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jayjay 15.10.2003 14:55

Sinn von Gewerkschaften im 21. Jahrhundert
 
da ich nicht nur über religionen diskutieren mag mal ein anderes thema :D

ich bin der meinung, dass sie gewerkschaften heute eigentlich nichts mehr ausrichten können und auch nicht sollten - wenn ein betrieb bestreikt wird, dann wandert er einfach ab (in ein sowieso billigeres land) und die leidtragenden sind dann eh wieder die arbeitnehmer, sprich der grossteil der bevölkerung. ganz egal wo: aua, öbb, voest usw. gewerkschaften schaden dem wirtschaftsstandort österreich, va. wenn sie so wie in österreich höchst (spö-)politisch agieren.

auf die meinung eines herr klestil, dass die gewerkschaften das gewissen der arbeitswelt sind möchte ich ihm antworten: einem toten nützt sein gewissen auch nichts mehr.

Bardstale 15.10.2003 15:55

Was die Gewerkschaften ausrichten sollen? Gute Frage!
Tja, die Streiks gehen ja grösstenteils in die Hose und bewirken nicht wirklich etwas. Nachdem Streiks aber gesetzlich erlaubt sind, warum soll dann eine Partei nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen, die ihr zur Verfügung stehen. Und dass wegen der Streiks eine ÖBB,Voest oder AUA in ein Billiglohnland abwandert, kann ich auch nicht ganz glauben.

Ein bissl Lebensberechtigung sollte man den Gewerkschaften halt schon einräumen, wie sollten denn z.B. Kollektivvertragsverhandlungen ohne die Gewerkschaften über die Bühne gehen? Soll aus jedem Betrieb ein Dienstnehmervertreter (ev. der Betriebsrat, soweit vorhanden) zu den Verhandlungen pilgern? Da hast du wahrscheinlich hunderte Wünsche, Meinungen und Vorstellungen, jeweils nur für den eigenen Betrieb vorliegen und im Endeffekt keine Lösungen. Also im Sinne der Arbeitnehmer ist es sicher günstiger, wenn ein "Verhandlungsteam" auftritt als wenn Hunderte oder noch mehr Vertreter erscheinen. Auf der Gegenseite hast du ja auch die Wirtschaftskammer, die als Standesvertretung fungiert und wo nicht jeder Selbständige persönlich erscheint.

Bardstale

pc.net 15.10.2003 16:02

es gibt als gesetzliche interessensvertretung die arbeiterkammer (genauso wie du schon die wirtschaftskammer für die arbeitgeberseite angesprochen hast) ...

frazzz 15.10.2003 16:02

gewerkschaften als institution sind (noch) ein garant für das grundrecht des streiks.
das dies auch heute noch notwendig ist, sieht man an den drohungen des aua-vorstandes.

jayjay 15.10.2003 16:06

Zitat:

Original geschrieben von Bardstale
Was die Gewerkschaften ausrichten sollen? Gute Frage!
Tja, die Streiks gehen ja grösstenteils in die Hose und bewirken nicht wirklich etwas. Nachdem Streiks aber gesetzlich erlaubt sind, warum soll dann eine Partei nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen, die ihr zur Verfügung stehen. Und dass wegen der Streiks eine ÖBB,Voest oder AUA in ein Billiglohnland abwandert, kann ich auch nicht ganz glauben.

Ein bissl Lebensberechtigung sollte man den Gewerkschaften halt schon einräumen, wie sollten denn z.B. Kollektivvertragsverhandlungen ohne die Gewerkschaften über die Bühne gehen? Soll aus jedem Betrieb ein Dienstnehmervertreter (ev. der Betriebsrat, soweit vorhanden) zu den Verhandlungen pilgern? Da hast du wahrscheinlich hunderte Wünsche, Meinungen und Vorstellungen, jeweils nur für den eigenen Betrieb vorliegen und im Endeffekt keine Lösungen. Also im Sinne der Arbeitnehmer ist es sicher günstiger, wenn ein "Verhandlungsteam" auftritt als wenn Hunderte oder noch mehr Vertreter erscheinen. Auf der Gegenseite hast du ja auch die Wirtschaftskammer, die als Standesvertretung fungiert und wo nicht jeder Selbständige persönlich erscheint.

