Hallo Horst,
ich habe eine Weile (und das FLY!-Handbuch

) gebraucht, bis ich all das zusammengekriegt habe, was ich so automatisch mache.
Ich nehme an, Deine Fragen beziehen sich auf Kolbentriebwerke (meistens Turboversionen) mit Festdrehzahlpropeller ,d.h. der blaue Regler legt diese Drehzahl fest (bei Lycoming- u.ä. Motoren liegt diese in der Praxis zwischen 1700 und 2500 rpm). Das hydraulische System, das die Blattverstellung in der Propellernabe steuert, versucht diese Drehzahl dann zu halten (so lange der Motor mit dem Leistungsregler so eingestellt ist, daß er die dafür erforderliche Leistung auch auf die Welle bringt). Die Motorleistung wird mit dem Throttle-Regler gesteuert und durch den Ladedruckmesser angezeigt (in Zoll Quecksilbersäule = in hg).
In den Flugzeughandbüchern gibt es i.d.R Tabellen, welche Kombination aus Ladedruck und Drehzahl bei welchem Betriebszustand optimal ist, es gibt aber ein paar grobe Anhaltspunkte, die praktisch für alle Flugzeugtypen gelten.
Anlassen:
Hauptbatterie ein
Generator 1 und 2 ein
Magnete: beide ein
-PROP: Max. rpm
-MIX: rich
-THROTTLE: Leerlauf
Anlasser betätigen: Bei realen Motoren muß man meist ein wenig mit dem THROTTLE-Regler pumpen - das entfällt bei den Flusis.
Je nach Komplexität des Flugzeugmodells kann man nun warten, bis Öldruck und -temperatur die erforderlichen Betriebsminima erreicht haben (Warmlaufen).
Während dieser Prozedur wird der Propellerregler ein paar Mal bis auf ca. 15oo rpm zurückgezogen, damit warmes Hydrauliköl in die Propellernabe gelangt.
Am Schluß kommt der elektrische Test: Magnet 1 und 2, Batterieladung Generator 1 und 2
Startkonfiguration:
-PROP: max. rpm (2500 bei FULL THROTTLE)
-MIX: rich
-THROT: full (langsam hochfahren)
gerollt wird mit Startkonfiguration
Steigflug:
-PROP: ~2400 rpm
-MIX: abgemagert entsprechend Fuel-Flow-Angaben des Handbuchs
-THROT: Ladedruck so weit zurücknehmen, wie die übliche Steigrate gehalten werden kann (Flugzeughandbuch)
Reiseflug:
-PROP: 1800 bis 2300 rpm (wenn man heizen will, muß man hohe Drehzahlen wählen - und verbraucht entsprechend viel Sprit

)
-THROT: Ladedruck zurücknehmen, bis die gewünschte Flugggeschwindigkeit gehalten wird (meist ist auf der Ladedruckanzeige ein grüner Bogen markiert, der den für Dauerbetrieb zulässigen Bereich markiert).
-MIX: So LEAN, daß die EGT, bzw. TIT-Anzeige ihr Maximum erreicht
Faustregeln: Will man die Leistung erhöhen (zwecks Beschleunigung oder Steigen) zunächst die Drehzahl und dann den Ladedruck erhöhen. Zur Leistungsreduzierung genau umgekehrt: Zuerst Ladedruck wegnehmen, dann die Drehzahl nach unten regeln. Ladedruck darf bei realen Kolbenmotoren übrigens nur langsam weggenommen werden (ca 1 in/HG pro Minute im normlaen Flug). Schlagartiges Zumachen des Leistungsreglers setzt die Zylinderköpfe durch zu rasches Abkühlen enormem thermischen Streß aus, der sie sogar reißen lassen kann. Muß man schnell runter, empfiehlt es sich also, die nötige Sinkrate anders (Flaps, Gear) zu erreichen.
MIX(TURE) regelt im Steigflug und bei Reiseflugzustand das optimale Verhältnis von Sprit und Luft im angesaugten Gemisch. Je nach Temperatur, Luftdruck und Flughöhe ist die Dichte der Luft bekanntlich verschieden. Bei Start läßt man den Mixture-Regler auf RICH, zum einen, um die maximale Leistungsentfaltung zu garantieren, zum anderen "kühlt" der überschüssige Treibstoff das hoch belastete Triebwerk (sehr umweltfreundlich!

