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Spiele Rat & Tat bei Problemen mit Spielen

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Alt 20.10.2006, 14:53   #19
JKjunior
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Alter: 44
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Fortsetzung:

Die 1.Reaktion meiner Mutter, die einige Tage zuvor HelpTV gesehen hatte war:
„Und ? – Bist du auch onlinesüchtig?“

Und hier sind wir nun. Genau das ist das Problem und dank HelpTV ist es nun noch größer geworden und der Versuch aufzuklären ist gänzlich misslungen.

Ich möchte – zum besseren Verständnis – hier mal ein Gedankenspiel machen um mein Anliegen zu verdeutlichen. Nicht großartig hinterfragen bitte, einfach darauf einlassen - es geht um`s Prinzip.

Stellen wir uns für einen Moment vor, Thema von HelpTV wäre ein neues alkoholisches Getränk. Ein Getränk das so gut schmeckt, ja sogar süchtig machen kann wenn man zuviel davon konsumiert. Über 6,5 Millionen Menschen weltweit trinken es schon !
Unsere Gäste heute: Psychologe Padde vom Suchtforschungszentrum, Herr Vanek - sein Sohn ist schwerer Alkoholiker. Und aus.

In Help TV wird WoW behandelt wie eine Droge. Als ob man über Alkohol reden würde und als Gäste nur schwere Alkoholiker als Gäste einlädt.
Sind alle 6,5 Millionen WoW-Spieler schwere Alkoholiker ? – NEIN !
Nach der HelpTV-Sendung bleibt aber genau dieser Nachgeschmack. Wer WoW spielt ist süchtig, oder ist in höchstem Maße suchtgefährdet.

Keine Sau interessiert sich für den Großteil der WoW-Spieler die nicht süchtig danach sind. Gelgenheitsspieler, Freunde die gemeinsam zu spielen begonnen haben, Leute die ihren Lebenspartner oder andere Freunde aus anderen Ländern durch WoW gefunden haben.
Niemand interessiert sich dafür das 10 Std. WoW in der Woche immer noch nützlicher ist als 10 Stunden vor der Glotze zu sitzen. WoW ist eine aktive Tätigkeit, TV schauen eine passive Tätigkeit.
Es ist bereits bewiesen, das WoW die kognitiven Fähigkeiten verbessert, und und und….
Ich zum Beispiel bin zugleich immer über Headset mit meinen Online-Freunden über ein „Voice-Tool“ verbunden. Man spricht miteinander, scherzt, diskutiert, findet gemeinsam Problemlösungen, trifft sich danach auf ein Bier, zum fortgehen, oder ähnliches.

Keine Minute wird dafür verwendet ein ohnehin heikles Thema mit dem der Großteil der Erwachsenen noch immer nicht umgehen kann so darzustellen wie es wirklich ist.
Alles wird wieder einmal aufgehängt an einem EXTREM-Fall aus 6,5 Millionen Betroffenen !
Jeder WoW-Spieler der als erstes gefragt wird ob er süchtig ist darf einen Dankesbrief an Barbara Stöckl schreiben.
Oder was würden wohl die österreichischen Weinliebhaber dazu sagen wenn sie nach jedem Glaserl Rotwein gefragt würden ob sie denn schwere Alkoholiker sind ?
Genauso geht es nun denjenigen die WoW in normalem Maße und dennoch begeistert spielen.
Grundlose Panikmache bei Eltern die sowieso nichts mit diesem „virtuellen Schnickschnack“ anzufangen wissen.
Das Internet an sich ist etwas mit dem unsere Kinder aufwachsen. Chatrooms, Onlinespiele, Glücksspiele, ganz egal – die Herangehensweise an diese Themen erfordern Sensibilität, Objektivität, genaue Recherche und mehr Aufklärung als Effekthascherei. Das werfe ich Barbara Stöckl und ihrer Sendung vor ! Hier haben sie eindeutig versagt.
Wurde ein Gelegenheitsspieler mit intaktem familinverhältnis eingeladen ? Was ist mit den abertausenden Spielern die sich regelmäßig im realen Leben treffen (Gildentreffen) und gemeinsam etwas unternehmen, neue Freundschaften schließen ?

Natürlich kann WoW süchtig machen, das kann, muss und will ich auch nicht leugnen. Die Ursachen dafür werden meiner Meinung jedoch an der völlig falschen Stelle gesucht.
All jene die süchtig nach WoW sind weil sie nicht mit der Realität zurechtkommen und sich flüchten in eine virtuelle Welt, wo sie ihre Alter-Ego nach Lust und Laune aufbauen können, ohne Konsequenzen zu fürchten, ohne sich ernsthaft über etwas Gedanken machen zu müssen, leiden meiner Meinung nach an einem gestörtem Selbstbewusstsein, an Realitätsverlust, Selbstverleumdung.
WoW bietet eine Fluchtmöglichkeit, einen angenehmen Ausweg für viele Betroffene, Probleme kurz- oder mittelfristig beiseite zu schieben anstatt sich damit auseinanderzusetzen.

Diese Probleme, und zugleich die Ursachen warum WoW überhaupt süchtig machen kann, sind jedoch schon im Kindergarten zu bekämpfen, in der Schule, Bewusstsein schaffen, den Kindern ein gesundes Selbstbewusstsein beizubringen, Warnzeichen frühzeitig zu erkennen.

All diese Forderungen danach Blizzard zu verklagen, oder ähnliches halte ich für sowas von überzogen und kurzsichtig, richtig bezeichnend für unsere Gesellschaft die immer nur darauf drängt die Symptome zu bekämpfen als nach den langfristigen Ursachen zu suchen.

Einzig und alleine die ORF-Kampagne finde ich gelungen. „Sehen sie was ihr Kind sieht!“
Für viele Eltern gleichbedeutend wie „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“
Falsch.
Versuchen sie ihr Kind zu verstehen, warum es bestimmte Dinge die einem völlig sinnlos erscheinen, so faszinierend findet, ganz egal ob nun WoW, Chatrooms, Glücksspiele, Alko-Pops, 5 mal die Woche Solarium, Hasch oder Sex.

Vielleicht, aber nur vielleicht, können wir dann einmal unsere Kinder anstelle von „Und ? Bist du auch onlinesüchtig?“ fragen „Wirklich ? Welche Klasse spielst du denn ?“

In diesem Sinne,

alles gute und die Hoffnung nicht aufgeben,

JK

--
Dipl. Ing (FH), WoW-Spieler, Nichtraucher, Fußballspieler, Hetero, Bruder, Sohn, Biertrinker, Naschkatze, Scherzkeks, Tierschützer, Filmfreak, Autor, Mensch.

P.S.: Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten.
____________________________________
Persisches Sprichwort:
\"Ich weinte weil ich keine Schuhe hatte, bis ich einen sah, der keine Beine hatte.\"
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