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-   -   Erstklassiges Service der ÖBB für deren Manager - NICHT für Kunden! (http://www.wcm.at/forum/showthread.php?t=228078)

garfield36 22.04.2008 19:22

Erstklassiges Service der ÖBB für deren Manager - NICHT für Kunden!
 
Samstag 12.04.2008

12:12h: Ich möchte mit dem Regionalzug nach Bratislava von Wien Südbahnhof abfahren. Mein Ziel ist Neudorf.
13:33h: Nach gründlichem Studium einer Tageszeitung wird mir die Wartezeit zu lang. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es mehrere Lautsprecherdurchsagen, dass es
wegen betriebstechnischer Störungen zu Verzögerungen käme.
13:35h: Anruf beim Kontakttelefon der ÖBB. Anfrage bezüglich Ersatz meiner Fahrkosten, falls ich meine Reise nicht antrete. Man teilte mir mit, dass ich den Fahrausweis
beim Fahrkartenschalter erstattet bekommen würde. Auf meine Frage, ob ich auch die Fahrausweise für die Straßenbahn in der Höhe von € 3,40 ersetzt bekomme,
verneinte man dies.
13:43h: In der Auskunftsstelle am Südbahnhof gab man mir auf Anfrage die Auskunft, dass der nächste Zug mit dem ich nach Neudorf fahren könne, voraussichtlich um
15:12h abfährt. Meine Frage, ob dies gesichert sei, wurde jedoch mit Nein beantwortet. Ebenso die Frage nach einem Schienenersatzverkehr.

Die ÖBB erachteten es nicht für nötig, auf einer Strecke die für gewöhnlich im Stundentakt befahren wird, einen Schienenersatzverkehr einzurichten. Und dies, obwohl die Verbindung für mindestens 4 Stunden ausfiel.

Herr Martin Huber und Herr Erich Söllinger spekulieren mit € 613.000.000. Davon mussten bisher € 230.000.000 abgeschrieben werden. Soferne nicht die Deutsche Bank
Entgegenkommen zeigt, ist mit weiteren Verlusten zu rechnen.

Nun, ich habe meine € 3,40 für die umsonst verfahrenen Straßenbahnfahrscheine auch abgeschrieben. Die sind jetzt mein höchst unfreiwilliger Beitrag zu den Ansprüchen von Herrn Huber. Na ja, möglicherweise bekommt einen kleinen Anteil Herr Söllinger.

Wie ich in der Überschrift erwähnte gibt es Service bei den ÖBB eben großteils für Manager die Hunderte Millionen verspekulieren. Da bekommt dann ein Hr. Huber halt mal € 850.000.
Service für Kunden, wie z.B. ein Schienenersatzverkehr oder ein Ersatz für angelaufene Anfahrtskosten zum, bzw. Heimreisekosten vom Bahnhof gibt es leider nicht.
Na ja, irgendwer muss ja die "Golden Handshakes" der Herren Huber und eventuell Söllinger bezahlen.

Baron 22.04.2008 19:51

Alles gut und schön aber das artet in eine (verkehrs) politische Diskussion aus!
Das ist HIER unerwünscht!
Wir diskutieren das schon in diesem Thread:
ÖBB: Manager-Geldvernichtung
Auf :
http://www.debattierclub.net/
Nur anmelden!

garfield36 22.04.2008 20:05

Das hier ist das Off Topic-Forum. Ob mein Posting hier erwünscht oder unerwünscht ist, bestimmst nicht Du, liebes Barönchen!

rev.antun 22.04.2008 20:33

ist erwünscht - und du hast vollkommen recht, jedoch hab ich dazu eh schon einen thread - is schon älter :D

zur INFO -> http://www.wcm.at/forum/showthread.php?t=222147&page=4

Baron 22.04.2008 20:38

Politische Diskussionen werden auch im Offtopic Forum Nicht gerne gesehen -wie mir mitgeteilt wurde! Aber es sind immer die Roten schuld!

rev.antun 22.04.2008 20:39

das ist nicht politisch das ist nur eine schickscals geschichte eines ÖBB reisenden

und aus - sonst bekommst von mir einen "goldenhandshake" :p

Baron 22.04.2008 20:44

Zitat:

Zitat von garfield36 (Beitrag 2270940)
Das hier ist das Off Topic-Forum. Ob mein Posting hier erwünscht oder unerwünscht ist, bestimmst nicht Du, liebes Barönchen!