Bardstale


naja, zum thema gewerkschaftsverhandlungen (lohnerhöhungen usw.) sei erwähnt, dass es gerade diese verhandlungen sind, die eigentlich die inflation bewirken ...
ausserdem wäre mir als arbeitsnehmer lieber, keine lohnerhöhung zu erhalten und dafür einen sicheren arbeitsplatz zu haben. was hab ich denn davon, wenn ich 1% mehr verdiene - ich so aber langfristig für den betrieb zu teuer werde? den schaden trägt wiederum die allgemeinheit (arbeitslosenunterstützung).

zb. die öbb wird nicht abwandern, aber sie wird nicht mehr konkurrenzfähig sein - den schaden tragen dann alle, weil die höheren subventionen eh wieder die allgemeinheit zahlt, bei der voest detto.
die aua wird langfristig als eigenständige marke sowieso nicht überleben mit streiks wird die restlebensdauer halt verkürzt, aber bitte ...

jayjay 15.10.2003 16:13

Zitat:

Original geschrieben von frazzz
gewerkschaften als institution sind (noch) ein garant für das grundrecht des streiks.
das dies auch heute noch notwendig ist, sieht man an den drohungen des aua-vorstandes.


naja, und was nutzt dir das grundrecht auf streik, wenns den betrieb dann gar nicht mehr gibt? dann gibts bald niemanden mehr zu bestreiken und ein paar arbeitslose mehr ...
die streiks heute bei der aua wurden nicht einmal genehmigt, deshalb ist es arbeitsrechtlich legitim die leute zu entlassen, es gibt ja genügend piloten, die für weniger geld fliegen (das nennt sich wettbewerb am arbeitsmarkt). ausserdem finde ich es schon interessant, wenn leute dafür streiken, damit sie weiterhin das doppelte verdienen als ihre kollegen von lauda und co. während das unternehmen am internationalen markt untergeht. das nenn ich solidarität in wirtschaftlich harten zeiten ...
bei der öbb wird ja auf dafür gestreikt, dass man mit 50 in pension geht, nicht benötigte arbeiter weiterhin nichts tun müssen usw. - also ich habe dafür absolut kein verständnis.

bevor ich mir als unternehmer mein unternehmen kaputtstreiken lässte würde ich ins sowieso billigere ausland abwandern - dank eu ja absolut kein problem mehr.

Bardstale 15.10.2003 16:23

Zitat:

Original geschrieben von pc.net
es gibt als gesetzliche interessensvertretung die arbeiterkammer (genauso wie du schon die wirtschaftskammer für die arbeitgeberseite angesprochen hast) ...
Das ist schon richtig, nur Kollektivverträge schliesst nicht die Arbeiterkammer, sondern die Gewerkschaft mit der jeweiligen Standesvertretung in der Wirtschaftskammer ab.

Bardstale

Bardstale 15.10.2003 16:36

Zitat:

Original geschrieben von jayjay
naja, zum thema gewerkschaftsverhandlungen (lohnerhöhungen usw.) sei erwähnt, dass es gerade diese verhandlungen sind, die eigentlich die inflation bewirken ...
ausserdem wäre mir als arbeitsnehmer lieber, keine lohnerhöhung zu erhalten und dafür einen sicheren arbeitsplatz zu haben. was hab ich denn davon, wenn ich 1% mehr verdiene - ich so aber langfristig für den betrieb zu teuer werde? den schaden trägt wiederum die allgemeinheit (arbeitslosenunterstützung).

Du kannst ja freiwillig auf einen Teil deines Bezuges oder auf Lohnerhöhungen verzichten, wenn du Bedenken hast, dass du langfristig zu teuer für deinen Betrieb wirst. Es stellt sich nur die Frage wie lange du dann deinen Lebensstandard halten kannst, wenn rundherum immer alles teurer wird und du ein Einkommen hast, dass sich z.B. 10 Jahre nicht erhöht hat. Leidtragender wird die Wirtschaft dann sein, wenn du anfangen musst einzusparen, nicht mehr Essen gehen, kein Kino, kein Gewand usw.

Bardstale

Cindy 15.10.2003 16:44

warum wusste ich nur als ich das thema dieser diskussion las schon vorher wer das thema eröffnet hat...

lg
cin

jayjay 15.10.2003 16:49

Zitat:

Original geschrieben von Bardstale
Du kannst ja freiwillig auf einen Teil deines Bezuges oder auf Lohnerhöhungen verzichten, wenn du Bedenken hast, dass du langfristig zu teuer für deinen Betrieb wirst. Es stellt sich nur die Frage wie lange du dann deinen Lebensstandard halten kannst, wenn rundherum immer alles teurer wird und du ein Einkommen hast, dass sich z.B. 10 Jahre nicht erhöht hat. Leidtragender wird die Wirtschaft dann sein, wenn du anfangen musst einzusparen, nicht mehr Essen gehen, kein Kino, kein Gewand usw.

Bardstale


das ist ja genau der grosse denkfehler ;)

die inflation steigt weil die gewerkschaften lohnerhöhungen fordern und nicht weil sich die preise erhöhen.

mehr lohn -> mehr einkommen -> kaufkraft soll die selbe bleiben -> preiserhöhungen -> mehr lohn -> ... ein teufelskreis, der jedes jahr aufs neue eben DURCH die gewerkschaftlichen lohnverhandlungen ausgelöst wird.

was ich damit sagen will: lohnverhandlungen bringen langfristig sowieso nichts (sind nur "show").
konsequenz: eine hohe inflationsrate schadet der wettbewerbsfähigkeit eines staates in einer globalisierten welt...


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