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FranzK 07.05.2010 14:40

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414342)
Wie kommst du denn da drauf?

Der Arzt schreibt eine Honorarnote, auf dem seine Leistungen vermerkt sind. Genau für diese Leistungen bekomme ich dann den Kassenanteil zurück. Warum sollte das ein Minimalfall sein?

Behandlung aufgrund einer Diagnose. Was soll da anders sein zwischen der Krankenkassa und dem Privatarzt?

Weil der Privatarzt zum Teil Behandlungen durchführt, für die es keinen Kassenersatz gibt, während dies in der Krankenkasse anders behandelt würde.

:hallo:

Weini 07.05.2010 14:41

Zitat:

Zitat von FranzK (Beitrag 2414339)
Bei der Rückvergütung wird strikt nach Tabelle verrechnet.

Ja, ohnehin. Genauso, wie die Kassen dem Kassenarzt zugestehen. Daher ist in einem solchen Fall auch keine Entlastung der Kassen gegeben.

Anders nur, wenn der Patient den ihm zustehenden Kassenanteil nicht einfordert.

TONI_B 07.05.2010 14:45

Zitat:

Zitat von FranzK (Beitrag 2414351)
Weil der Privatarzt zum Teil Behandlungen durchführt, für die es keinen Kassenersatz gibt, während dies in der Krankenkasse anders behandelt würde.

:hallo:

Ganz versteh ich noch immer nicht, worauf du hinaus willst: Wenn du an alternative Methoden denkst, so hat das noch immer nichts mit einer Entlastung durch Privatpatienten zu tun...

The_Lord_of_Midnight 08.05.2010 00:13

Zitat:

Zitat von Weini (Beitrag 2414353)
Ja, ohnehin. Genauso, wie die Kassen dem Kassenarzt zugestehen. Daher ist in einem solchen Fall auch keine Entlastung der Kassen gegeben.

Hängt davon ab, ob der Arzt mehr rausholen kann oder nicht.
Denn die werden auch versuchen, daß sie zu ihrem Geld kommen.
Und das natürlich lieber mehr als weniger.

The_Lord_of_Midnight 08.05.2010 00:39

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Wie kommst du auf diese Weisheit? Klar gehe ich freiwillig zum Privatarzt! Wer zwingt dich dazu?

Die Krankenkasse, indem sie nicht genug Ärzte in manchen Bereichen zur Verfügung stellt.
Wenn man dringend eine Behandlung braucht, aber die Wartezeit beträgt 1 Jahr, dann kann ich es schon verstehen, daß jemand gezwungen ist, ein vielfaches zu bezahlen.

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Ach so? Ist aber so.

Es stellt sich die Frage, was man dagegen unternimmt ?
Der lapidare Kommentar "ist aber so" ist zu wenig, denn das bewirkt genau gar nichts und alles bleibt so wie es ist.

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Nicht nur im öffentlichen Leben! Wieder eine bewußte Auslassung? Dort musst du auch im privaten Sektor bestechen.

Öffentliches Leben bedeutet für mich nicht nur die öffentlich Bediensteten ;)

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Das hat aber mit einer "Zweiklassenmedizin" nicht sehr viel zu tun.

Die Frage ist, was unternimmst du gegen die "Zweiklassenmedizin".
Schimpfst du nur auf "die Kapitalisten" ?
Das ändert genau gar nichts.
Oder arbeitet man an der Verbesserung der Gesundheitsversorgung, wenn man meint, daß die Sozialversicherung nicht gut genug ist ?

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Nachdem ich durch den 20% Selbstbehalt immer eine Abrechnung bekomme, sehe ich genau, was jeder Arzt für seine erbrachten Leistungen bekommt. Tatsächlich ist die Erstbehandlung mehr wert. Es ist aber nicht so, dass die Zweitbehandlung kostenlos ist. Also leer geht da keiner aus, aber es bringt weniger. Daher der Termin im nächsten Quartal.

