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				 Liebesbrief 
 Seit acht Tagen hast Du mich nicht ge-grüsst Deinen Besuch hast Du immer aufge-
 schoben. Du glaubst nicht, wie mir die feige
 Eifersucht keine Ruhe lässt, wie mir das Herz oft
 juckt, wenn ich an deine heftigen Liebes-
 verkehr mit der schönen Bäckerstochter Elfriede
 Bohrer denke. Am liebsten liesse ich mich dauernd
 schlagen vor Eifersucht. Was wollen denn die anderen
 Bürsten von Dir? Weisst Du noch, wie wir zusammen im
 Mai traumverloren spazieren gingen und so allein im
 Walde sassen? Wie Du meine wunderschöne Fot-
 ographie betrachtet hast und mich an dein Her-
 ze drücktest? Wie Du mit heisser Liebe meine Beine
 bewundert hast und ganz plötzlich Deine Arme
 ganz weit auseinander machtest und mich so heiss und innig
 geküsst hast? Wie Du mir einen Platz in Deinem Herzen
 versorgt hast? Wie war das so herrlich und schön als
 der Wind über die Felder strich und reife Blüten-
 samen so langsam und leise an Deinen Füssen
 geweht haben und dort ein munteres Bächlein ins Tal
 hinunterfloss? Ach, könnte ich doch immer mit Dir
 lauschen dem Zwitschern von
 Vögeln, es wäre für mich das Paradies.
 
Hast du den ganzen Brief gelesen? Falsch! Beginne bei Zeile eins und lies dann nur jede zweite Zeile   
				____________________________________Wenn die Bierwirtin ein minderwertiges, dem Getreidepreis nicht entsprechendes Bier verkauft, soll sie überführt und alsdann im Flusse ertränkt werden.
 Hamurabi, 1768-1686 v. Chr.
 
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