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alterego100% 06.05.2010 11:13

@TONI_B

Die BVA scheint ein Lichtblick zu sein, wurde aber auch nicht gezwungen ihre positive Bilanz dem Krankenkassenausgleichfonds zu opfern.

Was nun deine Frage nach den Beitragsobergrenzen angeht, bin ich ganz deiner Meinung. Allerdings glaube ich auch, daß eine generelle Vereinheitlichung der Systeme in ganz Österreich eine größere Transparenz und auch ein enormes Einsparungspotential brächte.

@Don Manuel

Natürlich ist mir klar, daß meine Sicht auf die Dinge nicht die ultimative Warheit in sich trägt. Wenn es nur so einfach wäre...
Es fällt mir nur schwer auf Tiraden wie "Sozialneid" oder "Geh' doch nach Griechenland" noch irgend ein sachliches Argument zu finden.

Übrigens: Jede spirituelle Gruppe wählt sich ihren Führer selbst. :D

Don Manuel 06.05.2010 11:18

Ja, wenn er sich "wählen" "lässt" ;)

Im übrigen kritisiere ich nicht Dich, denn ich finde, nur LoM hat rein auf Ebene des Diskutierens hier krass überreagiert. Sachlich finde ich in einer Diskussion an sich jede Position gerechtfertigt.

TONI_B 06.05.2010 11:24

Zitat:

Zitat von alterego100% (Beitrag 2414214)
Die BVA scheint ein Lichtblick zu sein, wurde aber auch nicht gezwungen ihre positive Bilanz dem Krankenkassenausgleichfonds zu opfern.

Sicher? Ich dachte, dass alle jene, die noch positiv bilanzieren, den Überschuss "abliefern" müssen.

Zitat:

Zitat von alterego100% (Beitrag 2414214)
Was nun deine Frage nach den Beitragsobergrenzen angeht, bin ich ganz deiner Meinung. Allerdings glaube ich auch, daß eine generelle Vereinheitlichung der Systeme in ganz Österreich eine größere Transparenz und auch ein enormes Einsparungspotential brächte.

Richtig! Nur traut sich halt keiner den Selbstbehalt für alle einzuführen. Ein gesunder Mix aus Erhöhungen (Selbstbehalt, keine Höchstbeitragsgrundlage) und Einsparungen (Zusammenlegung usw.) könnte das ganze System halbwegs wieder auf Kurs bringen.

Dass Privatpatienten das System zweimal finanzieren ist (wieder einmal) LoM´sche Sichtweise. Denn i.A. holt sich ein Privatpatient den Kassenanteil von seiner Krankenkasse zurück.

[Zumindest ich mach es so! Huch - geoutet...:lol: Nein, im ernst, bei dem einen oder anderen Facharzt hat es sich so ergeben. Sonst nutze ich die Vertragsärzte]

alterego100% 06.05.2010 11:46

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414217)
Sicher? Ich dachte, dass alle jene, die noch positiv bilanzieren, den Überschuss "abliefern" müssen.

Tja, dann ist es wohl auch hier mit den Rücklagen Essig. :(

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414217)
Dass Privatpatienten das System zweimal finanzieren ist (wieder einmal) LoM´sche Sichtweise. Denn i.A. holt sich ein Privatpatient den Kassenanteil von seiner Krankenkasse zurück.

Das sehe ich genau so. Alles Andere wäre ja auch kaufmännischer Unsinn.


Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414217)
Nur traut sich halt keiner den Selbstbehalt für alle einzuführen.

Wie weit ein genereller Selbstbehalt bei der fortschreitenden Überalterung und den Rentenaussichten sozial vertretbar ist, darüber können und sollen sich Andere den Kopf zerbrechen.

TONI_B 06.05.2010 11:58

Zitat:

Zitat von alterego100% (Beitrag 2414220)
...Wie weit ein genereller Selbstbehalt bei der fortschreitenden Überalterung und den Rentenaussichten sozial vertretbar ist, darüber können und sollen sich Andere den Kopf zerbrechen.

Ist auch richtig! Aber auch dafür könnte man - halbwegs einfach administrierbare - Regulative einführen, damit sich "sozial schwache" (welch hässliches Wort) den Selbstbehalt zb. über den Lohnsteuerausgleich wieder zurück holen können.

Noch was zu den Studiengebühren: Modelle wie in Finnland, wo der Staat eine Art Kredit für das Studium gibt, gefallen mir sehr gut! Wenn der Staat schon für die gute Ausbildung herhalten muss, dann ist es doch legitim, wenn er sich einen Teil dieser Ausgaben von den dann besser ausgebildeten Leuten wieder zurückholt. Dann ist es auch egal, ob sich eine Familie für ihre Kinder ein Studium leisten könnte oder nicht. Denn der Studierende hat NACH der Ausbildung diese teilweise rückzufinanzieren.

Ich selbst komme aus sehr einfachen Verhältnissen (Vater: Elektriker; Mutter: Hausfrau) und "der Staat" hat durch den freien Schul- und Hochschulzugang meine akademische Ausbildung finanziert. Ich hätte kein Problem, jetzt, wo ich relativ gut verdiene, einen Teil dieser Ausbildungskosten, zurück zu zahlen.

