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Boot 09.10.2006 18:06

Videoüberwachung - WCM Oktober 06
 
Mit großen Interesse habe ich mir diesen Artikel durchgelesen. Die Grundaussage des Autors (Videoüberwachung ist eigentlich sinnlos, weil sie Selbstmordattentate nicht verhindern kann und auch andere Delikte können nicht zu 100% geklärt werden) ist falsch.

Wenn man dieser Logik folgen würde, wäre auch die Polizei unnötig, auch sie kann weder einen Taten verhindern noch zu 100% aufklären. Die Aufklärungsrate liegt unter 50%, trotzdem bin ich ganz froh, daß es sie gibt.

Weiters ist es (zum Glück) in Österreich so, daß man zuerst eine Tat begehen muß um vor Gericht gestellt zu werden. Der Gedanke ist frei, erst ab der konkreten Tatvorbereitung wird es strafbar. Also wird es sehr schwer sein, die erste Tat einer Gruppe zu verhindern. Wenn einmal einer bekannt ist, dann kann sein Umfeld untersucht werden und eventuelle Mittäter aus dem Verkehr gezogen werden. Die Welt besteht nicht nur aus Einzeltätern.

Also bin ich derselben "paradoxen" Meinung, daß die Videoüberwachung ausgebaut werden soll, obwohl sie nicht alles verhindert und aufklärt. Ich sehe da eigentlich nichts "paradoxes".


Nachdem ich jedoch die Gefahr des "großmächtigen Terrorsanschlages" bei uns für (relativ sehr) gering halte, hatte ich im Artikel etwas anderes erwartet. Eher eine Meinung zu einer "privaten Videoüberwachung" auf öffentlichen Grund. Gut es betrifft mich, ich überlege auf soetwas und kenne die rechtlichen Grundlagen nicht. Die Sache schaut so aus: Ich wohne in einer Heurigengegend und heuer im Sommer gab es, bei mir und den näheren Nachbarn (10 Häuser auf und ab) einen (schweren) Parkschaden mit Fahrerflucht und 5 abgerissene Spiegel. Nicht der Topterrorist Bin Laden oder Carlos, nein eher der bsoffene X oder Y war es. Wenn man jetzt noch weiß, daß z.B. mein Spiegel inklusive allem 645€ kostet, dann versteht man vielleicht den Zorn.

Andererseits sollte man den "Datenmißbrauch" schon verhindern. Allerdings sollte man zuerst einmal klären was das eigentlich ist. Was hat irgendwer davon, wenn er weiß, daß der X um 23:56 dort war? Oder der Y? Also, wäre es gut wenn man, wie bei der Gesetzgebung, zuerst "Tatbestände" formuliert und dann die Strafen dazu. Diesen Zeiraum von der Tat bis zum Gesetz und dann bis zum Urteil, die werden wir wohl aushalten müssen.

tom 09.10.2006 22:45

Also ich würd mich nicht freuen, wenn mein Kommen und Gehen ständig von meinem Nachbarn gefilmt wird, wenn dieser auch noch aufzeichnet wer mich besucht, usw. (und das passiert wohl, wenn Du Dein Auto auf der Strasse überwachst.)

Die vereinfachte Frage lautet wohl, hält man "Sicherheit" oder "Anonymität" persönlich für wertvoller.


PS an alle: Wer in den Thread blöd reinquatscht fliegt! :D

Boot 10.10.2006 05:57

In Wien gibts halt die "Hausmeisterin" :D Bei uns nicht :D

Wenn es das mit dem Parkschaden und den Spiegeln nicht gäbe, würde ich nicht einmal daran denken mir die "Hackn anzutun". Es ist halt immer eine "Kosten - Nutzen - Rechnung". Wer wen besucht und von mir aus auch beschlä.. ist mir auch aber sowas von egal, ich will die "Spiegelabbrecher". Aber auch die Nachbarn aber nichts dagegen, die sind sogar dafür. Wie gesagt bei 645€ PRO Stück :eek:

Weißt Du wie es rechtlich ausschaut den (öffentlichen) Platz vor dem EIGENEN Grund zu videoüberwachen?

Nachsatz: Um ca 15m Grundgrenze zu überwachen braucht man mindestens 6 Kameras. Wenn diese von sagen wir 22 bis 6 Uhr aufzeichnen sind dies also 8 Stunden, also gesamt 48 Stunden Filmmmaterial. Um dies auszuwerten braucht man wielange? Ich (und auch die Nachbarn, falls sie sowas vorhaben) haben mit der Freizeit etwas besseres vor als die Auswertung von Videomaterial :eek: :D echt :D

Den Mißbrauch oder ähnliche Gefahren sehe ich eher in den "gewerblichen Anbietern". Die müssen Auswerten und Ergebnisse liefern, nur welche und wen? Der Auftraggeber will eine Gegenleistung, also einen rechtlichen oder/und einen wirtschaftlichen Vorteil. Mir fällt da so spontan "nur" die Verbrechensaufklärung und ein "Bewegungsprofil" im Einkaufscenter ein.
Ohne einer Videoaufzeichnung wäre der Salieradiebstahl auch nicht aufgeklärt worden. Diese Daten (in privater Hand!) sind also NICHT gelöscht worden. Was geschieht mit diesen? Wie werden sie ausgewertet? Wer garantiert dies? Hier sehe ich sehr wohl eine "Datenschutzmißbrauchsgefahr".

Marc 10.10.2006 12:49

Hallo Boot,

herzlichen Dank für deine ausführliche Diskussion auf der Basis meines Artikels. Ich möchte zu verschiedenen Fragen / Anmerkungen antworten; dabei stelle ich dein Posting etwas um:

Zitat:

Original geschrieben von Boot
Die Sache schaut so aus: Ich wohne in einer Heurigengegend und heuer im Sommer gab es, bei mir und den näheren Nachbarn (10 Häuser auf und ab) einen (schweren) Parkschaden mit Fahrerflucht und 5 abgerissene Spiegel. Nicht der Topterrorist Bin Laden oder Carlos, nein eher der bsoffene X oder Y war es. Wenn man jetzt noch weiß, daß z.B. mein Spiegel inklusive allem 645€ kostet, dann versteht man vielleicht den Zorn.
Hier räumst du ja selbst ein, die Sache emotional zu sehen. Aber: Willst du wegen 645 € Schaden eine Videoüberwachungsanlage mit verschiedenen Kameras, Verkabelungen, Monitoren, Aufzeichnungsgeräten anschaffen? Wenn du nun noch dein Stundenlohn zum Anschauen all der Aufzeichnungen der Kameras rechnest – dann macht deine Forderung schon wirtschaftlich keinen Sinn. Ja, man kann denen Zorn verstehen, wie du schreibst, aber das ist kein gutes Argument.

Dann bleibt das Argument, was die Überwachung leisten kann. Auf den Bändern siehst du, wie unbekannte und im Dunkeln kaum erkennbare Täter dein Auto aufbrechen und davonlaufen. Weder wurde die Tat damit verhindert, noch hast du einen weiterführenden Ermittlungsansatz bei schlechten Videoaufnahmen. Das steht auch so im Artikel: Videoüberwachung ist kein Wundermittel. Nur in ganz bestimmten Situationen können ganz bestimmte, harmloses Delikte aus dem Bereich der einfachsten Kriminalität verhindert werden.

Aber die Frage ist doch die: Wärest auch du bereit, von deinem Nachbarn Tag und Nacht überwacht zu werden, wie, wann und mit wem du dein Haus verlässt oder betrittst? Du magst es vielleicht sogar nicht schlimm finden – „ich habe nichts zu verbergen“. Aber wenn du nichts zu verbergen hast, wieso trägst du dann eigentlich (zumindest auch im Sommer) Kleidung? Das ist kein blöder Vergleich, im Gegenteil: Der Mensch mit seiner Würde, dessen Teil nun einmal die Privatheit ist, gibt aus Prinzip nicht alles von sich preis. Und die Menschenwürde ist höchstes Gut. Deshalb auch Kleidung im Sommer, und deshalb etwa auch Bankgeheimnis. Du magst es anders richtig finden. Aber auch wenn du Linksverkehr für besser hältst, gibt es in Österreich doch Rechtsverkehr. Und auch wenn du bei Videoüberwachung keinen Eingriff in die Menschenwürde siehst, sieht das die österreichische Rechtsordnung anders.