Ich bestimm hier gar nix-ich weise auf die Forumsregeln hin und darauf das andernorts wesentlich dynamischer und umfangreicher diskutiert wird!
Und das lasse ich mir auch nicht von dir verbieten, liebes Garfieldchen!:D

garfield36 23.04.2008 00:07

Dann lerne mal lieber lesen Herr Baron. In meinem Posting findet man kein Wort über Politik, nicht mal eine Anspielung darauf!

FearoftheDark 23.04.2008 01:05

ich scheiß schon sowas von auf die öbb!! :mad:

jeden morgen dasselbe.. da kommt mal ein zug schon 40 min zu spät und dann gibts auch nur schlafwagons und alle müssen stehn.. echt ne frechheit.. und dafür zahl ich montagskarte.. grml..

wenn ichs mir leistn könnt, würd ich mir am liebsten so ne 25l-karre zulegen.. nen fetten amischlitten und kräftig die umwelt verpesten... wer mit öffis fährt muss sich echt nur ärgern.. grml

rev.pragon 23.04.2008 08:55

Also ich arbeit gerne für die Bahn. Mehr oder weniger. :D

Don Manuel 23.04.2008 09:41

Ich schließe mich der Kritik an diesem Staatsunternehmen vollinhaltlich an. Was ich allerdings dabei auch häufig höre und nicht verstehe, ist der Punkt, warum viele glauben, in privaten Händen wäre das besser aufgehoben. € 850.000 hören sich ja viel an, aber ich denke kaum, dass man mit einem derartigen Betrag (dann z.B. als Netto-Jahresgehalt) einen CEO einer Privatfirma dieser Größenordnung befriedigen könnte.

Telcontar 23.04.2008 10:01

Der Private CEO Lacht dich dabei ja nichtmal aus.

holzi 23.04.2008 10:03

das ist ja der trick, ohne ceo wären die paar hundert millionen nicht futsch *ggg*

FearoftheDark 23.04.2008 10:06

oft braucht man nunmal einen ceo bzw. wirds je nach rechtsform auch verlangt

allerdings kann ichs verstehn wenn man sich aufregt bei solch hohen managerngehältern.. find da ist japan ein gutes beispiel - dort werden erst die gehälter der top-manager gekürzt bevors bei den kleinen arbeitern mim abbaun anfangen..

Don Manuel 23.04.2008 10:09

Man könnte auch sagen: Gut, dass wir uns aufregen können, wär's eine private AG, würden wir das meiste gar nicht erfahren.

garfield36 23.04.2008 14:46

Es geht ja auch mehr um die sogenannten Spitzenmanager.
Obwohl, auch einige Zugbegleiter (Schaffner) sollten sich mal über die Tarife der ÖBB kundig machen. Vor allem wenn ein Reisender bei einer Haltestelle ohne Fahrkarten-Schalter und -Automaten einsteigt.

jayjay 23.04.2008 16:11

mir ging es mit der öbb kürzlich ähnlich bzw geht es ähnlich. im jänner erhielt ich einen erlagschein in höhe von EUR 19,90 für die verlängerung der vorteilscard. ich fahr zwar praktisch selten bis nie mehr zug trotzdem hab ichs mal eingezahlt, falls ich doch mal wohin möchte. eine woche später erhielt ich von der öbb ein schreiben, dass die vorteilscard nunmehr EUR 99,90 koste, weil ich mittlerweile über 26J sei, ich müsse also EUR 80 aufpreis bezahlen. das mache ich natürlich nicht, schreibe der öbb ein mail, erhalte zuerst eine "sinnlose" antwort, nach einem weiteren mail dann der hinweis, dass ich mir das geld bei jedem schalter auszahlen lassen könne. gehe ich zum schalter, kein geld - formular ausfüllen. ok, formular ausgefüllt, abgeschickt - nichts passiert, bis heute. mittlerweile habe ich die öbb zweimal gemahnt, zahlen sie nicht geht im mai eine mahnklage raus. da gehts einfach ums prinzip.

