Zitat:
Original geschrieben von Dumdideldum
Lieber tellme,
ich kann dir auch keinen guten Ratschlag geben, denn wie schon oft erwähnt, er ist volljährig und für sich selbst verantwortlich.
Nichtsdestotrotz ist das keine Antwort auf die Situation, denn ohne deine Intervention wird sich dies sicherlich nicht von selbst lösen.
Ich möchte jetzt nicht beleidigend klingen noch sonst irgendwie vorgreifen - dennoch stellt sich mir die Situation etwas komplizierter dar.
Es hat meiner Meinung nach tiefergehende Gründe, warum sich dein Sohn so in diese Virtualität flüchtet und du solltest durchaus darüber nachdenken, ob sich dein Sohn nicht in einer akuten psychischen Krise befindet.
Die suchtartige Auslebung mag ein Symptom sein, nicht aber alleiniger Grund für sein Verhalten.
Ich würde alsbaldigst mit einem guten Psychologen/Psychiater sprechen und dort die Möglichkeiten ausloten.
Leider ist es sehr schwer, einen Guten zu finden und dann auch noch die richtige Entscheidung zu treffen.
Scheinbar hast weder du, noch sonst irgendjemand in deiner Familie einen Zugang zu ihm.
Versuch, dass du ihn an einem neutralen Ort zu einem Treffen einladen kannst (Kaffee, whatever), bei dem du das leidige Thema nicht anschneidest sondern einzig und allein das problematische Verhältnis zwischen euch besprichst und ihm deine Unterstützung zusagst.
Denn alle anderen Versuche würden auf Beton treffen, und die Kommunikation noch weiter verschlimmern.
Irgendwelche Versuche hinter seinem Rücken, ihm seine Sucht abzudrehen würden in einer heftigen Trotzreaktion enden.
Also wenn irgend möglich, mit einem Psychiater sprechen und ihm alles schildern. Der wird dir gute Tips geben können, ohne dass es "offiziell" wird.
Wünsch dir noch viel Glück
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Du hast schon recht, das die Ursache für die Sucht tiefer liegen und in einem lichten Moment als es gelang einen Zugang zu finden hat er auch indirekt eine Begründung dafür geliefert:
Er ist als Sohn einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen (er ist mehr oder weniger mein Stiefsohn), als einziges Enkelkind und dementsprechend wurden ihm alle Steine aus dem Weg geräumt er war das was man verwöhnt nennt. Auch seine Mutter hat wegen ihres schlechten Gewissens, ihm keinen männlichen Part bieten zu können, diese Manko mit doppelter und dreifacher Liebe und Verhätschelung zu kompensieren versucht.
Als er dann älter wurde und von ihm Leistungen und Taten gefordert waren, die nicht von den Angehörigen erbracht werden konnten, wie z.B. seine Gesellenprüfung (die er erst im zweiten Anlauf geschafft hat) oder seinen Führerschein (den er bis heute nicht hat)da hat er in seinen Augen versagt (Aussage von ihm selbst). Und daher hat er sich seine Anerkennung, die jeder Mensch im Leben braucht, eben aus dem Spielen im Internet geholt. Zuerst war er Clanführer im Counterstrike und dann kam eben WOW, wo er relativ rasch Erfolge hatte. Aber nach und nach hat er darüber die reale Welt hinter sich gelassen und ist immer tiefer in das Spiel eingetaucht. Leider verhindert aber dieses Eintauchen das Erzielen von Erfolgen im realen Leben und da beginnt sich die Katze in den Schwanz zu beissen. Und je mehr alles im realen Leben den Bach hinunter geht desto wichtiger werden die Erfolge im Spiel denen er nachläuft.
Da aber allen Personen aus der realen Welt der Zugang zu ihm fehlt ist es auch nicht möglich, mit ihm in ein dementsprechendes Gespräch zu kommen.
Bisher haben sich alle seine Aggressionen gegen die anderen Personen gerichtet, von denen er den Eindruck hatte, sie wollten ihm sein Spiel wegnehmen, bzw. seine Welt zerstören. Aber ich habe beschissene Angst davor, das er wenn ihm sein Spiel aus Gründen weggenommen wird, die er auch in seinen Augen allein zu verantworten hat, nämlich kein Geld für Gamecard, Internetzugang, Wohnung, Strom usw. das er dann die Aggressionen gegen sich selbst richtet und sich oder anderen etwas antut.
Daher stehe ich vor der Frage, ob ich dem Rat des Suchtexperten von Kalksburg befolgen soll und ihm so richtig auf die SChnauze fallen lassen soll mit allen Konsequenzen oder ob ich ihm sein Spiel weiter finanzieren soll um damit etwaigen schlimmen Folgen zu entgehen aber damit den Teufelskreis weiterzudrehen.
Professionele Hilfe ist ja ganz schön aber ich meine, das er diese auch annehmen müsste, was ich aber nicht glaube. Und eine unfreiwillige Psychotherapie gibt es nun mal nicht.
lg
Tellme