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ChRoM 11.08.2001 00:34

Der Tag, an dem ich mit einer Toten schlief
 
Nein, das hier ist kein Outing :-) Ich wollt nur mal eben einen Artikel posten, den ich im aktuellen "The Gap" gefunden hab (kennt das jemand? ist eine kostenlose Jugend-Zeitschrift) Jedenfalls find ich den Text absolut grenzgenial. Wenn die Geschichte nicht wahr ist, ist sie zumindest exzellent erfunden. Und wie ich find ur gut geschrieben...


Der Tag, an dem ich mit einer Toten schlief
Ferdinand Mutterkorn

Angeblich weiß jeder, der damals schon zusammenhängend sprechen konnte, wo er gerade war, als John F. Kennedy erschossen wurde. Ich habe niemanden, der alt genug ist, sich an den lebenden JFK erinnern zu können, danach gefragt. Aber vermutlich stimmt das schon. Auch an seinen ersten Fick kann sich schließlich jeder erinnern. Denn egal ob dieser Akt im Nachhinein vom Gedächtnis weich gezeichnet wird oder nicht, so betrunken, sich an seinen ersten Fick nicht erinnern zu können, kann man gar nicht sein. Zumindest als männlicher Part. Ich hätte ehrlich gesagt aber gar nichts dagegen, mich daran nicht mehr zu erinnern. Nostalgisch verklären kann ich „es“ beim besten Willen nicht.

Ich hatte das Mädchen erst am Tag zuvor im Zug kennengelernt. Wir waren damals beide bepackt wie Interrail-Reisende, dabei aber ganz offensichtlich zu jung, um alleine quer durch Europa zu reisen. Außerdem verirren sich Interrailer selten in die Pampa. Und wir waren beide im Begriff in einen Zu einzusteigen, dessen Endstation man, wenn überhaupt, dann gerade einmal als Endstation einer kleinen Nebenlinie kennt. Deshalb war uns auch sofort, als wir uns am Bahnsteig das erste Mal entdeckten, klar, dass wir beide dasselbe Ziel hatten. Wir waren beide ziemlich retro unterwegs. Sie hatte eine Gitarre dabei, ich einen kleinen Kofferradio und einen ganzen Sack voll selbst angebautem Gras. Also alles auf Sommer, Sonne, selbst gedrehte Zigaretten und jede Menge Joints. Als wir gemeinsam aus dem Zug kletterten und ich, ganz Gentleman, darauf bestand ihre Gitarre zu tragen, war es bereits so, als kannten wir uns seit Ewigkeiten. Wir hatten beschlossen, unsere Zelte auf der Wiese hinter dem Festivalgelände gemeinsam und nebeneinander aufzubauen.

