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Alt 04.09.2003, 14:35   #1
_m3
Inventar
 
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Böse Gefährliche Schiebetüren

Nach schwerem Unfall warnt AUVA vor automatischen Schiebetüren
Die Sicherheitsexperten raten zur Nachrüstung mit Infrarotmeldern

Wien (pts, 4. September 2003 09:41) - Die Begutachtung eines Unfalls in
einem niederösterreichischen Einkaufszentrum ist der Auslöser für eine
Warnung der AUVA Landesstelle Wien. Fast alle in Einkaufszentren und
öffentlichen Bereichen installierten Norm-Schiebetüren haben einen
großen Fehler: sie reagieren nur auf Bewegungen und erkennen nicht,
wenn ein Mensch im Schließbereich ruhig steht. Dies wurde einer älteren
Dame mit einem Rollator zum Verhängnis, als sie auf das Rollwagerl
gestützt, Luftschöpfen wollte. Die kräftig schließende Schiebetüre
eines Einkaufszentrums brachte sie zu Sturz und fügte ihr schwere
Brüche im Beckenbereich zu.

Dir. Ing. Johann Kaiser, Leiter der Landesstelle Wien der Allgemeinen
Unfallversicherungsanstalt (AUVA), warnt: "Die geltenden
sicherheitstechnischen Bestimmungen sind leider nicht ausreichend
behindertengerecht. Wir regen eine Erweiterung des Normenwerks an und
ersuchen Industrie und Bauherrn geeignete Sensoren in die
Ausschreibungen für kraftschließende Schiebetüren aufzunehmen.“

Ein Unfall im November 2002 hat aufgezeigt, dass die Bestimmungen für
kraftbetätigte Schiebetüren (ÖNORM B 1205 und AMVO) im Besonderen für
Senioren und Behinderte nicht ausreichen. Die vorgesehenen
Radarimpulsgeber oberhalb der Türe reagieren nur auf Bewegung. Die
Lichtschranken seitlich im Türstock sprechen auf eine Unterbrechung der
reflektierten Strahlung durch einen undurchsichtigen Gegenstand an. Ein
Einkaufswagen oder eine Gehhilfe (Rollator) genügen nicht, um die
Lichtschranken und in Folge den Steuerimpuls zu unterbrechen.

Ältere und behinderte Menschen müssen öfter innehalten, sich ausruhen,
Luftschöpfen. Passiert dies zwischen dem Erfassungsbereich der
Bewegungsmelder und den optoelektronischen Schutzeinrichtungen
schließen die Schiebetüren mit einer Kraft von mehr als 50 Newton. Die
Haltsuchenden werden ihrer Stütze beraubt und können im Schließbereich
schwer zu Sturz kommen. Automatische Schiebetüren finden wir überall im
öffentlichen Bereich, besonders sensibel sind Krankenhäuser, Apotheken,
Banken oder Einkaufszentren.

Die sicherheitstechnische Begutachtung dieses Unfalls Ende Juli 2003
führte Ing. Helmut Sommereder vom Unfallverhütungsdienst der AUVA
Landesstelle Wien dazu, sich auch die Schiebetüren im Bereich der
Landesstelle – inklusive Unfallkrankenhaus Wien-Meidling – anzusehen.
Ing. Sommereder fand eine einfach nachzurüstende und kostengünstige
Abhilfe: "Wenn wir zusätzlich zum Radarimpulsgeber handelsübliche
Aktivinfrarotsensoren montieren, ist die Lücke im
sicherheitstechnischen Kreislauf geschlossen. Aktivinfrarotsensoren
erkennen an räumlichen Änderungen im abgesicherten Bereich, dass ein
Mensch bzw. Gegenstand im Schließbereich steht, der Impuls zum
Schließen wird nicht gegeben. Diese Melder sind ab 450 Euro im Handel
erhältlich, es gibt weiters kombinierte Radar- und Infrarotgeräte ab
rund 1.150 Euro. Für die Nachrüstung sind zwei Zusatzmelder – einer auf
jeder Türseite - sinnvoll. Auch die Verwendung von Lasermeldern wäre
möglich.“ Jeder Unfall kostet – abgesehen vom menschlichen Leid – ein
Mehrfaches.

Dir. Ing. Johann Kaiser, Leiter der für Wien, Niederösterreich und
Burgenland zuständigen AUVA Landesstelle Wien, hat die Anregung seines
Unfallverhütungsexperten sofort aufgegriffen und lässt derzeit die
Eingangstüre in der Webergasse 4 und drei Schiebetüren im Eingangs- und
Ambulanzbereich des Unfallkrankenhauses Wien-Meidling nachrüsten: "Wir
haben täglich mit behinderten, verletzten und gebrechlichen Menschen zu
tun. Es ist daher eine Selbstverständlichkeit, diese Unfallgefahr
innerhalb der Einrichtungen der AUVA zu beseitigen. Die geltenden
sicherheitstechnischen Bestimmungen sind leider nicht ausreichend
behindertengerecht. Wir regen eine Erweiterung des Normenwerks an und
ersuchen Industrie und Bauherrn geeignete Sensoren in die
Ausschreibungen für kraftschließende Schiebetüren aufzunehmen.“
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Weiterhin zu finden auf http://martin.leyrer.priv.at , http://twitter.com/leyrer , http://www.debattierclub.net/ , http://www.tratschen.at/ und via Instant Messaging auf Jabber: m3 <ät> cargal.org .
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