).
Für den Steigflug gibt es in den Flugzeughandbüchern wiederum Tabellen, die das Gemisch bei bestimmten Leistungseinstellungen anhand des Kraftstoffdurchflusses festlegen - z.B. 37 in Hg/2450 rpm/32 gal per hr. Vom Hersteller vermutlich auch mit etwas "kühlendem" Überschuß kalkuliert. Leistungs- und Drehzahlregler werden zunächst entsprechend eingestellt und dann das Gemisch abgemagert, bis der Kraftstoffdurchfluß stimmt.
Im Reiseflug hat man dagegen natürlich kein Interesse, mehr Sprit als unbedingt nötig durch den Auspuff zu blasen. Jetzt wird das Gemisch bis zum Optimum abgemagert. Anzeigeinstrument dafüt ist die EGT (Exhaust Gas Temperature) bei Saugmotoren, bzw. TIT (Turbine Intake Temperature) bei Turboladertriebwerken. Wird der Mixture-Regler in Richtung LEAN gezogen, steigt diese Temperaturanzeige an, erreicht bei einer bestimmten Reglerstellung (abhängig von Flughöhe und Außentemperatur) ein Maximum und sinkt dann wieder, wenn weiter abgemagert wird. Beim EGT/TIT-Maximalwert ist das optimale Gemisch eingestellt (niedrigster Spritverbrauch).
Die Reichweitenangaben der Flugzeughandbücher beziehen sich stets auf eine optimale Motorkonfiguration. Läßt man den Mixture-Regler einfach auf RICH, wird u.U. bis zu 40 Prozent mehr Sprit verbraucht!
Nun könnte man denken, daß man beim Sinkflug das Gemisch wieder anreichern muß (Luft wird wieder dichter). In der Regel ist die MIXTURE des Reisefluges aber völlig ausreichend - Kolbenmotormaschinen sind eh keine Performancewunder

. Ein zu eiliges Anreichern, wenn man es denn überhaupt macht, kann den gleichen Effekt haben wie das schlagartige Wegnehmen der Leistung: Der heiße Motor kühlt zu schnell ab und die Zylinderköpfe gehen über den Jordan. Das für Maximalleistung beim Durchstarten erforderliche Anreichern sollte man erst bei Beginn des Landeanflugs durchführen.
Abgestellt wird ein Kolbenmotor in Flugzeugen übrigens nicht mit dem Zündschlüssel, sondern durch Abmagern des Gemischs und schließlich die Unterbrechung der Treibstoffzufuhr. Erst dann werden die Magnete der Zündung abgeschaltet. Damit wird verhindert, daß Treibstoffreste im Motor verbleiben, die sich bei eventuell eingeschalteten Magneten und händischem Drehen des Propellers (Wartungsarbeiten) entzünden können und den Motor anlaufen lassen.
Für einen möglichst realistischen Betrieb von Kolbenmotorflugzeugen ist es also beinahe unerläßlich, sich die entsprechenden Handbuchdaten für das betreffende Flugzeug zu besorgen. Ich hoffe, Deine Fragen sind damit erst einmal beantwortet, Horst.
An dieser Stelle auch herzlichen Dank an Peter Lert, den Verfasser des FLY!-Handbuchs, für seine hervorragenden Erläuterungen zu diesem Thema, auf die ich mich hier hauptsächlich stütze.
Gruß Thomas
[Diese Nachricht wurde von Tomcat am 07-05-2000 editiert.]