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Alt 01.08.2006, 20:53   #3
Marc
Inventar
 
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Neo,

in der gesamten Angelegenheit hast du m. E. nicht erkannt, einfach auf’s Glatteis geführt worden zu sein. Du reagierst vielleicht – auch in älteren Postings – unverhältnismäßig, weil du Mechanismen verzerrt dargestellt bekommen hast und dir zu wenig ein eigenes Bild gemacht hast.

Absprachen, Agreements, Wünsche … von Herstellern sind sicherlich nicht unnormal. Auch nicht, dass ich mit einem Hersteller Testergebnisse vor der Veröffentlichung bespreche. Auch lässt man ja von Personen Zitate autorisieren. Immer mal wieder kommt es dabei vor, dass Personen brisante und/oder besonders deutliche Äußerungen dabei streichen – dabei hatten sie das nun einmal wirklich so getätigt. Es gibt eben keine Schwarz-Weiß, sondern differenzierte Abstufungen.

Die gesamte Angelegenheit hat eine lange Vorgeschichte. CDs steigern den Absatz ungemein, und besonders natürlich dann, wenn man sie exklusiv hat. Hinter den Kulissen gibt es dann bei Zeitschriften ein ziemliches Geschachere, wer was wann wie bringen darf. Dabei können dann auch Medien irgendwann ziemlich beleidigt sein …

Microsoft hatte sich mit seinem „Vertrag“ vielleicht wirklich ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt. Vielleicht wurde aber auch nur gedankenlos ein Vertragswerk aus den USA übernommen. Jedenfalls ist ja die Frage völlig offen geblieben, ob das Regelwerk von Microsoft rechtlich überhaupt wirksam geworden ist.

Keine Zeitschrift hat dieses Verhalten an die große Glocke gehängt. Keine, bis auf eine. Die Computerbild hat versucht, das Vorgehen von Microsoft als großen Skandal darzustellen; gleichzeitig hat man damit sämtliche Konkurrenzmagazine auflaufen lassen, die recht kommentarlos die Beta auf CD enthalten hatte. Es gibt ja auch nachträgliche ausführliche Stellungnahmen der c’t zu der gesamten Angelegenheit. Und die c’t steht wirklich nicht im Verdacht, ein Microsoft-Hausmagazin zu sein.

Aus meiner persönlichen Sicht war der Versuch der Computerbild, die Vorgänge zu skandalisieren, ein mäßig gelungener PR-Coup aus falscher Motivation heraus und mit ziemlich zweifelhaftem Unterton.

Deinen Standpunkt fehlt aus meiner Sicht die Auseinandersetzung mit diesen Zusammenhängen. Jemand – nämlich die Computerbild – hat „Skandal“ gerufen, und das nimmst das ungefragt zu sehr für bahre Münze. Dass es auch eine andere Seite der Medaille gibt; dass die versuchte Skandalisierung durch die Computerbild aus meiner Sicht unverhältnismäßig war … das fehlt in deiner Abwägung. Das Vorgehen der Computerbild um den vermeintlichen Skandal war vielleicht noch weniger ein Schlag gegen Microsoft, sondern ein Tritt gegen das Schienbein der Mitbewerber auf dem Zeitschriftenmarkt. Man mag darüber streiten, ob das ein grobes Foul oder nur so ein „bisschen unsportlich“ war – ich persönlich glaube zumindest, dass diejenigen, die hier besonders laut „Skandal, Skandal“ trommeln, diesen Gesamtzusammenhang nicht wirklich überblicken.
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