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Satan_666 28.02.2009 21:42

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348779)
Genau das ist der Punkt.
Davon redet aber keiner.
Es wird nur immer von Prozenten geredet.
Es bleibt alles beim Alten, keiner redet davon daß er sich auf mal für die Interessen der IT-Angestellten einsetzten würde.
Das ist ein ewiger Negativ-Kreislauf.
Ich zahle zwar seit Jahrzehnten den Grenzbeitrag an die Gewerkschaft.
Aber wenn ich mal was brauche, werde ich nur schief angeschaut und kriege dann noch Kommentare wie, daß es mir eh gut geht und was ich überhaupt von der Gewerkschaft will.
So auf die Art von "nur Leute die nichts haben dürfen zu uns kommen".
Warum ? Weil man allen anderen neidisch ist ?
Weil man automatisch ein schlechter Mensch wird, nur weil man sein Leben lang hart arbeitet und für sein Leben selbst die Verantwortung übernimmt ?

Sag, was schreibst Du da für einen Unsinn?

Wozu tippe ich mir hier die Finger wund, wenn ich der Meinung wäre, die Gewerkschaft würde nix für uns tun? Warum war ich voriges Jahr im Austriacenter bei der Mitarbeiterversammlung - organisiert von der Gewerkschaft? Warum war ich mit den Betriebsräten aus vielen Bundesländern in Linz vor den Türen des Hauptverhandlers der Wirtschaftskammer - organisiert von der Gewerkschaft? Warum bin ich am Donnerstag bei miesem Wetter vom wiener Schwedenplatz zum Gebäude der Raiffeisen-Informatik gegangen - organisiert von der Gewerkschaft? Warum setzen sich die Gewerkschafter regelmäßig mit den Arbeitgebervertretern zusammen, um einen neuen KV zu verhandeln?

Wenn Du bisher bei der Gewerkschaft das Gefühl hattest, dass Du mit Deinen Anliegen nicht gerne gesehen wirst, dann scheint mir das entweder daran zu liegen, dass Du das Unmögliche willst - oder generell an Deiner Person liegt. So lange ICH bei der Gewerkschaft bin und von denen meine Rechte durchsetzen wollte, so lange habe ich mich immer noch gut betreut gefühlt. Das war bei Kleinigkeiten so und ist auch bei der Geltendmachung meiner strittigen Ansprüche an den damaligen Konkursrichter genauso gewesen. Und war, um noch ein Beispiel zu bemühen, auch bei meinem Bruder nicht anders, wo die Pensionsversicherungsanstalt den Antrag auf vorzeitige Pensionierung wegen Krankheit abgelehnt hat.
Wenn du wirklich schlecht beraten werden willst, gehe mal zur Arbeiterkammer!

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348779)
Ja, da hast du leider recht.
Bin mir auch nicht sicher warum.
Ich könnte mir vorstellen, daß das vielleicht deswegen ist, weil das Leute sind, die eben mehr wollen als nur die kollektivvertragliche Erhöhung vom Mindestlohn, sondern vom Istlohn.

Du hast aber schon verstanden, was es heißt, dass es nur eine Mindestlohn-Erhöhung gibt? Für viele meiner Branchenkollegen gibt es in diesen Fall genau ... NIX!!!!! Im Kollektivvertrag wird nämlich nicht mal die so genannte Überzahlung geregelt. Der Arbeitgeber kann also nach eigenem Gutdünken über die Überzahlung verfügen, wie er will. Im Extremfall heißt das: die Überzahlung wird um die Mindestlohn-Erhöhung geringer, wodurch der Mitarbeiter mit einer Gehaltserhöhung von 0 Euro ins nächste Jahr geht!

Na super!

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348779)
Vielleicht weil der Großteil der IT-Angestellten genau gar nichts von den Kollektivverhandlungen haben ?
Was bringt mir das, wenn sich alles nur um Mindestlöhne dreht ?
Ich bin natürlich für jede Erhöhung dankbar, ist immer noch besser als nichts.
Nur darfst dir keine Begeisterungsstürme erwarten.

