Thema: Reserve Sprit
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 28.03.2001, 13:57   #9
Thomas_30
Jr. Member
 
Registriert seit: 19.03.2001
Alter: 54
Beiträge: 37


Standard

Hallo an alle,

ein paar kleine Ergänzungen noch zu den sehr guten Ausführungen der Leute vor mir...

Tripfuel:
Es wird nicht direkt mit der Entfernung, sondern mit der Flugzeit gerechnet. In ihr sind die Windverhältnisse, Start und Landung, Geschwindigkeit und vor allem die Entfernung bereits implizit enthalten. Die Entfernung ist nicht die Distanz auf dem Großkreis zwischen Start und Ziel, sondern die geplante Flugroute unter Berücksichtgung von Wetter, Luftstraßen und Umgehung von Verbotszonen. Zur Zeit wird Orlando - Frankfurt mit einem Umweg geflogen um einen Jetstream besser ausnutzen zu können. Die Distanz steigt, die Flugzeit und somit der Verbrauch reduzieren sich jedoch. In den Tabellen ist der Verbrauch für Start und Steigflug (auch Step-Climbs) sowie Landeanflug berücksichtigt.

Contingency Fuel:
Diese Treibstoffmenge soll unvorhersehbaren Mehrverbrauch abdecken, wenn z.B. die beantragte Reiseflughöhe verkehrsbedingt nicht zugewiesen werden kann.
Die Menge beläuft sich meist so um 5% des Tripfuels.

Alternate Fuel:
Für fast jeden Flug wird ein Ausweichflughafen benötigt, an dem entsprechende Wetterverhältnisse eine sichere Landung zulassen. Die Treibstoffmenge für einen
Fehlanflug am eigentlichen Ziel sowie die Menge für Flug und Landung zum Alternate wird in dieser Rubrik vermerkt.

Holding Fuel:
Kolbenmotorgetriebene Maschinen müssen für 45 min, Turbinengetriebene für 30 min Treibstoff für Holdings mitführen. Diese Menge wird als "final reserve fuel" bezeichnet.

Diese vier Punkte ergeben die Treibstoffmenge, die zur Verfügung stehen muss (Vorschrift) ==> Minimum Take Off Fuel
Das ganze kann meines Wissens in den JAR OPS 1, Manual C, Abschnitt D "Fuel Policy" nachgelesen werden.

Man hat jedoch die Möglichkeit zusätzlichen Kraftstoff zu tanken. Diese Menge wird "für gute Gewissen" oder - wie es die Amis so schön nennen "for mom" getankt. Basis hierfür ist oftmals Erfahrung oder einfach nur das Aufrunden auf die nächste gerade tonne. Zusätzlicher Kraftstoff wird auch dann getankt, wenn aufgrund schlechter Wittererung, viel Verkehr oder notwendiges Auftragen eines Enteisungsmittels vor dem Start sich der Startzeitpunkt nach hinten verschieben wird. Hierbei sollte man jedoch nicht übertreiben. Jede tonne zusätzlich bedeutet ca. 1/4 dieser tonne auf einer Nordatlantic Route für deren Transport zu verbrennen.

Nach der Landung auf dem Ausweichflughafen dürfen die Tanks restlos leer sein (bis auf die nichtausfliegbare Menge), da alleine dieser Sachverhalt in der Regel eine Notsituation darstellt. Eine Notsituation muss nicht unbedingt von der Maschine, sie kann auch vom Zielflughafen ausgehen.

mfg
Thomas
____________________________________
Ein gefährliche Situation im Simulator und in der Realität....
Man kommt ins schwitzen, nur der Schweiß ist nicht derselbe.
Thomas_30 ist offline   Mit Zitat antworten