auch fühle ich mich als mann von der öbb so richtig genderkorrekt völlig veräppelt: erstens musste ich ein jahr aufgrund des zivildienstes mit dem studium pausieren, folglich fahren frauen ein jahr günstiger mit vorteilscard (kostet so wohl viele männliche studierende EUR 80,- mehr). das pensionistenticket erhält frau mit 60 jahren, mann erst mit 65 jahren - wohlgemerkt in einem staatlichen (defacto)monopolbetrieb. komisch, dass dies wieder einmal niemanden der gender-*** interessiert.

warum die öbb privatisieren?
http://www.gewerbeverein.at/modules....rticle&sid=191

Der Bundeszuschuss an die ÖBB liegt bereits bei 4,438 Milliarden EUR jährlich. Der Beitrag, den der Bund an die Universitäten überweist, nimmt sich da mit 1,5 Mrd. jämmerlich niedrig aus. "Unsere ÖBB" ist somit jedem Steuerzahler jährlich - ob er will oder nicht, ob er Eisenbahn fährt, oder nicht - 540 EUR wert!

bei beinahe 4,5 mrd euro macht die öbb dann natürlich einen tollen gewinn. :rolleyes:

wenn private aktionäre gerne abfertigungen in millionenhöhe zahlen, dann bitte, sollen sie - hier geht es um öffentliche steuergelder (hier erhält eine person, die offensichtlich nichts auf die reihe bekommen hat das LEBENSsteueraufkommen eines durchschnittlichen handwerkers -ja hallo!?!?), gesunde frühpensionisten mit 50, ...

und wenn durch eine privatisierte bahn ein paar strecken geschlossen werden - mit 4,5 mrd euro einsparung fahren die benutzer dieser strecken gratis bus und der staat (steuerzahler) hat immer noch massivst gespart.

zumindest das zulassen von wettbewerb (liberalisierung) wär schon mal ein enorm wichtiger schritt ...

Christoph 23.04.2008 22:05

Was mich an der ganzen Sache mit den Abfertigungen von Staats(nahen)managern stört ist, daß immer die Manager als die Bösen hingestellt werden.
Wer hat denn die Verträge ausverhandelt resp. bewilligt?
Ich kann auch FearoftheDark nur zustimmen, die kleinen hackeln, die Großen kassieren, es gab/gibt, siehe BAWAG, Prämien bei schlechten Ergebnissen. So nach dem Motto: es ist ein Erfolg wenn wir noch leben.
Siehe auch jayjays letztes Posting, spricht mir aus dem Herzen. Wieviele defizitäre Strecken werden erhalten, ein Busdienst wäre billiger, und oft auch kundenfreundlicher.
Das sind unsere ÖBB und etliche andere staatsnahe Betriebe; zur Erinnerung die VÖEST, solange sie Staatsbetrieb war - hohe Defizite, nach Privatisierung - hoch aktiv.

Don Manuel 24.04.2008 08:14

Was aus einer privatisierten Infrastruktur wird, kann man sehr schön in vielen Ländern beobachten, z.B. Brittanistan.
Was der private Markt mit Preisen macht, kann man sehr schön an gegenwärtigen Treibstoffpreisen beobachten: Lager sind voll, Preise wegen Spekulation in lichten Höhen.

jayjay 24.04.2008 12:26

das britische bahnsystem wurde damals genau deswegen privatisiert, weil es bereits völlig marode (inbesondere veraltet) war. diese strecken wurden übrigens in GB einst von privaten investoren errichtet, funktionierten hervorragend, um dann verstaatlicht zu werden. wen wunderts, dass ein bahnsystem heruntergewirtschaftet wurde, wenn in GB eine gewerkschaft (bei der nunmehr staatlichen bahn) durchsetzte, dass in jedem elektro-zug ein kohlenschaufler mitfahren musste, damit die nicht aufgrund der modernisierung des bahnwesens arbeitslos werden.

