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Alt 16.10.2002, 10:43   #14
Hans Tobolla
Veteran
 
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Hallo miteinander,

während meiner Tätigkeit als Elektroniker in Nörvenich konnte ich oft in der zweisitzigen F 104 mitfliegen, natürlich auch bei Formationsflügen. Manchmal war der Abstand so gering, dass die Maschinen schon ineinander verschachtelt erschienen. Der Führer der Formation fliegt möglichst „smooth“ und sagt stets über Funk an, was zu tun ist, z.B. Flaps –Pause (die Piloten langen zum Klappenhebel)- now. Alle fahren die Klappen exakt zur gleichen Zeit.

Der Pilot hält feinfühlig mit dem Knüppel und Gashebel immer die gleiche Position zur führenden Maschine. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass er die Fluglage zum Horizont nur ahnen kann, denn er hat seinen Blick stets auf seinen Leader gerichtet, kaum auf seine Instrumente. Manchmal flogen wir so eng, dass ich dachte, gleich gibt es eine Beule.

Wenn man z. B. an der rechten Fläche hängt, und der Leader fliegt eine Linkskurve, dann muss man etwas Gas reinschieben, weil man höher fliegen muss und auch einen etwas längeren Weg hat.

Die Piloten konnten einfach so gut fliegen, es waren allesamt Fluglehrer. Ich war auch dabei, als mit 4 Maschinen in Formation Kunstflug gemacht wurde. Da war das Fotografieren schon ein Problem, weil ich oft gegen einen erheblichen Lastfaktor die Kamera hochstemmen musste.

Natürlich kann man auch mit Segelflugzeugen oder Cessnas in enger Formation fliegen.
Für den Ungeübten ist es oft schon ein Problem, die Maschine an den Leader heranzufliegen, weil man die Annäherungsgeschwindigkeit leicht falsch einschätzt.

Ganz grob möchte ich behaupten, wer Formationsflug nicht geübt hat, kann das auch nicht, selbst wenn er schon viele Tausend Flugstunden geflogen ist.

Ein Formationsstart hat den Vorteil, dass man mehr Maschinen pro Zeit in die Luft bringt. Der Leader schiebt dabei den Nachbrenner nicht ganz rein, so hat der Zweite was zum Spielen.

So einen Formationsstart habe ich seinerzeit in Jever mitgemacht, bei Dämmerung und echtem IMC. Mein Pilot sagte dem Leader, dass unser Fahrwerk nicht einfährt. Darauf wurde sofort auf Kommando des Leaders bei beiden Maschinen exakt gleichzeitig das Fahrwerk ausgefahren und wieder eingefahren. Das hat dann geholfen. Bei diesem Manöver wurde die enge Formation genau eingehalten, fast schon bei Dunkelheit und in den Wolken. Die Kerle machten das so locker, wie wir uns eine Tasse Kaffee eingießen.

Viel Grüße!

Hans
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