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Alt 12.10.2006, 10:34   #30
Marc
Inventar
 
Registriert seit: 01.03.2000
Beiträge: 3.197


Standard

So, Stress lass nach.

Zitat:
Original geschrieben von Boot
... war NICHT so persönlich angreifend gemeint, falls es so hinübergekommen ist, dann entschuldige ich mich dafür.
No offense taken!

Ich wollte schon eher etwas dazu schreiben, als du schon im ersten Posting von der "Grundaussage des Autors" geschrieben hattest. Hier lag vielleicht so etwas ein Missverständnis. Der Artikel soll ja nicht meine ganz persönliche Meinung wiedergeben, sondern ist Ergebnis der Recherche: Es sind eben unzählige fremde Stimmen darin. Du hast nach deinen Erfahrungen eine sehr subjektive Meinung und befürwortest die Videoüberwachung sehr. Als Autor des differenzierenden Artikels bin ich damit aber kein Diskussionsgegner, der von Gegenteil überzeugt werden sollte.

Wie Mike schon geschrieben hat: Es ist schwierig, eine prinzipiell zunächst objektive Diskussion auf Grundlage subjektiver Prägungen fortzuführen. Wer einen Angehörigen durch ein schweres Verbrechen verloren hat, mag die Todesstrafe vehement befürworten. Dieser persönliche Hintergrund macht seinen Standpunkt sehr verständlich, aber ein verständlicher Standpunkt muss nicht immer eine überzeugende Replik auf sachliche Argumente sein.

Der Artikel setzt sich ja auch mit einem gewissen Placebo-Effekt der Videoüberwachung auseinander. Aus Wut um den nicht ersetzten Schaden setzt du nun alles darauf. "Das hätte mir ganz sicher geholfen". Wie im Artikel steht: Vielleicht erwartet man (gerade aus emotionaler Betroffenheit) aus dem Gefühl heraus, eine solche Ungerechtigkeit könne doch nicht in der Welt bleiben, einfach zu viel von der Videoüberwachung. Und vielleicht verstellt das auch den Blick auf Alternativen.

Trotzdem kann ich mir eine sehr subjektive Sicht als interessante Ergänzung einer Debatte vorstellen. So in der Art: "Ich habe die Argumente aus dem Artikel für und gegen Videoüberwachung gelesen. Mir ist nun passiert ... Am liebsten würde ich mein ganzes Haus mit Kameras zupflastern."

Zitat:
Original geschrieben von Boot
Personen, die (unter Alkoholeinfluß, in meinem Fall) nicht mehr wissen was sie tun
Das macht mich neugierig: Woher weißt du, dass er betrunken war? Hat man den Täter doch ermittelt? Also ohne Videoüberwachung?


Zitat:
Original geschrieben von Lord Frederik
fakt ist das in gelsenkirchen jene 60 % der busse der stadtwerke die überwacht werden keinerlei sitzbemalungen, grafitis, stänkerein, prügelskins ect. mehr haben
Zitat:
Original geschrieben von chrisne
Ein Jahr nach Installation der Videoüberwachung am SCS Parkplatz zieht die Polizei positive Bilanz. Die SCS ist noch sicherer geworden: Im Vergleich zum Vorjahr wurden 70,8 Prozent weniger Diebstähle und 71,6 Prozent weniger PKW-Einbrüche verzeichnet!
Das sind sehr interessante Fakten, aber leider konnte der Artikel aus Platzgründen da nicht mehr sehr intensiv drauf eingehen. Denn tatsächlich sind das weit komplexere Aspekte, als es diese Fakten vermitteln.

Zum einen werfen Datenschützer gerade in Österreich vor, dass die Polizei bei diesen Daten teilweise mogele: Wisse man, dass hier und da eine neue Videoüberwachung installiert ist, würde man dort besonders viel Streife laufen, um die Videoüberwachung zu promoten. Denn schon durch das geänderten Streifenverhalten würde Kriminalität an betroffenen Ort reduziert werden. Die zusätzlichen Streifen verschweigend, würde man dann diesen Rückgang der Kriminalität der Videoüberwachung zuschreiben. Wohl eben, um dafür mehr Gelder zu erhalten. Wie gesagt, das ist ein Vorwurf der Datenschützer. Im Einzelfall kann ich dazu nichts sagen.

Doch selbst ob die Messung eines Rückgangs der Kriminalität an einem Ort manipuliert ist oder nicht: Die Zahlen treffen keine Aussage darüber, ob Menschen nun weniger delinquent werden oder lediglich anderswo ihre Taten verüben. Tatsächlich bewirkt die Videoüberwachung eher eine Verdrängung als eine Verringerung der Kriminalität. Wer dealen will, wird durch eine Videokamera nicht zum geläuterten Menschen, sondern geht einfach eine Straße weiter.

Ich möchte auch insgesamt noch einmal daran erinnern, das Videoüberwachung tendenziell eher nur spontane Delikte aus dem Bereich der ganz einfachen Kriminalität anspricht. Länger geplante Delikte, Betrug, Tötungsdelikte, Missbrauch, Terrorismus ... die Erfahrung zeigt, dass Videoüberwachung so etwas nicht verhindern kann.

Ich finde es schön, dass die sehr komplexe Materie auf so viel Interesse stößt. Da hätte ich ein Buchtipp: Hans-Dieter Schwind: Kriminoligie. Dort werden sehr viele interessante Aspekte wie Kriminalitätstheorien, Ausländerkriminalität, Drogenkriminalität, Architektur und Kriminalität ... auch in einer allgemeinverständlichen Form erklärt.
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