FranzK 06.05.2010 15:56

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414192)
...
Welche Sozialversicherung hat einen Selbstbehalt von 20%?
...

Zum Beispiel die Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft!

Außerdem hat im weiteren Sinn jede Krankenversicherung einen Selbstbehalt. Denn die Rezeptgebühr ist letztlich auch nichts anderes.

:hallo:

FranzK 06.05.2010 16:01

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414217)
...
Dass Privatpatienten das System zweimal finanzieren ist (wieder einmal) LoM´sche Sichtweise. Denn i.A. holt sich ein Privatpatient den Kassenanteil von seiner Krankenkasse zurück.
...

Träum' weiter! Selbständige bekommen von der Krankenkasse nur jene Beträge zurück, die im Tarifmodell der Krankenkasse aufscheinen. Und das kann ein Bruchteil der tatsächlichen Kosten sein.

:hallo:

enjoy2 06.05.2010 17:14

@franzk, ist es so schwierig, einen Satz zu formulieren, mit dem man andere nicht unterschwellig angreift oder beleidigt?

bzw. den inhaltlichen Unterschied von deinen letzten Satz und den letzten Satz im zitierten Teil sehe ich nicht, beide redet ihr von eine Anteil an den Kosten

FranzK 06.05.2010 18:01

Zitat:

Zitat von enjoy2 (Beitrag 2414245)
@franzk, ist es so schwierig, einen Satz zu formulieren, mit dem man andere nicht unterschwellig angreift oder beleidigt?
...

Es ist offenbar für manche Leute zu schwierig, statt mit Wunschdenken mit Fakten zu argumentieren. Das ist mehr als mühsam. LOMs Formulierung ist sicher überspitzt, hat aber mehr als nur einen wahren Kern. Privatpatienten zahlen deutlich mehr als ASVG-Patienten. Wer das in Abrede stellt, ist nur ein realitätsferner Phantast. Der Umkehrschluss ist natürlich etwas gewagt, aber zu einem gewissen Teil finanzieren die Privatpatienten sehr wohl das Gesundheitssystem mit. Den Aufstand der Ärzte möchte ich sehen, wenn die Privatpatienten mit einem Schlag wegfielen - nein eigentlich will ich ihn gar nicht sehen!

;)

enjoy2 06.05.2010 18:12

Zitat:

Zitat von FranzK (Beitrag 2414250)
Es ist offenbar für manche Leute zu schwierig, statt mit Wunschdenken mit Fakten zu argumentieren. Das ist mehr als mühsam.

da gebe ich dir zu 100% Recht

Zitat:

Zitat von FranzK (Beitrag 2414250)
Privatpatienten zahlen deutlich mehr als ASVG-Patienten. Wer das in Abrede stellt, ist nur ein realitätsferner Phantast.

ja, auch da gebe ich dir auch recht, aber wo wird dies in Abrede gestellt?

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414217)
...
Denn i.A. holt sich ein Privatpatient den Kassenanteil von seiner Krankenkasse zurück.
...

Zitat:

Zitat von FranzK (Beitrag 2414238)
Träum' weiter! Selbständige bekommen von der Krankenkasse nur jene Beträge zurück, die im Tarifmodell der Krankenkasse aufscheinen. Und das kann ein Bruchteil der tatsächlichen Kosten sein.

Wo ist der inhaltliche Unterschied, beide redet ihr von einem Anteil, dem man zurück bekommt?

vielleicht ist meine Sehvermögen mehr eingeschränkt, als die Kontrolle letzte Woche ergeben hat, oder ich intellektuell nicht in der Lage, diese Abrede der Mehrkosten zu erfassen, bitte um Aufklärung

Weini 06.05.2010 18:39

Zitat:

Zitat von FranzK (Beitrag 2414250)
Es ist offenbar für manche Leute zu schwierig, statt mit Wunschdenken mit Fakten zu argumentieren. Das ist mehr als mühsam.

Sollte das nur mit Agression zu lösen sein? :eek:

Zitat:

Zitat von FranzK (Beitrag 2414250)
LOMs Formulierung ist sicher überspitzt, hat aber mehr als nur einen wahren Kern.

Mag sein, aber (kommt gleich)...

Zitat:

Zitat von FranzK (Beitrag 2414250)
Privatpatienten zahlen deutlich mehr als ASVG-Patienten. Wer das in Abrede stellt, ist nur ein realitätsferner Phantast.

Hat meiner kurzen Durchsicht nach keiner. Es wurde nur angemerkt, dass auch Privatpatienten die Krankenkassen (mit dem Krankenkassenanteil) die Krankenkassen belasten (können), auf diese Weise keine Ersparnis am System auftritt (wie ursprünglich behauptet).

Ansonsten "Ein Hoch auf die Privatpatienten!", vor allem wenn sie die Kassenanteile nicht abrufen (was ich bei kurzen Behandlungen z.B. nicht tue, bei langfristigen aber schon).

Und, damit wir's nicht ganz vergessen: enjoy ist bestrebt, die Agression aus den Postings rauszunehmen. Einziges Problem: Ironie und scharfer Witz können dann schon ziemlich heikel werden...