bei den treibstoffpreisen/fahrtkosten sind primär die einzelnen reGIERungen die preistreiber - siehe etwa: http://www.oeamtc.at/netautor/pages/...g/1124366.html
Zitat:

Jahr für Jahr zahlen wir mehr an Steuern, Abgaben, Gebühren und Mauten. Im Jahr 2000 haben wir noch 8,4 Milliarden Euro in das Bundesbudget und an die Asfinag geleistet, 2008 werden es schon 12 Milliarden sein – rund 43 Prozent Steigerung in wenigen Jahren!

pc.net 24.04.2008 12:39

@Baron
die auslegung der forumsregeln, und inwieweit ein thread oder posting politisch sind, überlass bitte weiterhin den roots und moderatoren ;)

Baron 24.04.2008 14:11

@ Pc net
na mach ich doch

garfield36 24.04.2008 16:01

Nach der Privatisierung kamen die britischen Bahnen erst Recht in Schwierigkeiten, da die neuen Besitzer mitnichten Investitionen tätigten. Privatisierung ist also nicht immer das Allheilmittel.

Baron 24.04.2008 17:19

Mag schon sein aber viel schlechter kanns ja net werden- und wenns so weitergeht kannst die Schienen bald entlangwandern zu sonst sinds dann eh nix mehr nutze!
Den Totalverlust hat man übrigens auch der Vöst prophezeit und heute habens mehr Mitarbeiter wie als Staatsbetrieb! Und schreiben gewinne! Man kann natürlich alles beim alten lassen und darüber weinen- wird massig ändern:heul:

Don Manuel 24.04.2008 17:55

Die VOEST ist auch kein Infrastrukturbetrieb. Bei der Infrastruktur ist gewinnorientiertes Denken eher gegen die Interessen der Allgemeinheit und letztlich dann immer eher zugunsten einer Minorität.

garfield36 24.04.2008 22:55

Da steckt ein Körnchen Wahrheit drin.

Baron 25.04.2008 01:41

Na ja man kann in jedem Schwachsinn Warheit finden!

jayjay 25.04.2008 10:15

ob man die öbb privatisiert oder nicht ist mir eigentlich egal. wo ich allerdings stark dafür bin ist, dass auch in diesem sektor wettbewerb zugelassen wird (wie das konkret im bahnsektor funktionieren kann dazu gibt es unzählige hervorragende volkswirtschaftliche modelle).

bei der voest waren es damals trotzdem die gleichen argumente, warum denn diese staatlich bleiben müsse ("kernindustrie" usw). beispielsweise im telekom-sektor (=infrastrukturbetrieb) hat die liberalisierung hervorragend funktioniert: durch die gewinnmaximierung privater telekom-unternehmen stieg die innovationsleistung beträchtlich, der kunde profitiert neben neuen produkten auch von wesentlich günstigeren tarifen. und was das beste daran ist: er kann vergleichen und einen alternativen anbieter wählen. genau das bedeutet freier markt - genau wegen mangels dieser möglichkeiten sind monopole immer abzulehnen.

ein weiterer infrastuktursektor in welchem die liberalisierung bereits früchte trägt ist der energiemarkt. auch hier kann/könnte man mit dem richtigen anbieter bereits einiges sparen. auch beispielsweise die müllentsorgung wird in zahlreichen gemeinden bereits an private unternehmen vergeben: funktioniert hervorragend.

wie bereits geschrieben bestanden massivste probleme im britischen bahnsektor bereits vor der privatisierung, die britische bahn wurde vom staat heruntergewirtschaftet und dann verscherbelt: dass private da innerhalb kürzester zeit nicht alles in perfekten zustand bringen können liegt auf der hand. im unterschied dazu hat das österreichische bahnsystem eine gute infrastruktur vorzuweisen, welche auch ich in staatlicher hand behalten würde (weil schliesslich auf steuerkosten errichtet): was ich allerdings liberalisieren bzw eventuell komplett privatisieren würde ist der betrieb auf diesen schienen (mittels lizenzenvergabe für bestimmte zeiten und trassen). und genau davon können kunden nur profitieren.

