Hallo Florian und Markus und alle,
diese Frage wird in der Tat sehr kontrovers diskutiert, so dass man meinen könnte, jeder fliegt nach eigenem Geschmack, sozusagen "Freestyle". Aber Tatsache ist, dass der VNAV-Modus ein FMS-, also IRS/GPS-gestützter Modus ist. Haben sich im Laufe der Flugzeit Positionsfehler eingeschlichen, so kann auch VNAV nicht mehr korrekt arbeiten. Man fliegt dann einen Sinkflugpfad u.U. nicht wie vorgesehen, was spätestens im Anflug in Bodennähe gefährlich werden kann. Hinzu kommt, dass der VNAV-Modus den aktuellen Höhenwind sowie eine vor Beginn des Sinkfluges eingegebene Windvorhersage berücksichtigt. Unterscheidet sich der tatsächliche Wind deutlich von der Vorhersage, so errechnet sich daraus das FMS ein neues, dazu passendes Flugprofil. Daraus kann resultieren, dass das Autothrottlesystem permanent Schubänderungen und der Autopilot Pitchänderungen steuert, was dem Passagierkomfort sehr abträglich ist. Von meinen Airbuskollegen weiss ich, dass deren moderneres FMS präziser arbeitet als das "unserer" Boeings, die ja seit Anfang der 80er in Betrieb sind. Am einfachsten ist der FL-Modus, falls vorhanden. Der lässt den Autothrottle in Leerlauf fahren und den Autopiloten die Nase soweit herunter nehmen, dass eine bestimmte, konstante Machzahl bzw. unter FL 300 eine bestimmte IAS erflogen wird. Hinzu kommt etwas Kopfrechnen: Höhe über dem Zielflughafen in 1000ft mal drei ergibt die Nautischen Meilen, die man bis zum Boden noch absegeln kann. Plus 10 Nautische Meilen fürs Bremsen von ca. 400kt TAS auf 210kt für den Anflug. Beispiel: In FL 300 bei Windstille.....30 mal 3 = 90, plus 10 = 100 NM. Habe ich aber nur noch 80 Meilen zu fliegen, heisst das ich muss schneller runter: Airbrakes raus. Im Anflug ist das natürlich auch nicht genau genug und kopfrechnen möchte ich dann schon gar nicht mehr! Dann bevorzuge ich, und auf unserer Flotte ist es auch so vorgeschrieben, gutes, altes IFR.
Wie siehs bei Dir aus, Leo?
Happy landings!
HP
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