WCM Forum

WCM Forum (http://www.wcm.at/forum/index.php)
-   Internet (http://www.wcm.at/forum/forumdisplay.php?f=8)
-   -   Österreich in der Internet Steinzeit (http://www.wcm.at/forum/showthread.php?t=23063)

James 08.06.2001 19:15

ADSL Speed 30 <--- ich schick mal ein mail an aon möchte auch wissen was es damit auf sich hat *G* hört sich ja ned so schlecht an wenn der preiss stimmt

Hanneman 08.06.2001 19:34

ich möchte nocheinmal ausholen und über die Internetentwicklung an sich eingehen:

bis zum Jahr 1995/1996 war das Internet in Europa vor allem den Studenten und ganz wenigen "Insidern" vorbehalten. Damals war es v.a. ein Informations- und Kommikationsmedium


ab 1996 - 1999 wurde das Internet als Verkaufsmedium gepusht:

auf der einen Seite schossen die Internetserviceprovider aus dem Boden (jene, die es heute noch gibt kann man mit der Hand anzählen und haben sich auf Businesskunden spezialisiert) mit dem Ziel : in kürzester Zeit eine maximale Anzahl von Leuten in das Internet bringen

auf der anderen seite entwickelten sich businessplattformen, die dieser neuen Kundenanzahl auf dem direktem Weg Produkte verkaufen wollte (amazon, .....)
geschäfte, die ihre website nicht selber programmieren wollten bemühten sich um produkte wie intershop, openshop, etc...
schnell lief das Fieber auch auf die unternehmensinterne kommunikation über: b2b Plattformen wurden gegründet : ariba, commerce one

aus diesem Grund konnten auch sogenannte portalseiten entstehen: sie baten Information gratis für alle an, und finanzierten sich durch werbebanner und links auf obengenannte b2c seiten


1999- jetzt

ernüchterung kehrt ein : der e-commerce ist praktisch tot: bis auf einige ausnahmen (amazon, ...) haben nur wenige überlebt , die hohen erwartungen konnten nicht erfüllt werden
zwar verkaufen sich bücher, cds, videos weiterhin gut, doch ist bei den verkaufszahlen eine gewisse stagnation eingetreten
andere waren wie bsp. autos, kleidung, spielsachen, Kindersachen konnten bei weitem nicht so verkauft werden, wie man sich das vorgestellt hatte

jetzt beginnnt das gesamte business modell zu wackeln:
es genügt nicht mehr, viele kunden in das internet zu bringen, wenn diese nichts kaufen: internet serviceproviders gehen ein, die grossen Firmen, die den "e commerce" betreiben haben kein interesse , diese zu übernehmen, wenn sie nichts kaufen
webportale kämpfen ums überleben, seit dem bekannt ist, das onlinewerbung nicht den gewünschten return bringt. auch hier haben es nur wenige geschafft und sind zu communities gewachsen und konnten gerade noch an die börse gehen (the globe...)


nachdem der internetbenutzer für die wirtschaft demnach doch nicht so einen grossen wert hat, müssen die internetprovider ihre kosten direkt an die kunden weitergeben: unlimitierte downloadraten werden eingestellt, da das internet missbraucht wird:


das tiefe Empfinden der Surfer : "ALLES MUSS GRATIS SEIN"

natürlich hat sich diese Einstellung damals zurecht entwickelt, als im Internet noch alles eitelwonne war: der content konnte ja gratis angeboten werden:
doch dieses Denken hat sich mittlerweile auf alles ausgebreitet:

ob Software, Filme, mp3 : alles muss gratis sein, weil es immer schon so war
und man weis ja gar nicht wohin mit den Bandbreiten, wenn nicht downloaden bis zum umfallen



diese Diskrepanz zwischen Wirtschaftlichkeit der Anbieter auf der einen Seite und Wunschdenken auf der anderen zwingt uns heute zu Diskussionen wie bei heise zu "Schluss mit dem gratis web"

http://www.heise.de/newsticker/data/sha-08.06.01-000/
http://www.heise.de/ct/01/12/040/

meine Prognose ist die folgende:
bis sich dieses Bewußtseinsdenken bei den Internetbenutzern durchgesetzt hat, wird noch so manche Firma in Konkurs gehen.

