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Hardware Simmer helfen Simmern - Fragen, Antworten, Diskussionen zu flugsimulatorspezifischen Hardwareproblemen.

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Alt 21.11.2006, 01:51   #1
Betto
Inventar
 
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Beitrag Übertakten

Ich bin in einem anderen Ordner gefragt worden und will mal kurz meine Erfahrungen zum Thema "Übertakten" (Overclocking) zusammenschreiben. Vorweg: Pauschale Empfehlungen kann man nicht geben (z. B. "setz' die CPU auf 2.7 GHz"), da man sich an die individuellen Grenzen seiner eigenen Hardware herantasten muß. Das gründlich zu machen dauert mindestens einige Stunden, wenn nicht Tage.

Grundsätzlich: Es ist zwar leicht, aber nur für Leute, die wissen, was sie tun und die in der Lage sind, sich genau zu merken, was sie getan haben und den Ursprungszustand wiederherstellen können. Man kann seine teure Hardware auch unwiederbringlich "verbraten", auch wenn mir persönlich das noch nie passiert ist. (Ich bin eher vorsichtig.)

Die einfachste Methode, seine CPU zu übertakten, ist das Heraufsetzen des sogenannten "Frontside Bus" (FSB) (bzw. beim Athlon64 des Taktgenerators) im BIOS. (Wer nicht weiß, wie er dahin kommt: RTFM (Handbuch lesen) vom Mainboard. Das empfiehlt sich sowieso, damit man weiß, was man tut.)

Liegt der FSB standardmäßig beispielsweise bei 200 MHz, dann empfehlen sich zunächst 5%-Schritte, also 210 MHz, 220 MHz, etc., später 2%-Schritte, z. B. 220 MHz, 225 MHz, ... Nach dem Hochsetzen um einen Schritt startet man ganz normal Windows (ich gehe mal von WinXP aus). (Geht das nicht einwandfrei, stellt man gleich wieder die nächstniedrigere Frequenz ein, eventuell nach einem Hardware-Reset.)

Die eigentlichen Tests, ob der Prozessor und das RAM, das am FSB mit dranhängt, diese Geschwindigkeit noch fehlerfrei vertragen, finden mit Testprogrammen statt. Ich verwende z. B. den 3DMark2000 (Helikopter; sehr speicherkritisch und 3D-Now!-kritisch), den 3DMark2001 SE (Autos; Grafik-Shader bei GPU-Tuning) und 3DMark05 (komplett; DX9-Funktionen werden belastet), die gibt es bei > Futuremark < kostenlos, zumindest die Demos. Der 3DMark06 ist auch mit teurer Hardware FPS-mäßig zu frustrierend.

Der wichtigste Test ist aber > Prime95 <. Dieses Programm berechnet Primzahlen und vergleicht sie mit gespeicherten Ergebnissen, um Rechenfehler zu entdecken. Man geht dazu unter "Options" auf "Torture Test..." und läßt zu Beginn "Small FFTs" laufen. Damit wird hauptsächlich der Prozessor belastet und sofort entlarvt, wenn er unzuverlässig rechnet, d. h. instabil ist. Geht ihr in kleinen (!) Schritten die MHz-Leiter hoch (s. o.), dann müßt ihr keine Angst haben, daß die CPU zerstört wird, da sie lange vorher anfängt unzuverlässig zu werden und Prime95 eine sehr empfindliche Methode bietet, das nachzuweisen.

Ist das System mindestens 2 Minuten Prime95-stabil, kann man zunächst abbrechen, neu starten und den nächsten Schritt erhöhen, so lange, bis das Programm Fehler meldet. Dann geht man in kleineren Schritten wieder "nach unten", und läßt so lange Tests auf das System los, bis sie fehlerfrei durchlaufen. Es sollte wirklich jeder kleine Fehler dazu führen, den FSB wieder niedriger zu takten, bis man keinen einzigen Fehler mehr nachweisen kann, mit keinem der genannten Programme.

Ein wirklich stabiles System kann den Prime95-Torture-Test "Blend" mindestens 2 Stunden lang fehlerfrei absolvieren, auch im Hochsommer. Bei meinem PC fühlte ich mich erst nach bestandenen 6 Stunden Dauertest im Sommer zufrieden. Sonst weiß man nicht, ob der nächste System-Absturz auf die Software (Flusi, ...) oder auf die überlastete Hardware zurückzuführen ist.

Das Finden der optimalen Frequenz, die das persönliche System noch fehlerfrei mitmacht, ist ein mühsamer Prozeß, der einen stundenlang immer wieder die gleichen Dinge tun läßt. Aber manche basteln gern oder haben Ehrgeiz, das letzte Quentchen Leistung herauszukitzeln - dann lohnt es sich.

Meine momentane CPU habe ich als Athlon64 3700+ gekauft (Kern: San Diego, 1 MB 2. Level Cache, 2.2 GHz) und auf 2.8 GHz hochgeschraubt, mußte sie aber wieder stufenweise heruntertakten, bis sie bei 2.7 GHz im diesjährigen heißen Sommer alle Tests ohne Fehler absolvierte. Immerhin - für diese Leistungsklasse hätte ich damals etwa 700 € statt 220 € ausgeben müssen.

Was kann schiefgehen? Prozessor, RAM, der Chipsatz auf dem Mainboard oder dessen Stromversorgung der CPU können sich überhitzen. Darum sind eine vernünftige Kühlung und ein Monitoring-Tool eine gute Idee, ich verwende > SpeedFan <. Welche Parameter es auslesen kann, hängt sehr von Eurem Mainboard ab. Aber nochmals: Wenn Ihr Eure Schritte klein genug wählt, wird das System zuerst instabil, bevor es sich unwiederbringlich grillt.

Für Leute, die gerne etwas mehr Risiko eingehen, gibt es noch die Möglichkeit, die Stabilität durch Erhöhung der Kernspannung zu unterstützen. Bei mir wurden die Spannungswandler des Mainboards bei 1.5 V dann zu warm (> 55°C).

Die Grafikkarte zu übertakten ist ungleich einfacher, da man das komplett mit Software machen kann - meist im Treiber. Es entfällt also das zeitraubende Hoch- und Runterfahren des Rechners, nur um einen Parameter zu ändern. Natürlich gilt hier dasselbe wie bei der CPU: Kleine Schritte und immer wieder testen, in dem Fall mit den 3DMarks. (Prime95 testet nur RAM und CPU.)

ATI bietet in der Vollinstallation seines Catalyst-Treibers die Möglichkeit, sowohl GPU- als auch Speichertakt im "Control Center" heraufzusetzen. Dazu muß man in den Modus "Advanced" wechseln und im Baum links unten "ATI Overdrive" auswählen, der Rest erklärt sich praktisch von selbst.

Nvidia habe ich lange nicht mehr in den Fingern gehabt, dort gibt es ebenfalls die Möglichkeit im Original-Treiber die Taktraten zu ändern, allerdings erst nach Freischaltung in der Registry. (Richtig?) Sucht mal nach "Coolbits" und "Nvidia". Außerdem gibt es jede Menge Tools, die das ebenfalls können, z. B. RivaTuner u. a.

Soviel für heute, ich muß ins Bett.
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