The_Lord_of_Midnight 06.05.2010 23:44

Zitat:

Zitat von Don Manuel (Beitrag 2414209)
LoM beruhige Dich, Deine Aufregung ist ja schon gefährlich für Deine Gesundheit ;)

Freut mich, daß du dir um meine Gesundheit Sorgen machst, aber das muss ich wohl doch selbst schaffen (oder auch nicht).
;)

Zitat:

Zitat von Don Manuel (Beitrag 2414209)
Entspanne Dich, schau Dir beide Extreme und die Mitte an.

Ich sehe beide Extreme und ich sehe die Mitte.
Oder habe ich irgendwo die Abschaffung der Sozialversicherung gefordert ?

Offensichtlich gibts da aber Ansichten auf die Art von "der Privatpatient ist Schuld an Wartezeiten".
Nur vergisst man dabei, daß jeder Privatpatient, der zu einem Privatarzt geht, gleichzeitig die Wartezeiten im Vorzimmer des Kassenarztes verkürzt !
Immerhin ist die Anzahl der Kassenärzte streng begrenzt.
Da kann nicht einfach jeder kommen und Kassenarzt werden, da schaut die Krankenkasse sehr genau auf die Anzahl, so einfach ist das nicht.

Natürlich könnte man jetzt eine einseitige Vertragsänderung machen, die es den Kassenärzten verbietet, Privatpatienten zu behandeln.
Aber das haben die ach so bösen Angelsachsen schon längst probiert.
Und das hat ihnen absolut nicht gut getan, denn dann hats plötzlich einen Mangel an hochqualifizierten Ärzten in den Krankenhäusern gegeben.
Ausbaden tun das dann wieder nur die Patienten, auch diejenigen die privat bezahlen wollen, aber es gibt dann leider zu wenige qualifizierte Ärzte, da nützt dann die Privatversicherung auch nichts mehr.

Fazit:
Man muss schon alle Auswirkungen einer bestimmten Handlung beachten.
Sonst könnte es am Ende dazu kommen, daß man das Kind mit dem Bade ausschüttet.
Ein Schritt nach dem anderen, dann verändert sich was zum Besseren.

In unserem Land gibts offensichtlich Unzufriedenheiten mit den Wartezeiten.
Anders kann ich die entsprechenden Postings nicht verstehen, sonst wäre das ja alles nur völlig sinnloses Blabla.
Da wäre es aber dann angemessen, die VERANTWORTLICHEN zu kritisieren, nicht "den Klassenfeind".

Und bevor man es vergisst, wir sprechen hier über kranke Menschen.
Es geht niemand zum Arzt und bezahlt ein vielfaches von dem, was er zurückbekommt, nur weil es ihm Spaß macht.
Oder weil er dann auf "dicke Hose" machen kann:
Boah, ich kann mir einen Privatarzt leisten.
Wäre ziemlich dumm, wenn die Sozialversicherung ausreichende Leistungen zur Verfügung stellen würde.
Aber für solche Details bleibt natürlich keine Zeit, wenn man den Klassenfeind im Visier hat.

Zitat:

Zitat von Don Manuel (Beitrag 2414209)
Zahlt sich doch nicht aus, deswegen eine Sperre zu riskieren.

Sollen sie es machen, ich werds überleben.
Aber es wäre eine Schweinerei, wenn andere Personen für die gleiche Sache nicht gesperrt werden.

Zitat:

Zitat von Don Manuel (Beitrag 2414209)
denn Du hast hier seit ein paar Postings jede sinnvolle Diskussion verlassen.

Wieso nicht sinnvoll ?
Weils manchen nicht in den Kram passt, daß die erstrebenswerte Lösung nicht die Verschlechterung, sondern die Verbesserung der Gesundheistvorsorge sein sollte ?

Zitat:

Zitat von Don Manuel (Beitrag 2414209)
In der Ruhe liegt die Kraft, und niemand hier hat ganz recht oder ganz unrecht.

Mir fehlen von einer bestimmten Person die Vorschläge, wie man was verbessern könnte.
Das Herumjammern ist mir zu wenig.

TONI_B 07.05.2010 07:18

Zitat:

Zitat von FranzK (Beitrag 2414238)
Träum' weiter! Selbständige bekommen von der Krankenkasse nur jene Beträge zurück, die im Tarifmodell der Krankenkasse aufscheinen. Und das kann ein Bruchteil der tatsächlichen Kosten sein.

:hallo:

Hab ja auch überhaupt nichts anderes behauptet. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie "hoch" bei manchen Behandlungen der Kassenanteil ist. Mir gings ja nur darum, dass die Privatpatienten, wenn sie sich den Kassenanteil zurückholen, nicht wirklich das System entlasten.

TONI_B 07.05.2010 07:24

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414301)
Nur vergisst man dabei, daß jeder Privatpatient, der zu einem Privatarzt geht, gleichzeitig die Wartezeiten im Vorzimmer des Kassenarztes verkürzt...

Nur ist es halt leider so, dass die meisten Kassenärzte auch Privatpatienten behandeln - und da wird der Privatpatient bevorzugt und der Kassenpatient muss warten.

Bei einem reinen Privatarzt stellt sich diese Problematik ohnehin nicht.

