Ich erreiche London, mache entlang der Themse ein wenig Sightseeing (und pfeife auf irgendwelche Mindesthöhen). Super, was der FS da als Standard definiert! Besser braucht London für mich nicht dargestellt zu werden!
Da kommt der Millennium Dome. Zeit, den Kurs zu wechseln. Ich drehe nach Südsüd-Ost.
Ein paar Wölkchen, ein bisschen Dunst, scheinbar nicht viel Wind – eigentlich ein wirklich gutes Flugwetter heute.
Nach einiger Zeit erreiche ich den Kanal. So, dann bin ich ja bald da, denke ich (dabei habe ich gerade gut die Hälfte des Fluges hinter mir).
Der Kanal ist unter mir, der Hispano Suiza schnurrt. Gehäufte Cumuli und tiefe Schleierwolken vor mir, ich schaue mich um. Noch sehe ich die Küste Britanniens in der Ferne. Mmmh, falls das Wetter an der Nordküste nicht so toll sein sollte, kann ich ja noch umdrehen.
...Und fliege in den Nebel! Die Sicht liegt bei eigentlich immer noch angenehmen 7000 Meter. Aber hier oben, über dem Wasser, bei der eh schon schlechten Sicht nach vorne verliere ich schnell die Orientierung.
Alle fünf Sekunden starre ich zum Kompass – jetzt halt bloß den Kurs. Ich sinke auf 400 Meter, um das konturlose Wasser unter mir besser erkennen zu können.
Ein Blick zur Tankanzeige – Schreck! Die SPAD nimmt sich aber einen ordentlichen Schluck. Der Haupttank ist zu Dreiviertel leer!
Und wo bleibt eigentlich die ver....te französische Küste? Die Nervosität nimmt mit jeder geflogenen Minute zu. Da ist auch die Entdeckung, das der Westzeiger des Kompasses mit O beschriftet ist, wenig hilfreich!
„Geh endlich ins Menü und gucke auf die FS-Karte, wo du bist!“ Verlangt eine innere Stimme. Aber bin ich wirklich „Mayday“?
Der Drang, endlich diese FS-Karte aufzuschlagen, wächst von Minute zu Minute. Blick auf Kompass, dann auf Tankanzeige, dann auf das unendliche Meer unter mir.
„Das ist in der Realität da unten kalt, Scheißkalt.“ Denke ich. „Wie lange überlebt man da unten im Wasser? Halbe Stunde? Oder länger? Wenn jetzt auch noch der Motor streikt... Andererseits ist die Region eigentlich verkehrsreich, sind immer Schiffe im Kanal zu finden. In dessen Nähe eine Notlandung...“
Tatsächlich existiert ein Frachter im Ärmelkanal des FS. Doch auch den finde ich heute nicht, bei diesem Nebel.
„Und wenn der Wind aus Westen mit 25 kts blähst?“ Ich fliege weiter Südsüd-Ost. Das ist das einzige, was jetzt noch geht. No cheat, no map! Ich versuche, weiterhin nicht die Karte aufzurufen.
Aber den Kurs halten ist schwer. Immer wieder gleitet die Maschine nach Westen, immer wieder muss ich mit dem Querruder korrigieren. Immer wieder scheine ich in den Wolken Land zu erkennen. Eine Insel, rechts von mir. Ein Blick in den Atlas – hier gibt es nirgendwo eine Insel! Die Schleierwolken treiben ihren erbarmungslosen Schabernack mit mir.
Ein Blick nach unten: Was ist das für eine Kontur? Das Land bricht urplötzlich in mein Gesichtsfeld. Ich bin schon fast darüber, bevor ich es eigentlich wirklich wahrnehme!
Die Küste der Normandie ist erreicht! Aufatmen. Der Stick fühlt sich heute feuchter an als sonst – komisch.
Der Rest ist schnell erzählt: Landfall bei le Treport (?), Kurs westlich der Küste entlang, der nächste Platz (und Stadt) sollte eigentlich Dieppe sein. Die Nebeldecke verschwindet, eine Stadt mit Flugplatz taucht auf, ich gehe runter, überflieg den Platz und schaue nach dem Windsack. Bisschen Wind von der Seite. Ich kurve und lande nicht ohne einen gehörigen Plumpser auf der 31R, LFAB, 12:48 Uhr.
Gar nicht so einfach, eine Landung ohne Fahrtenmesser!
Euch ähnliche spannende Erlebnisse mit dem Flusi (oder besser nicht?),
Andreas
(Dank an Wolfram für den Hinweis auf Stuart Greens Seite – die Suche - Funktion bringt einiges zu Tage

)