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So fliegt man richtig! Fragen, Antworten, Diskussionen zum Fliegen von Jets im FS

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Alt 26.10.2003, 22:18   #21
Blind PAX
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Tach allerseits,

über die Qualität und den Anspruch der Zielgruppe lässt sich sicherlich streiten, das ist es aber nicht was ich hier ansprechen möchte. Zumal ich die Sendung auf VOX nicht gesehen habe, wohl aber mehrere andere mit dem gleichen Thema: Pilotenausbildung bei der Lufthansa. Da fällt mir spontan ein Beitrag bei "stern tv" ein, die vier Flugschüler über die gesamte Ausbildung begleitet haben. Der Bericht war objektiv, trotzdem lassen sich natürlich in der kurzen Zeit nicht alle Details vermitteln.Für alle, die sich für die Ausbildung bei der LH interessieren: Es gibt auch ein recht gutes Video bei PPM("Berufswunsch: Flugkapitän"). Es gab aber auch noch mehr Beiträge im TV, oft leider noch viel kürzer und oberflächlicher als bei "stern tv". Die üblichen Lieblingsthemen: Der harte Einstellungstest und die Flugausbildung in Arizona.

Zwei Dinge an diesen Sendungen stören mich:
1. Es wird immer nur die Ausbildung bei der Lufthansa gezeigt. Dies erweckt beim Zuschauer den Eindruck Lufthansa Flight Training sei der einzige Ausbildungsbetrieb für Verkehrspiloten in Deutschland. Und noch viel schlimmer:
2. Dadurch entsteht der Eindruck die Flugschüler seien so etwas wie Auszubildende der Lufthansa, da der gewöhnliche Zuschauer nichts anderes gewohnt ist. Will man einen Beruf lernen so geht man bei einer entsprechenden Firma in die Lehre. Bei Verkehrspiloten ist das aber anders! Man erlernt keinen Beruf, sondern erwirbt lediglich eine Lizenz, so wie z.B. ein Busfahrer.
Die Lufthansa ist da noch so etwas wie die "goldene Ausnahme". Seit einigen Jahren werden bei Lufthansa Flight Training neben dem "eigenen Nachwuchsbedarf" der LH auch "fremde" Flugschüler in so genannten "freien Klassen" ausgebildet. Wer bei LFT ausgebildet werden möchte muss die "Berufsgrunduntersuchung" - der Einstellungstest beim "Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt"(DLR) - erfolgreich hinter sich bringen. Dann kann man sich gegen Bezahlung(ca. 70 000 €) bei LFT ausbilden lassen und muss sich nach der Ausbildung selber auf die Jobsuche machen.
Wer mit einem Cockpit bei der Lufthansa liebäugelt muss auch noch die(wesentlich schwierigere) "Firmenqualifikation" erwerben und noch einige weitere Voraussetzungen erfüllen. Diese Plätze sind aber begrenzt(eben der Eigenbedarf der LH) wobei der Bewerberansturm sehr hoch ist. Hier schießt die LH die Ausbildungskosten vor und im Fall der späteren Einstellung als 1. Offizier muss man von seinem Gehalt etwa 40 000 € abstottern. Für den Lebensunterhalt währen der Ausbildung muss man aber, wie natürlich auch die Flugschüler in den "freien Klassen", selbst aufkommen. Bei 70 000 € für die Ausbildung plus den Lebensunterhalt für zwei Jahre kommt eine ganz schöne Summe zu sammen die man erst einmal aufbringen muss...
Wenn man dann nach der Ausbildung keinen Job findet...

Also halten wir mal fest:
- "Verkehrsluftfahrzeugführer" ist kein anerkannter Ausbildungsberuf! Der ATPL(oder CPL/IR unrestricted nach JAR-FCL) ist eine Lizenz, vergleich bar mit einem Führerschein, und kein "Gesellenbrief". Tritt später mal der Fall der Berufsunfähigkeit ein, so wird man wie jemand ohne Berufsausbildung behandelt, z.B beim Thema Frührente. Verkehrspiloten haben, wie alle anderen auch, erst mit 65 Anspruch auf Rente, müssen aber(so will es der Gesetzgeber) mit 60 ihren Beruf an den Nagel hängen!
- Aufgrund der hohen Bewerberzahl leisten sich die Fluggesellschaften den Luxus nur fertig ausgebildete Piloten einzustellen. Soll die Kosten für die Ausbildung(und bei manchen Airlines sogar für das Type Rating, nochmal 20 000 €) doch der Flugschüler selbst tragen....
- Somit wird keine Klarheit für den Bewerber geschaffen, ob er nun für den Beruf geeignet ist oder nicht. Einige Flugschulen bilden auch Flugschüler aus welche nur wenig Aussicht auf die spätere Einstellung bei einer Airline haben, denn sie wollen ja ihr Produkt(die Ausbildung) verkaufen und Geld damit verdienen. Die Quittung dafür gibt's dann auf dem Arbeitsmarkt. Jemand, der bei der LH(für die "Firmenklasse") wegen dem begrenzten Eigenbedarf abgewiesen wird, steckt dagegen vielleicht den Kopf in den Sand obwohl er eigentlich nicht ungeeignet für den Pilotenberuf wäre...

DAS wird in solchen Fersehsendungen leider NICHT gesagt...

Allen, die sich für eine Pilotenausbildung interessieren, sei das Buch "Beruf Pilot" von Klaus-Jürgen Schwan, erschienen im Motorbuch Verlag, empfohlen(nur ein Hinweis, KEINE WERBUNG, daher bleibt die ISBN-Nummer auch ungenannt). Das Buch zeichnet, wie ich finde, ein klares Berufsbild vom Pilotenberuf und erläutert die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten(z.B. durchgehend/in Etappen oder Inland/Ausland) sowie den Arbeitsmarkt für Piloten. Auch die mit den JAR-FCL einhergehenden Änderungen werden ausführlich beschrieben.
Absolut lesenswert!
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Happy Landings!
Don\'t feed Trolls!

Sascha Meister
Der vermutlich sicherste blinde Passagier der Welt
\"Es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.\"
Segelflieger bei der WFG Lemwerder in EDWD
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