Ich glaube schön langsam tatsächlich, dass Du das Problem nicht geschnallt hast.

Es geht nicht um irgendwelche Mindestlöhne, es geht darum, dass wir Betriebsräte und die Gewerkschaft vehement fordern, dass die Ist-Gehälter endlich kollektivvertraglich geregelt werden.

Und nochmals: Wenn Du MEHR als den Kollektivvertragslohn bekommst, bekommst Du im schlimmsten Fall gar nix drauf, wenn Deine Überzahlung (also der Betrag, den Du mehr verdienst als im Kollektivvertrag angegeben ist) größer ist als der Betrag, um den sich der Kollektivvertragslohn erhöht. Kriegst Du trotzdem was drauf, dann ist das eine freiwillige Leistung Deines Arbeitgebers - und gut möglich, dass Dein nächster Arbeitgeber diese freiwillige Leistung nicht erbringt. Dann hast eben Pech gehabt!

Beispiel:

Kollektivvertragslohn vor der KV-Erhöhung = 1600 Euro
Dein Gehalt vor der KV-Erhöhung = 2000 Euro
Deine Überzahlung vor der KV-Erhöhung = 400 Euro
KV-Erhöhung 4% = 64 Euro
Kollektivvertragslohn nach der KV-Erhöhung = 1664 Euro
Dein Gehalt nach der KV-Erhöhung = 2000 Euro
Deine Überzahlung nach der KV-Erhöhung = 336 Euro
Deine gehaltliche Jahresanpassung 14x 0 Euro = 0 Euro

Wärest Du beispielsweise im KV der Elektriker und nehmen wir an, dort gäbe es eine Ist-Lohnerhöhung von 3%, dann würde für Dich gelten:

Dein Gehalt nach der KV-Erhöhung = 2060 Euro
Deine Überzahlung nach der KV-Erhöhung = 396 Euro
Deine gehaltliche Jahresanpassung 14x 60 Euro = 840 Euro

Und dagegen kämpft die Gewerkschaft und Deine Betriebsräte - und dagegen stemmen sich vehement Deine Arbeitgeber!

Unter diesem Aspekt verstehe ich nicht, warum sich so wenige meiner Leidensgenossen mobilisieren lassen.

The_Lord_of_Midnight 01.03.2009 01:39

Also was ich derzeit z.b. nicht wirklich verstehe ist, wenn jemand 1% bekommt und das als schlechtes Ergebnis abtut.
In der derzeitigen Lage ist es schon ein gutes Ergebnis, wenn möglichst viele Leute ihren Arbeitsplatz behalten.
Das meine ich mit Vernunft und beide Seiten sehen.
In solchen Momenten die Arbeitgeberseite als ausbeuterisch hinzustellen, finde ich unpassend.
(Und ja, natürlich schenken sie nichts her und natürlich gibts ausbeuterische Arbeitgeber).

Und ja, ich glaube schon, daß ich den derzeitigen Zustand der kollektivvertraglichen Erhöhungen verstehe.
Genau weil das seit Jahrzehnten so ist, haben sicher auch viele Leute in der IT keine Hoffnung, daß ihnen das ganze was bringt.

Den Kommentar, daß ich das unmögliche will oder daß es an meiner Person liegt, hättest dir auch sparen können.
Wie gesagt, ich habe sehr wohl den Eindruck, daß man bei der Gewerkschaft viele Leute hat, die nur die Anliegen des kleinen Mannes sehen und alle anderen bereits unbewusst der "Ausbeuterseite" zurechnen.
Ich weiß auch sehr wohl, daß die Gewerkschaft wichtig für die Arbeitnehmer ist, sonst wäre ich nicht seit Angebinn meines Arbeitslebens Mitglied und würde seit Jahrzehnten den Grenzbeitrag einzahlen.
Aber wie gesagt, gerade auch solche Kommentare wie deine fügen dem ganzen eine bittere Note hinzu und sind sicher auch ein Grund, warum nicht alle Leute hinter der Gewerkschaft stehen.