Ich habe nicht geschrieben, daß die Zweitbehandlung kostenlos ist.
Es ist gestaffelt.
Angeblich kriegt der Arzt ab einer gewissen Anzahl an Besuchen nichts mehr.
Übrigens, zahlst du auch die 5 Euro Rezeptgebühr pro Medikamentenpackung, oder ist das dann gratis ?
Und sind diese 20% betragsmäßig begrenzt ?
Und zahlt man zb. als chronisch Kranker nichts ?

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Ja und? Warum soll hier nicht das Prinzip der freien Marktwirtschaft greifen? Oder ist es nicht so, dass die Ärztekammer drauf schaut, dass ihre Mitglieder möglichst viel verdienen und keinerlei Wettbewerb aufkommt? Wie wäre es mit einer Liberalisierung? Hat doch in anderene Bereichen soooo super funktioniert!

Medizinstudenten gibt es genug.

Es hängt davon ab, was man will.
Wenn man sich nach den Minimalstandards richtet, ist vieles gut genug.
Es gibt aber Situationen, wo man wirklich einen Experten benötigt, weil keiner mehr helfen kann.
Wenn du mal in so einer Situation bist, dann wirst du vielleicht anders denken.
Marktwirtschaft heisst nicht, daß alles immer gleich billig ist.
Sondern auch, daß außergewöhnliche Leistungen und Qualität auch mehr kostet.
Wenn man das nicht bezahlt, führt das eben zu einer Abwanderung hoch qualifizierter Kräfte.

Marktwirtschaft hat manchmal auch Vorteile für den Mitarbeiter, nicht immer nur fürs Unternehmen. Wieder eine bewußte Auslassung?

Ein zwangsmäßig und zu 100% verstaatlichtes Gesundheitssystem wird die Lösung nicht sein.
Die private Komponente gehört einfach auch dazu.
Radikale Lösungen haben "Seiteneffekte", die man vorher vielleicht nicht bedacht hat.

TONI_B 08.05.2010 07:26

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414427)
Übrigens, zahlst du auch die 5 Euro Rezeptgebühr pro Medikamentenpackung, oder ist das dann gratis ?

Als BVA Patient selbstverständlich - trotz 20% Selbstbehalt. Als Privatpatient kann man das Rezept von einem Kassenarzt umschreiben lassen, sonst muss man das Medikament selber zahlen.

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414427)
Und sind diese 20% betragsmäßig begrenzt ? Und zahlt man zb. als chronisch Kranker nichts ?

Habe ich noch nicht bemerkt. Für eine Vierköpfige Familie kommen da schon einige hundert Euro pro Jahr zusammen. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass das auch zb. bei einer extrem kostspieligen, lang andauernden Behandlung so ist - das würde viele "kleine" Beamte/VBs an den Rand des Ruins bringen.


Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414427)
Es hängt davon ab, was man will.
Wenn man sich nach den Minimalstandards richtet, ist vieles gut genug.
Es gibt aber Situationen, wo man wirklich einen Experten benötigt, weil keiner mehr helfen kann.
Wenn du mal in so einer Situation bist, dann wirst du vielleicht anders denken.
Marktwirtschaft heisst nicht, daß alles immer gleich billig ist.
Sondern auch, daß außergewöhnliche Leistungen und Qualität auch mehr kostet.
Wenn man das nicht bezahlt, führt das eben zu einer Abwanderung hoch qualifizierter Kräfte.

Marktwirtschaft hat manchmal auch Vorteile für den Mitarbeiter, nicht immer nur fürs Unternehmen. Wieder eine bewußte Auslassung?

Ein zwangsmäßig und zu 100% verstaatlichtes Gesundheitssystem wird die Lösung nicht sein.
Die private Komponente gehört einfach auch dazu.
Radikale Lösungen haben "Seiteneffekte", die man vorher vielleicht nicht bedacht hat.

Was hat das alles mit Frage zu tun, warum es im Gesundheitssystem nicht die lauten Schreie nach einer Privatisierung gibt? Ich würde mich ohnehin davor fürchten - meine Frage war eher ironisch gemeint.

