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Alt 02.08.2002, 11:40   #7
Kai_EDVS
Jr. Member
 
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Beiträge: 46


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Zitat:
Original geschrieben von Schunken
Äh....

Ich hab son olles russisches Nachtsichtgerät (Restlichtverstärker)...

Da ist aber keine Strahlenquelle drinn, oder???


Andreas
Tja, da wäre ich mir nicht so sicher.
Ich habe früher in dem Unternehmen gearbeitet, das für die Entsorgung radioaktiver Reststoffe in Deutschland zuständig ist. Und was soll ich sagen: Dort stand ein Container mit NVA-Ferngläsern, die Tritium enthielten und somit als radioaktiv entsorgt werden mussten. Die Halbwertszeit von ³H liegt bei ca. 12 Jahren, sodaß es auch noch nicht gänzlich abgeklungen ist, falls es in dem Fernglas enthalten sein sollte. Du musst Dir aber nicht die Mühe machen, dort ein Dosisleistungmeßgerät vorzuhalten, da die ß-Energie, die vom ³H abgegeben wird, nicht hoch genug ist, um meßbar zu sein.
Das hat auch den Vorteil, daß Du keiner Strahlenbelastung ausgesetzt bist. Schlechter wird es, wenn das Gerät undicht ist und das Tritium ausgasen kann. Bei einer Inkorporation von Tritium wird das schön in Kohlenwasserstoffverbindungen eingebaut und reist durch Deinen Körper.
Jetzt aber nicht panisch werden.

Und weiter:
Ich denke, daß SROs Erlebnis kein Einzelfall ist. Ältere Instumente (und das sind ja die, die man einfacher bekommt) enthalten oftmals radioaktive Stoffe, die die Anzeigen leuchten lassen. Radium, Tritium und Promethium kommen da in Frage. Früher setzte man sogar Strontium oder Yttrium ein, war aber schlecht für die Handgelenke. Auch Thorium kam zum Einsatz. Besonders militärische Instumente und Uhren waren nicht unerheblich mit Radium bekleckert. Auch die Instrumente, die uns während meiner Ausbildung bei der Luftwaffe in den 90er Jahren vorgeführt wurden, waren zum Teil aktiv (wer weiß, wie alt die waren...)
Nun hat bestimmt der eine oder andere Cockpitbauer gerade solche Intrumente in seinem Cockpit verbaut. Ich rate allerdings davon ab, so ein Kiki-Dosisleistungsmeßgerät von Conrad zu kaufen und sich selbst die Arbeit zu vermiesen, denn in einem Abstand von 0,5-1m ist die Dosisleistung eigentlich vernachlässigbar. Anders bei dem Gerät von SRO. Dort erreicht man in 1m Entfernung immer noch etwa 45µSv/h. Und das würde bei intensiver Nutzung (5h/d, 300d/a) die gesetzlich erlaubte Dosisbelastung für strahlenexponiertes Personal erheblich überschreiten.
Die äußere Dosisbelastung stellt bei Ra- und Th-Farbe auch nicht das Problem da, sondern das abpiefende Radon, welches ein Alpha-Strahler ist, und in Zellen doch erheblichen Schaden anrichten kann. Gut daran ist aber, daß es inert ist und sich nicht im Körper bindet. Aber ich bezweifle, daß die Aktivitäten so hoch sind, daß die Dosisbelastung, die von der guten Granitterasse ausgeht, überschritten wird.

[Stänkermodus]
Die Diskussion im Flugzeugforum ist das offensichtliche Produkt von der Verblödungspolitik einerseits und der auf Sensation getrimmten Presse andererseits. Eine sachliche Grundlage gibt es doch in diesem Land nicht, wenn es um radioaktive Stoffe geht. Da ist erst einmal jeder dagegen. Hat ja auch was mit Kernkraftwerken und Atombomben zu tun. In der Schule wird kurz erklärt, daß es Alpha-, Beta- und Gammastrahlung gibt und das reicht dann schon, sonst wird man vielleicht schon vom Erzählen "verstrahlt". Ein Begriff, den es überhaupt nicht gibt. Die Staatsmacht muß jeden Castor-Transport ankündigen, damit man den Linken mal wieder zeigen kann, wer hier der Chef im Lande ist. Natürlich ist jeder gegen Schacht Konrad (den ich gerade sehen kann, weil ich in der Nähe lebe und arbeite). Überhaupt müsste das alles verboten werden.
Daß da auch eine ganze Menge medizinische und technische Anwendungen dranhängen, ist den wenigsten bewusst.
Angst und Halbwissen prägen dieses Gebiet.
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Natürlich sind radioaktive Stoffe gefährlich. Da sie aber in der Öffentlichkeit fast nur emotional behandelt werden, denkt man immer gleich an Tschernobyl, wenn man "Radioaktiv" liest. Und solchen Leuten, die aus Forschungszentren Plutonium-kontaminierte Lappen mitnehmen (so geschehen in Karlsruhe), um damit anzugeben oder sonstwas zu tun, müsste man die Hände... (nee, das schreibe ich jetzt nicht)
Ich arbeite selbst mit radioaktiven Stoffen, bin Strahlenschutzbeauftragter und habe zwei gesunde Kinder. Nein, ich leuchte nicht im Dunkeln.
Ich arbeite sehr sorgfältig mit dem Zeug, schließlich habe ich mich gegenüber meiner Gesundheit und der Behörde zu verantworten.

Genug des Blablas: Grundsätzlich würde ich mir keine Sorgen um Instrumente machen, die in Cockpits verbaut sind. Da die russische Haltung gegenüber der Radioaktivität aber etwas zu wünschen übrig ließ und lässt, würde ich die Finger von den Geräten lassen-aus den von SRO beschriebenen Gründen, welche mir für ihn echt leid tun.

Ich hoffe, Euch nicht zu sehr genervt zu haben.

Noch zwei Links:
http://home.arcor.de/thuernagel/radio.htm (Informationen über radioaktive Stoffe in Ferngläsern)
http://www.atsz.de (wenn´s jemanden interessiert: da arbeite ich)

Viele Grüße

Kai
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