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Alt 07.09.2002, 15:43   #17
hpfranzen
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Standard Alternates

Hallo,

um nochmal auf Martins ursprüngliche Frage zurück zu kommen: Die Route vom Zielflughafen zum Alternate wird einfach an die geplante Route angehängt, mit den zugehörigen Ab- und Anflugstrecken. Da diese vor Antritt des Fluges nicht unbedingt bekannt sein dürften, weil sich je nach den Windverhältnissen die Start- und Landebahnrichtung ändern kann, werden sicherheitshalber die längsten Strecken eingeplant. Zumindest ist das so im Honeywell FMS der Airbusse vorgesehen. Damit liegt man bei der Spritberechnung auf der sicheren Seite, je früher man sich entscheidet nicht zur Destination sondern zum Alternate zu fliegen, desto mehr Spritreserve hat man dann.

Wie Leo schon andeutete gibt es aber auch noch sog. Enroute-Alternates, im Gegensatz zu obigen Destination-Alternates. Non-ETOPS Flüge müssen so geplant werden, dass sich das Flugzeug nie weiter als eine Flugstunde (mit einem ausgefallenem Triebwerk) von einem "suitable" (zu deutsch etwa: geeignet) Airport entfernt. Hierbei heißt suitable, dass der Airport adäquat für das Flugzeugmuster sein muss, d.h. dessen benötigte Start- und Landestrecken aufweist, ausreichend tragfähig für das Gewicht des Flugzeuges ist, ausreichende Feuerschutz- und Rettungseinrichtungen bereithält und vieles mehr. Ein adäquater Airport ist nur dann auch suitable, wenn die Wetterbedingungen für die mögliche Landezeit auch den geforderten Mindestbedingungen entsprechen. Danach hatte Martin aber nicht gefragt und es geht ja auch mehr in Richtung allgemeine Flugplanung.

Eine andere Entwicklung zur Alternate Planung ist mit in Kraft treten der europäischen JARs interessant. Ein Flug braucht nämlich nicht unbedingt einen Destination-Alternate zu haben. Nämlich genau dann nicht, wenn der Flug nicht länger als sechs Stunden dauert UND an der Destination mindestens zwei voneinander getrennte Landebahnen zur Verfügung stehen UND die Wetterbedingungen so gut sind, dass der Anflug aus der zugehörigen Minimum Sector Altitude und die Landung in VMC durchgeführt werden können; und zwar in dem Zeitraum von einer Stunde vor bis eine Stunde nach der zu erwartenden Ankunftszeit. Siehe JAR-OPS 1.295(c).
VMC heißt: Mehr als fünf Kilometer Sicht und die Untergrenze der Bewölkung von 5/8 (=broken) oder mehr liegt über der in Frage kommenden Minimum Sector Altitude.
Zusätzlich muss bei dieser Planungsart Sprit für 15 Minuten Holding in 1500 ft an der Destination mitgenommen werden.

Ob eine Fluggesellschaft oder der PIC überhaupt so eng planen will ist eine ganz andere Frage - es ist jedenfalls nicht verboten.

Happy landings!

HP
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