Den Grund erklärt ja ebenfalls der Artikel: In einer modernen, digitalen und vernetzten Welt wird der Mensch in seiner freien Entfaltung gehemmt, wenn er nicht mehr absehen kann, wer wie wo wann und was über ihn weiß und diese einzelnen Daten auch noch kombinieren kann. Der Mensch ist in unserer Rechtsordnung kein Fisch hinter der Scheibe, der sich beliebig im Interesse höherer Zwecke überwachen lassen muss. Sondern der Mensch mitsamt seiner Würde ist das höchste Gut in unserer Rechtsordnung.

Das Problem dieser Überlegungen, gerade auch im Kontext der Videoüberwachung, ist – wie es übrigens auch im Artikel steht – dass die Gedanken zur Menschenwürde sehr abstrakt sind und sich immer leicht mit einer Straftat argumentieren ließen. Was wiegt mehr? Die Menschenwürde deiner Nachbarn oder dein abgefahrener Außenspiegel? Wie soll aber überhaupt schon die Beeinträchtigung von Nachbars Menschenwürde gemessen werden?

Bedenken muss du auch, dass die Videoüberwachung nicht lediglich in die Menschenwürde von Tätern eingreift, sondern im Gegenteil fast ausschließlich Unverdächtige erfasst. Meinst du, tausende, völlig unbescholtene Besucher des Heurigen fänden die Überwachung und Protokollierung ihres Besuches wegen eines Außenspiegels verhältnismäßig? Überwachung ist kein Selbstzweck, sondern muss sich der Menschenwürde unterordnen, erst recht, wenn die Videoüberwachung entgegen der Versprechen kaum Taten verhindern kann und auch bei der Aufklärung nur teilweise hilfreich sein kann.


Zitat:

Original geschrieben von Boot
Wenn man dieser Logik folgen würde, wäre auch die Polizei unnötig, auch sie kann weder einen Taten verhindern noch zu 100% aufklären. Die Aufklärungsrate liegt unter 50%, trotzdem bin ich ganz froh, daß es sie gibt.
Nein, denn du lässt unberücksichtigt, dass im Gegensatz zur bloßen Existenz der Polizei die Videoüberwachung einen Grundrechtseingriff darstellt. Anstatt auf die bloße Existenz der Polizei abzustellen, müsste du konkrete Eingriffsmaßnahmen heranziehen. Etwa so: Die Polizei darf regelmäßig einmal im Jahr jede Wohnung eines Bürgers durchsuchen. Einfach so und ohne Anfangsverdacht. Natürlich bringt das meist nicht, aber in einigen Fällen gibt es Zufallsfunde als Ermittlungsansatz. Wärest du dann auch froh, dass es diese Maßnahmen gibt?

Marc 10.10.2006 12:50

Zitat:

Original geschrieben von Boot
Weiters ist es (zum Glück) in Österreich so, daß man zuerst eine Tat begehen muß um vor Gericht gestellt zu werden. Der Gedanke ist frei, erst ab der konkreten Tatvorbereitung wird es strafbar. Also wird es sehr schwer sein, die erste Tat einer Gruppe zu verhindern.
Ein bisschen widersprichst du dir selbst: Wo soll denn nun die Grenze der Strafbarkeit liegen? Bei der Begehung der Tat? („zuerst eine Tat begehen“) Oder schon „ab der konkreten Tatvorbereitung“? Vorbereitung, Versuch, Begehung … das sind juristisch ganz verschiedene Zeitpunkte. Auch gibt es etwa noch die strafbare Anstiftung oder die strafbare Nichtanzeige geplanter Straftaten. Das liegt ebenfalls alles ggfs. weit vor Herbeiführung eines Taterfolgs.

Hier können einige Ermittlungsmaßnahmen helfen. V-Männer oder Telefonüberwachung etwa können auch schon die Planung von Straftaten aufdecken. Die Videoüberwachung allerdings gerade nicht. Das ist ein entscheidendes Argument gegen die Videoüberwachung. Dazu ein Zitat aus dem Artikel: „Nimmt man diesen Gedanken auf und denkt ihn konsequent zu Ende, dann bedeutet doch dies nichts anderes, als dass sich jedem potenziellen Attentäter die Chance für einen Anschlag oder Anschlagversuch ergäbe, um ihn dann an Hand der Identifikation über die Videoüberwachung aus dem Verkehr zu ziehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein ernst zu nehmendes Sicherheitskonzept ist,“

Zitat:

Original geschrieben von Boot
Also bin ich derselben "paradoxen" Meinung, daß die Videoüberwachung ausgebaut werden soll, obwohl sie nicht alles verhindert und aufklärt.
Du räumst ein, dass die Videoüberwachung nicht hilft. Semantisch verknüpfst du diese Erkenntnis gerade in kausaler Weise „also“. Aber wo ist dein Argument? Du siehst, Videoüberwachung hat klare Schwächen. „Also“ forderst du mehr? Viel zu trinken, hilft bei einem Beinbruch nicht. „Also“ noch mehr trinken?

Hast du vielleicht übersehen, dass anstelle von Videoüberwachung einfach andere Maßnahmen besser helfen könnten? Wieder ein Zitat aus dem Artikel: „Auch Peter Schaar beklagt, die Diskussion über das Problem der Überwachung werde „vielfach verkürzt geführt“. Der oberste Datenschützer beklagt, „bisweilen wird ausgeblendet“, was die jeweilige Maßnahme bewirken könne und ob es Alternativen gäbe“


Zitat:

Original geschrieben von Boot
Ich sehe da eigentlich nichts "paradoxes".
Die Wertung als „paradox“ ist von dir hier etwas missverstanden worden. Das soll keine persönliche Kritik sein, sondern mag ja auch Schwäche des Textes sein. Als paradox bezeichnet der Artikel das Verhalten der Politik, sowohl aus Erfolgen als auch aus Misserfolgen der Videoüberwachung jeweils die genau gleiche Schlussfolgerung zu ziehen, dass deshalb mehr Videoüberwachung her muss.

Aus einer Tatsache und aus einer dem diametral entgegen stehenden Tatsache denn gleichen Schluss zu ziehen, ist widersprüchlich.

Gerade dass darin kein Argument liegt, zeigt sich, dass man die „Begründung“ auch mit vertauschten Vorzeichen anführen könnte: Bringt eine Videoüberwachung einen Erfolg, ist dass das Zeichen, dass wir nicht noch mehr Kameras brauchen. Denn wir haben ja schon genug. Bringt eine Videoüberwachung keinen Erfolg, ist dass das Zeichen, dass wir nicht mehr Kameras brauchen. Denn sie nutzen ja nichts.

Boot 10.10.2006 14:40

Stimmt, och sehe es sehr emotional, es handelt sich ja um ca 2/3 meines Nettomonatslohns ;-)

Zitat:

... Willst du wegen 645 € Schaden ...
Ähhhh, Deine Mathematiknote? Oder hast Du die Zahl 5 einfach überlesen? Den Parkschaden gab es ja auch noch. Was kostet eine neue rechte hintere Ecke bei einem Cherokee? Ich habe den Besitzer nicht gefragt, billig war es sicher nicht. Wer sagt sagt, daß mein Auto nicht das Nächste ist? Damals parkte ich hinter ihm, also reiner Zufall ....

Zitat:

.... Wenn du nun noch dein Stundenlohn zum Anschauen ....
Ähhhhh, wieder ein Trugschluß, warum sollte ich mir etwas anschauen, wenn ich in der Früh keinen Schaden feststelle? Ich schrieb doch:

Zitat:

... haben mit der Freizeit etwas besseres vor als die Auswertung ...
Zitat:

...bei schlechten Videoaufnahmen ...
Hängt von der Kamera, den Lichtverhältnissen und der Entfernung ab. Einen Versuch ist es wert. Übrigens kenne ich jemanden, dem hat dauernd irgendwer die, in ca 2m Höhe angebrachten, Blumenkisten heruntergerissen. So jede Woche einmal, dann hat er eine Kamera montiert und aus war es damit. Ob die allerdings echt ist, weiß ich nicht ;-)

Zitat:

Aber die Frage ist doch die:.....
Rein prinzipiell - nein. Mit einer Ausnahme: wenn er sagt warum und was mit den Aufnahmen geschieht. Wenn er sie, wenn nichts passiert, ungesehen löscht, warum nicht? Er könnte mir aber ein "G´schichterl drucken", nur WAS hat er davon? Welchen wirtschaftlichen Vorteil? Solange es um "Beweissicherung" oä geht, gut soll so sein.