Und warum die Zahl der (Kassen)-Ärzte begrenzt sein muss, verstehe ich auch nicht! Zählt hier nicht das Argument des freien Marktes und der "belebenden" Konkurrenz? Gäbe es mehr Ärzte, wären die Wartezeiten geringer und nach der Theorie der freien Marktwirtschaft müssten die Preise sinken und die Qualität steigen. Das wird uns doch sonst überall verkauft. Warum in diesem Bereich nicht?

Vielleicht weil dann für jene, die es geschafft haben (warum auch immer), der Verdienst auf einmal geringer wäre? Es geht in diesen Dingen nicht um die Gesundheit, sondern schlicht und einfach um möglichst hohe Einkommen für die Ärzte...

The_Lord_of_Midnight 07.05.2010 08:07

Was bei dem ganzen immer wieder übersehen wird ist, daß niemand freiwillig zum Privatarzt geht.
Das hat doch Gründe, und man muss ich fragen, warum das so ist ?

Und warum niemand das System der Sozialversicherung verbessert, wenns offensichtlich so viele Lücken gibt, daß selbst Leute, die besseres mit ihrem Geld anfangen könnten, auch noch ein vielfaches für die private medizinische Versorung bezahlen (müssen).

Leute, die so vor Geld stinken, daß es ihnen völlig egal ist, ob sie im Jahr ein paar Tausender für private Behanldungen ausgeben, werden wohl die absolute Minderzahl sein.
Mal abgesehen davon, daß es grundsätzlich schon mal nichts mit einer "Elite" zu tun hat, wenn jemand chronisch krank ist, und sich von unserem öffentlichen "Gesundheitssystem" nicht zufriedenstellend versorgt sieht.

Dann stellt sich auch noch die Frage, wie das mit der bevorzugten Behandlung von Privatpatienten wirklich ist.
Man kennt das ja.
Da gibts zb. den Arzt, der nebenbei noch "Metabolic Balance" macht, und sich natürlich ein schönes Nebeneinkommen damit erwirtschaftet.
Aber wird dabei wirklich jemand aufgehalten ?
Und macht das nicht vielleicht nebenbei die Sprechstundenhilfe, und die eigentliche Arbeit des Arztes passiert dann am Abend ?
Oder zu Zeiten, wo die offizielle Sprechstunde schon längst beendet wäre, und man eigentlich die Patienten längst heimschicken müsste ?

Das es sich um Korruption handelt, wenn ein Privatpatient während der regulären Ordinationszeiten ohne ersichtlichen Grund vorgereiht wird, ist sowieso klar.
Nur muss man da über ernsthafte Korruptionsbekämpfung nachdenken.
In Griechenland, einem der korruptesten Länder überhaupt, ist es wie gesagt notwendig zu schmieren, wen man nicht in allen Dingen des öffentlichen Lebens sehr lange warten möchte.
Wenn wir dieselben Zustände nicht auch bei uns wollen, dann dürfen derartige Dinge nicht toleriert werden.
Aber wie gesagt:
Vorsicht mit Vorwürfen in konkreten Fällen, es sieht aus Sicht des Patienten oft ungerecht aus.
Aber aus Gründen der Arbeitsteilung ist es oft nicht anders möglich.
Oder z.b. müssen oft Blutabnahmen zu bestimmten Zeiten erledigt sein, damit das Blut noch ins Labor geht.
Ich will hier niemand verteidigen, ich würde nur sehr aufpassen, bevor ich im Wartezimmer einen Aufstand mache, ohne wirklich genau über die Arbeitsabläufe bescheid zu wissen.

Bezüglich der Begrenzung der Kassenärzte:
Mir hat das mein praktischer Arzt mal erklärt, das ist ganz einfach.
Im Kassenvertrag gibt es eine Staffelung.
Bei der ersten Behandlung eines bestimmten Patienten im Quartal gibt es einen festgelegten Betrag.
Der wird dann laufend immer weniger, je öfter der Patient kommt.
Daher wirst du auch von jedem Arzt nach Hause geschickt, wenn du im selben Quartal schon mal bei einem anderen gleichartigen Arzt (also Hausarzt, HNO etc) warst.
Die Krankenkasse zahlt nämlich immer nur einem Arzt was, der zweite würde leer ausgehen.

Und wenn du mal etwas auf die Termine aufpasst, das ist auch genau der Grund, warum man nach Möglichkeit vom Arzt immer erst nach dem Beginn des nächsten Quartals wiederbestellt wird.


Der nächste Aspekt bei dem ganzen ist, daß natürlich aufgrund der Begrenzung des Angebotes auch bestimmte Wartezeiten bewusst in Kauf genommen werden.
Und manche Leute gehen aufgrund der oft sehr langen Wartezeiten gar nicht mehr zum Arzt.
Erst dann, wenns wirklich nicht mehr anders geht.

Der Endeffekt ist:
Je weniger Ärzte, desto geringere Kosten für die Krankenkasse.
So einfach und so schlecht ist das.

TONI_B 07.05.2010 08:38

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414311)
Was bei dem ganzen immer wieder übersehen wird ist, daß niemand freiwillig zum Privatarzt geht.

Wie kommst du auf diese Weisheit? Klar gehe ich freiwillig zum Privatarzt! Wer zwingt dich dazu?

