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Alt 27.10.2010, 12:52   #10
Weini
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Zuerst das Wichtigste: Kameras ohne Spiegel können niemals Spiegelreflex-Kameras sein.Spiegelreflexkameras brauchen einen Spiegel, um den "Reflex" für den Sucher zu erzeugen.

Zitat:
Zitat von Peterson Beitrag anzeigen
...wurde ich vom Verkäufer auf die neuartigen Anti-Spiegelreflex Kameras Aufmerksam gemacht die zwar auch Objektive wechseln können und nen großen Chip drinnen haben, aber viel kleiner und leichter sind als die Modelle wo noch nen Spiegel drinnen haben.
Das sind auch keine "Anti-Spiegelreflex-Kameras". Die nennen sich "EVIL-Kameras" ("Electronic Viewfinder, Interchangable Lens"), das sollte ein sogar ein Media Markt-Verkäufer wissen. Die werden dort doch nicht nur Blödmänner beschäftigen, oder?

Die geringere Größe erklärt sich durch das Weglassen des Spiegelkastens und des Sucherprismas. Bei letzterem wird auch massiv Gewicht gespart. Glas ist eben schwer. Die Größe gilt es auch unter einem anderen Gesichtspunkt nicht aus den Augen zu verlieren: Die Kamera sollte noch gut in der Hand liegen, was bei macher "Kleinen" leider nicht mehr der Fall ist, sobald ein Objektiv drauf sitzt.

Zitat:
Zitat von Peterson Beitrag anzeigen
Hat hier jemand so eine Kamera schon mal ausprobiert? Sind sie eine echte Alternative oder sollte man da noch ein paar Monate / Jahre warten bis die Technologie wirklich ausgereift ist?
Ja, natürlich. Die Technik besteht schon seit längerem, die ersten solchen Kamera waren die PENs von Olympus und die Lumix G-Serie von Panasonic.

Wie schon oben erwähnt: Die geringe Größe kann auch mal zu Hindernis werden. Ansonsten? Die Bildqualität der PENs übertraf - immer die gleichen Objektive vorne drauf vorausgesetzt - die der DSLRs deutlich - neuer Sensor, besserer Bildprozessor.

Was verschieden bewertet wird, ist der elektronische Sucher, der bei manchen EVILs angesteckt werden kann oder eingebaut ist. Einerseits liefern diese Sucher ein recht gutes Bild, das aber immer ein paar hundertstel Sekunden der Realität nachläuft. Das ist normalerweise kein Problem, recht derzeit aber für professionelle Sportfotografie nicht aus. Auch rauscht das Bild im Dunklen; ein optischer Sucher hingegen bleibt eben finster (1:1 sozusagen). Anders als beim optischen können in den elektronischen Sucher weit mehr Infos problemlos und übersichtlich eingespielt werden.

Einen großen Unterschied machen die verschiedenen Autofokus-Systeme: Der bei DSLRs übliche Phasen-AF kann dreidimensionale Ergebnisse auswerten und sitzt daher auch in heiklen Situationen schnell in allen Entfernungen. Der bei EVILs angewendete Kontrast-AF führt technologisch wieder back to the roots und arbeitet mit Try & Error. Es sieht nur zweidimensional und vergleicht ständig, verschiedene Einstellungen bzw. die Kontraste an den Kanten mit Helligkeitsunterschieden. Das ist naturgemäß etwas (ein paar hundertstel bis wenige zehntel Sekunden) langsamer, heute aber bereits ausreichend schnell für 90% aller Anwendungen. Auch funktioniert mittlerweile sogar der Continous AF mit Kontrast-AF sehr gut.

Noch ein Wort zu den Sony DSLRs mit teildurchlässigem Spiegel: Der Ansatz ist auch bereits steinalt (1965 z.B. brachte Canon eine SLR mit teildurchlässigem Spiegel (bzw. Prisma), viel später folgte Olympus mit der E-1, E-2 und E-300), aber brauchbar. So kann ein neues AF-System verwendet werden, das Fotografie mit optischem Sucher ebenso gut unterstützt wie LiveView.

Dieses System hat allerdings zwei gravierende Nachteile: Erstens ist das Sucherbild deutlich dünkler als bei einer Kamera mit Schwingspiegel. Zweitens lese ich, dass einige Objektive mit den neuen Sonys gravierende Probleme haben. Auf den ersten Blick scheint das hauptsächlich Objektive von Fremdherstellern zu betreffen. Ja, und die Kameras werden durch teildurchlässige Spiegel/Prismen nicht leichter und kleiner.
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