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| Guru, e-Zitate & Off Topic Der WCM-Guru auch online, mysteriöse technische Angaben und sonstige 'Verlautbarungen' |
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#1 |
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Inventar
![]() Registriert seit: 28.12.2000
Beiträge: 1.693
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Also Kinners, wenn ihr mal fünf Minuten lang das Maul halten könnt, dann will ich euch die Geschichte vom Rotkäppchen erzählen, wenn ich mir das noch zusammenreimen kann. Der alte Kapitän Muckelmann hat mir das vorerzählt, als ich noch so klein und so dumm war, wie ihr jetzt seid. Und Kapitän Muckelmann hat nie gelogen.
Also lissen tu mi. Da war mal ein kleines Mädchen. Das wurde Rotkäppchen angetitelt - genannt heißt das. Weil es Tag und Nacht eine rote Kappe auf dem Kopfe hatte. Das war ein schönes Mädchen, so rot wie Blut und so weiß wie Schnee und so schwarz wie Ebenholz. Mit Rotkappchen so große runde Augen und hinten so ganz dicke Beine und vorn - na, kurz eine verflucht schöne, wunderbare, saubere Dirn. Und eines Tages schickte die Mutter sie durch den Wald zur Großmutter; die war natürlich krank. Und die Mutter gab Rotkäppchen einen Korb mit drei Flaschen spanischem Wein und zwei Flaschen schottischem Whisky und einer Flasche Rostocker Korn und einer Flasche Schwedenpunsch und einer Buttel mit Köm und noch ein paar Flaschen Bier und Kuchen und solchem Kram mit, damit sich Großmutter mal erst stärken sollte. "Rotkäppchen", sagte die Mutter noch extra, "geh nicht vom Wege ab, denn im Walde gibt's wilde Wölfe!" (Das ganze muß sich bei Nikolajew oder sonstwo in Sibirien abgespielt haben.) Rotkäppchen versprach alles und ging los. Und im Walde begegnete ihr der Wolf. Der fragte: "Rotkäppchen, wo gehst du denn hin?" Und da erzählte sie ihm alles, was ihr schon wißt. Und er fragte: "Wo wohnt denn deine Großmutter?" Und sie sagte ihm das ganz genau: "Schwiegerstraße dreizehn zur ebenen Erde." Und da zeigte der Wolf dem Kinde saftige Himbeeren und Erdbeeren und lockte sie so vom Wege ab in den tiefen Wald. Und während sie fleißig Beeren pflückte, lief der Wolf mit vollen Segeln nach der Schwiegerstraße Nummero dreizehn und klopfte zur ebenen Erde bei der Großmutter an die Tür. Die Großmutter war ein mißtrauisches, altes Weib mit vielen Zahnlücken. Deshalb fragte sie barsch: "Wer klopft da an mein Häuschen?" Und da antwortete der Wolf draußen mit verstellter Stimme: "Ich bin es, Dornröschen!" Und da rief die Alte: "Herein!" Und da fegte der Wolf ins Zimmer hinein. Und da zog sich die Alte ihre Nachtjacke an und setzte ihre Nachthaube auf und fraß den Wolf mit Haut und Haar auf. Unterdessen hatte sich Rotkäppchen im Walde verirrt. Und wie so pißdumme Mädel sind, fing sie an, laut zu heulen. Und das hörte der Jäger im tiefen Wald und eilte herbei. Na - und was geht uns das an, was die beiden dort im tiefen Walde mitnander vorgehabt haben, denn es war inzwischen ganz dunkel geworden, jedenfalls brachte er sie auf den richtigen Weg. Also lief sie nun in die Schwiegerstraße. Und da sah sie, daß ihre Großmutter ganz dick aufgedunsen war. Und Rotkäppchen fragte: "Großmutter, warum hast du denn so große Augen?" Und die Großmutter antwortete: "Damit ich dich besser sehen kann!" Und da fragte Rotkäppchen weiter: "Großmutter, warum hast du denn so große Ohren?" Und die Großmutter antwortete: "Damit ich dich besser hören kann!" Und da fragte Rotkäppchen weiter: "Großmutter, warum hast du denn so einen großen Mund?" Nun ist das ja auch nicht recht, wenn Kinder so was zu einer erwachsenen Großmutter sagen. Also da wurde die Alte fuchsteufelswild und brachte kein Wort mehr heraus, sondern fraß das arme Rotkäppchen mit Haut und Haar auf. Und dann schnarchte sie wie ein Walfisch. Und draußen ging gerade der Jäger vorbei. Und der wunderte sich, wieso ein Walfisch in die Schwiegerstraße käme. Und da lud er seine Flinte und zog sein langes Messer aus der Scheide und trat, ohne anzuklopfen, in die Stube. Und da sah' er zu seinem Schrecken statt einem Walfisch die aufgedunsene Großmutter im Bett. Und - diavolo caraitro ! - Da schlag einer lang an Deck hin ! - Es ist kaum zu glauben ! - Hat doch das alte gefräßige Weib auch noch den Jäger aufgefressen. - Ja, da glotzt ihr Gören und sperrt das Maul auf, als käme da noch was. - Aber schert euch jetzt mal aus dem Wind, sonst mach ich euch Beine. Mir ist schon sowieso die Kehle ganz trocken von den dummen Geschichten, die doch alle nur erlogen und erstunken sind. Marsch fort! Laßt euren Vater jetzt eins trinken, ihr - überflüssige Fischbrut!