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414311)
Das es sich um Korruption handelt, wenn ein Privatpatient während der regulären Ordinationszeiten ohne ersichtlichen Grund vorgereiht wird, ist sowieso klar.

Ach so? Ist aber so.

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414311)
Nur muss man da über ernsthafte Korruptionsbekämpfung nachdenken.
In Griechenland, einem der korruptesten Länder überhaupt, ist es wie gesagt notwendig zu schmieren, wen man nicht in allen Dingen des öffentlichen Lebens sehr lange warten möchte.

Nicht nur im öffentlichen Leben! Wieder eine bewußte Auslassung? Dort musst du auch im privaten Sektor bestechen.

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414311)
Aber wie gesagt:
Vorsicht mit Vorwürfen in konkreten Fällen, es sieht aus Sicht des Patienten oft ungerecht aus.
Aber aus Gründen der Arbeitsteilung ist es oft nicht anders möglich.
Oder z.b. müssen oft Blutabnahmen zu bestimmten Zeiten erledigt sein, damit das Blut noch ins Labor geht.
Ich will hier niemand verteidigen, ich würde nur sehr aufpassen, bevor ich im Wartezimmer einen Aufstand mache, ohne wirklich genau über die Arbeitsabläufe bescheid zu wissen.

Das hat aber mit einer "Zweiklassenmedizin" nicht sehr viel zu tun.

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414311)
Bezüglich der Begrenzung der Kassenärzte:
Mir hat das mein praktischer Arzt mal erklärt, das ist ganz einfach.
Im Kassenvertrag gibt es eine Staffelung.
Bei der ersten Behandlung eines bestimmten Patienten im Quartal gibt es einen festgelegten Betrag.
Der wird dann laufend immer weniger, je öfter der Patient kommt.
Daher wirst du auch von jedem Arzt nach Hause geschickt, wenn du im selben Quartal schon mal bei einem anderen gleichartigen Arzt (also Hausarzt, HNO etc) warst.
Die Krankenkasse zahlt nämlich immer nur einem Arzt was, der zweite würde leer ausgehen.

Nachdem ich durch den 20% Selbstbehalt immer eine Abrechnung bekomme, sehe ich genau, was jeder Arzt für seine erbrachten Leistungen bekommt. Tatsächlich ist die Erstbehandlung mehr wert. Es ist aber nicht so, dass die Zweitbehandlung kostenlos ist. Also leer geht da keiner aus, aber es bringt weniger. Daher der Termin im nächsten Quartal.

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414311)
Der nächste Aspekt bei dem ganzen ist, daß natürlich aufgrund der Begrenzung des Angebotes auch bestimmte Wartezeiten bewusst in Kauf genommen werden.
Und manche Leute gehen aufgrund der oft sehr langen Wartezeiten gar nicht mehr zum Arzt.
Erst dann, wenns wirklich nicht mehr anders geht.

Der Endeffekt ist:
Je weniger Ärzte, desto geringere Kosten für die Krankenkasse.
So einfach und so schlecht ist das.

Ja und? Warum soll hier nicht das Prinzip der freien Marktwirtschaft greifen? Oder ist es nicht so, dass die Ärztekammer drauf schaut, dass ihre Mitglieder möglichst viel verdienen und keinerlei Wettbewerb aufkommt? Wie wäre es mit einer Liberalisierung? Hat doch in anderene Bereichen soooo super funktioniert!

Medizinstudenten gibt es genug.

Baron 07.05.2010 08:55

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Medizinstudenten gibt es genug.

Ja -aber die gehen dann wieder nach Hause - nach "minderösterreich" (BRD);)

Don Manuel 07.05.2010 09:43

Es arbeiten sehr viele (geborene) deutsche Ärzte in der Schweiz und bei uns, habe ich kürzlich irgendwo den Medien entnommen.

FranzK 07.05.2010 13:09

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414308)
Hab ja auch überhaupt nichts anderes behauptet. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie "hoch" bei manchen Behandlungen der Kassenanteil ist. Mir gings ja nur darum, dass die Privatpatienten, wenn sie sich den Kassenanteil zurückholen, nicht wirklich das System entlasten.

Du übersiehst da aber ein wichtiges Detail. Bei der Rückvergütung wird strikt nach Tabelle verrechnet. Das ist immer der Minimalfall. Gehst du aber in die Krankenkasse zur Behandlung, wird dort natürlich nach Diagnose und dort festgestelltem Bedarf behandelt. Und das wird in der Regel dann viel mehr ausmachen, als in irgendeiner Tabelle angeführt ist!

:hallo:

TONI_B 07.05.2010 13:27

Wie kommst du denn da drauf?

Der Arzt schreibt eine Honorarnote, auf dem seine Leistungen vermerkt sind. Genau für diese Leistungen bekomme ich dann den Kassenanteil zurück. Warum sollte das ein Minimalfall sein?

Behandlung aufgrund einer Diagnose. Was soll da anders sein zwischen der Krankenkassa und dem Privatarzt?

FranzK 07.05.2010 14:40

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414342)
Wie kommst du denn da drauf?

Der Arzt schreibt eine Honorarnote, auf dem seine Leistungen vermerkt sind. Genau für diese Leistungen bekomme ich dann den Kassenanteil zurück. Warum sollte das ein Minimalfall sein?

