Der Verstand ist ein Computerprogramm (c) 29.12.2013 Stefan Schulz, Hamburg
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Hacker interessieren sich für Tamagotchis so sehr wie für künstliche Gehirne. Die Frage, ob der menschliche Verstand dem digitalen überhaupt noch überlegen ist, beantworten sie auf eigentümliche Weise.
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Auch über NFC ließ sich am dritten Tag des Kongresses Interessantes erfahren. Der junge Doktorand Adrian Dabrowski aus Wien berichtete von Forschungen, in denen er sich um neue Schlüsselsysteme kümmerte. Diese funktionierten nun kontaktlos. Sie erlaubten Handwerkern, Postzustellern und Behörden Zugang zu mehr als 10.000 Gebäuden in Wien. Die Hersteller sprächen von einem sicheren System und behaupteten, die Schlüssel ließen sich keinesfalls duplizieren, sagte der Hacker. Als auch sein Wohnhaus mit dieser Technologie ausgestattet wurde „nahm ich diese Herausforderung an“, so Dabrowski.
Er untersuchte die Schlüssel, die wahlweise die Identität von Personen an bestimmten Orten enthüllen können, die zum Speichern von Informationen, zum Authentifizieren von Menschen und zum Kommunizieren genutzt werden können. Alsbald war Dabrowski in der Lage, das berührungsfreie Abrechnungssystem des Wiener Nahverkehrs – entsprechende Terminals befinden sich an vielen Haltestellen – als toten Briefkasten zu benutzen. Es gelang ihm auch, Kaffeemaschinen auszutricksen. Dafür musste er gar nicht lange forschen, sondern nur die Beschreibung von Hacks lesen, die schon vor fünf Jahren entsprechende Sicherheitsmängel aufzeigten. Repariert wurden sie nicht. Es sei sogar mit einfachsten Mitteln möglich, Geld auf Smartcards zu laden, sagte Dabrowski.
Um sich zu fordern, nahm sich der Hacker noch ein anderes Projekt vor: Er baute einen RFID-Schlüssel für die Häuser in seiner Nachbarschaft. Mit einer manipulierten Karte, die ansonsten Zugang zu Skiliften gewährt, ließ sich so tatsächlich die Hälfte der Türen öffnen. Hatte sich Dabrowski zudem noch Software auf sein vorhandenes NFC-fähiges Smartphone geladen, öffneten sich sogar mehr als 90 Prozent der Türen. Das größte Problem dieser Sicherheitsmängel sei, dass weder die Nutzer noch die Hersteller dieser Technologien mitdächten, sagte Dabrowski am Ende seines Vortrags. So müssen sie sich nicht wundern, wenn sie am Ende von der künstlichen Intelligenz übertrumpft werden.