz benutzt, brauchen gleich große DDR333 Speicher rund 10 Prozent, DDR400 jedoch satte 35 Prozent mehr Leistung. Der Strom muss zunächst einmal irgendwoher kommen und anschließend als Wärme wieder abgeführt werden. Die wenigsten Gehäuse sind aber auf eine explizite Belüftung der Arbeitsspeicher ausgelegt. Als Ergebnis hat man somit entweder noch einen surrenden Gehäuselüfter oder russisches Speicherroulett. Es kann gut gehen, muss aber nicht.
Ein weiterer Faktor, der die Verwendung von DDR400 einschränkt, ist die Anzahl der unterstützten Sockel und die maximale Modulgröße. 512 MB sind das obere Limit, was die Industrie aus dieser Technik herausquetschen kann. Im Zusammenspiel mit den maximal 2 Sockeln die Intel für ihre Chipsätze vorsieht, ist da bei 1 GB finito. Auch wenn die meisten Gamer damit noch immer prima hinkämen, die Kombination Dual-Channel DDR400 und Intel i875P sind auch für den Workstationmarkt konzipiert und da ist diese Speicherausstattung doch etwas mager.
Zum Glück verträgt der i875P auch Dual-Channel DDR333, sogar mit ECC, was die Frage der Ausstattung von Highendmaschinen recht eindeutig klären dürfte, zumal die ersten 1 GB Versionen dieses Typs in den Regalen zu finden sind. Um DDR333 wurde auf dem IDF ansonsten sehr wenig Aufhebens gemacht. Es ist der Massenspeicher für Desktop und Notebooksysteme bis Mitte 2004, Punkt. Für den Einsatz in Servern sieht man sowohl bei Intel, als auch bei Infineon allerdings noch ein paar Fragezeichen. Auch hier ist es die maximale Anzahl der Steckplätze, die über eine solche Verwendung entscheidet, da diese voraussichtlich lediglich für den Entry-Level der Server ausreichen dürfte.
Der große Schnitt kommt für alle Systeme, vom Desktop über mobile Lösungen bis zu den Servern, im Sommer 2004. Mit DDR2 steht der Nachfolgestandard in den Startlöchern. Engeneeringsamples sind verfügbar und selbst Intel ist fast mit seinen, über die JEDEC Spec hinausgehenden Anforderungen fertig. Ob man wirklich mit DDR2-400 beginnen wird, oder gleich mit DDR2-533 startet ist derweil noch offen. Die Lebensdauer von PC1600 war zu kurz, um es unbedingt wiederholen zu müssen. Während die 667 MHz Variante beschlossene Sache ist, ziert man sich derweil auf allen Seiten noch einwenig, schon heute endgültig von DDR2-800 zu sprechen. Derzeit rechnet man damit, dass diese Technologie bis 2007 ausgereizt sein wird. Wir werden sehen, wie lange sich Samsung damit Zeit lässt.
Zunächst gilt es jedoch die Vorteile von DDR2 zu nutzen. Es ist, als würde man einen laufenden Motor zwei Gänge hochschalten. Während DDR1 in dieser Analogie Geschwindigkeit über Drehzahl im immer gleichen Gang erzielte und derzeit im roten Drehzahlbereich arbeitet, schaltet DDR2 von zwei auf vier Prefechkanäle hoch und kommt bei Drehzahlen wie PC2100 auf dieselbe Geschwindigkeit. Die wichtigsten technischen Änderungen sind dabei die Reduzierung der Versorgungsspannung von 2,5 V auf 1,8 V und das verschiebender Terminierung vom Memorycontroller auf den Chip. Als Ergebnis erhält man eine deutlich verbesserte Signalqualität, was die Vorrausetzung war, um die immer kleiner werdenden Zeitfenster der Datenzugriffe zu treffen. Auch bei den Modulgrößen bietet DDR2 noch viel Luft. So ist über die nächsten drei Jahre ein Anwachsen der maximalen Kapazität auf 4 GB zu erwarten.
Eher traurig war das, was von Rambus übrig geblieben ist. Der Goldsponsor eröffnete indirekt mit seinem letzten Produkt, dem PC1066, die Memory Session. Natürlich wird Intel Rambus noch gut fünf Jahre lang unterstützen, wie auch PC133. Das war es dann auch schon. Man kann den ehemaligen Highflyer der Speicherindustrie somit als legitimen Nachfolger von Ikarus betrachten und zu Grabe tragen.
Thomas Mironiuk
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