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Alt 18.05.2008, 08:37   #84
Telcontar
Da BoJo
 
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Aus dem Kurier ein netter Artikel
"Nichts" geschen aber dennoch grosse wirkung:
Zitat:
"Der Unfall ist immer im Kopf"

Nach Crash geriet Leben des Burgenländers aus den Fugen: Jobverlust, Geldprobleme, Ehefrau sprach von Trennung.

Ein Unfall unter Alkoholeinwirkung hat oft unabschätzbare Konsequenzen

Es sind bereits Jahre vergangen. Verblasst sind die schlimmen Erinnerungen aber keine Spur. Tagelang überlegte der Burgenländer, als ihn der KURIER um ein Interview bat - im Rahmen der Berichterstattung für die Verkehrssicherheitsaktion "Fair & Sicher". Denn wessen Botschaft könnte authentischer sein, als die eines Familienvaters, der alkoholisiert einen Unfall verursachte und bis heute mit den Konsequenzen leben muss?
Schließlich willigte der 36-Jährige ein, mit der Bitte anonym bleiben zu dürfen.


Der Crash, der ihm den Job und zunächst das Familienglück kostete, hatte sich vor drei Jahren ereignet. "Es war so üblich, dass ich nach der Arbeit mit Kollegen noch ein Bier getrunken hab’. Manchmal auch mehr. Ich dachte gar nicht daran, deswegen nicht mit dem Auto nach Hause zu fahren", beschreibt der Burgenländer.
Der Unfall

An einem dieser Abende passierte der Unfall. Beim Abbiegen rammte er einen entgegen kommenden Wagen. "Ich habe das Auto zwar gesehen, mich aber in der Geschwindigkeit verschätzt", sagt der 36-Jährige. Das Glück war, dass nur Blechschaden entstanden war. Doch der andere Autolenker rief sofort die Polizei, "wahrscheinlich hat er gemerkt, dass ich etwas getrunken habe."
Sofort wurde ihm der Führerschein abgenommen, seine Frau musste ihn abholen kommen. "Zu diesem Zeitpunkt war mir das egal. Doch am nächsten Tag habe ich mich so vor meiner Familie, vor allem vor meinen Kindern geniert, am liebsten hätte ich mich zu Hause eingesperrt." Der Führerschein war für drei Monate weg.
Der nächste Schock erfolgte im Gespräch mit dem Arbeitgeber. "Als ich meinem Chef Bescheid sagte, hat er mir gleich die fristlose Kündigung ausgesprochen", erinnert sich der 36-Jährige. Das war umso schlimmer, musste er doch auch für die Schäden aufkommen. "Wir waren kurz vorher mit dem Hausbau fertig geworden, hatten kaum Geld, da musste ich mir auch noch was von meinen Eltern ausborgen."
Das Schlimmste sei aber die Situation in der Familie gewesen. Seine Ehefrau habe über eine Trennung gesprochen.
"Besonders getroffen hat mich, als mich eines meiner Kinder fragte, ob ich wirklich ein ,Trangler’ bin. Das hatte ein Mitschüler in der Schule gesagt", bedauert der Familienvater bis heute.
Danach gab es für Monate nur zwei Extreme. Entweder sei es zu Hause sehr still gewesen oder es habe Streit gegeben. Jede Diskussion endete mit dem Thema Alkohol und Unfall, sagt der Burgenländer. "Und ich allein war schuld daran ." Alkohol hatte er in dieser Zeit nicht angerührt, "meine Frau hätte mich rausgeschmissen."
Unvergesslich

Das Gras ist noch dünn, das über die schreckliche Zeit gewachsen ist. "Wenn ich heute mit dem Auto fahre, trinke ich keinen Schluck. Und auch sonst nur mehr wenig. Und wenn da meine Frau dabei ist, muss sie erst gar nichts sagen - es reicht schon ihr Blick, und ich muss sofort an die Streitereien von damals denken", betont der 36-Jährige.
Das Erlebte, die Frage seines Kindes, ob er ein "Trangler" sei, sei nicht mehr aus dem Gedächtnis zu streichen. "Immer wenn ich von Unfällen mit alkoholisierten Lenkern höre oder lese, ist mein Unfall gleich wieder im Kopf. Manchmal denke ich, dass das gut so ist - aber es belastet sehr. Meine Botschaft ist: Man braucht nicht leben wie ein Heiliger, aber wenn du mit dem Auto unterwegs bist - Hände weg vom Alkohol."
http://www.kurier.at/nachrichten/burgenland/160476.php
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Homines sumus non dei
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