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Alt 23.06.2001, 11:50   #6
jak
Inventar
 
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Aus C´t 7/2000, Artikel „TV von drinnen und draußen“ S.182 und S.184

TV von draußen
Da keine Eingriffe in die Rechnerinnereien erforderlich sind, versprechen USB-Tuner eine bequeme Installation: Bei
laufendem Rechner einstöpseln, Software einmal installieren und anschließend das Gerät bei Bedarf auch ohne Komplikationen wieder entfernen.
Wer die technischen Daten P
des Universal-Bus kennt. bekommt allerdings Zweifel, ob die Übertragung von TV-Bildern ausreichender Qualität über das serielle USB-Kabel gelingen kann. Lediglich 12 MBit pro Sekunde können maximal nach der USB-Norm 1.1 durch das serielle USB-Kabel fließen, wovon in der Regel zehn Prozent dem System reserviert bleiben. 10,8 Mbit/s entsprechen rund 1.25 MByte/s, was in der Praxis einer Übertragung von maximal
1 MByte Nutzdaten pro Sekunde entspricht —-eine Transferrate, die TV-Bilder in PAL-Auflösung bei weitem überschreiten.
Bei PAL-typischen 25 Bildern pro Sekunde, 768 x 576 Bildpunkten und 16 Bit Farbtiefe, wie sie TV-Karten auf den PCI-Bus schicken können, benötigt man unkomprimiert eine Transferrate von rund 22 MByte/s. Solange es noch keine entsprechende USB-2.0-Hardware mit Datenraten von bis zu 480 Mbit/s gibt, bleibt den Anbietern von USB-TV für den PC nur drastische Datenreduktion und -kompression, um die Fernsehbilder aus dem externen Empfänger in den PC zu schaufeln.

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Die Rolle des Bus-Interface übernimmt ein spezieller Video-on-USB-Controller wie der NT1003 oder NT1004 von Nogatech, die auch in USB-Kameras zum Einsatz kommen. Ein solcher Controller leistet aber noch mehr: er kümmert sich bereits um die Skalierung und Komprimierung der Bilddaten, um die erforderliche Datenrate auf dem USB klein zu halten. Dabei liefern die Nogatech-Controller im PAL-Modus bei maximal 640 x 480 Punkten nur noch 15 Bilder pro Sekunde per Isochronous-Pipe mit 7,5 MBit/s in den Rechner, was in der Praxis eher einer schnellen Einzelbildfolge als einem stetigen Filmgenuss entspricht. Das bringt die Hersteller der USB-Tuner dazu, die maximale Auflösung auf Werte unter der VGA-Norm zu beschränken, um die Bildrate auf die PAL-typischen 25 fps anzuheben. Mit derartigen Lösungen kann man natürlich nicht die Vollbild-Qualität von TV-Slotkarten erreichen — USB-typisches Klötzchen-TV verleitet sehr schnell wieder zum Verkleinern des Bildes auf allenfalls das Doppelte der tatsächlich gebotenen maximalen Auflösung.
Die Funktion des Tuners und der digitalen Chips wird über den seriellen 12C-Bus durch die Treibersoftware des Devices gesteuert. Außerdem muss sie für die Dekompression und Weiterleitung des Bilderstroms über den PCI-Bus an die Grafikkarte
sorgen, weshalb USB-Tuner grundsätzlich mehr CPU-Reserven beanspruchen als normale TV-Karten. Und die Qualität der Software beeinflusst den kontinuierlichen Bildfluss erheblich. Ruckelfreie Darstellung auf dem Niveau einer TV-Karte bot keiner unserer USBTestkandidaten, selbst bei kleinstmöglich eingestellten Auflösungen nicht. Ressourcenfressende Anwendungen, parallel zum TV am PC betrieben, stören den Bildfluss auf schwachbrüstigen Rechnern trotz im Overlay-Modus angesprochener Grafikkarten zusätzlich — bis hin zum Quasi-Einzelbildbetrieb.
Um Datenrate, Hardwareaufwand und Prozessorbelastung klein zu halten, verzichten die meisten Anbieter von USBTunern bewusst auf die Übertragung des digitalisierten Tonsignals via USB. Der zusätzliche USB-Kanal für den Stereosound beansprucht immerhin bis zu 0,5 MBit/s, wenn man mit bestmöglicher Qualität überträgt. Stattdessen gelangt der Ton analog über ein zusätzliches Kabel zur Soundkarte, wie es auch bei den TV-Karten üblich ist. Das verbessert die Qualität auch bei Mono-Sound deutlich, verringert aber oftmals die Synchronizität von Ton und Bild. Bei allen Testkandidaten mussten wir auffallende Verschiebungen (in der Regel Ton vor Bild) feststellen, am deutlichsten unter Windows 2000.

Hoffe das erleichtert die Entscheidung

Jak
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