Zitat:

.... fänden die Überwachung und Protokollierung ihres Besuches wegen eines Außenspiegels ....
Wieder ein Trugschluß ;-) Ich will NICHT den Besucher überwachen, sondern meinen Besitz. Protokolieren tue ich auch NUR den Fahrzeugzustand und NICHT die Passanten. Wenn nichts passiert, ungesehen überschreiben, weil ich habe ja was besseres zum tun. ;-) Klar der Unterschied?

Also ein Marc geht um 18:45 zum Heurigen, trinkt um 18:56 bis !9:12 ein Achterl, von 19:15 bis 19:45 das Zweite, "bratet" von 19:23 bis 19:47 die Kellnerin an. zahlt um 19:51 mit einem 20€-Schein, gibt dabei 30 Cent Trinkgeld und geht um 19:52 mit 0,42 Promille ..... :bier:

Zitat:

... dass im Gegensatz zur bloßen Existenz der Polizei die Videoüberwachung ,,,
Nächster Trugschluß: Die Polizei EXISTIERT nicht nur, ja es gibt auch Polizisten die herumgehen oder -fahren und schauen. ;-) Ich sehe eigentlich KEINEN Unterschied ob der nette Herr (oder Frau) in Grün (oder blau) direkt schaut oder mit einem Fernglas oder eben einer Kamera. Auf öffentlichen Grund gibt es naturgemäß keine Privatspähre.

Zitat:

... Wo soll denn nun die Grenze der Strafbarkeit liegen? ...
Steht im Gesetz ;-) StGB

Jetzt widersprichst Du Dir:
Zitat:

... Telefonüberwachung ...
Dazu mußt Du ein paar Sachen wissen: Name, Telephonnummer UND einen SEHR starken Verdacht. Der muß sogar so stark sein, daß ein Richter davon überzeugt werden kann. Oder willst Du permanent alle Telephone abhören, wie es die Amis vorhaben? Wenn es soweit gekommen ist, dann wird dieser Verdächtige sowieso überwacht.

Zitat:

... Viel zu trinken, hilft bei einem Beinbruch nicht. „Also“ noch mehr trinken? ...
Unzulässiger Vergleich. :-(

Viel trinken hilft nichts bei einem Beinbruch, also ist trinken sinnlos und somit zu verbieten?

Zitat:

Bringt eine Videoüberwachung einen Erfolg, ist dass das Zeichen, dass wir nicht noch mehr Kameras brauchen. Denn wir haben ja schon genug. Bringt eine Videoüberwachung keinen Erfolg, ist dass das Zeichen, dass wir nicht mehr Kameras brauchen. Denn sie nutzen ja nichts.
Ich habe das "paradox" schon richtig verstanden.

Definiere: ERFOLG.

100% Straftaten und 100% Aufklärung wird es wohl nie geben. Jetzt haben wir, ich glaube so um die 40% Aufklärungsquote. Also sind 1 oder 2% mehr ein Erfolg. Bist Du damit zufrieden oder sollte es doch etwas mehr sein?



Das Hauptproblem, daß ich sehe, ist die "Privatisierung" der Sicherheit. Egal ob es sich um die "Parksheriffs", die Ordnerdienste bei Veranstaltungen, Sicherheitsdienste in Einkaufszentren oä handelt, hier kommen zuviele private Interessen zusammen und die entwickeln dann sicher eine Eigendynamik, die dann nur sehr schwer zum stoppen sein wird.

Hier ist das, gut zumindest mein, Problem ;-)

callas 10.10.2006 14:56

am Thema vorbei, aber weils mich interessiert:

Warum fährt jemand ein Auto bei dem ein simpler Aussenspiegeltausch 2/3 seines Monatsgehaltes ausmacht ? Da streift man ja mit jedem Parkschaden hart am Privatkonkurs vorbei ....

Ich musste letztes Jahr meinen rechten Aussenspiegel erneuern, KP 30€. :-)

Boot 10.10.2006 15:07

Ganz einfach:

Minivan, Franzose, Bj 94 mit 7 Sitzen, damit die Kinder, Oma und der Hund hineinpassen.

Der Spiegel ist elektrisch verstellbar und in der Wagenfarbe lackiert, dies macht den Preis aus. Selbdtmontage und in schwarz ist schon etwas billiger ;) aber hier geht es um den "echten" Schaden und dessen komplette Behebung und nicht um das was ich dann selbst mache.

Übrigens, meine Frau verdient auch ein bißchen was ;)

Marc 10.10.2006 15:40

Zitat:

Original geschrieben von Boot
Ähhhh, Deine Mathematiknote? Oder hast Du die Zahl 5 einfach überlesen?
Ich sehe keinen Sinn, auf einem solchen, persönlichen Niveau zu argumentieren.

Du hattest du von 645 € Schaden an deinem Spiegel berichtet und damit deinen Zorn und deinen Zuspruch zur Videoüberwachung begründet. Fremde Schäden können aus meiner Sicht schlecht deinen Zorn begründen.


Zitat:

Original geschrieben von Boot
Ähhhhh, wieder ein Trugschluß, warum sollte ich mir etwas anschauen, wenn ich in der Früh keinen Schaden feststelle?
Ich habe nicht geschrieben, dass du jede Aufnahme auswerten sollst. Einzig morgens ein Schaden festgestellt, musst du vielleicht 40 Stunden Aufnahme betrachten: vielleicht 5 Kameras x 8 Stunden die betreffende Nacht aufgenommen. Allein das ist schon beträchtliche Arbeit, die in eine wirtschaftliche Überlegung einbezogen werden muss. Auch in meinem Artikel habe ich dargestellt, dass bei steigendem Ausmaß der Überwachung die Sichtung des Materials immer schwieriger wird, immer mehr Ressourcen der Ermittler beansprucht und inzwischen sogar den Flaschenhals darstellen kann.


Zitat:

Original geschrieben von Boot
Einen Versuch ist es wert. Übrigens kenne ich jemanden, dem hat...
Ein juristisches Argument ist beides nicht. :-)


Zitat:

Original geschrieben von Boot
Wenn er sie, wenn nichts passiert, ungesehen löscht, warum nicht?
Schon in der Erhebung der Daten liegt ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht. Eine später wie auch immer ausgemalte Verwertung der Daten ist für die Qualifizierung als Eingriff nicht erforderlich.


Zitat:

Original geschrieben von Boot
Wieder ein Trugschluß ;-) Ich will NICHT den Besucher überwachen, sondern meinen Besitz. Protokolieren tue ich auch NUR den Fahrzeugzustand und NICHT die Passanten.
Es kommt bei der Beurteilung des Eingriffs nicht auf deinen Willen an, sondern auf die tatsächliche Wirkung an. Wenn du nur deinen "Besitz überwachen" wolltest, könnte so eine Überwachung keinen Ermittlungsansatz liefern. Was sollte die Überwachung dann ergeben? Dass morgens dein PKW beschädigt ist? Dazu bräuchtest du keine Videoüberwachung. Überhaupt nur Sinn macht die in deinem Kontext geschilderte Überwachung, wenn fremde Personen oder zumindest fremde Fahrzeuge davon erfasst werden. Wie sonst soll denn die in dem Kontext beschriebene Abschreckung funktionieren? Und wie sonst soll die Videoüberwachung dir im Falle einer Beschädigung irgendwie helfen?


Zitat:

Original geschrieben von Boot
Also ein Marc geht um 18:45 zum Heurigen, trinkt um 18:56 bis !9:12 ein Achterl, von 19:15 bis 19:45 das Zweite, "bratet" von 19:23 bis 19:47 die Kellnerin an. zahlt um 19:51 mit einem 20€-Schein, gibt dabei 30 Cent Trinkgeld und geht um 19:52 mit 0,42 Promille ..... :bier:
Ich habe nicht geschrieben, dass es um eine Überwachung in dem Laden geht. Nach all den Erörterungen zum Geschehen auf der Straße machte das auch keinen Sinn. Zur Verdeutlichung ein Vergleich aus der Telekommunikationsüberwachung: Es lassen sich Inhaltsdaten überwachen; das ist ein Eingriff in das Fernmeldegeheimnis. Unbesehen des Inhaltes einer Kommunikation stellt es aber auch schon ein Eingriff in das Fernmeldegeheimnis dar, wenn nur protokoliert wird, wer wann wie lange mit wem kommuniziert hat. Ähnlich liegt es hier: Allein schon die Erhebung von Informationen, wer wann mit wem den Laden betritt und verlässt, stellt eine Überwachung der Personen da. Kameras in dem Laden sind dazu weder erforderlich, noch irgendwie von mir erwähnt.