Klar fühlt sich der "Hackler" wohl, wenn von der Gewerkschaft das "heroische Bild des Arbeiters" gezeichnet wird und jeder Verhandlungserfolg direkt in seine Tasche geht.
Nur musst du auch verstehen, warum vielleicht bei den IT'lern deswegen weniger Begeisterung herrscht.
Ich kenne die Situation aus eigener Erfahrung, weil ich von Anfang an genau in der Branche tätig bin.
Natürlich könnte man sagen, viele IT'ler sind so dumm und so geldgierig, so wie du es eben auch machst.
Nur das ist zu wenig, damit schafft man genau die Fronten, die wir nicht brauchen und mit der sich die Gewerkschaft nur selbst schadet.

Aber ich bin ja nicht der einzige aus der IT hier.
Vielleicht traut sich ja auch jemand anders ein freies Wort zu sagen ?
Das ist nämlich das nächste Problem, kritische Stimmen gegenüber der Gewerkschaft können sehr schnell zu einem großen Problem werden.
Das kann dann auch zu Mobbing führen, denn dann fühlen sich gleich ein paar bemüßigt, den "Verräter" in seine Schranken zu weisen.

Ich persönlich habe aber sicher nichts gegen die Gewerkschaft.
Mich stören nur ein paar Dinge, und sowas muss man ansprechen, nur dann kann man für potentielle Mitglieder wieder attratkiver werden und wieder an Größe und Stärke gewinnen.
Was die Leute heute sicher nicht brauchen sind große Arbeitskämpfe, wo man das halbe Land lahmlegt.
Das ist das nächste Thema, wo sich sicher viele negative Meinungen oder sogar großer Zorn aufbauen.
Man kann nicht Unbeteiligite und Unschulidge schädigen und dann auf ein positives Image hoffen.
Denn so einfach ist das nicht mehr mit Gut und Böse, und das wissen die Leute heute mehr denn je.
Wir werden auch aufgeklärter heutzutage, auch wenn dem jetzt manche widersprechen werden.

Alex1 01.03.2009 08:21

1% ist auch ein schlechtes Ergebnis, wenn z.B. Strom um 3% teurer wird, die Mieten um 2,8% steigen, Brot, Milch, v.a. indexangepasste Versicherungen immer weiter steigen, nur das eigene Gehalt soll weit darunter liegen oder gar überhaupt nur gleich bleiben.
Das ist ein Reallohnverlust, nichts weiter. Die Arbeit wird billiger.

Solange die Arbeitnehmer nicht in großem Stil merken, dass sie der Motor der Wirtschaft sind, wird sich auch nicht viel ändern.
Als wahre Verhöhnung empfinde ich den Slogan "Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut." - das genaue Gegenteil ist der Fall. Wer soll denn die "lebensnotwendigen" Produkte wie Handys, Autos, etc. denn kaufen, wenn es dem Arbeitnehmer nicht gut geht?

Satan_666 01.03.2009 08:38

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348886)
Also was ich derzeit z.b. nicht wirklich verstehe ist, wenn jemand 1% bekommt und das als schlechtes Ergebnis abtut.
In der derzeitigen Lage ist es schon ein gutes Ergebnis, wenn möglichst viele Leute ihren Arbeitsplatz behalten.
Das meine ich mit Vernunft und beide Seiten sehen.
In solchen Momenten die Arbeitgeberseite als ausbeuterisch hinzustellen, finde ich unpassend.
(Und ja, natürlich schenken sie nichts her und natürlich gibts ausbeuterische Arbeitgeber).

Du scheinst ja wirklich gut informiert zu sein, mein lieber LoM; immerhin ist es so, dass die IT-Branche nach wie vor fette Gewinne schreibt; es ist so, dass die Eigentümer 2-stellige (!!!) Gewinnzuwächse einstreifen ... und die dort beschäftigen Mitarbeiter sollen dann mit einem lächerlichen Prozent brutto (was sich dann in einem halben Prozent netto in der Brieftasche bemerkbar macht) regelrecht abgespeist werden.

