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Alt 22.07.2002, 18:31   #16
Carl Josef
Master
 
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Wenderollmoment

@hfb
Als Realpilot stört mich die unrealistische Wirkung des Ruders (Seitensteuer) bei FS-Flugzeugen auch. Betätigen des Ruders bei gleichzeitiger Neutralstellung der Querruder müsste eine nahezu reine Drehung um die Hochachse in der entsprechenden Richtung bewirken.
......
Die Neigetendenz in der Praxis rührt lediglich daher, dass der Kurvenaussenflügel ganz wenig stärker umspült wird als der Innenflügel und daher etwas mehr Auftrieb erzeugt. Dies führt aber niemals zu dem im FS simulierten Spiralsturz!


Herbert,

auf welche realen Flugzeuge beziehst Du Dich hier, auf welche FS-Flugzeuge ?

Vor ein paar Tagen habe ich es mit der realen Zlin 143L und der Cesna 172 getestet:

Selbst eine nur leichte Auslenkung des Seitenruders ohne Betätigung von Querruder und Höhenruder führt nach kurzer Seitwärtsbewegung zu einer deutlichen gleichsinningen Rollbewegung. Bei weiter gehaltenen Seitenruder wird die Neigung immer stärker und die Maschinen geraten in einen "Spiralsturz". Bei voll ausgelenktem Ruder geht das in sekundenschnelle.

Würde mich auch wundern - entspricht es doch auch der Theorie. Die Neigetendenz in der Praxis rührt [eben nicht ] nur lediglich daher, dass der Kurvenaussenflügel ganz wenig stärker umspült wird sondern vor allem der größere Anteil der Seitenruderfläche oberhalb der Roll-Achse und der Dihedral-Effekt (V-Flügel, Anordnung Flügel oberhalb der Roll-Achse ) führen bei Auslenkung des Seitenuders zu einem Roll-Moment in der gleichen Richtung.

Die Cessna 172 im FS2002 verhält sich hier also wirklichkeitsnah.
Ebenso übrigens die Cessna 172 in FLY 2 und X.plane 6.21 - bei Fly 2 reagiert sie etwas heftiger, bei X-plane etwas weniger - abwärts geht´s bei allen.

Dieser Abwärtstendenz kann man in Wirklichkeit durch starkes Ziehen mit dem Höhenruder entgegenwirken, was ähnlich in allen drei Simulatoren funkioniert.(Beim FS 2002 gerät die 172 dabei in den Strömungsabriss bei voll gezogenem Höhenruder, bei X-plane und FLY hängt die Cessna wie ein nasser Lappen herum - Tendenz abwärts). Die daraus entstehende Fluglage lädt zum Trudeln ein, so extrem wollte ich es in der Wirklichkeit zumindest mit der 172 nicht treiben , die geringe Wolkenuntergrenze ließ in beiden Fällen ohnehin keine größere Sicherheishöhe zu.

negatives Wenderollmoment

@Luettge
Wenn ich im PC mit den mir so bekannten Fliegern die Kurve nur mit dem Querruder einleite, bleibt die Kugel zunächst in der Mitte liegen. Mit zunehmender Querneigung dann rutscht sie nach unten, also auf die Kurveninnenseite. Die gleiche ich dann mit dem permanent getretenen Seitenruder wieder aus.
Im realen FLieger geht das aber anders, und dies ist auch physikalisch begründbar: Wenn ich nur das Querruder betätige, dreht sich das Fliegzeug noch vor dem Einnehmen einer Querneigung aus der Kurve raus (als Ergebnis der jetzt unterschiedlichen Widerstands der Tragflächen). Ich muß also sofort gleichzeitig Seitenruder geben. Wenn ich die gewünschte Querneigung erreicht habe, zentriere ich den Stick wieder. Gleichzeitig nehme ich auch das Seitenruder wieder in die Neutralstellung. Die Kugel bleibt in der Mitte. Im Simulator wird mir bei einer solchen Verfahrensweise die Kugel stark ausgelenkt.


Wenn ich im FS2002 und X-plane 6.21 mit der Cessna 172 die Kurve nur mit dem Querruder einleite, wandert die Kugel je nach Stärke des Querruder-Auschlags (nicht Neigung des Flügels !) in Kurven-Richtung mehr oder weniger nach außen. Wenn man die Querruder -in der Querlage ! - wieder neutralisiert und die Nase mit Höhenruder brav am Horizont hält wandert die Kugel auch ohne Seitenruder langsam in Neutralstellung zurück.

Kontert man auch bei noch ausgeschlagenem Querruder vorsichtig mit Seitenruder so kann man die Kugel (und natürlich das Flugzeug) wie in Wirklichkeit mit entsprechender Übung am Ausdrehen hemmen.

Ahnlich verhält es sich nach meiner Beobachtung im FS2002 auch bei C182, Mooney und Boeing 737 .

Die auch in Wirklichkei etwas träge Kugel wird somit ganz gut simuliert.

Bei der Cesna 172 von FLY 2 wandert die Kugel nach meiner Beobachtung auch nach dem Neutralisieren des Querruders nicht zurück -oder so langsam, daß es unrealistisch ist.

Das negative Wendemoment ist in Wirklichkeit bei der C 172 sehr schwach ausgeprägt. Selbst bei schnellem wechselweisen Rollen wandert die Nase am Horizont kaum von einem Fixpunkt weg. Bei der Zlin 143L ist dieses gegenläufige Wegdrehen der Nase deutlich zu beobachten. Bei schnellen Rollen kommt dabei die Kugel aber wegen der Trägheit nicht mit.

Einige interessante Gedanken und Beobachtungen zur negativen Wendemoment und des Verhaltens der Kugel im FS2002 hier


Gruß
Carl
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