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martin 21.10.2003 19:50

Wir waren keine Milupa Kinder!!!!!
 
Wer es noch nicht kennt... ;)

Wisst Ihr noch, damals ?
Wir haben es tatsächlich geschafft. Kaum zu glauben, aber es ist so..
Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft, speziell was der Gesetzgeber
und die Bürokraten, die Medien und die Informationsgesellschaft uns
täglich vorbeten und verbieten, müssten wir alle, die in den Sechzigern
bis Anfang der Achtziger aufgewachsen sind, längst tot sein.

Unsere Kinderbetten waren mit bleihaltigen Farben bemalt und Formaldehyd
sickerte aus jeder Pore. Ganz zu schweigen vom Tapetenleim, dem Kleber
des Linoleums oder den PVC-Dämpfen des Stragula. Wasserfeste Filzstifte
hatten Ausdünstungen die benebelten und wer erinnert sich noch an den
leicht salzigen Geschmack des abzuleckenden Tintenkillers?

Steckdosen, Medizinflaschen, Schranktüren und Schubladen waren noch
nicht kindersicher. Messer, Schere, Gabel und Licht wurden uns zwar
verboten, aber meistens mussten wir uns erst einmal daran verletzten um
es zu glauben.

Unsere Fahrräder, Roller und Rollschuhe fuhren wir ohne Schützer und
Helme. Die Risiken per Anhalter in den nächsten Ort zu fahren waren uns
unbekannt! Zum Thema Auto erinnere ich mich weder an einen
Sicherheitsgurt, noch an Airbags, Kopfstützen, ABS oder ähnliche
Sicherheitsvorrichtungen im Wagen meines Vaters.

Man saß zwar hinten, aber an einem heißen Sommertag gab es doch nichts
schöneres als seinen Kopf aus dem Fenster des fahrenden Autos zu stecken
und sich den Fahrtwind ins Gesicht blasen zu lassen, daß man kaum noch
Luft bekam.

Wasser haben wir direkt aus dem Gartenschlauch getrunken und nicht aus
einer Flasche

Wir aßen fettige Speisen und frischgebackenes Brot mit ordentlich Butter
drauf, dazu gab es überzuckerte Limonaden oder künstlich gefärbtes
Sunkist. Zu fett geworden sind wir deswegen nie, weil wir immer draußen
waren.

Wir haben zu fünft aus einer Limoflasche getrunken und es ist
tatsächlich keiner daran gestorben.

Wir haben stunden- und tagelang an Seifenkisten oder ähnlichen Gefährten
geschraubt, die wir aus rostigem Schrott und splitterigem Holz
konstruiert hatten. Dann sind wir den Hügel damit runtergebrettert nur
um festzustellen, daß wir die Bremsen vergessen hatten. Nachdem wir ein
paar Mal in der Böschung gelandet waren, haben wir gelernt auch dieses
Problem zu lösen.

Wir gingen in der Früh raus und haben den ganzen Tag gespielt, höchstens
unterbrochen von Essenspausen und kamen erst wieder rein, als es dunkel
wurde und man den Fußball nicht mehr richtig sehen konnte. Wir waren
nicht zu erreichen. Keine Handys!

Wenn es regnete spielten wir bei Freunden DKT oder Mensch ärgere dich
nicht, Mühle oder Dame und bauten mit Matchbox Autos und Holzbauklötzen
ganze Städte auf. Wir hatten weder Playstations oder Nintendo, X-Boxen
oder Videospiele, keine PCs, keine 50 Fernsehkanäle oder Surround
Anlagen.

Ins Kino zu gehen war ein Ereignis, für das man sich herausputzte und
das einem vor Vorfreude den Magen kribbeln ließ. Es gab noch Vorfilme,
die immer eine Überraschung waren, weil keiner wußte was zu erwarten war
und wenn zufällig ein Donald Duck oder Micky Maus Film dabei war, hatte
man das ganz große Los gezogen.

martin 21.10.2003 19:50

Wir hatten Freunde! Wir gingen raus und haben uns diese Freunde gesucht.
Wir haben Fußball gespielt mit allem was sich kicken ließ und wenn einer
einen echten Lederball hatte war er der King und durfte immer
mitspielen, egal wie schlecht er war.