Und sowas findest Du gut?

Gerade in der IT-Branche ist es doch so, dass die Arbeitsplätze im Großen und Ganzen gesichert sind; wie sonst (außer mit Kündigungen) lassen sich Kosten sparen, wenn nicht durch den Einsatz von Maschinen?

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348886)
Und ja, ich glaube schon, daß ich den derzeitigen Zustand der kollektivvertraglichen Erhöhungen verstehe.
Genau weil das seit Jahrzehnten so ist, haben sicher auch viele Leute in der IT keine Hoffnung, daß ihnen das ganze was bringt.

Behaupte ich ja: Du verstehst es einfach nicht. Das Vertrauen ist deswegen nicht da, weil zu wenige Leute sich organisieren und statt dessen jeder Blödel der Meinung ist, alleine ist er stärker als gemeinsam. Welches Mandat hat ein Arbeitnehmervertreter, wenn er zugeben muss, gerade mal 5% der Betroffenen aktiv hinter sich zu haben? In der IT-Branche sind das halt bei 35.000 Beschäftigten eben 1750 Gewerkschaftsmitglieder. Und von denen sind gerade mal vielleicht 350 bereit, für Ihre eigene Geldbörse auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren! Das ist das wahrlich traurige dabei! Die Leute lassen sich hinten und vorne an der Nase rumführen von den Arbeitgebern, die das Maul nicht voll genug bekommen können und Leute wie Du sind dann noch ernsthaft der Meinung, man müsse froh sein, wenn wir wenigstens noch den Arbeitsplatz behalten.

Ein Spruch, den ich aus den frühen Zeiten meiner IT-Karriere als absolut treffend empfunden habe: Das einzige Recht eines Sklavens ist das Recht auf Arbeit! Das scheint mir gerade in der IT sehr treffend zu sein.

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348886)
Den Kommentar, daß ich das unmögliche will oder daß es an meiner Person liegt, hättest dir auch sparen können.
Wie gesagt, ich habe sehr wohl den Eindruck, daß man bei der Gewerkschaft viele Leute hat, die nur die Anliegen des kleinen Mannes sehen und alle anderen bereits unbewusst der "Ausbeuterseite" zurechnen.
Ich weiß auch sehr wohl, daß die Gewerkschaft wichtig für die Arbeitnehmer ist, sonst wäre ich nicht seit Angebinn meines Arbeitslebens Mitglied und würde seit Jahrzehnten den Grenzbeitrag einzahlen.
Aber wie gesagt, gerade auch solche Kommentare wie deine fügen dem ganzen eine bittere Note hinzu und sind sicher auch ein Grund, warum nicht alle Leute hinter der Gewerkschaft stehen.

Solange Du Deinen offensichtlichen Frust über die Gewerkschaft hinter einem derart dicken Nebel versteckst, hat diese Diskussion keinen Sinn. Ich wollte nur ausdrücken, dass ich eigentlich nicht sagen kann, was bei Deinem Vorliegen die Gewerkschaft so reagieren hat lassen. Ich weiß nur, dass sowohl ich als auch all jene, die bislang mit der Gewerkschaft zu tun hatten, immer - auch zu den Zeiten, wo das Problem mit der BAWAG aktuell war und wo viele Mitglieder wegen den Eierköpfen dort oben diesem Verein den Rücken zugekehrt haben - sehr hilfsbereit zur Seite gestanden sind.
Wie gesagt: mangels Information kann ich nur mutmaßen, weil ich und auch meine nähere Umgebung noch nie über sowas wie Du jetzt erzählt hat.

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348886)
Klar fühlt sich der "Hackler" wohl, wenn von der Gewerkschaft das "heroische Bild des Arbeiters" gezeichnet wird und jeder Verhandlungserfolg direkt in seine Tasche geht.
Nur musst du auch verstehen, warum vielleicht bei den IT'lern deswegen weniger Begeisterung herrscht.
Ich kenne die Situation aus eigener Erfahrung, weil ich von Anfang an genau in der Branche tätig bin.
Natürlich könnte man sagen, viele IT'ler sind so dumm und so geldgierig, so wie du es eben auch machst.
Nur das ist zu wenig, damit schafft man genau die Fronten, die wir nicht brauchen und mit der sich die Gewerkschaft nur selbst schadet.

