Handystrahlung laut Experten ungefährlich
Veröffentlicht am: 29.11.2006 15:06:49

Das Telefonieren mit dem Handy ist ungefährlicher als weitläufig behauptet - zu diesem Ergebnis kommen die Experten des "Wissenschaftlichen Beirat Funk" (WBF). Zum dritten Mal haben sie 33 internationale Studien des vergangenen Jahres überprüft, die Ergebnisse wurden am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert. Es konnte weder einen direkten Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und Tumorenbildung, noch eine Beeinträchtigung des Nervensystems nachgewiesen werden.

"In der Diskussion um die Schädlichkeit von Mobilfunk herrschen sehr starke Emotionen vor", bedauerte Beiratsvorsitzender Norbert Vana, Professor für Dosimetrie und Strahlenschutz an der Technischen Universität Wien. Der WBF wolle das Thema daher "wissenschaftlich bearbeiten", viele der Studien auf diesem Sektor würden eine Prüfung nach wissenschaftlichen Kriterien nicht Stand halten. Bei den Untersuchungen habe man sich an der gängigen wissenschaftlichen Praxis orientiert, so wurde etwa geprüft, ob statistische Signifikanzen beachtet wurden, eine Wiederholbarkeit der Studien gegeben war, oder ob so genannte Blindversuche eingesetzt wurden.

Die Expertenrunde aus Neurologen, Epidemiologen, Arbeitsmedizinern und Psychologen u.a. kommt zu dem Ergebnis, dass es "keinerlei Hinweise" für eine verstärkte Tumorbildung durch Handystrahlung gebe, sagte der Wiener Epidemiologe Christian Vutuc. In Österreich gebe es bisher aber "zu wenig Tumore, die darauf zurückzuführen sind" , räumte er ein, eine detaillierte Überprüfung sei daher nicht möglich. "Eindeutig auszuschließen" ist laut Christian Wolf von der Klinischen Abteilung Arbeitsmedizin der Medizinuniversität Wien "eine negative Beeinflussung auf das Nervensystems" zum Beispiel durch eine Veränderung der Schlafqualität oder der allgemeinen Befindlichkeit. "Wenn es Effekte gäbe, würden sie weit unter allen anderen Risiken des Alltages liegen", sagte Wolf weiter.

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Was die tägliche Belastung durch elektromagnetische Felder - verursacht durch technische Geräte wie Fernsehen oder Rundfunk - angehe, konnte Vana ebenfalls abwinken: "Die Gesamtbelastung erreicht nur maximal 20 Prozent der durch die WHO vorgeschriebenen Grenzwerte." Auch Handy-Masten würden im Gegensatz zum Mobiltelefon nur ein Zehntausendstel der Strahlungen aussenden. "Je mehr Masten es gibt, desto geringer ist die Exposition (Ausgesetztsein des Körpers gegenüber Umwelteinflüssen, Anm.), weil die Masten die Strahlung herunterregeln", ist der Experte überzeugt.

Die Technologie der vergangenen zehn Jahre seien laut den Studien ungefährlich, man müsse sich jetzt aber vor allem auf neue Errungenschaften wie UMTS, WLAN oder Bluetooth konzentrieren, führte Vana aus. Ebenso warnte er davor, sich auf Einzelstudien zu beschränken, mit Interesse warte der WBF daher auf die voraussichtlich für Frühjahr 2007 erwarteten Ergebnisse der "Interphone"-Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie bündelt Untersuchungsergebnisse zur Gesundheitsgefährdung durch den Mobilfunk aus mehreren EU-Ländern.

(apa)


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