Wir spielten Völkerball bis zum Umfallen und manchmal tat esweh, wenn
man abgeschossen wurde. Wir sind von Bäumen und Mauern gestürzt, haben
uns geschnitten, aufgeschürft und haben uns Knochen gebrochen und Zähne
ausgeschlagen. Wir hatten Unfälle! Es waren einfach Unfälle an denen wir
Schuld waren. Es gab niemanden, den man dafür verantwortlich gemacht hat
Und vielleicht sogar noch verklagt hat. Wer erinnert sich noch an
Unfälle? Unsere Knie und Knöchel waren von Frühjahr bis Herbst lädiert
und ein Schienbein ohne blaue Flecke gab es nicht.

Wenn wir uns an Brennesseln gebrannt haben, oder uns eine Mücke
gestochen hatte, haben wir entweder drauf gespuckt oder drauf gepinkelt.
Geholfen hat alles.

Wir haben gestritten und gerauft, uns gegenseitig grün und blau
geprügelt und gelernt damit zu leben und darüber weg zu kommen. Wir
haben Spiele erfunden mit Stöcken und Bällen, haben mit Ästen gefochten.
Und obwohl es uns immer wieder prophezeit wurde, haben wir uns kaum ein
Auge ausgestochen Wir sind zu einem Freund geradelt, haben an der Tür
geläutet und sind dort geblieben, einfach nur so, zum Spielen. Manche
Schüler waren nicht so schlau wie andere, also haben sie eine Klasse
wiederholt. Sie sind nicht durchgefallen, sondern wurden von den Lehrern
einfach zurückgestuft. Noten bei Prüfungen wurden nie manipuliert, egal
aus was für Gründen. Wir waren für unsere Aktionen selbst
verantwortlich. Konsequenzen waren immer zu erwarten, wenn wir Scheiße
gebaut hatten. Der Gedanke, daß sich ein Elternteil für uns opfert, wenn
wir mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren, war undenkbar. Im
Gegenteil, die Eltern stellten sich meistens auf die Seite des Gesetzes.

Stellen Sie sich das einmal vor! Unsere Generation hat einige der
größten Erfinder hervorgebracht. Die letzten 50 Jahre waren eine wahre
Explosion an Innovationen und Ideen. Wir hatten Freiheit und Zwang,
Erfolg und Misserfolg. Verantwortung und Konsequenz. Und wir haben
Gelernt damit umzugehen. Erinnere Dich daran, wie Du aufgewachsen bist
und Du wirst sehen, was unseren Kindern heute fehlt. Als die Eltern
einmal ein Auge zudrückten, anstatt die Kinder mit übergroßer Vorsicht
zu erdrücken. Unsere Eltern trauten uns zu, die richtigen Entscheidungen
zu treffen. Meistens hat es geklappt. Die paar Mal, die daneben, gingen
zählen wir zu unseren Lebenserfahrungen. Schick diese Mail an alle
weiter die du kennst, die sich auch zu dieser glücklichen Generation
zählen dürfen, zur Erinnerung an die Zeit, als Kinder noch Kinder waren
und noch keine Anwälte mit Schadensersatzklagen unseren Alltag
bestimmten.

mr.red 21.10.2003 20:43

glaub der wichitge unterschied is net früher und heute sondern stadt oder land.

maxb 21.10.2003 20:44

ich hätt' gern einen "executive summary" von der geschichte :D

mr.red 21.10.2003 20:51

key account officer summary: früher oder später wird jeder wie seine eltern

maxb 21.10.2003 20:52

Danke!

frazzz 21.10.2003 20:56

:rolleyes: am kopf kratz?


was will er uns damit sagen?

maxb 21.10.2003 20:59

Zitat:

Original geschrieben von frazzz
:rolleyes: am kopf kratz?


was will er uns damit sagen?

das wir früher oder später wie unsere eltern werden :confused:

mr.red 21.10.2003 21:08

na, des depperte gejömse über die alten zeiten, die jugend von heute, der untergang des abendlands usw

ruffy_mike 21.10.2003 21:53

Ich finde es sehr schön zu lesen, vieles davon stimmt.

Stadt/Land würde ich nicht unbedingt sagen, ist alles nur eine Frage der Zeit! Am "Land" ist man halt' in dieser Hinsicht etwas der Stadt hinten nach; dort ist Fußball & Völkerball sicher noch mehr verbreitet bzw. vergöttert als in der Stadt (SPIELEN, Fußball schauen gilt nicht ;) Ist aber auch nur eine Frage der Zeit; die Landleute haben ja mittlerweile auch schon Handys und sogar einen Gameboy habe ich letztens gesehen im Zug nach Krems :D :rolleyes:


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