Veteran
Registriert seit: 30.11.2004
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Zitat:
Original geschrieben von Captain Lars
Ich weiß zwar nicht genau, was die FQ-Prüfung ist, aber es klingt wie "Adieu Pilotenberuf". Das tut mir leid.
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Der Einstellungstest bei der LH besteht aus zwei groben Abschnitten, die jeweils zwei Tage lang sind. Die Berufsgrunduntersuchung(BU) überprüft Konzentration, Schnelligkeit, Kopfrechnen, Wissen in Physik, Mathe und Englisch, Hörverständnis, Gedächtnis, etc... - quasi die grundlegende Eignung für den Beruf als Verkehrspiloten. Wer hier erfolgreich war, tritt im zweiten Abschnitt, der Firmenqualifikation(FQ) an. Diese zielt eher auf die Psyche des zu Untersuchenden ab. Hier wird die Eignung anhand von Streitgesprächen, Gruppenspielen, und wers so weit geschafft hat, einem Simulatorflug (einfacher Instrumentenverfahrenssimulator), sowie in dem abschließenden Interview, festgestellt.
Für mich persönlich war es natürlich einerseits enttäuschend, zu erfahren dass mein Traum vom LH-Piloten, der seit Kindesalter bestand, sich niemals erfüllen würde. Andererseits hat es meine hohe Meinung, die ich von der LH hatte/habe abgeschwächt. Denn die Art und Weise, sowie die Kürze, in der die Kernstücke des Erfolges des Konzerns - die Piloten - ausgewählt werden ist meiner Meinung nach nicht ausreichend. Es werden an die 100000€ in jeden neuen Nachwuchsflugzeugführer, wobei dieser am Ende selbst 40000€ trägt, investiert. Davon abgesehen, sind die Piloten dafür verantwortlich, das hohe Maß an Qualität und Sicherheit, das die Lufthansa genießt, zu wahren. Und trotz dieser Tatsachen werden die Kandidaten gerade einmal knapp über eine Stunde von der Kommission beobachtet, bevor sie entscheiden, wer am nächsten Tag noch einmal wieder kommen darf. Im anschließenden Interview, das etwa 15min dauert findet dann die finale Auswahl statt.
So halte ich es für enorm bedenklich, dass die LH zusammen mit dem DLR (welches die Untersuchung durchführt) sich einbildet, die optimalen Leute für den so hoch gewerteten Job rekrutiert zu haben. Was aber nicht weiter problematisch ist, da auch die nicht optimal geeigneten Leute in den Job im Laufe der Ausbildung hineinwachsen - der Mensch gewöhnt sich ja an alles.
Der ein oder andere mag sicher hier über meinen Beitrag lächeln und es hochstaplerisch und arrogant heißen, dass hier ein Gescheiterter das Auswahlverfahren einer so erfolgreichen, internationalen Airline - wenn nicht der europäischen Airline, so kritisiert. Aber für mich war es einfach insofern sehr enttäuschend, da ich mein bisheriges Leben lang diese Tests immer als über allen Bildungsbelegen erhaben ansah. Oft wird von der großen Härte der Tests in Medien berichtet und was man der LH ja dann auch zu Gute halten muss - jeder bekommt seine Chance, egal wie gut oder weniger gut das Abitur, welches Voraussetzung ist, auch sein mag. Und doch war dann mein Traum wegen einem Grund (mangelnde Kooperationsfähigkeit) zu Ende, der weniger nachvollziehbar für mich nicht hätte sein können.
Und wenn man dann noch eine solche Reportage sieht, die zeigt, wie umsorgend der Konzern mit seinen Mitarbeitern umgeht, wie seriös alles scheint, dann fragt man sich in meiner Situation, wie das Pilotenauswahlverfahren zu diesem vermittelten Image der guten, alten Lufthansa passen soll. Aber mir ist dann natürlich auch klar, dass aus Sicht der LH kein Bedarf an Änderung besteht, schließlich hat sich das Konzept bewährt und selbst die nicht so geeigneten Piloten bestreiten ihr Handwerk Tag für Tag erfolgreich.
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