Die Frage muß man leider mit "ja" beantworten. Ja, es
kann passieren, daß der Flieger dabei auseinanderbricht.
Natürlich sind Testpiloten nicht lebensmüde und der Hersteller nicht an Negativ-Schlagzeilen interessiert.

Darum hat die spezielle Maschine, mit der die Tests durchgeführt werden, ein komplett anderes Innenleben als ein Linienflugzeug. Mit Dehnungsmeßstreifen und permanenter Überwachung der Rumpfgeometrie berechnen Ingenieure ununterbrochen die Lasten, die die Struktur gerade aufnehmen muß und überwachen, ob sie sich so verhält, wie vorhergesehen. Dies geschieht per Telemetrie am Boden.
Während des Fluges wird die Geschwindigkeit jeweils um einzelne (!) Knoten erhöht und die Daten überprüft. Dann kommt per Funk die Freigabe an die Testpiloten, einen (einen!) weiteren Knoten schneller zu werden, wenn alles im grünen (eigentlich schon gelben) Bereich geblieben ist. Das wird so lange fortgesetzt, bis entweder das Ziel erreicht ist oder bis die Telemetriedaten keine weitere Steigerung mehr zulassen. Bis wirklich die finale Geschwindigkeit erreicht worden ist, vergehen Tage oder Wochen, je nachdem von wo an man die Testphase rechnet. Danach ist die Maschine natürlich reif für einen ausführlichen Check am Boden.
Die Vne ist ja ein aus Messungen hervorgegangener Wert, keine willkürlich festgesetzte Geschwindigkeit, genauso wie die Stallspeed oder Vx, die auch mit großen Vögeln tatsächlich
erflogen werden.
Ich kenne jemanden ganz gut, zu dessen Beruf das gehört, er ist sonst wirklich kein verzagter Typ. Aber er meinte, daß das Erfliegen von Vne ein Erlebnis sei, was man nicht wieder machen möchte, wenn der ganze Rumpf ächzt...