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Elite
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Beiträge: 1.033
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Joachim Ringelnatz.
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Wir sind nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere uns haben wollen!
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Super-Moderator
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Ort: Wien 11
Beiträge: 7.598
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#4 |
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Elite
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Alter: 64
Beiträge: 1.058
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Rotkäppchen in der DDR
Es gab vor einiger Zeit in Thüringen noch ein riesiges Waldstück, das noch nicht zu einem volkseigenen Erholungsgebiet für die werktätigen Massen umfunktioniert war. In diesem Waldstück lebte ein reaktionärer Wolf, den man nach der Kapitulation des faschistischen Hitler-Regimes nicht in eine staatliche Heilanstalt eingewiesen hatte. An einem schönen Sommertag - man feierte gerade das 25-jährige Bestehen der sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik - ging ein fortschrittliches Rotkäppchen ganz allein durch den Wald. Es trug ein blaues Hemdchen, ein gelbes Halstuch und ein rotes Käppchen auf ihrem Haar. Es wollte an diesem Festtag der linientreuen Großmutter dem Sozialismus zu Ehren russischen Wodka des sowjetischen Brudervolkes schenken. Plötzlich begegnete ihm der böse faschistische Wolf. Er hatte eine rote Zunge, damit niemand etwas von seinen volksverhetzenden Absichten merkte. Rotkäppchen ahnte auch nichts Böses, weil sie meinte, einen ganz normalen proletarischen Hund vor sich zu haben. "Es lebe Iljitsch", sagte der Wolf. "Wo gehst du denn hin?" "Ich gehe zu meiner Großmutter in den Veteranenclub der Volkssolidarität", antwortete Rotkäppchen. "Aha", sprach der Wolf, "dann bringe ihr doch zu Ehren unserer proletarischen Bewegung ein Blumensträußchen mit, das du im nahen von Jungpionieren angelegten Lenin-Park pflücken kannst." Das tat Rotkäppchen dann auch. Der faschistoide Wolf jedoch eilte in den Veteranenclub, fraß den bürgerlich-korrupten Portier, verschlang die sozialistische Großmutter, schlüpfte in ihre Kleider, steckte sich die Aktivistennadel an und legte sich ins Bett. Da kam auch schon das Rotkäppchen zur Tür herein und fragte: "Nun, liebe fortschrittliche Großmutter, wie geht es dir?" Der Wolf versuchte die volksnahe Stimme der Großmutter nachzuahmen und antwortete: "Gut, mein liebes Kind." Rotkäppchen fragte erstaunt: "Warum sprichst du heute so bürgerlich-kapitalistisch zu mir?" "Ach, die Rednerausbildung am Vormittag hat mich zu sehr beansprucht", antwortete der Wolf. "Aber Großmutter, was hast du für große Ohren?" "Damit ich das Geflüstere der imperialistischen Volksfeinde besser hören kann." "Was hast du denn für große Augen?" "Damit ich die CIA-Schergen besser sehen kann." "Was hast du denn für einen großen Mund?" "Du weißt doch, dass ich im ZK der Partei tätig bin!" Und mit diesen Worten fraß der Wolf das arme Rotkäppchen, legte sich wieder ins Bett, schlief in seiner verantwortungslosen Art sofort ein und schnarchte laut. Da ging draußen eine Delegation der FDJ vorbei, ein munteres sozialistisches Lied auf den Lippen. Die FDJler hörten das Schnarchen des Wolfes und dachten: "Wie kann eine volksdemokratische Großmutter nur so imperialistisch-subversiv schnarchen?" Und als der Delegationssprecher nachsah, fand er den Wolf, ließ eine Kalaschnikow holen und schoss ihn - obwohl er nicht in der Betriebskampfgruppe war - auf eigene Verantwortung tot. Dann schlitzte er ihm den Bauch auf und fand Großmutter und Rotkäppchen noch lebend. Um den bourgeois-dekadenten Portier kümmerte er sich nicht, der war ja auch schon fast verdaut. War das eine Freude! Der Wolf wurde dem VEB Konservenkombinat zugewiesen und zu Fleisch im eigenen Saft verarbeitet. Der Delegationssprecher durfte an der Uniform den Orden "Held der sozialistischen Arbeit" tragen, Rotkäppchen kam auf die Einheitsliste der Nationalen Front und ist heute Kandidatin des ZK der SED, und die Großmutter durfte in einem sozialistischen Freundschaftslager in der VR Kuba vier Wochen lang Feldarbeit für den sozialistischen Aufbau leisten. |
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#5 | |
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Inventar
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Beiträge: 1.693
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