Don Manuel 25.04.2008 11:02

Müllentsorgung in privaten Händen => siehe Neapel
Energiesektor in privaten Händen => siehe globale Blackout-History
Telekom ist nicht wirklich vergleichbar, weil durch die fortschreitende Technologie quasi immer substanzloser. Auch die staatliche Telekom könnte heute billiger sein, ohne Markt.
Ich vertrete halt die Ansicht, dass mit Produkten oder Dienstleistungen, die von einer Mehrheit der Bevölkerung als Grundversorgung zu einer bestimmten Zeit der Zivilisation empfunden werden, nicht sinnvollerweise gewinnorientiert gewirtschaftet werden sollte. Letztlich vermute ich einfach, dass da immer die Mehrheit draufzahlt und eine kleine Minderheit gewinnt. Und zur Mehrheit gehören da nicht einmal nur die Menschen, sondern auch großräumig ganze Ökosysteme.

jayjay 25.04.2008 11:17

nunja, du wirst immer zu allem irgendwelche (vereinzelten) negativbeispiele finden. erfindung des motors => umweltverschmutzung, unfälle, usw ;) es ist schlichtweg ein (sowohl theoretisch als auch praktisch erwiesenes) faktum, dass marktwirtschaftliche systeme planwirtschaftlich-monopolistischen eigentlich immer überlegen sind.

es stellt sich halt die frage was man unter "gewinn" versteht. in meinen augen ist es auch ein gewinn für die bevölkerung, wenn man zwischen mehreren anbietern auswählen und dadurch preis/leistung vergleichen und somit ein individuell passendes produkt erwerben kann (vertragsfreiheit). bei staatlichen monopolen ist das grundsätzlich nie möglich, es gibt einen anbieter, den muss ich "wählen" (kontrahierungszwang). durch den mangel an wettbewerb besteht auch kein anreiz/druck innovativ zu sein.

gerade die öbb sind in meinen augen ein paradebeispiel wo in einem staatlichen betrieb derzeit eine minderheit profitiert (abfertigungen durch politische günstlingswirtschaft, frühpensionierungen, gratis-zugfahrten für öbbler und ihre familien) und eine mehrheit (steuersubventionen) draufzahlt. genau die kritik daran bzw die unzufriedenheit mit der öbb war ja ausgangspunkt dieser diskussion.

Don Manuel 25.04.2008 11:26

Das Gegenteil von Marktwirtschaft ist nicht automatisch planwirtschaftlich monopolistisch. Ich behaupte nicht, irgendeine perfekte Lösung zu kennen, aber ich kenne einfach zu viele Schwächen der Marktwirtschaft in bezug auf Güter des mehrheitlichen Grundbedarfs. Ich bin des weiteren kein Freund von Revolutionen und denke daher vom heutigen Stand der Dinge weiter in Richtung erstrebenswerter Evolution. Deswegen mag ich aber gar nicht in totalitäre, kommunistische oder sonstige ideologische Ecken gestellt werden. Der globale Segen der allgemeinen freien Marktwirtschaft ist auch nichts als so eine Ecke.

Guru 26.04.2008 22:53

Zitat:

Zitat von jayjay (Beitrag 2271558)

ein weiterer infrastuktursektor in welchem die liberalisierung bereits früchte trägt ist der energiemarkt. auch hier kann/könnte man mit dem richtigen anbieter bereits einiges sparen. auch beispielsweise die müllentsorgung wird in zahlreichen gemeinden bereits an private unternehmen vergeben: funktioniert hervorragend.

wie bereits geschrieben bestanden massivste probleme im britischen bahnsektor bereits vor der privatisierung, die britische bahn wurde vom staat heruntergewirtschaftet und dann verscherbelt: dass private da innerhalb kürzester zeit nicht alles in perfekten zustand bringen können liegt auf der hand. im unterschied dazu hat das österreichische bahnsystem eine gute infrastruktur vorzuweisen, welche auch ich in staatlicher hand behalten würde (weil schliesslich auf steuerkosten errichtet): was ich allerdings liberalisieren bzw eventuell komplett privatisieren würde ist der betrieb auf diesen schienen (mittels lizenzenvergabe für bestimmte zeiten und trassen). und genau davon können kunden nur profitieren.

