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Alt 09.04.2001, 15:37   #15
Hanneman
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noch etwas zu WAP, GPRS, UMTS


leider werden ja auch in der Fachwelt noch immer Begriffe wie WAP, GPRS, UMTS, i- mode verwechselt


WAP und i-mode sind Protokolle, die dazu dienen sollen, Webinhalte auf Handydisplays zu transportieren und dann in weiterer Folge darzustellen. (stark simplifiziert)
Wap verwendet hierzu die Sprache WML (eine Teilmenge von XML) und i mode cHTML.
Der grosse Vorteil des japanischen Systems lag bisher darin, dass hier von Anfang an packetorientiert abgerechnet wurde: der Kunde bezahlt in KB.
Wap funktionierte bislang nur über GSM, erst mit dem Übertragunssytem GPRS können auch in Europa packetorientierte Dienste angeboten werden.

allgemeiner Fehler:
Häufig hört man den Ausspruch "WAP ist tot", oder "WAP wird eingehen"

Leider tragen die Handyhersteller dazu bei, daß mit WAP in der Tat nur negatives verbunden wird: Dabei ist es "WAP über GSM" , welches in der Tat zum Sterben verurteilt ist, da hier nicht paketweise abgerechnet wird.
WAP ist ein Protokoll, wird aber vom Volksmund mit Internetsurfen am Handy gleichgesetzt.

Hauptproblem Displaygröße:
Das Display ist so klein, daß man eine neue Darstellung der Webinhalte programmieren muss: bei Wap mit der Sprache WML
Sicherlich werden die Displays im Laufe der Zeit bunt und etwas größer werden, eines wird jedoch nie eintreten:

Metaproblem: Am Handy wird man nie Internetsurfen können!

Der große Fehler, der fast von allen WAP Seiten gemacht wird, ist daß man die Internetwelt 1:1 auf das Handy übersetzt : Die normale Webseite wird kastriert, die Werbung und bunten Bilder kommen weg, die reine Information wird als WAP Seite abgespeichert.
Insofern könnte man, wenn man gemein ist, WAP als Webwasher bezeichnen, doch leider genügt dies nicht:

Dem Umstand, daß man mobil unterwegs ist, wird nicht Rechnung getragen. Die 1:1 Portierung impliziert nämlich, daß man von zuhause nicht in das Internet einsteigen kann, dass das Handy der einzige Weg ist.
Dies ist ein Trugschluss : Die Information muss mobil aufbereitet und als solche verkauft werden: dabei muss der "mobilen Situation" Rechnung getragen werden:
Ein Verzeichniss mit 550000 Hotels oder 450000 Jobangebote
genügt dem definiv nicht. Ein Nachrichtenwapdienst macht ebenfalls keinen Sinn - hier sind "Push Dienste" mit SMS besser geeignet. (Wenn ein Ereignis passiert werde ich per SMS umgehend informiert, einen ausführlicheren Artikel soll ich dann per Taste über WAP bekommen)

Leider hat diese Auseinandersetzung , welche Information mobil sinnvoll ist und welche nicht, noch nicht stattgefunden.
unter www.theWAP.at gibt es ein gutes Portal, dabei kann man in einem internen WAP betrachter Wap Seiten testen, ohne mit dem Handy online sein zu müssen.

Wenn man Seiten nach solchen Gesichtspunkten analysiert, wird man schnell sehen, daß rd 90% reiner "crap" sind.
Und da ist es dann auch egal, ob man diese mit GSM, GPRS oder später mit UMTS betrachtet:
Beginnt man jetzt nicht WAP über GPRS endlich den Kundenwünschen anzupassen und zu promoten (niedrige Gebühren, sinnvolle mobile Information) wird auch WAP über UMTS gnadenlos floppen, da es wegen der Displaygrösse nicht größer sondern nur schneller ist.


Bleibt für UMTS eigentlich nur mehr der Bereich von echtem Internet (tcp/ip über UMTS):
Doch auch hier zeigen schon die Gebühren von GPRS den Weg: pro 1 MB 14 ATS) da sagt man dann viel Spaß beim Surfen:
Zwar wird ein Aussendienstmitarbeiter darauf zugreifen, doch diese als Zielgruppe für Internet over UMTS zu sehen - da wird man den Businessplan nicht erfüllen können.

derzeit ist zu befürchten, dass in Europa nicht nur UMTS sondern bereits GPRS floppen wird
die Handyhersteller (insbesondere Nokia) setzen liener gleich auf UMTS statt GPRS und somit WAP gesellschaftsfähig zu machen
Wenn man dann plötzlich mit einer sehr schnellen Bandbreite am Handy darstehen wird, wird der Kunde es nämlich nicht verstehen , wie er sie nutzen soll. Und nur mit MMS, also bunten Sms, wird man das Netz nicht finanzieren können


Abschliessend generell noch zu Japan:
In Japan konnte man deshalb Europa in Sachen Handy überholen, da man dort ein eigenes Netz samt eigenen Spezifikationen aufgebaut hat. In Europa ist man den längeren Behördenweg gegangen mit dem Vorteil, daß WAP auf allen Netzen implementiert werden kann. I-mode bedarf jedoch einer anderen Infrastruktur.
Amerika hechelt total hinterher: dort adaptiert man jedoch auch eher den europäischen WAP Standard.
Weiters hat Japan den Vorteil dass in den Städten die Bevölkerungsdichte enorm hoch ist, die meisten wegen Platzproblemen über keinen Internetanschluss zuhause verfügen.
Dei grosse Gefahr jedoch ist jene, daß in Europa einen Phyrussieg feiert: Zwar hat man die Staatshaushalte sanieren können, die Telcos haben einen grossen Technologievorsprung und sind Technologiebegründer (WAP) und führer, werden sich aber so verschulden, daß durch geschickte amerikanische und japanische Aquisitionen die europäischen Firmen erst recht wieder an das Ausland fallen.
Hier wird die europäische Zentralbank aber sicher noch ein Wort mitzureden haben: Sollte UMTS wirklich floppen, würde man sich auf ein neues Schuldenmodel einigen müssen : Somit könnten die europ. Budgets in Zukunft stärker belastet werden, allerdings nicht durch einen Einmaleffekt, sondern verteilt über Jahre.
Den Konjunturmotor in Europa wegen dem Experiment UMTS abzuwürgen (Inflation der Telefonpreise, etc..) - hier werden wioeder die Politiker und Kapitalgeber gefragt sein, jene, die den Telcos bei den ersten Auktionen das Geld wegen zu grossen Erwartungen förmlich aus der Tasche gezogen haben.
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