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Alt 17.03.2006, 10:54   #124
ruprecht69
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Ich kenne dieses Problem selbst. Bin Anfang 30 und mich hat das Spiel auch süchtig gemacht. Als ich gemerkt habe, dass sich mein ganzes Denken nur mehr drum dreht wie ich meinen (immer wieder neuen) Char schnellstmöglich hochleveln kann, möglichst schnell zu Items komme etc. und ich kaum an etwas anderes als das Spiel denken konnte musste ich mich (war zwar schwer) dazu entschliessen meinen Abo abzumelden. Der körperliche und geistige Verfall war deutlich merkbar - Übermüdung, kein Interesse an was anderem mehr, Abschotung, Vereinsamung (wollte nicht mehr ans Telefon gehen, weil das ja ein paar Sekunden online Zeit gekostet hätte etc.). Fast alle die ich kennengelernt habe, haben ein ähnliches Suchtverhalten.

Ich kann das Problem vollständig nachvollziehen. Allerdings hätte ich mir und wird sich auch dein Stiefsohn nix reinleden lassen. Ich steh auf dem Standpunkt, dass Entscheidungen nur dann sinnvoll und für einen selbst langwierig (mit dem Ausschluss eines Rückfalls) sein können, wenn man sie selber trifft (ohne dass man das Gefühl hat in irgendwas reingedrängt worden zu sein) - so wie z.B. mit dem Rauchen aufzhören - man muss es SELBST WOLLEN. Jeder Mensch hat das Recht seine eigenen (auch negativen) Erfahrungen zu machen.

Bezüglich dem Spielehersteller - natürlich ist es die Aufgabe eines solchen Konzepts die Spieler möglichst langfristig zu binden. Genauso wie Shops wollen, dass man immerwieder da einkauft. Ich seh das genauso wie's Kaufrausch gibt (hat eigentlich schon jemand daran gedacht H.O.T & Konsorten zu verklagen wenn Existenzen zerkrachen, weil sie ihr ganzes Geld für den Ramsch dort raushauen). Nein, Nein - die alleinige Schuld beim Hersteller zu suchen ist ein wenig zu einfach. Sonst werden (wie in Korea mit den max. 6h spielen/Tag) persönliche Freiheiten durch den Staat eingeschränkt, was vmtl. keiner will.

Schwierig ist es natürlich, wenn man sich (Vergleich hinkt) oft an der Herdplatte verbrennt und trotzdem immer wieder hingreift bis einem die Hand abfällt. Ab dem Zeitpunkt ist vmtl. wirklich psychologische Unterstützung notwendig. Ich denke nur, dass mit solchen Dingen wie Zwangs-Vormundschaft, das ganze immer schlimmer wird und das Aggressionspotential ist auch net zu verachten (siehe denke Korea wo der Streit um ein Online-Item jemandem das Leben gekostet hat). Würde warten ob "der Knopf" in der nächsten Zeit aufgeht.

Ich als Elternteil hätte

- Regeln mit dem Sohn aufgestellt (z.B. nur Versorgen gegen bestimmte Pflichten) und
- diese Regeln sowas von rigoros eingehalten (auch wenn der Sohn halt ein paar Tage nix zum Essen bekommt)

aber dafür ist es jetzt vmtl. zu spät. Wenn ihr ihn immer weiter versorgt und verhätschelt wird er meiner Meinung nach sein Verhalten von selber sowieso nie umstellen. Lasst ihn mal hinfallen und wartet was passiert. Dann könnt ihr immer noch eingreifen.
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