Zitat:

Original geschrieben von Boot
Nächster Trugschluß: Die Polizei EXISTIERT nicht nur, ja es gibt auch Polizisten die herumgehen oder -fahren und schauen. ;-) Ich sehe eigentlich KEINEN Unterschied ob der nette Herr (oder Frau) in Grün (oder blau) direkt schaut oder mit einem Fernglas oder eben einer Kamera. Auf öffentlichen Grund gibt es naturgemäß keine Privatspähre.
Das habe ich im Artikel erklärt. Das Grundrecht auf Informationelle Selbstbestimmung knüpft an eine Erhebung und Speicherung der Daten an. Die findet bei einer Videoüberwachung statt, nicht aber bei einem bloßen Umschauen der Polizei. Deshalb stellt letzteres keinen grundrechtsrelevanten Eingriff dar, und deshalb muss die Videoüberwachung mit Maßnahmen wie Durchsuchung, Beschlagnahme, TKÜ ö. ä. verglichen werden. Deshalb hatte ich einen entsprechenden Vergleich angestellt.


Zitat:

Original geschrieben von Boot
Viel trinken hilft nichts bei einem Beinbruch, also ist trinken sinnlos und somit zu verbieten?
Der letzte Teil deines Zitates war nicht Teil meines Vergleiches. Es ging um die Kausalität: Die räumst ein, dass Videoüberwachung manches gerade nicht leistet, „also“ verlangst du mehr. Das halte ich für kritikwürdig. Von einem „deshalb verbieten“ haben weder du noch ich in diesem Kontext etwas geschrieben, und ich halte es für einen schlechten Stil, deshalb so zu argumentieren.

Im übrigen geht es auch überhaupt nirgendwo um ein „Verbot“ der Videoüberwachung. Die Frage ist die ganze Zeit, inwieweit eine Videoüberwachung mit der bestehenden Rechtslage in Einklang zu bringen ist. Die Frage nach einem neuen Verbot kam weder im Artikel noch in meinem Posting auf.

Marc 10.10.2006 15:42

Zitat:

Original geschrieben von Boot
100% Straftaten und 100% Aufklärung wird es wohl nie geben. Jetzt haben wir, ich glaube so um die 40% Aufklärungsquote. Also sind 1 oder 2% mehr ein Erfolg. Bist Du damit zufrieden oder sollte es doch etwas mehr sein?
Ich möchte noch einmal versuchen, dass klarzumachen, wovon der Artikel handelt, und was auch mit ganz ausdrücklichen Zitaten im Artikel und in meinem ersten Posting erwähnt worden ist. Es kommt nicht lediglich auf das Ergebnis der Aufklärungsquote an. Entscheidend ist der Weg dorthin: Wie stark greift eine Maßnahme in die Grundrechte der Bürger ein und welchen Nutzen bringt sie überhaupt? Für eine wie intensive Anwendung dieser Maßnahme entscheide ich mich deshalb im Rahmen einer Abwägung? Du blendest den Aspekt des rechtlichen Eingriffs völlig und den des sehr eingeschränkten Nutzens weitgehend aus. Das Freiheits- und Menschenbild moderner Demokratien sieht es nicht als erstrebenswert an, vor jeder Straftat geschützt zu sein, wenn der Bürger dafür gleichwohl seiner gesamten Menschenwürde entkleidet einer Totalüberwachung unterzogen wird.


Zitat:

Original geschrieben von Boot
Steht im Gesetz ;-) StGB
Du argumentierst, den Strafverfolgern seien vor Begehung einer Tat die Hände gebunden. Ich erkläre, dass es zahlreiche Mechanismen gibt, die dem widersprechen und dass etwa Versuch, Anstiftung … auch bereits repressive Maßnahmen auslösen können. Welchen Sinn macht als Replik darauf obiger, wenig höflicher Verweis von dir?


Zitat:

Original geschrieben von Boot
Dazu mußt Du ein paar Sachen wissen: Name, Telephonnummer UND einen SEHR starken Verdacht. Der muß sogar so stark sein, daß ein Richter davon überzeugt werden kann.
Um in deiner Art zu antworten: „Steht im Gesetz“. ;-)

Aber was sollen diese Ausführungen von dir? Was dort steht, ist richtig und mir gut bekannt. Ich habe über entsprechende strafprozessuale Eingriffe eine juristische Dissertation geschrieben und arbeite derzeit als Staatsanwalt.


Zitat:

Original geschrieben von Boot
Klar der Unterschied?
Bei meiner Antwort sollte bereits deutlich geworden sein, dass ich deinen Diskussionsstil nicht ganz konstruktiv fand. Eine sachliche Diskussion fände ich spannender, als persönlich anmutende Versuche des Widerspruchs um des Widerspruchs willens.

Schöne Grüße,
Marc

Boot 10.10.2006 16:13

Zuerst einmal: das mit den "Mathematikkenntnissen" war NICHT so persönlich angreifend gemeint, falls es so hinübergekommen ist, dann entschuldige ich mich dafür.

Ich versuche jetzt die langen Postings zu kürzen und zusammenzufassen (ob es gelingt, wir werden ja sehen ;))

Ich vertrete hier meine persönliche Meinung, ob diese nun juridisch absolut perfekt ist, keine Ahnung, ich hatte vor ca 30 Jahren in der Schule ein Jahr lang 2 Wochenstunden Rechtskundeunterricht, meine einzige "juristische" Ausbildung ;)

Die Schäden meiner Nachbarn betreffen mich auch, sofern es sich um zufällige Vandalenakte handelt. Wer ist der nächste? Ich?

Der Unterschied zwischen einer Überwachung IN und AUSSERHALB eines Lokals, Gebäudes ist mir, in hinblick auf eine Videoüberwachung schleierhaft.

Eine Videoüberwachung ist mit Sicherheit KEINE "eierlegende Wollmilchsau", also ein Allheilmittel, sondern EIN Mittel unter VIELEN. Manchmal ist sie das Beste, manchmal das zweitbeste und manchmal das schlechteste Mittel. Also sollte man sie dort einsetzen wo sie Sinn macht und dort wo es andere Mittel die besser geeignet sind, dann sollen halt dort diese verwendet werden. Ich habe nie von einem "nur und alles andere ist Blödsinn" gesprochen.

Die Verwendung der Daten, aber das habe ich eh bereits geschrieben

mike 10.10.2006 16:28

Das Problem an der Diskussion hier ist glaube ich die zu starke "persönliche" Argumentation. Bei derartigen Dingen muss man meiner Ansicht nach ganz klar jedwede persönliche Argumentation vermeiden.

Um ein ganz drastisches Beispiel zu nennen: Ich bin wie viele andere in Österreich ganz klar gegen die Todesstrafe. Nur, sollte in meinem privaten Umfeld irgendjemand einem Gewaltverbrechen zum Opfer fallen, bin ich mir nicht sicher, ob ich dann immer noch so denke. Darum entscheiden eben nicht die Opfer über die Strafe der Täter.

Und bei der Diskussion rund um die ganze Thematik Schutz der Privatsphäre kontra Sicherheit geht's eben um prinzipielle Werte.

Und bitte nicht falsch verstehen, auch mich ärgert jeder Kratzer in meinem Auto, aber deswegen nun eine Komplettüberwachung zu fordern schießt doch weit übers Ziel hinaus.

Denn es geht ja nicht nur dir so, auch anderen werden Dellen in die Karre geschlagen usw. Also müssten wir ganz Wien mit Kameras zu pflastern ;)

Boot 10.10.2006 16:39

Ich sehe an der "persönlichen" Argumentation eigentlich kein Problem, ich sehe sogar den Nutzen ;-) Jemand der ein Problem nur von außen kennt, urteilt genauso gerecht oder ungerecht wie der den es betrifft. Erst durch das "Miteinanderreden" und das Verständnis für die jeweilige "Gegenseite" kann ein tragbarer Kompromiß gefunden werden. Wenn ein Pfarrer versucht beziehungsprobleme zu lösen und sich als Experte darstellt, dann kann das nur "in die Hose gehen" ;)

Nur soll man jetzt alles akzeptieren?

mike 10.10.2006 16:44

Genau darum geht's: Was soll man jetzt alles akzeptieren?