Bin ich nur deswegen dumm oder geldgierig, weil ich nach über 4 Jahren Angestelltensein endlich auch mal eine Erhöhung meines Gehaltes haben will? Ist meine Arbeit - inflationsbedingt - jetzt um knapp 20% weniger Wert als zu Beginn meines Angestelltenverhältnisses in dieser Firma?

Nochmal: wenn es in der IT nicht so ist wie bei Deinen erwähnten 'Hacklern', dann deswegen, weil dort der Organisationsgrad der Beschäftigten höher ist und deswegen die Gewerkschaften ein leichtes Spiel haben. Überlege mal, warum gerade Branchen so gute Kollektivverträge haben wie die Beamten, Bankangestellten, Metaller usw - und warum andere Branchen lediglich miserable, wie der Handel oder das Gewerbe?

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348886)
Aber ich bin ja nicht der einzige aus der IT hier.
Vielleicht traut sich ja auch jemand anders ein freies Wort zu sagen ?
Das ist nämlich das nächste Problem, kritische Stimmen gegenüber der Gewerkschaft können sehr schnell zu einem großen Problem werden.
Das kann dann auch zu Mobbing führen, denn dann fühlen sich gleich ein paar bemüßigt, den "Verräter" in seine Schranken zu weisen.

Also Deine Gedanken würde ich gerne verstehen wollen? Jetzt bist schon beim Mobbiing ....

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348886)
Ich persönlich habe aber sicher nichts gegen die Gewerkschaft.
Mich stören nur ein paar Dinge, und sowas muss man ansprechen, nur dann kann man für potentielle Mitglieder wieder attratkiver werden und wieder an Größe und Stärke gewinnen.
Was die Leute heute sicher nicht brauchen sind große Arbeitskämpfe, wo man das halbe Land lahmlegt.
Das ist das nächste Thema, wo sich sicher viele negative Meinungen oder sogar großer Zorn aufbauen.
Man kann nicht Unbeteiligite und Unschulidge schädigen und dann auf ein positives Image hoffen.
Denn so einfach ist das nicht mehr mit Gut und Böse, und das wissen die Leute heute mehr denn je.
Wir werden auch aufgeklärter heutzutage, auch wenn dem jetzt manche widersprechen werden.

Ich habe jetzt immer noch nicht herausgefunden, was Dich an der Gewerkschaft stört. Und vermutlich werde ich es nie erfahren, weil Du scheinbar Angst (weswegen) zu haben scheinst.

Ich weiß auch, dass bei der Gewerkschaft vieles nicht so läuft, wie ich es mir wünschen würde. Trotzdem: DIESE Gewerkschaft ist immer noch besser als keine.

Das macht eben den Unterschied aus zwischen dem kleinen Mann und dem Unternehmer: die Unternehmervertreter können machen, was sie wollen - die Unternehmer stehen nach wie vor hinter ihnen, weil sie wissen, dass es soooo immer noch besser ist als ohne denen; nur wir einfachen Leute glauben, man nimmt uns was weg, nur weil dort oben einzelne Personen ihre Positionen zu ihren eigenen Vorteilen nutzen.

Ich denke eben, dass es mir ohne der Gewerkschaft schlechter ginge als mit - trotz allen negativen Umstände, die den Menschen menschlich wirken lassen.

enjoy2 01.03.2009 18:46

http://www.wko.at/statistik/prognose/inflation.pdf
http://www.kurier.at/geldundwirtschaft/286949.php

wenn die Inflation weit über 1% liegt, kann/darf man nicht mit 1%iger Lohnerhöhung zufrieden sein, sonst ist der Weg in den Privatkonkurs vorgezeichnet, wenn wenn die Preise seit 1990 bis 2010 auf ca. 150% steigen und mein Lohn nur auf 120% für dieselbe Arbeitsleistung, dass kann/darf man imho nicht hinnehmen

ich bin zwar auch der Meinung, dass man aufgrund zB. der derzeitigen Wirtschaftslage eine geringere bis keine Lohnerhöhung umsetzen könnte, jedoch sollte in diesem Fall festgesetzt werden, dass in besseren Zeiten die Lohnerhöhung um den jetzigen fehlenden Betrag zusätzlich erhöht wird.