Nochmals meine Lösungsansätze: 20% Selbstbehalt für alle Kassen, keine Höchstbeitragsgrundlage, wesentlich mehr Kassenverträge, selbstverständlich auch Einsparungen (zB. durch Zusammenlegung von Kassen).

The_Lord_of_Midnight 10.05.2010 07:52

Es gibt auch keine lauten Schreie nach einer Privatisierung, zumindest nicht ohne das System grundlegend zu ändern.
Ich persönlich und praktisch alle Leute mit Familie können sich die private Bezahlung der medizinischen Versorgung sowieso nicht leisten.
Zumindest nicht, solange es die irrsinnige Steuerlast von 2/3 des Einkommens für den vielzitierten Mittelstand weiterhin gibt, denn da bleibt nicht viel für Extravaganzen.

Die Frage ist einfach nur, warum es in manchen Bereichen kein ausreichendes Angebot gibt.
Zusammenlegung aller Krankenkassen mit gleichen Bedingungen für alle, wie von dir gefordert, wäre sicher ein guter Anfang.
Nur ist das Vorhandensein von Geld leider keine Garantie für eine zweckgebundene Verwendung, wie man z.b. an den diversen Kfz-Steuern erkennen kann.
Es wird wohl immer eine Frage der Prioritäten bleiben.
Also was ist unseren Politikern wirklich wichtig.
Und da rangiert leider der Stimmenkauf immer noch an erster Stelle, weil sie genau wissen, daß die Wähler viel zu korrupt sind, um nicht zu allererst auf den eigenen Vorteil zu schauen.

Im Zuge dieser Diskussion ist mir der Gedanke gekommen, ob es hier jemand gibt, der tatsächlich das Problem der langen Wartezeiten aufgrund von zu vielen vorgereihten Privatpatienten bei einem Arzt mit Kassenvertrag oder in einem öffentlichen Krankenhaus hat ?
Ich selbst habe das bewusst nie wahrgenommen.
Muss aber dazusagen, daß ich am Land lebe, da haben die meisten Leute sowieso kein Geld und man hat in der Regel einen langen Anfahrtsweg, um überhaupt zu einem Privatarzt zu kommen.
In der Stadt, wo es die zehnfachen Geldmengen aufgrund des skandalösen Finanzlastenausgleichsgesetzes gibt, kann das natürlich anders aussehen.
Da könnte ich mir vorstellen, daß es genug Leute gibt, die genug Geld für eine vollständige private medizinische Versorgung haben.
Und das auch genug Privatärzte in allen Bereichen vorhanden sind.

Die meisten Leute werden wohl so wie ich nur in absoluten Ausnahmefällen jemals einen privat bezahlten Arzt in Anspruch nehmen.
Also nur dort, wo das öffentliche Gesundheitssystem vollständig versagt.

kikakater 11.05.2010 09:38

Österreich hat lange Jahre zu den eher egalitären Ländern gehört. Es gab relativ wenig ganz Arme und relativ wenig ganz Reiche

Zitat:

Armut ist halbwegs erträglich, wenn alle arm sind. Das weiß jeder, der die Nachkriegszeit erlebt hat. Aber sie wird unerträglich, wenn es nebenan Reiche gibt, die sich's gut gehen lassen. Wer nicht weiß, wie er nächsten Monat die Miete zahlen soll und zuschauen muss, wie andere sich derweil Luxusvillen bauen lassen, ist in Gefahr, durchzudrehen. Das sehen wir derzeit in Griechenland. Schlechte Zeiten in Kombination mit sozialer Ungleichheit ergeben eine tödliche Mischung. Wenn's ganz schlimm kommt, kann eine Gesellschaft darüber auseinanderbrechen. Was kann man dagegen tun? Sparen, aber gerecht.

