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Newbies und die GNU/Linux Community
Nach der Lektüre dieses Topics, und der darin stattfindenden Diskussion, möchte ich mal etwas zum Thema Newbies, Gurus, Netiquette, Linux Community und den Umgang miteinander und diesen Themen sagen.
Disclaimer: Dieses Posting bezieht sich auf niemanden persönlich. Es spiegelt lediglich meine subjektive Wahrnehmung wieder. Alle Ähnlichkeiten mit bekannten Personen sind rein zufällig und von mir nicht beabsichtigt. Es soll kein Flamebait werden, wenn es jemand unbedingt so auffassen will soll er das bitte tun, es ist mir egal und werde darauf höchst wahrscheinlich nicht eingehen. 1. GNU/Linux ist freie Software. Wobei "frei" in diesem Zusammenhang mit (Source-)Freiheit und nicht mit Freibier asoziiert werden sollte. Freie Software entsteht durch eine Community und der Arbeit der Mitglieder selbiger in ihrer Freizeit. Zu dieser Arbeit gehört auch der "Support" von Newbies durch HOWTOS, Guides, Newsgroups und Forenpostings. Und genau dieser Support passiert freiwillig, kostenlos und eben in der Freizeit der Hilfegeber. 2. Freizeit ist für die Meisten von uns knapp und kostbar. Wenn ich sie dafür "opfere" andere unter den in Punkt 1 genannten Kriterien zu helfen, erwarte ich von diesen Leuten ein Mindestmaß an Respekt, Dankbarkeit und Bereitschaft auch selbst an der Lösung ihres Problems mitzuarbeiten. 3. Das Posten von Links und Ratschläge wie RTFM (Read The F****** Manual) und mögen zwar herablassen klingen, haben aber durchaus ihre Berechtigung. Erstens ist es für Leute die viel Zeit dafür aufbringen einfach auf Dauer nervend immer die selben einfachen Fragen zu beantworten obwohl sich diese durch eine einfache Google-Suche oder lesen von Handbüchern beantworten lässt. Auch wenn das herablassend und arrogant klingen mag, soll es doch auch den Zweck erfüllen den Fragesteller darauf hinzuweisen wo er in Zukunft Hilfe zu Standardproblemen finden kann. Es liegt allerdings am Hilfesteller diesen Ratschlag so zu formulieren daß er weder beilidigend ist, noch den Newbie gleich wieder vor der Community abschreckt. Soll heissen: RTFM alleine ist zuwenig, RTFM + man $PROGRAMMNAME ist sehr wohl zielführend weil der Newbie dadurch lernt wo er in Zukunft Antworten suchen kann und sie oft auch schneller findet als bei einem Forenposting. Bei Verständnissproblemen kann ja nachgefragt werden, ich habe so gut wie nie erlebt daß sich jemand über so etwas beschwert. Zweitens zeugen solche Fragen von einer gewissen Bereitschaftslosigkeit seine Probleme mit GNU/Linux selbst zu lösen, was dazu führt daß die sogennanten Gurus keine oder "böse" Antworten geben, weil sie ihre Zeit nicht dafür opfern wollen Leuten zu helfen die alles am Liebsten vorgekaut bekommen wollen und wahrscheinlich ihr Interesse an GNU/Linux sowieso bald wieder verlieren weil sie merken daß es doch mehr als eine SuSE-Cd braucht um ein "k3wl3r h4x0r" zu sein. 4. In einer Zeit bevor Tante Erna begann GNU/Linux zu installieren weil es erstens "cool und trendy" und zweitens frei wie in Freibier ist, war die Community hauptsächlich von Hackern, Geeks und technisch interessierten Personen bevölkert. Und dann kam der Hype. Diese Leute sahen die Ecken und Kanten die GNU/Linux einfach unleugenbar hat, oft als Herausforderung nicht als Problem. Für diese Leute (und da zähl ich mich auch dazu) ist GNU/Linux einfach auch ein Hobby bei dem man viel über Computer und deren Funktionseise lernt, eben weil manches nicht auf Anhieb funktioniert. Das soll jetzt kein "Früher-war-alles-besser-Posting" werden, aber es war/ist für die Community einfach nicht leicht den "Ansturm" und die Erwartunghaltung von Newbies die durch den allgemeinen Linuxhype dazustossen sind, aufzufangen. Der Traffic in den einschlägigen Newsgroups und Foren ist immens gestiegen und dadurch haben sie sich teilweise von Diskussionforen zu kostenlosen Supportforen entwickelt. Niemand hat a priori etwas gegen Newbies, es wird nur erwartet daß sie sich den Gepflogenheiten einer schon relativ lange (für Computerbegriffe) bestehenden Community anpassen. Es wird auch erwartet sich mit den verwendeten Begriffen auseinanderzusetzen und sie richtig zu gebrauchen. Informatik ist eine Wissenschaft und als solche setzt sie exaktes Arbeiten voraus. Ich habe oft erlebt daß man als Pedant bezeichnet wird weil man jemandem den Unterschied zwischen Linux(=Kernel) und Distribution erklärt. Andererseits habe ich selbiges nie erlebt wenn man jemandem den Unterschied zwischen Motor und Auto verdeutlicht. 5. Newbies sollten sich überlegen warum sie GNU/Linux testen/verwenden wollen. "Coolnessfaktor" und kostenlose Verfügbarkeit allein sollten keine Kriterien sein, außerdem sollte man zumindest ein bischen techniches Interesse und Lernbereitschaft mitbringen. Distributionen werden zwar immer einsteigerfreundlicher (und das finde ich sehr gut!), trotzdem wird man manchmal einfach nicht daran vorbeikommen selber Hand anzulegen. Allerdings ist mir aufgefallen daß sich viele Leute einfach mal eine Distribution besorgen und nach ca. eineinhalb Stunden beleidigt sind daß sie noch immer keinen Mail-, Web-, File- oder Was-auch-immer-Server haben. Anstatt sich hinzusetzen und Tutorials zu lesen, spammen viele einfach Newsgroups und Foren mit "Linux suxx" und "Bei Windows ist alles viel einfacher" Topics zu. |
Auch wenn das jetzt hart klingen mag, aber Leute die bei Windows 98 schon überfordert sind wenn sie mit der rechten Maustast unabsichtlich ein Kontextmenü aufrufen, sollten sich vielleicht überlegen ob sie GNU/Linux wirklich benutzen wollen. Sollten sie sich dafür entscheiden (wass ich sehr begrüssen würde), wäre es angebracht nicht zu erwarten innerhalb der nächsten 1-2 Wochen Kernelhacker zu werden. Ich seh das mit Linux so: der Einstieg/Umstieg ist anfangs sicher hart und teilweise verwirrend, bringt man aber den Ehrgeiz auf sich in die Materie gründlich einzuarbeiten wird man mit einem flexiblen und mächtigen OS belohnt. Also: Ein bischen Masochismus gehört auf jeden Fall dazu!