zur Sinnfrage der Gewerkschaft, gab vor einiger Zeit eine Sendung im Orf wo Zeitzeugen, bzw. Mitstreiter für die Gründung von Gewerkschaften interviewt wurden;
Dinge, die für uns selbstverständlich sind, wie Erhalt des Arbeitsplatzes im Krankheitsfall, usw. wurden durch die Gründung von Gewerkschaften erst ermöglicht, auch wenn es sehr viel Freundlerwirtschaft gibt und teilweise imho unsinnige, reflexartige Handlungen, den Wert der Gewerkschaften für uns können wir nicht mehr abschätzen, da wir die erkämpften Leistungen schon als Selbstverständlichkeiten werten


ein Fehler bei Lohnerhöhungen, welcher von den Gewerkschaften imho beseitigt werden sollte, ist die Erhöhung um %-Werte, die Schere zw. Reich und Arm wird dadurch immer größer

The_Lord_of_Midnight 01.03.2009 19:53

Zitat:

Zitat von enjoy2 (Beitrag 2348962)
ein Fehler bei Lohnerhöhungen, welcher von den Gewerkschaften imho beseitigt werden sollte, ist die Erhöhung um %-Werte, die Schere zw. Reich und Arm wird dadurch immer größer

Das stimmt doch nicht.
Defakto handelt es sich um eine betragsmäßige Erhöhung.
Die %-Werte sind doch nur Makulatur, es handelt sich um einen Prozentsatz vom MINDESTGEHALT.
Gerade diese Maßnahme bewirkt, daß die Schere eben nicht immer größer wird.
Der "Gag" bei dem ganzen ist, daß nur die betragsmäßige Überzahlung erhalten bleibt und eben nicht die prozentmäßige.

Aber gerade das stört natürlich Leute wie mich sehr, denn für meinesgleichen bleibt bei dem ganzen nichts übrig.
Wir müssen uns um unsere Erhöhung selbst kümmern, uns bringen die Verhandlungen der Gewerkschaft nicht sehr viel.

The_Lord_of_Midnight 01.03.2009 20:09

Zitat:

Zitat von Satan_666 (Beitrag 2348899)
Du scheinst ja wirklich gut informiert zu sein, mein lieber LoM; immerhin ist es so, dass die IT-Branche nach wie vor fette Gewinne schreibt; es ist so, dass die Eigentümer 2-stellige (!!!) Gewinnzuwächse einstreifen ... und die dort beschäftigen Mitarbeiter sollen dann mit einem lächerlichen Prozent brutto (was sich dann in einem halben Prozent netto in der Brieftasche bemerkbar macht) regelrecht abgespeist werden.

Und sowas findest Du gut?

Genau diese Art des Scharfmachens ist es, was ich als großen Fehler finde.
Es hat sich oft genug gezeigt, daß Leute die hier die Guten und dort die Bösen sehen, in Wirklichkeit das Problem und nicht die Lösung sind.

Letztendlich muss uns klar werden, daß es sich bei dem ganzen nur um eine Erhöhungen der Mindestgehälter handelt.
Das einzige Land auf der Welt, wo es kollektivvertragliche Istlohn-Erhöhungen gibt, ist meines Wissens Finnland.
Und das wird auch seinen Grund haben, denn wenn es so eindeutig wäre, dann würden es vielleicht mehr Länder so machen.
Und es soll mir keiner wieder mit den bösen Unternehmern kommen, denn es gibt genug sozialistisch reagierte Länder auf dieser Welt. Die Gesetze macht immer noch die Regierung, und die muss eben vieles abwägen und kann nicht nur eine einzige Seite sehen.