Behandlung aufgrund einer Diagnose. Was soll da anders sein zwischen der Krankenkassa und dem Privatarzt?

Weil der Privatarzt zum Teil Behandlungen durchführt, für die es keinen Kassenersatz gibt, während dies in der Krankenkasse anders behandelt würde.

:hallo:

Weini 07.05.2010 14:41

Zitat:

Zitat von FranzK (Beitrag 2414339)
Bei der Rückvergütung wird strikt nach Tabelle verrechnet.

Ja, ohnehin. Genauso, wie die Kassen dem Kassenarzt zugestehen. Daher ist in einem solchen Fall auch keine Entlastung der Kassen gegeben.

Anders nur, wenn der Patient den ihm zustehenden Kassenanteil nicht einfordert.

TONI_B 07.05.2010 14:45

Zitat:

Zitat von FranzK (Beitrag 2414351)
Weil der Privatarzt zum Teil Behandlungen durchführt, für die es keinen Kassenersatz gibt, während dies in der Krankenkasse anders behandelt würde.

:hallo:

Ganz versteh ich noch immer nicht, worauf du hinaus willst: Wenn du an alternative Methoden denkst, so hat das noch immer nichts mit einer Entlastung durch Privatpatienten zu tun...

The_Lord_of_Midnight 08.05.2010 00:13

Zitat:

Zitat von Weini (Beitrag 2414353)
Ja, ohnehin. Genauso, wie die Kassen dem Kassenarzt zugestehen. Daher ist in einem solchen Fall auch keine Entlastung der Kassen gegeben.

Hängt davon ab, ob der Arzt mehr rausholen kann oder nicht.
Denn die werden auch versuchen, daß sie zu ihrem Geld kommen.
Und das natürlich lieber mehr als weniger.

The_Lord_of_Midnight 08.05.2010 00:39

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Wie kommst du auf diese Weisheit? Klar gehe ich freiwillig zum Privatarzt! Wer zwingt dich dazu?

Die Krankenkasse, indem sie nicht genug Ärzte in manchen Bereichen zur Verfügung stellt.
Wenn man dringend eine Behandlung braucht, aber die Wartezeit beträgt 1 Jahr, dann kann ich es schon verstehen, daß jemand gezwungen ist, ein vielfaches zu bezahlen.

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Ach so? Ist aber so.

Es stellt sich die Frage, was man dagegen unternimmt ?
Der lapidare Kommentar "ist aber so" ist zu wenig, denn das bewirkt genau gar nichts und alles bleibt so wie es ist.

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Nicht nur im öffentlichen Leben! Wieder eine bewußte Auslassung? Dort musst du auch im privaten Sektor bestechen.

Öffentliches Leben bedeutet für mich nicht nur die öffentlich Bediensteten ;)

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Das hat aber mit einer "Zweiklassenmedizin" nicht sehr viel zu tun.

Die Frage ist, was unternimmst du gegen die "Zweiklassenmedizin".
Schimpfst du nur auf "die Kapitalisten" ?
Das ändert genau gar nichts.
Oder arbeitet man an der Verbesserung der Gesundheitsversorgung, wenn man meint, daß die Sozialversicherung nicht gut genug ist ?

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Nachdem ich durch den 20% Selbstbehalt immer eine Abrechnung bekomme, sehe ich genau, was jeder Arzt für seine erbrachten Leistungen bekommt. Tatsächlich ist die Erstbehandlung mehr wert. Es ist aber nicht so, dass die Zweitbehandlung kostenlos ist. Also leer geht da keiner aus, aber es bringt weniger. Daher der Termin im nächsten Quartal.

Ich habe nicht geschrieben, daß die Zweitbehandlung kostenlos ist.
Es ist gestaffelt.
Angeblich kriegt der Arzt ab einer gewissen Anzahl an Besuchen nichts mehr.
Übrigens, zahlst du auch die 5 Euro Rezeptgebühr pro Medikamentenpackung, oder ist das dann gratis ?
Und sind diese 20% betragsmäßig begrenzt ?
Und zahlt man zb. als chronisch Kranker nichts ?

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2414315)
Ja und? Warum soll hier nicht das Prinzip der freien Marktwirtschaft greifen? Oder ist es nicht so, dass die Ärztekammer drauf schaut, dass ihre Mitglieder möglichst viel verdienen und keinerlei Wettbewerb aufkommt? Wie wäre es mit einer Liberalisierung? Hat doch in anderene Bereichen soooo super funktioniert!

Medizinstudenten gibt es genug.

Es hängt davon ab, was man will.
Wenn man sich nach den Minimalstandards richtet, ist vieles gut genug.
Es gibt aber Situationen, wo man wirklich einen Experten benötigt, weil keiner mehr helfen kann.
Wenn du mal in so einer Situation bist, dann wirst du vielleicht anders denken.
Marktwirtschaft heisst nicht, daß alles immer gleich billig ist.
Sondern auch, daß außergewöhnliche Leistungen und Qualität auch mehr kostet.
Wenn man das nicht bezahlt, führt das eben zu einer Abwanderung hoch qualifizierter Kräfte.