Auch wenn mir heute ihr Name nicht und nicht einfallen will, ihre Augen werde ich nie vergessen. Und an ihrem Gesichtsausdruck würde ich sie wohl auch noch mit sechzig erkennen. Denn ich weiß noch ganz genau, wo ich war, als der Radiosprecher das Musikprogramm unterbrauch und berichtete, dass – einer Meldung irgendeiner französischen Nachrichtenagentur zufolge – Lady Diana vor eineinhalb Stunden tödlich verunglückt war. Ich war gerade in sie eingedrungen. Nicht in Diana, sondern in das Mädchen aus dem Zug. Aber großen Unterschied machte das keinen. Keiner von uns beiden wusste, wie er am besten auf die Radiomeldung reagieren sollte. Deshalb taten wir nach einer kurzen Pause so, als ob wir den Radiosprecher nicht gehört hätten und machten weiter. Was in ihrem Zelt romantisch und leicht bekifft begonnen hatte, war binnen weniger Stöße zu einem leidenschaftlichen Martyrium geworden. Ich hatte nur mehr Lady Dianas Gesicht vor mir. Mein bekiffter Kopf projizierte es über das Gesicht meines Mädchens, das – genau wie ich – vorgab, vor Lust nahezu auszuflippen. Ich fickte eine Tote. Einen Leichnam, der noch nicht einmal ausgekühlt war. Und ich konnte nichts dagegen tun. Wir hatten Sex auf einem Minenfeld. Was ich mir oft insgeheim gewünscht hatte, wurde zum Alptraum: Es kam mir vor, als ob wir Stunden miteinander schliefen. Ein endloser mechanischer Akt. Sie begann dann zum Glück irgendwann zu stöhnen. Ich zog mit, stöhnte und gab darauf acht, nicht lauter zu stöhnen als die Musik, die im Radio mittlerweile wieder eingesetzt hatte. Kurz darauf hatten wir dann beide gemeinsam keinen Orgasmus und legten uns nebeneinander erschöpft auf ihren ausgebreiteten Schlafsack. Ich nahm ihre Hand, küsste sie aufs Ohr und war gedanklich Lichtjahre von ihr entfernt. Keine Ahnung, was ihr damals durch den Kopf ging. Wir haben nicht mehr miteinander gesprochen. Ein bisschen Small Talk, als wir gemeinsam ihr Zelt abbauten. Sie brach wenig später Richtung Bahnhof auf, kritzelte ihre Telefonnummer auf die Zugkarte von der Heimfahrt und entschuldigte sich, dass sie noch für ihre Nachprüfung lernen müsse. Wie gesagt, ich weiß nicht, was in ihr vorging. Vielleicht machte sie sich Sorgen, schwanger zu sein. Wir hatten nämlich kein Kondom verwendet. Mir war das zu diesem Zeitpunkt ehrlich gesagt vollkommen egal. Ich hatte vielmehr Angst, nie mehr – und das bedeutete: Überhaupt nie – mit einem Mädchen schlafen zu können. Die unter mir liegende tote Diana, ihr lebloses Stöhnen, das ging mir bis in den Spätherbst nicht mehr aus dem Kopf.

Ja, ich habe mittlerweile gelernt, zu lieben. Auch körperlich. Und auch sonst dürfte ich von meinem ersten spätsommerlichen Todesfick keine langfristigen Folgeschäden davongetragen haben. Ich bin auch jetzt noch jeden Sommer auf irgendeinem Festival. Meist sogar weniger wegen der Musik als der Stimmung halber. Nur einen Fehler habe ich seit diesem Sommer nie wieder begannen: Mein Radio, das lasse ich mittlerweile zu Hause...

Diana starb am 31. August 1997.

cold as ice 11.08.2001 00:39

ich schlaf öfters mit toten frauen,zumindest lassen sie sich alles über sich ergehen :lol:

Max Mustermann 11.08.2001 00:49

Und das findest du so toll, dass du es hier posten must :confused:
Finds nicht besonders interessant, und glaube auch nicht unbeding dass die Geschichte wahr ist.

wol 11.08.2001 02:41

Sachen gibts...:confused:

enjoy2 11.08.2001 02:51

finde den Text geschmacklos, die Krone setzt aber das 2te Posting dem Ganzen auf.

dafür habe ich kein Verständnis

enjoy

valo 11.08.2001 05:38

kinder brauchen ihren spielplatz :D ... :rolleyes: :D

DarkDevourer 11.08.2001 10:54

Zitat:

Original geschrieben von enjoy2

dafür habe ich kein Verständnis


des macht nix.
vorher fand i die story scheiße, nachem posting taugts ma ;)

James020 11.08.2001 12:05

Etwas eigenartige Storry! Doch bezüglich des 2ten Postings kann ich nur bestätigen!!!

@cold as ice: Das hättest dir wirklich schenken können!

enjoy2 11.08.2001 12:20

Zitat:

Original geschrieben von DarkDevourer



des macht nix.
vorher fand i die story scheiße, nachem posting taugts ma ;)

hmm, du bist dagegen, da ich dafür bin, naja auch eine Meinung

enjoy

wol 11.08.2001 12:22

Das nennt man Trotzphase. Sollte eigentlich irgendwann der Vernunft weichen, aber das kann sich ziehen...


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