Warum ist es jeder Regierung so wichtig, uns komplett zu überwachen? Und das ganze unter dem Deckmäntelchen der Sicherheit. Welcher Sicherheit? Ist es wirklich im Sinne UNSERER Sicherheit, überall und ständig durchleuchtet und überwacht zu werden?

chrisne 10.10.2006 16:49

gläserne mensch
 
ich glaube nicht, dass eine (private) videoüberwachung das "kraut noch fett" macht.
der gläserne mensch ist schon lange realität:

-- bezahlen mit kreditkarte bzw bankomartkarte
-- section control
-- videoüberwachung auf div. plätzen (scs, tankstellen, banken,...)
-- ständig eingeschaltenes mobiltelefon
-- gps ortung
usw.
und das sind dinge die wir freiwillig hinnehmen.
in zukunft dann noch rfid
also ob es da auf das eine oder andere noch ankommt?

mike 10.10.2006 17:02

Aber genau darum geht's: Nicht alles hinzunehmen nach dem Motto "Is e scho wurscht."

Hier geht's um unsere persönliche Freiheit, die immer mehr eingeschränkt wird.

chrisne 10.10.2006 17:04

na aber ehrlich: ist es nicht schon wurscht?
du schränkst ja deine persönliche freiheit in vielen punkten ja eh schon freiwillig ein.

edit:
oder zahlst jetzt nur noch bar? gehst aber in keine bank mehr hinein. tanken tust auch nicht mehr. mobiltelefon meldest gleich ab.

tom 10.10.2006 17:10

Re: gläserne mensch
 
Zitat:

Original geschrieben von chrisne

-- ständig eingeschaltenes mobiltelefon

ich bin zwar kein Jurist, aber ich denke die "Ortungsdaten des Mobiltelefons" sind ein sehr schwacher "Beweis". Ich muss das Handy ja nicht immer selbst mittragen - oder im Umkehrschluss glaube ich auch nicht, dass ein Gericht mein Alibi als erwiesen ansieht nur weil z.B. zur betreffenden Zeit mein Handy "daheim war".
Für etwaige Fahndungen sind solche Daten aber wahrscheinlich hilfreich (oder irreführend ;))

Ansonsten versteh ich, dass eine gewisse "Wurschtigkeit" (auch bei mir) auftritt. Vielleicht deshalb ganz gut, wenn man sich die Dinge von Zeit zu Zeit wieder durch den Kopf gehen lässt...

chrisne 10.10.2006 17:21

ja da gebe ich dir recht.
mein beitrag war auch nicht allgemein auf etwaige fahndungen bezogen.
eher allgemeiner. wenn man einmal etwas genauer nachdenkt wo man freiwillig sein ganzen leben preisgibt dann denke ich, dass eine videoüberwachung auch schon wurscht ist.
ich z.b. kaufe einmal die woche beim merkur ein und zahle mit bankomat. da ich ein "friends" bin (weil mir das dumme gefrage auf der kassa am nerv ging) weiss die metro gruppe z.b. fast alles von mir. wann mache ich party (wenn ich mehr alk kaufe), dass ich ein haustier haben muss (da ich jede woche was fürn hasen kaufen), dass ich seit kurzem papa bin (da ich windeln kaufe), dass ich ungesund leben (wenig gemüse :D) usw.
wenn die pkw maut kommt (früher oder später wird sie da sein), dann weisst vater staat immer wo mein auto war. die banken wissen das jetzt schon.

nicht falsch verstehen. ich finde das alles nicht gut. aber wir leben in einer technikwelt und wollen immer alles einfacher haben. und damit geben wir uns persönlichen freiheit immer mehr auf.

notwendig wären gesetze die regeln was ein betreiber (merkur, banken, tankstellen, usw) mit den daten machen darf, welcher er gar nicht speichern darf usw.
datenschutz gibt es danke den armis ja schon lange nicht mehr.
und darum denke ich, dass eine videoüberwachung auch schon wurscht ist

Karl 10.10.2006 18:27

Zur Stundenlangen Videoauswertung möchte ich nur bemerken, dass ich da vernünftigerweise einen Bewegungsmelder(Software) verwende.

Erfahrungswert von der Videoüberwachung einer Wohnungstüre.

enjoy2 11.10.2006 00:10

etwas OT:

Bekannter von mir hat nach einem Einbruch (während seines Urlaubes) sein Haus mit Video Überwachung ausgestattet.

und hat sich gewundert, warum mitten in der Nacht, ohne das sich jemand bzw. eine Katze oder Hund nähert, der Bewegungsmelder immer wieder die Kamera aktivierte

nach mehrmaligen Nachsehen (in luftiger Höhe ;)) bemerkte er, dass bei dem einem Bewegungsmelder ein Spinnennetz war, welches in der Nacht durch die Infrarot Dioden den Bewegungsmelder zeitweise aktivierte

red 2 illusion 11.10.2006 00:43

Re: Videoüberwachung - WCM Oktober 06
 
Zitat:

Original geschrieben von Boot

Weiters ist es (zum Glück) in Österreich so, daß man zuerst eine Tat begehen muß um vor Gericht gestellt zu werden.

In A (und ich glaub in der ganzen westlichen Welt) muß du unter Tatverdacht kommen damit du vor Gericht gestellt werden kannst.

Video oder Handydaten können den Verdacht aufkommen lassen, ist dann Ermessenspielraum.
Zitat:

der gläserne mensch ist schon lange realität
Der entkorkte Mensch


Die Frage muß doch lauten: Kann man durch Computer (wie sie derzeit zum Einsatz kommen) erfaßte Daten verdrauen? Glaub da sag nicht nur ich !NEIN.

Boot 11.10.2006 06:37

@mike:
Zitat:

Genau darum geht's: Was soll man jetzt alles akzeptieren?
Ich meinte eigentlich, ob ich es einfach akzeptieren soll, daß irgendwelche Personen, die (unter Alkoholeinfluß, in meinem Fall) nicht mehr wissen was sie tun (sehr höflich formuliert ;)) mir und meinen Nachbarn Schaden zufügen. Hamma halt a Pech ghabt. Uihhh heit hots in Koarl dawischt, haha :(
Warum soll ich mich auf die Lauer legen, wenn es auch die Technik kann?

@chrisne
Ich sehe bei solchen Sachen (aufzeichnen und löschen außer bei einem konkreten Schaden) auch keine "Aktion gläserner Mensch". Die sehe ich nur dann, wenn SOFORT einer erfaßten Person der Name und Sozialversicherungsnummer zugeordnet werden um die Tätigkeiten dieser Person dann auf Dauer zu speichern. Blöder Vergleich: Ich kann meine Frau streicheln oder schlagen, es ist immer diesselbe Hand ;) Somit ist nicht die Technik oder das Gerät das "böse Ding" sondern die Anwendung.

@Karl
Du bist ja ganz ein "Schlimmer" in den Augen der "Videoüberwachungsgegner". ;) Verbessert die Effizienz ;)

@enjoy2
Jaja, der Spiderman ;)

mike 11.10.2006 08:29

@Boot: Nochmal, um bei deinem Beispiel zu bleiben, du bist nicht der einzige dem das passiert. Also müsste man halb oder ganz Wien mit Videokameras zupflastern.

Und wer garantiert mir, dass du oder irgendjemand anderer die aufgezeichneten Daten eben WIRKLICH löscht und NICHT anders verwendet? Und damit meine ich nun eben genau nicht nur Privatpersonen, sondern vor allem auch den Staat bzw. private "Sicherheitsfirmen"

Egal welche Systeme es sind, es gibt IMMER Mißbrauch. Und wenn wir System A einführen, weil es ja nur einem guten Zweck dient, System B wo anders, weil es ja auch einem guten Zweck dient, und dann noch und noch Daten erfassen, weil es ja ohnedies alles nicht problematisch ist....

Und das alles kann man dann auch verknüpfen, weil ja elektronisch erfasst und alles für einen guten Zweck.