Ich bin selbstverständlich auch der Meinung, daß es bei guter Wirtschaftslage auch mindestens die % des Wirtschaftswachstumes für den Kollektivvertrag geben müsste.
Nur das Problem ist das System an sich.
Denn da wird mit der Gießkanne drübergegangen und damit passiert auch gleichzeitig viel Ungerechtigkeit.
Es kriegen alle was, und dadurch bleibt für den Einzelnen nicht sehr viel übrig.
Man müsste auch darauf Rücksicht nehmen, wie viel Gewinn das einzelne Unternehmen macht.
Denn könnten Leute die gute Arbeit geleistet haben, auch den ihnen zustehenden Anteil bekommen.
Und Unternehmen, denen es nicht so gut geht, könnten dadurch vor dem allzu schnellen Absturz bewahrt werden.
Bis zu einer gewissen Mindestgrenze, die jedem arbeitenden Menschen zustehen müsste und die immer deutlich mehr als der Notstand sein muss, sonst zahlt sich das Arbeiten gar nicht mehr aus.

Was wir derzeit haben, ist eben nicht mehr als ein Kompromiss, da können nicht alle zufrieden sein damit.
Ein Kompromiss, der zum Nachteil der Angestellten in der IT-Branche ist.
Und darauf zu sagen, daß das alles Dödel sind oder daß die nicht verstehen, wie der Kollektivvertrag funktioniert, ist einfach nur schwach.
Denn es gibt genug Leute die wie ich eine wirtschaftliche Ausbildung haben, und wir können diese Dinge schon noch selbst berechnen.

Satan_666 01.03.2009 21:10

Zitat:

Zitat von enjoy2 (Beitrag 2348962)
ich bin zwar auch der Meinung, dass man aufgrund zB. der derzeitigen Wirtschaftslage eine geringere bis keine Lohnerhöhung umsetzen könnte

Dem kann ich mich gerne anschließen - aber nur unter der Voraussetzung, wenn ...

1. bei guten Zeiten die Erhöhungen kräftiger ausfallen (was sie in der IT-Branche seit 2001 definitiv NICHT wurden, obwohl die Unternehmen im Gesamten fette Gewinne zu verzeichnen hatten).

2. die Eigentümer/Manager ebenfalls bereit sind, das Einkommensniveau zu halten (es kann ja nicht sein, dass immer nur auf Kosten der Arbeitnehmer gespart wird).

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348976)
Die %-Werte sind doch nur Makulatur, es handelt sich um einen Prozentsatz vom MINDESTGEHALT.
Gerade diese Maßnahme bewirkt, daß die Schere eben nicht immer größer wird.
Der "Gag" bei dem ganzen ist, daß nur die betragsmäßige Überzahlung erhalten bleibt und eben nicht die prozentmäßige.

Du hast es noch immer nicht verstanden, LoM!

Die Mindestgehälter sind jene Gehälter, die die Unternehmer in jedem Fall zahlen müssen; darunter dürfen sie nicht entlohnen, aber gerne darüber.

Auch wenn Du es nicht glauben solltest: bei den meisten Branchen ist eine kollektivvertraglich Ist-Gehaltserhöhung fix verankert; somit bekommen die nicht nur eine Mindestgehaltserhöhung, sondern auch eine Ist-Gehaltserhöhung. Beide Prozentsätze differieren ein wenig, aber es ist gewährleistet, dass auch alle Mitarbeiter eine Erhöhung ihres Gehaltes bekommen. Dazu zählen die Metaller (die ja im Moment nicht gerade rosige Zeiten erleben, trotzdem gibt es mehr Gehalt/Lohn für Alle), die Elektroindustrie, die Banken und Versicherungen, die Beamten sowieso ... und sogar der wirklich miserabel zahlende Handel hat eine Ist-Lohnerhöhung im Kollektivvertrag.
Und nein: es ist nicht immer nur ein Prozentsatz, der hier ausverhandelt wird. In den mittlerweile meisten Fällen gibt es einen recht geringen Prozentsatz und eine Einmalzahlung (der sich im darauffolgenden Jahr natürlich nicht in der prozentuellen Erhöhung auswirkt).

