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Alt 18.06.2000, 12:33   #3
Peter Guth
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Beiträge: 323


Blinzeln

Hallo, Davis,

willkommen im Forum. Wir kennen natürlich nicht Deine Kenntnis oder den Erfahrungsstand im FS System. Deshalb empfehle ich Dir zunächst einmal, das Pilotentraining zu lesen, in dem auch etwas zum Triebwerksausfall vermerkt ist.

Damit Du beim nächsten Mal gefahrloser solch eine Engne Faillure Procedure im Flightsimulator beherrscht (die selbstverständlich abweichend von wirklichen Maßahmen ist), hier eine kurze Einführungserläuerung:

Engine Failure/Triebwerksausfall direkt bei Start

Auch im Simulator ist es möglich, dass beim Start (nach V1) ein Triebwerk ausfällt. Es gibt bekannte Software, die das nach dem Zufallsprinzip darstellt. Grundsätzlich hat sich der Pilot auf diese Notfallsituation ständig vorzubereiten.

Wenn während des Startlaufs, bei dem ja beide Triebwerke mit hoher Startleistung arbeiten, plötzlich eine Engine ausfällt, dann entsteht in Sekundenbruchteile ein sehr heftiges Drehmoment der Maschine in Richtung des ausgefallenen Antriebs. Dieses bewirkt eine sofortige Richtungsänderung des ganzen Flugzeuges.

Der Pilot muss SOFORT mit Hilfe des Seitenruders gegen die Drehrichtung steuern (gegenlenken), insbesondere unmittelbar bei einem Antriebsausfall nach der Entscheidungsmarke V1, wenn die Maschine aber noch am Boden beschleunigt.

Dabei ist aber zu beachten, das man zwar unmittelbar mit den Seitenruder-Pedalen die erste Drehrichtung eliminiert, aber - ähnlich wie beim schleudernden Auto - das Flugzeug nach der Korrektur in die Gegenrichtung ausbrechen will. Also muss mehrfach (!) in verschiedene Richtungen angemessen gegengesteuert werden.

Nach V1 MUSS der Startlauf weitergehen und das Flugzeug rotieren und abheben. Das verbleibende Triebwerk ist auch im FS stark genug, den Takeoff normal fortzusetzen. Allerdings ist die Engine Leistung sofort zu erhöhen, hier sinnvoller Weise den Throttle bis zum Anschlag nach vorne schieben.

Das Seitenruder wird während dessen ständig zum Gegensteuern verwendet, - nicht das Querruder! - um einen brauchbaren "Geradeausflug" zu erreichen. Gleichzeitig ist der Steigwinkel (Pitch) zu halbieren!!!

Hat man den Steigflug stabilisiert, so muß das Flugzeug auf eine "saubere" Geradeausfluglage getrimmt werden, was ja im FS sehr wohl möglich ist, insbesondere ganz komfortabel beim FS 2000

Während man normalerweise nach dem rotieren bis 1500" über Grund die Nase stur auf 20° Pitch hochhält und danach auf 10° zurückgeht, wird bei dem Ausfall EINES Triebwerkes nur mit 10° Pitch im Simulator der Steigflug fortgesetzt. Und zwar nur auf die, in den Flugkarten ausgewiesenen Go Around Prozedurehöhen. Da diese in der Regel bei 3000 bis 4000ft Höhe liegen, klettert die Maschine zwar etwas langsamer, aber trotzdem stetig "nach oben" auf diese komfortable Höhe

Da ein weiterer Flug nicht mehr erlaubt ist, muß also die bekannte GA Procedure geflogen werden, um anschließend wieder zu landen.

Je nach Take Off Weight, also dem simulierten Abfluggewicht, kann man mit vollen Tanks nicht wieder landen. Viele Simulatorprogramme quittieren solchen Versuch automatisch mit einer Bruchlandung. Dementsprechend ist Kerosin "abzulassen", aber nur dann, wenn der Tankinhalt zuvor "Voll" gewählt wurde.

Real geschieht das dadurch, dass in Höhen über 3500ft die Ablaßventile der (Flügel-)Tanks geöffnet werden, dabei etwa 2,5 to pro Minuten herausströmen können. In diesen Flughöhen bildet der ausströmende Treibstoff übrigens sofort ein "aerosol", d.h. er verdampft restlos und gelangt nicht zu Boden. Vorzugsweise werden natürlich unbewohnte Gebiete oder Luftraumbereich über dem Meer dafür vorgesehen.

Wenn also der betreffende Flugzeug bei einer Landung 100 Tonnen leichter sein muss, als mit MTOW (max. take off weight, siehe technische Daten), so dauert alleine das ablassen des Kerosins immerhin 40 Minuten. Zzgl. einer fiktiven Flugstrecke von, na sagen wir mal Düsseldorf zur Nordsee...

Da heißt, der Pilot hat sich auf einen einstündigen "Rundflug" mit nur einem Triebwerk einzustellen. Deshalb ist es wichtig, dass man solche Flugmanöver auch im Simulator übt, um das Flugverhalten und die Trimmeigenschaften "seiner" Maschine kennen zu lernen.

Andererseits kann man im FS im Pulldownmenue den Tankinhalt durch neue Treibstoffmengen ja auch reduzieren. Da man aber im FS ja meistens KEINE stundenlangen Flüge simuliert, ist natürlich vor dem Flug auch nur soviel "Sprit" zu laden, wie für diesen Trip, zzgl Reserve, tatsächlich benötigt wird.

Somit ist das Simulatorflugzeug auch nicht für die Landung zu schwer, sodass man nach dem Start die Go Around Procedure fliegt, über die man sich vor dem Start im Zuge der Flugvorbereitung informiert, und dann wird umgehend gelandet.

Merke: im FS System dazu alle automatik Hilfen benutzten, d.h. auch den Autopiloten mit zur Flugbewältigung einbinden, soweit möglich.

Hinzu kommt dann der Gaudi mit der Landung bei nur einem laufenden Triebwerk. Was aber bei vorheriger korrekter Trimmung keine überhöhte Schwierigkeit mit sich bringt.

Peter Guth
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