Videoüberwachung, Speicherung von Telefongesprächen, Roadpricing, Handys, Geldtransaktionen, alles wird gespeichert und für sich allein vielleicht nicht so schlimm - Die Summe aber machts, dass wir durch und durch überwachbar sind.

chrisne 11.10.2006 12:00

Zitat:

Original geschrieben von mike
[B...Egal welche Systeme es sind, es gibt IMMER Mißbrauch. ..[/b]
aber dann dürfte man gar nichts mehr bauen. weil diese aussage trifft ja auf alle dinge dieser welt zu.

wallhall 11.10.2006 18:31

Also ich stehe einer generellen öffentlichen Überwachung auch mit gemischten Gefühlen gegenüber, aber kontrolliert werden kannst du doch schon allein damit, wenn du mit deiner Bankomatkarte oder Kreditkarte bezahlst. Und wenn du diverse Kundenkarten verschiedener Geschäfte ein Eigen nennst, hast du dein Kaufverhalten ebenfalls bereits offen gelegt. Somit kann jederzeit lückenlos festgehalten werden, wann du wo und wieviel konsumiert/bezahlt hast.

Aber privat eine Ü-Kamera zu besitzen, finde ich nicht so schlecht, einerseits um den Bereich rund um mein Gartentor aufzunehmen - passiert immer wieder dass genau im Bereich vom Gartentor ein Kacka-Haufen von irgendeinen Hundchen liegt, andererseits auch um einen möglichen Einbrecher präventiv abzuschrecken.

Mit dem Hundebesitzer könnte dann z.B. ein Gespräch geführt werden, aus welchem Grund er sein Hunderl genau vor dem Gartentor kacken lässt. :hammer:

Andererseits fühle ich mich persönlich wohler, wenn ich spät am Abend in einer "überwachten" Gegend unterwegs bin.

Lord Frederik 11.10.2006 19:24

fakt ist das in gelsenkirchen jene 60 % der busse der stadtwerke die überwacht werden keinerlei sitzbemalungen, grafitis, stänkerein, prügelskins ect. mehr haben und es in genau 2 fällen innerhalb von 6 monaten zu vorfällen von vandalismus kam - und jene innerhalb von 2 tagen von den grünen männern kassiert wurden.

will damit nicht stellung nehmen sondern nur in den raum stellen das es für alles ein für und wieder gibt, alles eine frage der verhältnismässigkeit........

chrisne 11.10.2006 20:12

Zitat:

www.scs.at

SCS noch sicherer
Ein Jahr nach Installation der Videoüberwachung am SCS Parkplatz zieht die Polizei positive Bilanz. Die SCS ist noch sicherer geworden: Im Vergleich zum Vorjahr wurden 70,8 Prozent weniger Diebstähle und 71,6 Prozent weniger PKW-Einbrüche verzeichnet!


Boot 11.10.2006 20:39

@mike
Weiß ich, weiß ich, nur ist das ein Grund die Hände in die Schoß zu legen Inschallah oder wie das heißt? ;)

Wer garantiert? Wer garantiert mir, daß Du nicht .... tust? Oder er? Oder sie? Wenn Du mir EINEN, wirklich nur einen Käufer für den Film vor einem Privathaus nennen kannst, dann mache ich es vielleicht :D nein, ich habe auch als ich letztens um 4 Uhr in der Früh nach Hause keine "Szene mit Jugendverbot" gesehen :D :D scheidet also aus. Eigentlich brauchst Du keinen Käufer nennen, es genügt sogar nur ein Grund warum jemand das kaufen sollte.

@chrisne
Absolute Zustimmung.

@wallhall
Das "ungute Gefühl" habe ich eigentlich eher bei der Überwachung durch Privatfirmen. Die Polizei arbeitet OHNE Gewinnabsicht, eine Privatperson wird kaum die Zeit zur Auswertung haben, aber Firmen die davon leben wollen? Hier sehe ich eine (mögliche) Gefahr.

@Lord Frederik
Leider ist es so, daß man alles kontrollieren muß. Wegen 0,1% (oder weniger) der Menschheit .....

Marc 12.10.2006 10:34

So, Stress lass nach. :-)

Zitat:

Original geschrieben von Boot
... war NICHT so persönlich angreifend gemeint, falls es so hinübergekommen ist, dann entschuldige ich mich dafür.
No offense taken! :-)

Ich wollte schon eher etwas dazu schreiben, als du schon im ersten Posting von der "Grundaussage des Autors" geschrieben hattest. Hier lag vielleicht so etwas ein Missverständnis. Der Artikel soll ja nicht meine ganz persönliche Meinung wiedergeben, sondern ist Ergebnis der Recherche: Es sind eben unzählige fremde Stimmen darin. Du hast nach deinen Erfahrungen eine sehr subjektive Meinung und befürwortest die Videoüberwachung sehr. Als Autor des differenzierenden Artikels bin ich damit aber kein Diskussionsgegner, der von Gegenteil überzeugt werden sollte. :-)

Wie Mike schon geschrieben hat: Es ist schwierig, eine prinzipiell zunächst objektive Diskussion auf Grundlage subjektiver Prägungen fortzuführen. Wer einen Angehörigen durch ein schweres Verbrechen verloren hat, mag die Todesstrafe vehement befürworten. Dieser persönliche Hintergrund macht seinen Standpunkt sehr verständlich, aber ein verständlicher Standpunkt muss nicht immer eine überzeugende Replik auf sachliche Argumente sein.

Der Artikel setzt sich ja auch mit einem gewissen Placebo-Effekt der Videoüberwachung auseinander. Aus Wut um den nicht ersetzten Schaden setzt du nun alles darauf. "Das hätte mir ganz sicher geholfen". Wie im Artikel steht: Vielleicht erwartet man (gerade aus emotionaler Betroffenheit) aus dem Gefühl heraus, eine solche Ungerechtigkeit könne doch nicht in der Welt bleiben, einfach zu viel von der Videoüberwachung. Und vielleicht verstellt das auch den Blick auf Alternativen.

Trotzdem kann ich mir eine sehr subjektive Sicht als interessante Ergänzung einer Debatte vorstellen. So in der Art: "Ich habe die Argumente aus dem Artikel für und gegen Videoüberwachung gelesen. Mir ist nun passiert ... Am liebsten würde ich mein ganzes Haus mit Kameras zupflastern."

Zitat:

Original geschrieben von Boot
Personen, die (unter Alkoholeinfluß, in meinem Fall) nicht mehr wissen was sie tun
Das macht mich neugierig: Woher weißt du, dass er betrunken war? Hat man den Täter doch ermittelt? Also ohne Videoüberwachung?


Zitat:

Original geschrieben von Lord Frederik
fakt ist das in gelsenkirchen jene 60 % der busse der stadtwerke die überwacht werden keinerlei sitzbemalungen, grafitis, stänkerein, prügelskins ect. mehr haben
Zitat:

Original geschrieben von chrisne
Ein Jahr nach Installation der Videoüberwachung am SCS Parkplatz zieht die Polizei positive Bilanz. Die SCS ist noch sicherer geworden: Im Vergleich zum Vorjahr wurden 70,8 Prozent weniger Diebstähle und 71,6 Prozent weniger PKW-Einbrüche verzeichnet!
Das sind sehr interessante Fakten, aber leider konnte der Artikel aus Platzgründen da nicht mehr sehr intensiv drauf eingehen. Denn tatsächlich sind das weit komplexere Aspekte, als es diese Fakten vermitteln.

Zum einen werfen Datenschützer gerade in Österreich vor, dass die Polizei bei diesen Daten teilweise mogele: Wisse man, dass hier und da eine neue Videoüberwachung installiert ist, würde man dort besonders viel Streife laufen, um die Videoüberwachung zu promoten. Denn schon durch das geänderten Streifenverhalten würde Kriminalität an betroffenen Ort reduziert werden. Die zusätzlichen Streifen verschweigend, würde man dann diesen Rückgang der Kriminalität der Videoüberwachung zuschreiben. Wohl eben, um dafür mehr Gelder zu erhalten. Wie gesagt, das ist ein Vorwurf der Datenschützer. Im Einzelfall kann ich dazu nichts sagen.

Doch selbst ob die Messung eines Rückgangs der Kriminalität an einem Ort manipuliert ist oder nicht: Die Zahlen treffen keine Aussage darüber, ob Menschen nun weniger delinquent werden oder lediglich anderswo ihre Taten verüben. Tatsächlich bewirkt die Videoüberwachung eher eine Verdrängung als eine Verringerung der Kriminalität. Wer dealen will, wird durch eine Videokamera nicht zum geläuterten Menschen, sondern geht einfach eine Straße weiter.