Also genau das ist relativ und absolut gesehen falsch und Guru steht zu dieser Aussage. Der Energiemarkt in Österreich hat trotz der Liberalisierung bereits höhere Ertragsmargen für die Unternehmen und zusätzlich höhere Konsumentenpreise gebracht als vor der Liberalisierung. Das liegt ganz einfach daran, dass im Businesssektor zwar genug Wettbewerb herrscht (Großabnehmer können nämlich auch mit ausländischen Energielieferanten Stromlieferverträge abschließen), dies aber für Endkunden eine ziemlich massive Preiserhöhung (Guru erinnert - 2007 haben die meisten Landesenergieversorger und auch die Alternativen haben mitgezogen die Tarife um bis zu 15% erhöht!) gebracht hat - hier gibts nämlich nicht wirklich einen Wettbewerb...

Auch bei der Britischen Bahn hast Du Unrecht: die Infrastruktur war vor der Privatisierung zumindest sicher - im Gegensatz zu nach der Privatisierung. Hier traten dann mehrere schwere Bahnunfälle auf, die schwere Mängel an der Erhaltung der Infrastruktur aufzeigten - es wurden auch nahezu keine Investitionen in Erneuerungen und Modernisierungen gesteckt, der Erhaltungsaufwand auf das Allernotwendigste reduziert. Dies führte dazu, dass die konservative Regierung (sic!) die Privatsierung zurücknahm. Übrigens ist seither in England kein großes Zugunglück mehr passiert, die UIC (Vereinigung internationaler Bahnen) hat den Briten ein einigermaßen passables Zeugnis ausgestellt.

Die Bahnliberalisierung ist übrigens in Österreich schon vollzogen - Du kannst Dir gerne ein paar Trassen kaufen und Deine Züge darauf betreiben. Da Du Guru allerdings als wirtschaftlich denkender Mensch bekannt bist, wirst Du wohl eine Hauptstrecke mieten, sicher nicht eine Nebenstrecke - außer Du willst Geld investieren. Der Staat ist aber dazu verpflichtet, allein schon aus Gleichbehandlungsgründen seiner Staatsbürger, adäquate Personen- UND Güterverkehrsleistungen ÜBERALL in Österreich anzubieten, wo Bedarf besteht - und daher haben die ÖBB Beförderungspflicht (siehe Österreichischer Personen- und Gütertarif). Daher würden Kunden zwar vielleicht von der Liberalisierung profitieren, die zwischen Wien und Salzburg fahren möchten, sicher jedoch nicht die zwischen zB Absdorf/Hippersdorf und Schwarzenau...

Guru

Guru 26.04.2008 23:07

Zitat:

Zitat von jayjay (Beitrag 2271569)
gerade die öbb sind in meinen augen ein paradebeispiel wo in einem staatlichen betrieb derzeit eine minderheit profitiert (abfertigungen durch politische günstlingswirtschaft, frühpensionierungen, gratis-zugfahrten für öbbler und ihre familien) und eine mehrheit (steuersubventionen) draufzahlt. genau die kritik daran bzw die unzufriedenheit mit der öbb war ja ausgangspunkt dieser diskussion.