Gerade eine Branche, welche sich ja angeblich sooooo modern gibt, gibt es noch immer keine Ist-Gehaltserhöhung. Und gerade hier führt das Nicht-Erhöhen des Gehaltes dazu, dass die dortigen Angestellten, inflationär bedingt, immer weniger Gehalt bekommen - und die Reichen oben lassen es sich nach wie vor nicht nehmen, den Rahm zu 100% für sich abzuschöpfen!

Dass Du unter diesen Voraussetzungen noch davon ausgehst, dass durch eine Mindest-Gehaltserhöhung die Schere zwischen arm und reich nicht auseinander geht, ist mir unverständlich!

Satan_666 01.03.2009 21:23

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348983)
Letztendlich muss uns klar werden, daß es sich bei dem ganzen nur um eine Erhöhungen der Mindestgehälter handelt.

Begründung?

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348983)
Das einzige Land auf der Welt, wo es kollektivvertragliche Istlohn-Erhöhungen gibt, ist meines Wissens Finnland.

Diese Aussage ist Unsinn.

Ist-Gehaltserhöhungen gibt es auch bei uns, und zwar mehrheitlich. Es gibt sie in Frankreich, es gibt sie in Deutschland und was weiß ich noch wo überall. Es sieht dort halt anders aus als bei uns. In Frankreich ist es angeblich so, dass man über mehrere Jahre gar keine Erhöhung bekommt, und dann eben eine kräftige für ALLE!

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2348983)
Die Gesetze macht immer noch die Regierung, und die muss eben vieles abwägen und kann nicht nur eine einzige Seite sehen.

Ich glaube, schön langsam lasse ich die Diskussion mit Dir bleiben. Mag sein, dass Du Dich in Computerfragen gut auskennst, im Arbeitsrecht scheinst Du absolut uninformiert zu sein.

Gesetze machen die Regierungen, das stimmt - aber Kollektivverträge handeln die Sozialpartner unter sich aus. Auf der Arbeitsgeberseite eben die Wirtschaftskammer (die ihre Vertreter für die Verhandlungen von den Unternehmer rekrutiert), auf der Arbeitnehmerseite eben die Gewerkschaft* (die eben ihrerseits die Vertreter der Arbeitnehmer wählt - wovon sowohl Mitarbeiter der Gewerkschaft mit am Tisch sitzen, aber hauptsächlich von den Betriebsräten der Branche gewählte Vertreter aus ihren Reigen). Das Ergebnis (= der Kollektivvertrag) ist kein Gesetz, sondern eben ein Vertrag zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und kann von beiden Seiten sogar gekündigt werden. Einzige Bedingung ist, dass im Kollektivvertrag keine Verschlechterungen enthalten sein dürfen gegenüber den Gesetzen. Nur: in den Gesetzen ist ziemlich wenig wirklich definiert.

Aufgrund Deines fehlenden Backgrounds beende ich hiermit die Diskussion mit Dir, weil sie eh zu nix führt (außer dass ich ständig am Berichtigen und Erklären bin).

* Die Verhandlungen führen deswegen die Gewerkschaften, weil die Arbeiterkammer sich weigert, die Kollektivvertragsverhandlungen zu führen; vermutlich deswegen, weil man seinerzeit den Gewerkschaften mehr Mandat zugesprochen hat, da es sich hierbei um keine Zwangsmitgliedschaft handelt, sondern um eine freiwillige Zugehörigkeit. Logischer wäre auch für mich die Verhandlungen zwischen Wirtschafts- und Arbeiterkammer.

enjoy2 01.03.2009 22:24

ich bin nicht übermäßig informiert über Arbeitsrecht, wäre gerne bereit, was dazu zu lernen

aber ich keine keine Branche, wo nicht die Ist-Gehälter für die prozentmäßige Erhöhung herangezogen werden, wenn es diese gibt, bitte mit Nachweis, bzw. Quellenangabe, danke


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