Da das Internet aber praktisch nicht zu kontrollieren und zu steuern ist (falls der eine mit dem Gratisservice aufhört, macht ein anderer auf) und man auf Information im Internet kein Monopol aufbauen kann, wird es schwierig sein, dies durchzusetzen.
Content, der allerdings Exclusivität aufweist, und für den die Benutzer auch bereit sind zu zahlen, wird kostenpflichtig werden.

hoffen wir, dass unser wcm forum von ähnlichen gedanken verschont bleiben wird... (vielleicht gibts ja ein bonus malus system - für jedes gute posting darf man 1monat weiterlesen :) )










Hanneman 08.06.2001 19:36

aon speed 30 ist der größte reinfall, nochmals der link

http://www.wcm.at/vb2/showthread.php?threadid=22819

garfield36 08.06.2001 19:52

PTA
 
Habe da noch ein paar Zahlen im Kopf, weiß aber nicht mehr, ob sie von 94 oder 95 sind. Da existierte die Post noch als komplettes Unternehemen und bilanzierte als solches mit ca. 3,4 Milliarden Schilling plus. Abgeführt wurden ans Finanzministerium aber etwa 10 Milliarden Schilling. Diese Zahlen wurden auch noch bekanntgegeben, und diese Vorgangsweise jahrelang fortgeführt. Und die Post nahm Kredite auf um Investitionen tätigen zu können. Als das Unternehmen aus dem Budget ausgegliedert wurde, waren auf einmal über 110 Milliarden Schilling Schulden da.
Es soll Privatfirmen gegeben haben die so ähnlich gewirtschaftet haben. In solchen Fällen wurden aber auch schon unbedingte Haftstrafen ausgesprochen.
Eigentlich sollten auch Politiker die für eine solche Misswirtschaft verantwortlich sind vor Gericht, und deren Privatvermögen beschlagnahmt werden.

maXTC 08.06.2001 20:48

@Garfield

naja, aber wie lange hat die post milliarden subventionen vom staat kassiert?

die telefonleitungen, die mit steuergeld finanziert wurden, gehören nun der guten post (telekom) und die verlangt für die letzte meile?!

ich finde das ist unlauterer wettbewerb! wo wird die telekom enden, wenn sie mal nicht mehr die telefon grundgebühren kassieren darf?

wenn auch private die grundgebühr verrechnen dürfen?

im großen und ganzen gesehen ist chello, so wie es jetzt ist mit abstand der beste provider.

meine freundin hat chello, und beim download hab ich meist ~35-38kb und kein DL-limit...


Hanneman 08.06.2001 21:21

@maXTC

ich muss Dir leider vollkommen widersprechen

Dass mit den Subventionen ist total falsch :

die Post, damals noch die derzetige TA, die "gelbe Post", die Postbusse etc...., hat seit den späten 80er KEINE Subventionen bekommen:

Im Gegenteil: Sie mußte massivst zur Budgetkonsolidierung beitragen, dies war uA ein trick um die Maastricht Kriterien zu erfüllen.

Dies funktionierte so: die Post hatte aus den Fernmeldegebühren enorme Einnahmen, diese musste sie zum einen zur Abdeckung der Verluste bei der "GelbenPost" (1997 5 Milliarden) verwenden.
desweiteren musste sie mehr Geld an den Staat abliefern als sie Einnahmen hatte (garfield lieferte uns bereits Zahlen) :
Der Staat stopfte zu Lasten der Post, die gezwungen war Kredite aufzunehmen, das Budgetloch:

Die Post musste Jahr für Jahr von ihren Einnahmen die Zinsen tilgen, doch dies reichte nicht aus, musste sich neuverschulden und dazu kam auch noch , daß sie ihre gesamten Investitionen! auf Schuld aufbauen musste (hinzu kommt, daß diese Investitionen auch noch auf Grund des Fernmeldeinvestitionsgesetzes nur zu einem bestimmten Prozentsatz erlaubt waren)

Zitat aus dem Parlament 1997:
Eine kurze Bemerkung noch zur Post: Hier, glaube ich, haben sich die SPÖ-Überlegungen durchgesetzt, daß wir durch die Ausgliederung der Post als ein gesamtes Unternehmen auch diesem Unternehmen für die Zukunft die notwendigen Chancen einräumen. Es wird eine große Herausforderung für die Beschäftigten dieses Unternehmens sein. Herr Kollege Bartenstein! Sie haben sich hier mannhaft einige Zeit gewehrt, haben sich aber dann einer sinnvollen Überlegung angeschlossen. Wir werden dabei sehen müssen, daß die Postlerinnen und Postler natürlich Leistungen in höchster Qualität für die Kunden in einem größeren Wettbewerb zu erbringen haben, daß sie für den Staat im Jahr 1997 etwa 23 Milliarden aufbringen werden müssen und nur eine Summe von knapp 12 Milliarden zurückbekommen. Der Staat lukriert daher de facto etwa 9,5 Milliarden an Dividende und 4 Milliarden an Mehrwertsteuer. Damit trägt auch die Post sehr wesentlich zur Budgetkonsolidierung bei.