Tony Judt, der große englische Historiker, hat in seinem jüngsten Buch Ill fares the Land mit vielen Statistiken und Beispielen nachgewiesen, wie das Auseinanderdriften von Reich und Arm eine Bevölkerung kaputtmachen kann. Je weiter sich die Schere öffnet, desto mehr steigen Kriminalität und Gewalt, desto häufiger werden Zivilisationskrankheiten, Depressionen und Selbstmorde. Umgekehrt sind jene Gesellschaften in jeder Weise besser dran, in denen die Einkommensunterschiede nicht so krass sind. Allgemeine Lebensqualität und eine gewisse Verteilungsgerechtigkeit gehören zusammen.

Österreich hat lange Jahre zu den eher egalitären Ländern gehört. Es gab relativ wenig ganz Arme und relativ wenig ganz Reiche. Noch kennen wir keine Luxusghettos, Country Clubs und befestigte Villenviertel, in denen sich die Wohlhabenden hinter Elektrozäunen gegen die Massen der Mittellosen verschanzen. Noch kann man beim Heurigen den Nobelanwalt hinter seinem Glas sitzen sehen und am Nebentisch den Facharbeiter. Noch haben wir ein einigermaßen ausgewogenes Gesundheits- und Sozialsystem. Aber die Betonung liegt auf "noch" .

Die Hilfsorganisationen werden nicht müde, auf das stetig wachsende Heer der Armen und Armutsgefährdeten hinzuweisen, inklusive derer, die von ihrem Vollzeitjob nicht leben können. Unter den Migranten bildet sich eine neue unterprivilegierte Unterschicht heraus. Gleichzeitig lesen wir in den Zeitungen jeden Tag von korrupten Managern, die ungerührt Millionen kassieren, als gäbe es kein Morgen. Wie lange kann das noch gut gehen?

Solange man selber hat, was man braucht, ärgert man sich zwar über die Meischbergers und Co und ihre Geschäfte, aber es ist ein Ärger, mit dem man leben kann. Im Grunde berührt einen derlei nicht wirklich. Aber wenn die Zeiten schlechter werden? Wenn das viele Geld aus den diversen Rettungspaketen zurückgezahlt werden muss? Wenn der Kuchen kleiner wird? Jeder weiß, dass in Zukunft ernsthaft gespart werden muss. Es wird Einschränkungen geben. Wenn diese nicht gerecht sind - und das heißt: stärkere Belastungen der Wohlhabenden -, könnte es kritisch werden.

In einer der Griechenland-Reportagen der letzten Tage kam eine zornige Demonstrantin zu Wort. Die Sparmaßnahmen träfen wieder die Kleinen, sagte sie. "Das gibt Krieg." "Krieg zwischen zwei Parteien?" , fragte der Reporter. Die Antwort: "Nein, Krieg aller gegen alle."

Das Ganze läuft meiner Meinung nach unter dem Titel "das orantschene sich selbst Belügen und Beliebigsein und andere vor den Lindwurm spannen und alles bäh zett ö vau päh einebnern wie die sprichwörtliche Wildsau".

Es bildet sich immer mehr eine Venedetta der roten und gelben Grüppcheninteressen, sie alle vereint in euro-phorischen Metaphern (weltweit), Standesdünkel, düsterer Krudheit,

nicht wissend, wohin es gehen soll.



ZAHLEN SOLLEN DIE



physisch und altersmäszigen Minderjährigen, die Alleinerzieherinnen (damit sind Frauen gemeint), die Alten mit wenig Pension/Alimentation, die chronisch Kranken, die Behinderten, die Migranten, die gesetzlich Nichtanerkannten, die Studenten Letztenendes, die Geistesarmen,

die Unterdrückten



,DIE



, die eines kritischen Geistes noch fähig sind und auf die wahren Einkommens- und Vermögens- und Vermögenszuwachsverhältnisse sowie auf die Prolongierung der Plünderung der Sozial- und Pensionssysteme

durch arrivierte, alteingesessene, einem liberalen Ungeist anhängende pekuniäre Vielverdiener



HINWEISEN.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:29 Uhr.

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