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mike november 16.06.2002 23:44

Moin Michael,

hast Du "Das Boot" gesehen? Ungefähr so funktioniert ein Funkpeiler, die flieger haben eine drehbare (meist runde) Antenne auf dem Rumpf, dies wird nun bei Empfang eines Radiosignales solange gedreht, bis die größtmögliche Feldstärke angezeigt wird. Jetz kann der Funker auf einer Skala ablesen aus welcher Richtung (relativ zum Flugzeug) das Signal gesendet wird. Wir erhalten eine Standlinie. Der Sender kann sich auf jedem Punkt dieser Standlinie befinden. Um die genaue Position des Senders zu bestimmen braucht man also eine zweite Standlinie, der Srtandort des Senders ist der Kreuzungspunkt beider Standlinien.

Eigentlich ist das ein Thema, das dringend eines langen Abends und einer Flasche Wiskey bedarf.

Schöne Grüße aus Hedwich-Holzbein,

Andragar 17.06.2002 09:24

*lach* wenn ich jetzt zuhause wäre könnte ich nachschauen wo EDXM liegt. Wegen dem längeren Abend.

Dann ist das so wie ich es mir gedacht habe. :) Interessant für mich ist jetzt noch die Abdriftmessung. Ich lese gerade ein Buch über Amundsen und seiner Polexpedition mit zwei Wal-Flugbooten, da steht einiges über den Goerzschen Abdrift- und Geschwindigkeitsmesser drinn. Aber wie es aussieht hat meine Wal diesen nicht an Bord gehabt. Haben die das wirklich mit einem Sack gemacht? Ich glaube eher nicht.

Auch interessant ist der Goerzsche Sonnenkompaß, wobei ich den leider noch nicht verstanden habe, da reicht ein Drüberlesen nicht aus. Der Sonnenkompaß war allerdings an Board der Grönlandwal, auch wenn er kaum benutzt wurde.

Peterle 19.06.2002 17:26

Der Sonnenkompass...
 
...ermittelt True North, er besteht aus einer horizontal gehaltenen runden Scheibe mit Winkelteilung am Aussenrand, im Mittelpunkt befindet sich ein Staebchen (Pinneken ;) ), Deutsch: Gnomon, der einen Schatten wirft. Um den Mittelpunkt sind als Hilfe konzentrische Kreise gezeichnet.

So, nun geht's los:
A) Das langsame Verfahren. Du bestimmst (vor dem lokalen Mittag) die Laenge des Schattens, merkst Dir also einfach nur den Hilfskreis, den der Schatten beruehrt. Dann wartest Du, bis die Sonne ueber den hoechsten Punkt gewandert ist und der Schatten (nachmittags) den Kreis wieder beruehrt (gleich lang ist). Die Winkelhalbierende zwischen den beiden Schattenrichtungen ist die Richtung der Sonne bei ihrem hoechsten Stand am Mittag - voila: Sueden:)

B) Das schnellere Verfahren. Dabei sind auf dem Sonnenkompass noch Linien eingezeichnet, die den Schattenverlauf waehrend des gesamten Tages nachbilden, da die Sonne je nach Jahreszeit (und - Achtung - Breitengrad :eek: ) unterschiedlich hoch steht, sind's mehrere solcher Linien (die kann man natuerlich theoretisch berechnen).

Nun haeltst Du den Kompass wieder horizontal und drehst ihn, bis die Schattenspitze die fuer's Datum passende Hilfslinie beruehrt. Dann kannst Du auf der Kompassrose wiederum ablesen, wo Sueden ist. Ganz umsonst bekommt man damit zusaetzlich auch die lokale Zeit - das Ding ist ja auch eine Sonnenuhr.

Der Unterschied der lokalen Zeit zur Greenwich-Zeit (UT1) gibt Dir unmittelbar bereits den Laengengrad Deiner Position. (Das konnten die Wikinger (die den Sonnenkompass auch schon kannten) aber nicht ermitteln, da sie noch keine genau gehenden Chronometer hatten - von Swatch, Rolex, Glashuette, IWC und anderen ganz zu schweigen :D

Wenn man nun noch die Sonnenhoehe (Winkel) bestimmt (Sextant) und ein paar Tabellen dabei hat (Nautisches Jahrbuch - oder das passende Compi-Programm), dann kann man noch eine "Standlinie" ermitteln, auf der man sich irgendwo befindet. Die schneidet wiederum die eben ermittelte Laenge auf der eigenen Position...

Anstatt Sonne geht auch der Mond, die Planeten oder einer der 80 fuer die Navigation passenden Fixsterne...

Andere Technik: Nachts ergibt die Zenitdistanz des Polarsterns (plus etwas Korrektur) den eigenen Breitengrad. Und seine Richtung ist (mit Korrektur) True North.

... ich weiss leider noch immer nicht, ob Sonne, Mond und Sterne im Flusi "as real as it gets" laufen... hatt' noch keine Zeit...

Viele Gruesse
Peter

Andragar 20.06.2002 08:53

Anmerkung...
 