Ich möchte auch insgesamt noch einmal daran erinnern, das Videoüberwachung tendenziell eher nur spontane Delikte aus dem Bereich der ganz einfachen Kriminalität anspricht. Länger geplante Delikte, Betrug, Tötungsdelikte, Missbrauch, Terrorismus ... die Erfahrung zeigt, dass Videoüberwachung so etwas nicht verhindern kann.

Ich finde es schön, dass die sehr komplexe Materie auf so viel Interesse stößt. Da hätte ich ein Buchtipp: Hans-Dieter Schwind: Kriminoligie. Dort werden sehr viele interessante Aspekte wie Kriminalitätstheorien, Ausländerkriminalität, Drogenkriminalität, Architektur und Kriminalität ... auch in einer allgemeinverständlichen Form erklärt.

Oli 12.10.2006 10:37

Zitat:

Original geschrieben von wallhall
Aber privat eine Ü-Kamera zu besitzen, finde ich nicht so schlecht, einerseits um den Bereich rund um mein Gartentor aufzunehmen - passiert immer wieder dass genau im Bereich vom Gartentor ein Kacka-Haufen von irgendeinen Hundchen liegt, andererseits auch um einen möglichen Einbrecher präventiv abzuschrecken.

Mit dem Hundebesitzer könnte dann z.B. ein Gespräch geführt werden, aus welchem Grund er sein Hunderl genau vor dem Gartentor kacken lässt. :hammer:


Man kann zur Überwachung stehen wie man will, solange sich aber Leute wegen einer Hundekacke eine Videoüberwachung aufstellen würden, wird diese Entwicklung zum Überwachungsstaat in riesigen Schritten weitergehen.

Ciao Oliver

enjoy2 12.10.2006 13:31

http://www.heise.de/newsticker/meldung/79362

imho passt dies ganz gut dazu

Cheftechnologe wird am Flughafen vom System der eigenen Firma beschuldigt, Sprengstoff in/auf seinem Gewand zu haben

wenn nur mehr Maschinen vertraut wird und der gesunde Menschenverstand verworfen wird, dann wird es problematisch

Ironie on:

wenn man sich sicherer fühlt, in einer überwachten Gegend zu leben, warum installiert man dann nicht auch Kameras in der Wohnung, welche die Polizei einsehen kann? würde man sich dann nicht noch sicherer fühlen?

Irnonie off

Imho, für Großveranstaltungen (z.B. Fußball WM, bzw. EM, ...) ist eine zusätzliche Überwachung nicht das Dümmste, in der Masse tun manche Dinge, die sie sonst nie machen würden, allerdings machen sie das nicht, wenn sie glauben überwacht zu werden

wenn es im "normalen" Leben auch notwendig wird, sind wir nicht weit davon entfernt, dass Kameras in unseren Wohnungen "normal" sind

chrisne 12.10.2006 13:34

Zitat:

Original geschrieben von enjoy2
[url]..wenn man sich sicherer fühlt, in einer überwachten Gegend zu leben, warum installiert man dann nicht auch Kameras in der Wohnung, welche die Polizei einsehen kann? würde man sich dann nicht noch sicherer fühlen?..
eine wohnung kommen nicht einfach wildfremde hinein, da sie nicht öffentlich ist ;-) d.h. alle besoffenen leute in der wohnung solltest du kennen :D
der vergleich hält nicht :p

enjoy2 12.10.2006 14:17

hmm, irgendwie erinnert mich das alles an die Präsentation "geboren in den 70igern"

Wie konnten wir überleben, ohne Überwachung damals?

und wenn ich an die Erzählungen meines Großvaters denke, waren die Zeiten noch früher turbulenter ...

imho sind wir alle faul geworden, man wälzt Unangenehmes all zu gerne auf andere ab

wallhall 12.10.2006 15:17

@boot, zu den "Privatfirmen" stimme ich dir zu, die sollten nicht unbedingt beauftragt werden. Und ich schätze auch dass es niemanden interessiert was du oder ich aufzeichne(st).



@Marc, ich habe deinen Artikel leider nicht gelesen, aber wie stehst du persönlich denn zur öffentlichen Videoüberwachung?
Nur ein Gedanke, aber du schreibst das zB. Dealer einfach eine Gasse weitergehen um in Ruhe weiter zu dealen. Wenn aber mehr Kameras - also auch in der nächsten Gasse - aufgebaut werden, wohin gehen die Dealer dann?



@enjoy2, daran ist sicher die Waschmittelindustrie schuld ;)
zum Thema, die Einbrüche in Häuser nehmen zu, warum sollte ich nicht Maßnahmen dagegen unternehmen? Es werden ja auch Alarmanlagen verkauft und installiert (mit oder ohne Kameras).
Banken werden zB. auch überwacht, sind die Überfälle daher weniger geworden oder gleich geblieben? Ich fühle mich jedenfalls nicht unwohl, wenn ich in einer Bank gefilmt werde (außer ich habe unabsichtlich Grimassen geschnitten :D)




@Oli, Hundegacksi ist ein sehr brisantes Thema, vor allem in Wien ;)
Es kann einen ordentlich ärgern, wenn genau vor dem Tor ein riesen Haufen Gacksi liegt, aber das allein wäre kein Grund für mich für eine Ü-Kamera. Mein zweites Beispiel schon eher.
Und zum Schluss unterscheiden wir noch zwischen öffentlichen und privaten Kameras. (Zugegeben, Zustände wie in Brasilien möchte ich auch nicht)

Marc 12.10.2006 16:23

Zitat:

Original geschrieben von wallhall
Du schreibst, dass z.B. Dealer einfach eine Gasse weitergehen um in Ruhe weiter zu dealen. Wenn aber mehr Kameras - also auch in der nächsten Gasse - aufgebaut werden, wohin gehen die Dealer dann?
In die dritte Gasse. :-)

Von welchem Geld sollen eigentlich all die Kameras gebaut werden? Steuererhöhung für abertausende Kameras? Oder einfach ein paar Schulen weniger, und dafür mehr Kameras?

Aber setzen wir das Spielchen einfach fort, bis wir in der zehnten Gasse angelangt sind. Jetzt kann der Dealer sich aussuchen, ob er in die elfte oder in die erste Gasse geht. Denn inzwischen erzeugen die 50 Kameras in den zehn Gassen so viel Videomaterial, dass kein Mensch das mehr auswerten kann. Deshalb kann er nun ruhigen Gewissens wieder vor der ersten Kamera dealen. Denn Kameras helfen in Wahrheit ja gar nicht. Sondern nur die Menschen, die dahinter sitzen. Wenn sie es denn tun.

Und bei einem abgefahrenen Außenspiegel muss die Videoüberwachung nicht die Tat selbst, sondern "nur" den Täter aufdecken. Beim Dealen aber muss ja die Videoüberwachung erst einmal die Tat als solche aufdecken. Hier hilft kein punktuelles, morgentliches Zurückspulen, sondern nur konstante Aufmerksamkeit.

Deshalb ist Videoüberwachung meiner Meinung nach überschätzt. "Viel hilft viel" ist hier falsch. Denn im Gegenteil: Bei zu viel Bildmaterial wird immer weniger gesichtet werden können. Und wenn Personen erst einmal merken, dass hinter kaum einem digitalen Auge auch ein menschliches Gehirn sitzt, wird auch die abschreckende Wirkung entfallen.

Deshalb kann eine Videoüberwachung immer nur ganz punktuell Täter vielleicht abschrecken oder zumindest abdrängen.
Zitat:

Original geschrieben von Boot
Leider ist es so, daß man alles kontrollieren muß. Wegen 0,1% (oder weniger) der Menschheit
Ein solcher Ansatz kann deshalb nach allen bisherigen Erfahrungen und Überlegungen zur Videoüberwachung nicht funktionieren.

Delinquentes Verhalten liegt nun einmal in der Natur des Menschen. Wenn es keine Antriebe der Menschen gäbe, Gesetze zu übertreten, bräuchten wir ja keine Gesetze. (Straf-)gesetze entstehen dadurch, dass die Mehrheit der Menschen bestimmtes Verhalten nicht tolerieren will, was eine Minderheit aber eben als Verhalten zeigt.