Zitat Ende

so reicherten sich 80 milliarden Verlust! im Laufe der jahre an, wohlgemerkt die TA war bis zum letzen Jahr HOCHPROFITABEL


dann wurde die 1997 TA gegründet, die Schulden wurden auf die ÖIAG übertragen , diese 80 milliarden wollte man teilweise durch den Börsengang wieder einholen, es sind aber nur 15 milliarden geworden.

der Fehler der SPÖ Regierung (später koalition war) :
der Quertransfer von den Fernmeldeeinnahmen zur defizitären gelben Post, die Investitionsbeschränkungen, dass Budgetlochstopfen zu Lasten der Telekom (man musste sich aber bilanztechnischen wegen Maastricht spielen), die viel zu späte Ausgliederung der TA (bis 1998 wollte man die gesamte Post an die Börse bringen), der zu späte Börsengang

wenn man also behauptet, die TA hätte sich zu Lasten des Steuerzahlers berreichert , ist dass total falsch
sie musste vielmehr Schulden machen, um durch bilanzpolitische Massnahmen das budgetloch zu stopfen.

Leider waren diese nur ausgabenseitigen Massnahmen aber letzlich nur eine Schuldenumteilung und Schuldenaufschieben.




garfield36 09.06.2001 01:55

Verlust
 
Nach meinem Wissensstand betrugen die Gesamtschulden der PTA bei der Ausgliederung nicht 80, sondern 110 bis 120 Milliarden Schilling.
Und schuld daran waren, wie schon erwähnt, unsere Volksvertreter.

Hanneman 09.06.2001 11:14

@garfield

dies kann man so nicht sagen:

folgende Alternativen hat der Staat gehabt:

1.) weniger Abschöfen der Gewinne bei der TA
-> Erhöhung der staatsschuld, mit der Folge, daß die Maastricht Kriterien nie erreicht worden wären, Österreich wäre hoch verschuldet und nicht in der EU
Statt der Post muss der Staat kredite (Anleihen) aufgeben, die Bonität verschlechtert sich, da die Schulden größer werden
-> zinszahlungen werden teurer



2.) der gegangene Weg
Abschöpfen der gewinne und ausnehmen der post wie eine Weihnachtsgans
die Post muss kredite aufnehmen, offiziel verschuldet sich Staat nicht (sondern die Tochter Post) - ein "Bilanztrick", der offensichtlich erlaubt war
(die TA wurde allerings später entschuldet, als die ÖIAG die Altschulden der Post übernahm und die TA gegründet wurde)

der Staat brauchte aber das Geld, um seine Ausgaben tätigen zu können, deshalb kann man den Politikern nicht vorwerfen, daß sie die Post ausgenommen haben sondern daß sie nicht ausgabenseitig rechtzeitig gespart haben (Pensionen, Gesundheitssystem, Beamte, ......)

Doch wenn das Politkersein so einfach wäre, bräuchten wir diese ja gar nicht, der Staat hätte die Millionen und alle wären glücklich.

Daß so tolle an der demokratie ist ja, daß eine Partei nicht ewig an der Macht sein sollte, sodaß sich fehler wieder ausgleichen können.
Nur einen Faktor kann niemand richtig auf 3 Jahre vorraus planen: die Wirtschaftsentwicklung : will der staat seine Töchter in einer baisse versilbern, so muss er sich nicht wundern, wenn er keinen erlös erziehlt



aprobo ein weiterer Management Fehler der TA aus der jüngsten vergangenheit:
der Einstieg bei Libro mit 1,5 Milliarden - alles für den Wind

hat noch jemand libro gutscheibe?

garfield36 09.06.2001 12:38

Post
 
So einfch ist es leider nicht. Als die Post ausgegliedert wurde, hat man ihr nämlich einen Schuldenanteil von ca. 60 Milliarden Schilling von der Gesamtlast mitgegeben. Diese 60 Milliarden muß das Unternehmen Post zurückzahlen. Vor über einem Jahr hat das Unternehmen diese Schulden auf ca. 47 Milliarden herabgedrückt, zu einem großen Teil auf Kosten des Personals.
Es werden keine Kräfte aufgenommen obwohl es an vielen Stellen an Personal fehlt. Dafür gibt es sogenannte Jahresverträge, die natürlich nur mit einem Einstiegsgehalt dotiert sind. In der Vergangenheit wurden sogar oft nur 3-Monatsveträge ausgestellt, und diese dann öfter verlängert. Nachdem solche Kettenverträge aber rechtlich bedenklich sind, ist man halt jetzt auf Jahresverträge umgestiegen.
Von unfähigen Regierungen ausgebeutet, wird das Unternehmen jetzt von einem "brutalen" und unfähigem Managment geführt!


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 18:44 Uhr.

Powered by vBulletin® Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.
© 2009 FSL Verlag