Hallo zusammen,
im Klartext: GAR NIX wäre dann. Wenn die Kerle hier ernsthaft ein Motion-System anbieten, dass sich in einer geflogenen Kurve tatsächlich in die Seite legt, dann haben sie den Grundgedanken eines derartigen Systems grundlegend missverstanden!
Ein Motion-System legt sich NICHT in einer Kurve zur Seite.
Das Thema Motion flammt immer wieder neu auf und jedesmal stelle ich fest, dass sich Leute mit diesem (sehr komplexen) Thema beschäftigen, die in Wirklichkeit von der wahren Funktionsweise überhaupt keine Ahnung haben.
Ich habe hier mal einen alten Beitrag von mir eingefügt, in der Hoffnung, ein wenig Klarheit in dieses Thema zu bringen.
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Zuerst mal gleich vorweg: Die meisten Leute sind scheinbar der Meinung, dass mittels einem MotionSystem die Lage eines Flugzeuges simuliert wird. Das ist aber nicht ganz korrekt, denn im eigentlichen wird nicht die Lage des Flugzeuges, sondern die Kräfte auf den Körper simuliert, die durch die Lageänderungen entstehen. Das sind 2 völlig verschiedene Dinge!
Hier ein Beispiel:
Wenn man eine Kurve fliegt, spürt man im allgemeinen gar nichts, oder hast du schon mal in einem Flugzeug bemerkt, dass der Getränkespiegel in deinem Becher an Bord sich in der Kurve neigt?
Das einzige, was du wirklich spürst, ist das Ein- und Ausleiten der Kurve; etwas physikalischer formuliert heißt das: Wenn das Flugzeug eine Kurve einleitet, so verläßt es die zuvor innegehabte "Ruhelage". Wenn das passiert, wird dein Körper beschleunigt, was sich wiederum in einer Kraft entgegen der Beschleunigungsrichtung äußert. Hat das Flugzeug dann seine stabile Kurvenlage eingenommen, spürst du wiederum "nichts" usw.
Fazit: Wenn Du einen Kurvenflug nach links simulieren willst, heißt das, dass Du nicht die gesamte Ebene nach links neigen müsstest, sondern lediglich in der Phase der Kurveneinleitung die Ebene nach rechts (ja, rechts!) neigen, um die Trägheitskräfte während der Drehbewegung zu simulieren, während des stabilen Kurvenfluges steht die Plattform wieder neutral. Beim Ausleiten des Kurvenfluges würde sich dann die Plattform nach links neigen, um wieder die auftretenden Trägheitskräfte zu simulieren.
Das war jetzt aber nur der einfachste Fall des Kurvenfluges. Diese Dinge sind von der mathematischen Seite her durchaus realisierbar. Schwierig wird es dann erst bei den Beschleunigungen in vertikaler Richtung (Heave). Aufgrund des begrenzten Weges, den man zur Verfügung hat, denn die Trägheitskräfte in diese Richtung lassen sich nicht durch Neigung erzielen, sondern wirklich nur durch die Beschleunigung der Plattform in die betreffende Richtung. Hier kommt der sog. Washout Effekt zum Tragen, bei dem man dem menschlichen Organismus eine Bewegung vortäuscht, indem man eine anfangs ruckartige Bewegung ao langsam ausklingen läßt, dass der Mensch es gar nicht "merkt". Somit verbleibt der Insasse in der Meinung, die Bewegung würde noch immer andauern.
Während dessen muss aber die gesamte Plattform wieder in die Neutrallage zurückfahren, um wieder Spielraum für die nächste zu haben. Sollten sich nun auch noch 2 oder mehrere Bewegungen überschneiden, wird es wirklich kompliziert.
Ich habe nun versucht, in einfachen Worten zu erklären, auf was es bei einem MotionSystem ankommt. Was ich Dir hier beschrieben habe, ist ein 6 DOF System (Degrees of Freedom), d.h. ein System mit 6 Freiheitsgraden, sprich den Bewegungen und Beschleunigungen in allen 3 Raumrichtungen. Man kann das ganze natürlich vereinfachen und sich z.B. nur auf die wesentlichsten Achsen beschränken, der Realismus wird aber mit Sicherheit ausbleiben.
Selbst wenn man den Prozess einmal in den Griff bekommt, spätestens bei der Durchführung wird man dann dennoch scheitern, denn ein Cockpit für 2 Personen schätze ich auf ein Gewicht von ca. 800 kg. Um dann die notwendigen Geschwindigkeiten für Lageänderungen erreichen zu können (denk nur mal an Turbulenz!), bräuchte man ein Hydrauliksystem, das mit Sicherheit eine 5-stellige Eurosumme kostet.
Auch die großen Hersteller kämpfen mit den selben Problemem.
Wenn ich Dir einen gut gemeinten Rat geben darf, konzentriere Dich auf Dein Cockpit, aber verschwende keine Gedanken an ein MotionSystem; es ist mit geringen Mitteln schlicht und einfach nicht vernünftig realisierbar.
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So, ich will hier jetzt aber keine Grundsatzdiskussion über die Machbarkeit oder die Funktion eines Motion-Systems auslösen.
Ich wollte Euch nur mal vor Augen führen, dass es sich hierbei um ein extrem komplexes System handelt, dass man nicht so 1-2-3 realisieren kann. Glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche

Man könnte sich auf z.b. Beschleunigung in X-Richtung beschränken, was schon ein tolles Feeling ergibt, und das ginge auch problemlos, denn man müsste nur die gesamte Plattform nach hinten neigen und dabei die Drehachse "durch" das menschl. Ohr legen, damit der Körper diese Lageänderung "nur" als Beschleunigungsänderung und nicht als Drehung interpretiert
Aber wie auch immer, klar kann man Bank Angle, Pitch und die restlichen Größen, die die Lage des Flugzeugs beschreiben, auslesen und auf eine physische Plattform mappen. Das geht schon 1-2-3, hat aber mit einem Motion System überhaupt nix zu tun.
In diesem Sinne, betrachtet solche "vermeintlichen Errungenschaften" ruhig etwas kritischer...