Die Frage ist nun, wie die Gesellschaft dieses Problem anfasst. Kriminalität lässt sich nicht gänzlich beseitigen, wohl aber durch repressive und präventive Arbeit in kontrollierte Bahnen lenken. Aber gerade dem Rechtsstaat ist immanent, dass sich auch diese Bemühungen ihrerseits an ihnen gesetzte Grenzen halten müssen. Der Mensch selbst ist der höchste Zweck, und die Frage ist, inwieweit die gesetzeskonforme Mehrheit bereit ist, Einschränkungen hinzunehmen, um das kriminelle Verhalten der Minderheit einzudämmen. Dieses Verhalten ist also wiederum eine Einschränkung.

Es geht also darum, zwischen zwei Einschränkungen abzuwägen. Ich möchte beim abgefahrenen Außenspiegel nicht gerne auf meinem Schaden sitzenbleiben. Ich möchte aber auch nicht wie ein Affe im Zoo oder wie ein Bürger der ehemaligen DDR entblößt und in einem Klima des Misstrauens und der gegenseitigen Kontrolle leben. Meine Privatsphäre setzt meinem Verlangen, vor Straftaten sicher zu sein, gewisse Grenzen.

Man könnte es doch ansonsten bedingungslos fortdenken:

Ich bin für harte und brutale Folter. Denn ich habe ja nichts zu verbergen. So lässt sich besser vernehmen

Ich bin auch dafür, dass Menschen nur nackt auf die Straßen gehen. Ich habe nichts zu verbergen. So lassen sich mitgeführte Waffen viel einfacher entdecken.

Ich bin auch gegen das Bankgeheimnis. Meine Kontoauszüge sollten im Internet stehen. Ich habe nichts zu verbergen. So lassen sich Wirtschaftsdelikte besser aufklären.

Ich bin gegen Jalousien. Ich habe abends in meiner Wohnung nichts zu verbergen. So könnten Streifenbeamten viel besser einmal einen Blick werfen ...

Ich bin auch für vollständige Videoüberwachung. Ich habe nichts zu verbergen. Ist unser Leben vollständig auf Video erfasst, lassen sich Taten einfacher ermitteln.

Aber auch wenn wir nichts zu verbergen haben, liegen uns vielleicht Kleidung, Jalousien, Bankgeheimnis ... am Herzen. Wenn man denn einen Eingriff in die Privatheit darin sieht: (Jetzt trifft es leider wieder "Boot", ist aber nicht persönlich gemeint)

Zitat:

Original geschrieben von Boot
Leider ist es so, daß man alles kontrollieren muß. Wegen 0,1% (oder weniger) der Menschheit
Wer eben in der Beschränkung bis zu völligen Auflösung der Privatheit keine Einschränkung seiner Menschenwürde sieht, hat eben auch mit der Videoüberwachung kein Problem.

Eine nicht provokante aber zum Nachdenken gedachte Frage: "Boot", warum beinhalten eigentlich weder deine Postings noch deine E-Mail-Adresse auch nur in Teilen deinen realen Namen? ;) Hast du etwas zu verbergen? Wieso sollen wir im Interesse deines Außenspiegels uns vor Kameras offenbaren, während du hier nicht deine Identität offenbarst.

Ich verlange jetzt, dass jeder hier vollständigen Namen, Adresse, Telefonnummer und Bankverbindung nennt. Es tut mir leid, aber wegen 0,1% der missbräuchlichen Nutzer hier müssen wir euch alle nun einmal kontrollieren. ;)

Wieso hat eigentlich noch keiner von selbst diese Daten geliefert?

wallhall 12.10.2006 18:16

@Marc, ich hätte im Plural schreiben sollen ;)

natürlich sollen keine Schulen geschlossen werden, aber die Frage war sicher rethorisch gemeint. Ich weiß schon worauf du hinaus willst, die technische Ausrüstung und das Personal kostet Geld, viel Geld. Eine punktuelle Überwachung mit Kameras ist sicher effektiver, in Verbindung mit der Präsenz der Polizei!
Wir könnten sich aber auch auf SW-Lösungen konzentrieren, die bestimmte Verhaltensmuster erkennt und entsprechend reagiert. Denn Drogenabhängige zu rehabilitieren kostet auch Geld.

Ob Videoüberwachung überschätzt wird oder nicht, kann ich nicht beurteilen, denn ich lasse mich auch von meiner subjektiven Meinung leiten. :engel:

Zitat:

aber wie stehst du persönlich denn zur öffentlichen Videoüberwachung?
diese Antwort bist du mir schuldig geblieben :look:

enjoy2 12.10.2006 19:55

Zitat:

Original geschrieben von wallhall
@enjoy2, daran ist sicher die Waschmittelindustrie schuld ;)
zum Thema, die Einbrüche in Häuser nehmen zu, warum sollte ich nicht Maßnahmen dagegen unternehmen? Es werden ja auch Alarmanlagen verkauft und installiert (mit oder ohne Kameras).
Banken werden zB. auch überwacht, sind die Überfälle daher weniger geworden oder gleich geblieben? Ich fühle mich jedenfalls nicht unwohl, wenn ich in einer Bank gefilmt werde (außer ich habe unabsichtlich Grimassen geschnitten :D)

Zitat:

wenn man sich sicherer fühlt, in einer überwachten Gegend zu leben, warum installiert man dann nicht auch Kameras in der Wohnung, welche die Polizei einsehen kann? würde man sich dann nicht noch sicherer fühlen?
Ich kenne niemanden, der Kameras in der Wohnung installiert hat UND diese von der Polizei eingesehen werden ...

jedoch wie in der Medizin Placebos wirken zumindest eine Zeit lang Kameraatrappen auch ganz gut
z.B. http://www.hinkel-elektronik.de/shop/6027.html

Boot 12.10.2006 20:46

Zitat:

Original geschrieben von Marc


Das macht mich neugierig: Woher weißt du, dass er betrunken war? Hat man den Täter doch ermittelt? Also ohne Videoüberwachung?


Reine Vermutung ;):
- Heurigengegend
- gerade und ausreichend breite Straße
- und einmal einen erwischt, er hat den Spiegel aber "nur" verstellt. Waren so 5 oder 6 15 bis 17-jährige Kinder, aber "blattlwach". Ich habe ihm (fast) höflich und sehr bestimmt erklärt was ich von sowas halte :D er hat mich, trotz Alkohol, sicher verstanden, ob es was genützt hat? Ich hoffe schon :D

Zitat:

Original geschrieben von Marc

Ich möchte auch insgesamt noch einmal daran erinnern, das Videoüberwachung tendenziell eher nur spontane Delikte ...
Ich halte die Videoüberwachung für EIN Hilfsmittel, mal besser, mal schlechter. Nenne mir eine BESSERE Möglichkeit für mein "Problem" und ich nehme sie.

Zitat:

Original geschrieben von enjoy2

... wenn nur mehr Maschinen vertraut wird ...

Vielleicht noch Windows? :D :eek:

Zitat:

Original geschrieben von enjoy2

... Wie konnten wir überleben, ohne Überwachung damals? ...
Selber zahlen? :D und fluchen? Hat man einen erwischt, dann gab es "Fotzen" und die Sache war erledigt, heute bekommst die "Gegenanzeige" und brennst :D

@Marc

Wer eine Videoüberwachung als ALLEINIGES und dann noch als Ersatz für alles andere sieht, der kann eh nicht "dicht" sein. Es ist eine Beweissicherung und sonst NICHTS. Es ersetzt keine polizeiliche Ermittlungsarbeit. Aber Du weißt das eh und (ich glaube) auch die anderen.

Ich glaube, daß in vielen Fällen sogar die "Dummy-Kamera" hilft :D

maxb 13.10.2006 12:56

Re: Videoüberwachung - WCM Oktober 06
 
Zitat:

Original geschrieben von Boot
Die Sache schaut so aus: Ich wohne in einer Heurigengegend und heuer im Sommer gab es, bei mir und den näheren Nachbarn (10 Häuser auf und ab) einen (schweren) Parkschaden mit Fahrerflucht und 5 abgerissene Spiegel.

a) Ausnahmslos alles zur Anzeige bringen.
b) Beschwerde beim Bürgermeister über Häufung von Vandalenschäden
c) Mit den Nachbarn zusammenschließen und mal einen "freundlichen" Brief an die Heurigenwirte schreiben.
d) Wen das alles nichts hilft, mal einen Wirten mit zivilrechtlichen Schritten "drohen".

Immerhin haben die das Geld und ihr nur den Schaden. So kann es auch nicht sein.


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