Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 11.12.2005, 02:17   #85
Leo
Elite
 
Registriert seit: 24.02.2000
Beiträge: 1.328


Standard

Zitat:
Original geschrieben von MPeters
So, es lässt mir ja doch keine Ruhe. Deshalb muss ich auch nochmal was schreiben.

Szenario: Ein einmotoriges Kleinflugzeug (z. B. eine Cessna) steht am hinteren Ende des Laufbandes mit ausgeschaltetem Propeller. Die Bremsen sind freigegeben, damit die Maschine beweglich ist. Außerdem sind die Räder ganz neu, die Lager sind bestens geschmiert. Das Laufband ist völlig eben.

Neben dem Laufband stehen rechts und links jeweils eine normal kräftige erwachsene Person auf festem Boden, die die über das Laufband hinausreichenden Tragflächen am jeweiligen Ende gut anfassen können.

1. Das Laufband ist arretiert. Es ist, wie man sich hoffentlich gut vorstellen kann, für die beiden Personen ohne weiteres möglich, die Cessna über das stehende Laufband nach vorne zu schieben.

Nun sollen die Personen stehen bleiben und das Laufband beginnen, sich zu bewegen.

2. Das Laufband beschleunigt zunächst relativ langsam nach hinten, (sagen wir von 0 auf 100 in 2 Minuten). Jetzt sollen die beiden Personen die Cessna nur festhalten. Man wird feststellen, dass es kein großes Problem ist, denn die Radlager sind gut geschmiert, und das Band läuft unter den drehenden Rädern durch. Die von den beiden Leuten dabei verrichtete Arbeit wird erheblich geringer sein als bei einem entsprechenden Anschieben, denn das Flugzeug muss von ihnen nicht bewegt werden.

3. Das Laufband beschleunigt stärker (0-500 in 2 Minuten, also 5 Mal so schnell). Auch jetzt werden sie das Flugzeug halten können, auch wenn der geringe Rollwiderstand schon etwas stärker wird. Denn es muss nur der Rollwiderstand gehalten werden, da das Flugzeug selbst nicht beschleunigt und keine Gegenkraft bietet.

Ich hoffe, die Vorstellungskraft reicht noch aus.

Jetzt sollte man sich überlegen, wie viel stärker ein Propeller mit Startschub das Flugzeug zieht als die beiden Menschen es festhalten können. Das könnte man sogar praktisch testen, indem man versucht, eine Cessna mit Startschub an einem Seil festzuhalten. Es wird nicht funktionieren.

Grundsätzlich müssen wir bei dem Beschleunigen durch einen Flugzeugantrieb verstehen, dass die Beschleunigung nicht gegenüber dem Untergrund wirkt sondern gegen die umgebende Luft, denn die Räder entkoppeln das Flugzeug vom Boden nahezu (siehe einige Beiträge vorher gestellte PS-Prüfstandfrage). Nur noch der Rollwiderstand verbindet das Flugzeug mit dem Untergrund, zumindest bei der horizontalen Bewegung in Rollrichtung, um die es hier ja geht.

Daraus folgt, dass das Band die Cessna nur dann gegen den Start aufhalten kann, wenn es sehr schnell beschleunigt. Hier aber kommt nun die Trägheit ins Spiel. Wenn das Band sehr schnell beschleunigt, entsteht ein Effekt, den wir sicher alle kennen. Jeder hat doch schon den "Trick" gesehen, bei dem jemand ein Tischtuch von einem gedeckten Tisch zieht, während das Geschirr stehen bleibt. Das Tischtuch wird so stark beschleunigt, dass die Beschleunigungskräfte sich nicht auf das Geschirr übertragen können. Das ist auf das Band und das Flugzeug übertragbar. Je stärker das Laufband beschleunigt, desto langsamer steigt der Reibungswiderstand in den Radlagern. Das Flugzeug wird also bei starker Laufbandbeschleunigung nicht so schnell mitgezogen und kann wieder besser gegen die umgebende Luft beschleunigen.

Im Endeffekt wird also die Cessna, angetrieben durch den Propeller, einen relativ normalen Start hinlegen, der Weg gegenüber der festen Umwelt wird aufgrund des höheren Rollwiderstands durch das bewegende Band aber etwas länger sein.

Übertragen kann man dieses Ergebnis nun auch auf große Flugzeuge, da der Antrieb dort ja auch entsprechend stärker ist.

Eine bessere Erklärung ohne einen entsprechenden Versuchsaufbau und zusätzlich herzuleitende Formeln mit genau zu bestimmenden Daten ist (zumindest mir) hier nicht möglich.
Jetzt aber: Das was du mit dem Tischtuch beschreibst, bezeichne ich als Schlupf. Den müssen wir ausschliessen.

Sicher stimmt die Annahme, dass man es leicht aufhalten könnte (abhängig von der Masse und dem verbunden Rollwiderstand), dennoch würde ein "Gasgeben" des Propellers eine Vorwärtsbewegung bewirken, welche wiederrum eine Steigerung der Drehzahl der Reifen mit sich bringt, und das (leider) wieder die Geschwindigkeit des Laufbandes erhöht. Und wir sind wieder in diesem Paradoxon. Es hilft nicht. Der Bezugspunkt ist nicht das Laufband, sondern der Grund auf dem es steht, nennen wir es der Einfachheit halber die Erde. Die lUft in der Atmosphäre ist genauso der Gravitation unterlegen wie wir auch. Sprich: Ich muss mich in einer null win situation tatsächlich gegenüber dem Punkt auf dem das Laufband steht bewegen, nur das werd ich nir können wenn es mit der gleichen Kraft mit der ich arbeite, gegen mich wirkt.Egal ob das nun ein Motorantrieb auf Rädern oder eine Turbine ist.

Das ganze gilt in meiner Theorie bei "normalen" verhältnissen. Wenn null Reibung besteht, fliegt das Flugzeug wohl schneller hnfort als man denkt. Ob das Laufband dreht oder nicht ist egal. Selbst die Richtung des Laufbands ist egal. Es tut bei null Reibung NICHTS zur Sache.
Leo ist offline   Mit Zitat antworten