Frag einmal die Frühpensionisten, ob die überhaupt schon pensioniert werden wollten - das haben nämlich die wunderbaren Manager beschlossen, die jetzt geschasst wurden, allerdings nicht ohne vorher noch kräftig das Handerl aufzuhalten. Für die Frühpensionierten werden aber am Arbeitsmarkt neue Mitarbeiter aufgenommen, billiger, versteht sich doch von selbst. Dass das Unternehmen dabei letztendlich verliert (an KnowHow, Erfahrung usw.) berührt diese "Manager" ja gar nicht mehr - sie sind schon wieder weg nach dem Motto "Hinter mir die Sintflut, vor mir der nächste Absahnerjob".
Übrigens zahlen ÖBBler für Ihre Netzkarten und fahren daher nicht gratis. Du solltest Deine Quellen prüfen...
Das alles spricht nicht dafür, dass es zu einer Verbesserung gekommen ist, seit die neuen CEO's angetreten sind - Draxler, vorm Walde, Huber und deren Konsorten. Gestiegen sind die notwendigen Zuschüsse zur Deckung des Betriebsabgangs (die Infrastruktur zahlt der Staat genauso wie auch die Straßen) - daher sind auch die von Dir erwähnten Zahlen ein gutes Manipulativum, aber deswegen nicht richtiger. Die Mittel für die ÖBB sind grob in zwei große Blöcke zu teilen: Infrastruktur (Erhaltung, Erneuerung und Investition) sowie Betrieb. Und Guru kann sich kein Unternehmen der Erde vorstellen, dem Investitionen als Defizit angerechnet würden - was Du allerdings bereits den ÖBB und der ASFINAG vorgeworfen hast...
Wieder: prüfe Deine Quellen...

Guru

Don Manuel 27.04.2008 08:14

Danke Guru für Zeit und Aufwand für alle diese Argumente. Volle Zustimmung von mir.

Oli 27.04.2008 10:15

Zitat:

Zitat von JayJay
gratis-zugfahrten für öbbler und ihre familien

Zitat:

Zitat von Guru (Beitrag 2271945)
Übrigens zahlen ÖBBler für Ihre Netzkarten und fahren daher nicht gratis. Du solltest Deine Quellen prüfen... Guru

Hier sollte GURU seine Quellen prüfen.

Für ÖBBler und Ihren Familien gibt es z.B. die Möglichkeit, einmal pro Jahr gratis mit der Bahn (auch europ. Fernverkehr!!) zu fahren. Darüber hinaus zahlen sie für die Netzkarten einen lächerlichen Betrag, der in keinster Weise sonst in anderen Branchen üblichen Personalrabatten gleichkommt.

sillybilly 27.04.2008 10:26

@Oli
Tatsache ist, dass ich einen monatlichen Betrag zu zahlen habe, ob ich jetzt mit der Bahn fahre oder auch nicht!
Es gibt sehr viele Eisenbahner (z.B. Ich) die dieses "Privileg" in keinster Weise ausnützen.
Mir kann die Bahn privat gestohlen bleiben;)

Baron 27.04.2008 14:53

Nutzen und haben sind aber zwei verschiedene Zustände! Du könntest ja- das du nicht willst ist deine Sache!

pc.net 28.04.2008 11:21

wobei aber der zwang auch ein schräges instrument zur bilanzschönung ist ;)

Dumdideldum 28.04.2008 15:25

Was die Abfertigungen betrifft:

ÖBB:
Staatseigentum, am Leben erhalten durch Steuergelder -> Abfertigung geht mich was an.

AG:
Geld der Privatinvestoren, Abfertigung bzw. Bezahlung von Managern kann mir wurscht sein.

Was mich viel mehr stört als irgendwelche Lohnfortzahlungen/Abfertigungen oder Pseudo-Weiterbeschäftigungen ist die politische Einflußnahme auf Ämter. Da ein Roter, dort ein Schwarzer (wenn in der Regierung, dann blau bzw. zukünftig sicher mal Grün) bzw. vice versa.
Kann man den einen Parteigegner abschießen (ich erinnere an die hanebüchenen Begründungen für die Ablöse Goldmanns), ist jedes Mittel dafür Recht, vorallem, wenn es sich um Steuergeld handelt. Solange die eigenen Freunderl hineingequetsscht werden und der Partei deswegen kein materieller Schaden entsteht, wird weitergefärbt bis zum Umfallen.
Diese Dreistigkeit und Selbstverständlichkeit des Proporzes regt, wenn überhaupt, die Opposition auf (bis diese selbst am Zug ist), die Bürger nehmen es als gegessen hin.

Alex1 28.04.2008 19:30

Es heisst aber "ÖBB-Holding AG". Also was jetzt? :p


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