Marktwirtschaft hat manchmal auch Vorteile für den Mitarbeiter, nicht immer nur fürs Unternehmen. Wieder eine bewußte Auslassung?

Ein zwangsmäßig und zu 100% verstaatlichtes Gesundheitssystem wird die Lösung nicht sein.
Die private Komponente gehört einfach auch dazu.
Radikale Lösungen haben "Seiteneffekte", die man vorher vielleicht nicht bedacht hat.

TONI_B 08.05.2010 07:26

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414427)
Übrigens, zahlst du auch die 5 Euro Rezeptgebühr pro Medikamentenpackung, oder ist das dann gratis ?

Als BVA Patient selbstverständlich - trotz 20% Selbstbehalt. Als Privatpatient kann man das Rezept von einem Kassenarzt umschreiben lassen, sonst muss man das Medikament selber zahlen.

Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414427)
Und sind diese 20% betragsmäßig begrenzt ? Und zahlt man zb. als chronisch Kranker nichts ?

Habe ich noch nicht bemerkt. Für eine Vierköpfige Familie kommen da schon einige hundert Euro pro Jahr zusammen. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass das auch zb. bei einer extrem kostspieligen, lang andauernden Behandlung so ist - das würde viele "kleine" Beamte/VBs an den Rand des Ruins bringen.


Zitat:

Zitat von The_Lord_of_Midnight (Beitrag 2414427)
Es hängt davon ab, was man will.
Wenn man sich nach den Minimalstandards richtet, ist vieles gut genug.
Es gibt aber Situationen, wo man wirklich einen Experten benötigt, weil keiner mehr helfen kann.
Wenn du mal in so einer Situation bist, dann wirst du vielleicht anders denken.
Marktwirtschaft heisst nicht, daß alles immer gleich billig ist.
Sondern auch, daß außergewöhnliche Leistungen und Qualität auch mehr kostet.
Wenn man das nicht bezahlt, führt das eben zu einer Abwanderung hoch qualifizierter Kräfte.

Marktwirtschaft hat manchmal auch Vorteile für den Mitarbeiter, nicht immer nur fürs Unternehmen. Wieder eine bewußte Auslassung?

Ein zwangsmäßig und zu 100% verstaatlichtes Gesundheitssystem wird die Lösung nicht sein.
Die private Komponente gehört einfach auch dazu.
Radikale Lösungen haben "Seiteneffekte", die man vorher vielleicht nicht bedacht hat.

Was hat das alles mit Frage zu tun, warum es im Gesundheitssystem nicht die lauten Schreie nach einer Privatisierung gibt? Ich würde mich ohnehin davor fürchten - meine Frage war eher ironisch gemeint.

Nochmals meine Lösungsansätze: 20% Selbstbehalt für alle Kassen, keine Höchstbeitragsgrundlage, wesentlich mehr Kassenverträge, selbstverständlich auch Einsparungen (zB. durch Zusammenlegung von Kassen).

The_Lord_of_Midnight 10.05.2010 07:52

Es gibt auch keine lauten Schreie nach einer Privatisierung, zumindest nicht ohne das System grundlegend zu ändern.
Ich persönlich und praktisch alle Leute mit Familie können sich die private Bezahlung der medizinischen Versorgung sowieso nicht leisten.
Zumindest nicht, solange es die irrsinnige Steuerlast von 2/3 des Einkommens für den vielzitierten Mittelstand weiterhin gibt, denn da bleibt nicht viel für Extravaganzen.

Die Frage ist einfach nur, warum es in manchen Bereichen kein ausreichendes Angebot gibt.
Zusammenlegung aller Krankenkassen mit gleichen Bedingungen für alle, wie von dir gefordert, wäre sicher ein guter Anfang.
Nur ist das Vorhandensein von Geld leider keine Garantie für eine zweckgebundene Verwendung, wie man z.b. an den diversen Kfz-Steuern erkennen kann.
Es wird wohl immer eine Frage der Prioritäten bleiben.
Also was ist unseren Politikern wirklich wichtig.
Und da rangiert leider der Stimmenkauf immer noch an erster Stelle, weil sie genau wissen, daß die Wähler viel zu korrupt sind, um nicht zu allererst auf den eigenen Vorteil zu schauen.

Im Zuge dieser Diskussion ist mir der Gedanke gekommen, ob es hier jemand gibt, der tatsächlich das Problem der langen Wartezeiten aufgrund von zu vielen vorgereihten Privatpatienten bei einem Arzt mit Kassenvertrag oder in einem öffentlichen Krankenhaus hat ?
Ich selbst habe das bewusst nie wahrgenommen.
Muss aber dazusagen, daß ich am Land lebe, da haben die meisten Leute sowieso kein Geld und man hat in der Regel einen langen Anfahrtsweg, um überhaupt zu einem Privatarzt zu kommen.
In der Stadt, wo es die zehnfachen Geldmengen aufgrund des skandalösen Finanzlastenausgleichsgesetzes gibt, kann das natürlich anders aussehen.
Da könnte ich mir vorstellen, daß es genug Leute gibt, die genug Geld für eine vollständige private medizinische Versorgung haben.
Und das auch genug Privatärzte in allen Bereichen vorhanden sind.