6. Die Leute die noch gar nichts zur Community beigetragen haben (und vielleicht auch nie werden) fordern am Meisten und schreien am Lautesten. Lotussteve und ich haben damit begonnen einen kleinen Guide für diese Leute zu schreiben, vielleicht fruchtet es ja ein bischen. 7. Ich will mich mit diesem Posting weder als Guru (diesen Tiel kriegt man ohnehin nur von Anderen) hinstellen, noch behaupten daß ich einige der oben angeführten Newbiefehler nicht selber begangen hätte! Aber ich musste einfach mal meinem Unmut der mich in letzter Zeit öfter beim Lesen von Foren und Newsgroups überfällt, einfach mal Luft machen. Wahrscheinlich ist dieses Topic ohnehin viel zu lang (musste es deswegen auf 2 Beiträge aufspalten) als daß es die Leute die ich ansprechen will lesen (nicht zuletzt weil das "Ich-will-alles-und-nichts-dafür-tun-HOWTO fehlt), aber mir geht's jetzt besser. Bei allen die den obigen Text gelesen haben und als kompletten Schwachsinn betrachten möchte ich mich entschuldigen ihnen Zeit gestohlen zu haben. An sie und alle anderen geht ein "Danke" dafür daß sie sich die Zeit genommen haben dies zu lesen. Nicht vergessen Community bedeutet Gemeinschaft. Nur durch eine solche wurde GNU/Linux zu dem was es ist. Und daß diese Gemeinschaft funktioniert hängt sowohl von den "alten Hasen" als auch den Newbies ab. Respekt, Toleranz fremden Meinungen gegenüber, eine gute Portion Humor und ein Asbestanzug können dabei nicht schaden, und zwar beiden "Seiten". Wie hat schon Linus gesagt: "Just for fun!" Feedback erwünscht, citizen428 |
Ein dreifaches "HURRA" auf citizen428!
Wahr gesprochen, gut formuliert - DASS sollte am Beginn des Linux-Bereichs fix verlinkt werden! Senatoren? Trotzdem wirds nix helfen, weil jene, die RTFM nicht verstehn, auch dieses Posting nicht lesen werden bzw. als persönlichen Angriff interpretieren :( :heul: Zynisch? Wer, ich? Nie! ;) @citizen428: Ein Getränk Deiner Wahl geht beim nächsten Treffen auf mich! :D :bier: |
Zitat:
ad 2. Komme am Sonntag gerne darauf zurück, danke! :bier: |
*fixmach*
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Dem ist nichts hinzuzufügen. Dieser Meinung kann ich mich ganz anschliessen!
Zitat:
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Danke für das positive Feedback und besonders an spunz! :)
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Re: Newbies und die GNU/Linux Community
Zitat:
include senf.h ad a.) Full ACK, zwar bin ich schon sehr geübt im Killen des x-ten "HILFE"-Threads auf den Mailinglisten, aber das Bewusstsein, wo die ERSTEN Anlaufstellen für Fragen sind muss vorhanden sein. ad b.) Ich habe von 1991-2000 nicht soviel über Computer(internas) gelernt als seit ich GNU/Linux nutze.... ad c.) Full ACK, es kostet einfach Zeit und Nervern wenn man aneinander vorbeiredet. ad d.) Von den politisch-sozialen Implikationen möcht ich jetzt gar nicht erst anfangen, mehr bitte auf z.B. www.gnu.org ad e.) Ich emfand nur den Anfang als extrem steil (Sep. 2000 bis ca. Februar 2001), ab April verwendete ich Debian und das Verstehen der Zusammenhänge wurde immer klarer. ad f.) Und wer das noch nicht versteht soll bitte den zuständigen Kollegen auf http://goatse.cx besuchen....... ad g.) Ich will mich gar nicht erinnern wie ich angefressen war als ich am Anfang angepflaumt wurde auf debian-user-german wegen zu langer Zeilen.... ;) PEACE, LOVE AND GNU/LINUX ! THINK! DISOBEY! CREATE! Ciao, Steve Community Claviger |
merci citizen,
für diese ausführliche darstellung. hoff' nur, daß es alle lesen und danach handeln. greetz arti *grübel ... gottseidank steht nirgendwo, daß ich nicht mehr frotzeln und flamen darf ;-) |
@citizen: bravo, gut geschrieben! vielleicht wirklich etwas lang, aber ich war davon gebannt und hab geduldig zu ende gelesen... :D
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