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Alt 10.08.2000, 13:49   #9
Heinz Richner
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PPL - Ausbildung Report 1

Hallo zusammen und danke erstmals für die freundlichen Reaktionen. Was ich hier beschreiben möchte, ist nur das Wichtigste in dieser Ausbildung. Es hat noch tausende von Formeln und Studiendetails, die aber lediglich für die Ermittlung einer Endfolgerung dienen.

Ich mache meine Ausbildung in einem sogenannten Intensiv-Training im Flughafen Bern/Belp LSZB. Wir haben 8 Sonntage Theorie vom 30.7.00 bis 17.9.00 zu jeweils 9 Stunden. Dazu kommen noch ca. 15 Stunden Selbsterarbeitung des Stoffes unter der Woche. Ich werde hier, etwas zeitverschoben, genau entsprechend dem Studienfortschritt über die nachfolgenden Themen berichten:

- Menschliches Leistungsvermögen
- Athmosphäre
- allgemeine Luftfahrtkenntnisse
- Flugleistung / Flugplanung
- Luftrecht
- Grundlagen des Fluges
- Betriebsverfahren
- Flugmeteorologie
- Sichtnavigation
- Funknavigation
- GPS Navigation
- Radiotelefonie ( Voice )


Menschliches Leistungsvermögen
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Die Gasverteilung in der Athmosphäre ist ca. 21% Sauerstoff, 78% Stickstoff, 1% andere Gase. Die Kenntnisse des Gasgesetzes nach Boyle-Mariotte ist Grundlage für das Verstehen der Auswirkungen von Höhen- und Druckänderungen auf unseren Körper. Mit zunehmender Höhe, nimmt der Druck exponentiell ab. Sinkt der Druck auf die Hälfte, nimmt das Gasvolumen um das doppelte zu. Durch diese Ausdehnung von Gasen in abgeschlossenen Körperhöhlen können Schädigungen auftreten, das sogenannte Barotrauma. Am empfindlichsten reagiert dabei unser zum Fliegen wichtigstes Organ : unser Gehör- und Gleichgewichtssystem.

Ein weiterer wichtiger Punkt beim Fliegen ohne Druckkabinen ist der Sauerstoffmangel, die hypoxische Hypoxie. Man unterscheidet folgende Zonen :

bis 2200 Meter ü.M. Inifferenzgebiet, voll leistungsfähig.
ab 2200-4000 M.ü.M. Gebiet der vollständigen Kompensation ( bedingt leistungsfähig )
ab 4000-7000 M.ü.M. Gebiet der unvollständigen Kompensation ( vermindert leistungsfähig )
ab 7000 M.ü.M. Kritische Schwelle, bewusstlos, Todesschwelle, Höhentod.

Diese Daten gelten für junge, gesunde Piloten und reduzieren sich durch Alter, Krankheiten, Schlafmangel, Rauchen und Alkoholgenuss.

Unter den menschlichen Organen lernen wir die Funktionen und Fachbezeichnungen des Herz/Lungenkreislaufes kennen ( arteriell und venös ). Dazu gehört der Gegenkreislauf des Gasaustausches im kleinen und grossen Blutkreislauf Herz-Körperzellen / Herz-Lunge.

Im Innenohr befindet sich das Gleichgewichtsorgan(Vestibularorgan). Dieses besteht hauptsächlich aus dem Statolithenorgan (Wahrnehmung von Linearbeschleunigung) und den drei Bogenorganen (Wahrnehmung der Drehbeschleunigung). In den Bogengängen befindet sich eine träge Flüssigkeit, die Endolympe. Bei einer Drehbewegung (auch im Flugzeug) wird also durch die Endolympe die Sinneszelle (Cupula) angeregt, welche ihrerseits die Meldung ans Gehirn weiterleitet.

Eine gefährliche Eigenschaft unserer Gleichgewichtsorgane für Piloten ist die Coriolis-Illusion. Befindet sich ein Körper in einer langgezogenen Kurve, wird die Endolymphe in den Bogengängen nach einiger Zeit voll mitgeführt. Die Wahrnehmung 'Drehbewegung' verschwindet somit. Neigt man jetzt den Kopf, wird durch die Wechselwirkung der Lageänderung mit der Drehbewegung in einem weiteren Bogengang ein Reiz ausgelöst. Dieser Reiz wird dann als Drehbewegung in diesem Bogengang wahrgenommen. Es entsteht der Eindruck einer neuauftretenden Drehung in der Ebene des betreffenden Bogenganges, obwohl das Flugzeug eine solche Drehung in Wirklichkeit gar nicht ausführt.

Das wichtigste Organ ist unser Auge. Wir lernen die Zusammensetzung : Hornhaut-Linse-Glaskörper-Netzhaut(Retina)-Fovea zentralis-Zapfenzellen-Stäbchenzellen. Die Zapfenzellen dienen dem Farbensehen und erreichen im Bereich des schärfsten Sehens, der Fovea Centralis die höchste Dichte. Dagegen sind die Stäbchenzellen in der Pheripherie der Netzhaut angeordent und haben ein geringes Auflösungsvermögen, dafür aber eine hohe Lichtempfindlichkeit. Sie dienen vor allem den Nachtsehen und Erkennen von Bewegung. Sie können aber keine Farben umsetzen, weshalb wir in der Dunkelheit alles nur grau/schwarz sehen. Entscheidend für gutes Nachtsehen ist eine ausreichende Zufuhr von Vitaim A und ausreichende Sauerstoffversorgung. Bereits ab einer Höhe von 3000M.ü.M. kann eine deutliche Beeinträchtigung der Nachtsichtfähigkeit auftreten. Kurzsichtigkeiten (Myopie) und Weitsichtigkeiten (Hyperopie) können durch Streulinsen oder Sammellinsen mit einer Brille korrigiert werden.


Dies zusammengefasst zur ersten Lektion menschliches Leistungsvermögen. Nächstes Kapitel wird die Athmosphäre behandeln.

So, nun klemme ich mich wieder hinter die Ordner. Jeden Nachmittag sind, wenn es der Job erlaubt, zwei Stunden lernen angesagt.

Bis zum nächsten Beitrag
Heinz
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