Die meisten Leute werden wohl so wie ich nur in absoluten Ausnahmefällen jemals einen privat bezahlten Arzt in Anspruch nehmen.
Also nur dort, wo das öffentliche Gesundheitssystem vollständig versagt.

kikakater 11.05.2010 09:38

Österreich hat lange Jahre zu den eher egalitären Ländern gehört. Es gab relativ wenig ganz Arme und relativ wenig ganz Reiche

Zitat:

Armut ist halbwegs erträglich, wenn alle arm sind. Das weiß jeder, der die Nachkriegszeit erlebt hat. Aber sie wird unerträglich, wenn es nebenan Reiche gibt, die sich's gut gehen lassen. Wer nicht weiß, wie er nächsten Monat die Miete zahlen soll und zuschauen muss, wie andere sich derweil Luxusvillen bauen lassen, ist in Gefahr, durchzudrehen. Das sehen wir derzeit in Griechenland. Schlechte Zeiten in Kombination mit sozialer Ungleichheit ergeben eine tödliche Mischung. Wenn's ganz schlimm kommt, kann eine Gesellschaft darüber auseinanderbrechen. Was kann man dagegen tun? Sparen, aber gerecht.

Tony Judt, der große englische Historiker, hat in seinem jüngsten Buch Ill fares the Land mit vielen Statistiken und Beispielen nachgewiesen, wie das Auseinanderdriften von Reich und Arm eine Bevölkerung kaputtmachen kann. Je weiter sich die Schere öffnet, desto mehr steigen Kriminalität und Gewalt, desto häufiger werden Zivilisationskrankheiten, Depressionen und Selbstmorde. Umgekehrt sind jene Gesellschaften in jeder Weise besser dran, in denen die Einkommensunterschiede nicht so krass sind. Allgemeine Lebensqualität und eine gewisse Verteilungsgerechtigkeit gehören zusammen.

Österreich hat lange Jahre zu den eher egalitären Ländern gehört. Es gab relativ wenig ganz Arme und relativ wenig ganz Reiche. Noch kennen wir keine Luxusghettos, Country Clubs und befestigte Villenviertel, in denen sich die Wohlhabenden hinter Elektrozäunen gegen die Massen der Mittellosen verschanzen. Noch kann man beim Heurigen den Nobelanwalt hinter seinem Glas sitzen sehen und am Nebentisch den Facharbeiter. Noch haben wir ein einigermaßen ausgewogenes Gesundheits- und Sozialsystem. Aber die Betonung liegt auf "noch" .

Die Hilfsorganisationen werden nicht müde, auf das stetig wachsende Heer der Armen und Armutsgefährdeten hinzuweisen, inklusive derer, die von ihrem Vollzeitjob nicht leben können. Unter den Migranten bildet sich eine neue unterprivilegierte Unterschicht heraus. Gleichzeitig lesen wir in den Zeitungen jeden Tag von korrupten Managern, die ungerührt Millionen kassieren, als gäbe es kein Morgen. Wie lange kann das noch gut gehen?

Solange man selber hat, was man braucht, ärgert man sich zwar über die Meischbergers und Co und ihre Geschäfte, aber es ist ein Ärger, mit dem man leben kann. Im Grunde berührt einen derlei nicht wirklich. Aber wenn die Zeiten schlechter werden? Wenn das viele Geld aus den diversen Rettungspaketen zurückgezahlt werden muss? Wenn der Kuchen kleiner wird? Jeder weiß, dass in Zukunft ernsthaft gespart werden muss. Es wird Einschränkungen geben. Wenn diese nicht gerecht sind - und das heißt: stärkere Belastungen der Wohlhabenden -, könnte es kritisch werden.

In einer der Griechenland-Reportagen der letzten Tage kam eine zornige Demonstrantin zu Wort. Die Sparmaßnahmen träfen wieder die Kleinen, sagte sie. "Das gibt Krieg." "Krieg zwischen zwei Parteien?" , fragte der Reporter. Die Antwort: "Nein, Krieg aller gegen alle."

Das Ganze läuft meiner Meinung nach unter dem Titel "das orantschene sich selbst Belügen und Beliebigsein und andere vor den Lindwurm spannen und alles bäh zett ö vau päh einebnern wie die sprichwörtliche Wildsau".

Es bildet sich immer mehr eine Venedetta der roten und gelben Grüppcheninteressen, sie alle vereint in euro-phorischen Metaphern (weltweit), Standesdünkel, düsterer Krudheit,

nicht wissend, wohin es gehen soll.



ZAHLEN SOLLEN DIE



physisch und altersmäszigen Minderjährigen, die Alleinerzieherinnen (damit sind Frauen gemeint), die Alten mit wenig Pension/Alimentation, die chronisch Kranken, die Behinderten, die Migranten, die gesetzlich Nichtanerkannten, die Studenten Letztenendes, die Geistesarmen,

die Unterdrückten



,DIE



, die eines kritischen Geistes noch fähig sind und auf die wahren Einkommens- und Vermögens- und Vermögenszuwachsverhältnisse sowie auf die Prolongierung der Plünderung der Sozial- und Pensionssysteme

durch arrivierte, alteingesessene, einem liberalen Ungeist anhängende pekuniäre Vielverdiener



HINWEISEN.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 02:26 Uhr.

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