Der Goerz-Sonnenkompass beruht auf folgendem Prinzip:
Das Spiegelbild der Sonne wird durch ein Periskop reflektiert, und zwar auf eine Mattscheibe direkt vor dem Führer. Seitlich an dem Instrument ist ein Uhrwerk angebracht, das an ein Zahnrad auf dem Periskop angekoppelt werden kann. Das Uhrwerk ist so konstruiert, dass es das Periskop um 360 Grad im Laufe der Durchschnittszeit dreht, die die Sonne für die scheinbar gleiche Bewegung braucht. Mit Hilfe einer Gradeinteilung auf dem Periskop kann man dieses auf einen bestimmten Winkel zu dem Bug des Flugbootes einstellen. Wenn ich z.B. sofort nach Mittag starten will, stelle ich das Periskop so ein, dass es genau achtern zeigt. Wenn die Uhr Punkt 12 zeigt, und zwar nach der genauen Ortszeit, koppele ich das Uhrwerk an. Wenn das Flugboot jetzt zufällig nach Norden liegt, werde ich ein kleines Spiegelbild der Sonne im Zentrum der Mattscheibe bekommen. Das Periskop wird nun der Sonne derartig folgen, dass das Spiegelbild der Sonne so lange im Zentrum der Mattscheibe liegt, wie das Boot den gleichen Kurs einhält.. Findet der Start zu einer anderen Zeit statt, so wird der Zeitwinkel der Sonne für den Augenblick, in dem das Uhrwerk in Gang gesetzt werden soll, im voraus berechnet. Wird das Uhrwerk nach Greenwich oder einer anderen Zeit in Gang gesetzt, so muss der Unterschied im Längengrad berücksichtigt werden, ebenso wie der Winkel, um den man eventuell von dem Meridian abweichen will, falls man diesen nicht entlang steuern will. Oben auf dem Periskop befindet sich eine Schraube mit Gradeinteilung. Dort erfolgt die Einstellung nach der Deklination an dem entsprechenden Tage. Der ganze Sonnenkompass ist auf einer Unterlage montiert, auf der eine eventuelle Veränderung des Breitengrades korrigiert werden kann. Die Achse des Periskops muss nämlich parallel zu der Erdachse stehen. Hierbei kommt auch eine Veränderung in dem Aufstiegwinkel der Maschine in Betracht. Die Linsen des Periskops sind so konstruiert, dass man ein Feld von 10 Grad überblickt. Wenn also das Spiegelbild der Sonne am Außenrand der Scheibe steht, kann man 10 Grad gieren, bevor die Sonne an dem anderen Außenrand verschwindet.
(aus: Die Jagd nach dem Nordpol – Mit dem Flugzeug zum 88.Breitengrad von Roald Amundsen)

Werden wir NICHT einbauen. :) Dazu fehlt einfach die Zeit und die Unsicherheit ob das überhaupt funktioniert. Gronau und Co. haben das Ding eh so gut wie nie auf dem Flug angewendet.

Andragar 02.07.2002 10:26

Noch mal zu den Funkpeilungen... weiß jemand auf welchen Frequenzen die um 1932 gesendet haben? Und wie weit reichten die Funkstationen auf Flugzeugen, Schiffen und Bodenstationen?

Eine Karte mit eingezeichneten Peilstationen von 1932 habt ihr nicht zufällig? :D

Bengel 02.07.2002 11:00

Nur jene die im Clipper dabei sind, allerdings kann der FLusi die damals verwendeten Lang- und Mittelwellen gar nicht nachbilden, oder?

Andragar 02.07.2002 11:18

*g* Das glaubst du... (zumindest hoffe ich es doch irgendwie hinzubekommen. Ideen habe ich schon dazu.)

(p.s. Die von der Clipper kenn ich.)

Andragar 29.07.2002 12:02

Uhm... Peter?

Du wolltest doch mal das mit den Sternen... :D

Peterle 29.07.2002 12:50

Ich habs ja ...
 
... nicht vergessen ;)

Es gibt hinreichend viel ueber Astronavigation. Problem: Das meiste kann man im FS garnicht brauchen, weil es kaum moeglich ist, die Hoehenwinkel (bzw Zenitdistanzen, z.B. der Sonne) zu messen. Die Azimute koennte man eventuell mit dem Kompass bestimmen (darauf zufliegen, am Cockpit-Fenster peilen...).

Zusaetzlich ueberleg' ich mir gerade, wie man die Langstreckenkoppelei fuer den Flusi vereinfachen koennte (Grosskreiskurs in handliche Kursgleichen umsetzen, aber moeglichst ohne Taschenrechner). Ziel: Ablage nach Atlantik-Ueberquerung maximal 60nm. Dann kann man nach der Koppelei wieder die Funkfeuer des FS finden, NDB Gander z.B. hat 75nm Reichweite, die NDB's auf Irland auch (hab's mal erflogen).

Viele Gruesse
Peter

Andragar 29.07.2002 13:22

Bin auf jeden Fall an deinen Ergebnissen interessiert. :)

(Meine erste Version meines Funkpeilers für die Wal (gibt's noch nicht zum download) funktioniert ja schon mit Einschränkungen... Frequenz eines VOR-DME einstellen, Peilramen einstellen, maximum des Signals finden (eventuell andere Verstärekerstufe einstellen), Winkel ablesen, nach einer gewissen Zeit nochmal peilen, dann mit Standort der Funkstation verrechnen... und nicht vergessen vorher das Gerät einschalten... ;-))


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