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Watsi 18.02.2000 19:45

Und noch was, Peter:
gibt es solche Winde (bzw. Scherwinde), die ein so mächtiges Teil wie eine 737 innerhalb kürzester Zeit um die eigene Achse drehen können?
Wieviel Knoten müssen das wohl sein?
Gruß, Watsi

Peter Guth 18.02.2000 20:14

Lieber Watsi,

Scherwinde bzw. Microburst sind das Übelste, was es in der Fliegerei gibt. Innerhalb einer Zellengröße mit oft nur 1 NM Durchmesser treten folende Sympthome auf:

Phase 1 = zuerst plötzlicher extrem starker Gegenwind bzw. Aufwinde
Phase 2 = dann plötzlicher extremste Fallwinde mit sehr starker Schiebekomponente, dabei höchste Sinkrate und rapide Fahrtzunahme. I.d.R. dauern diese Flugsituationen 2 - 4 Minuten, in seltenen Ausnahmen 10 bis 13 Minuten.

Die Abwinde können bis 30m/sec (6000ft/min!!!) erreichen, horizontale Winde liegen im extremen Wechsel (!) bei 45 kts, wobei durch die Wechselwirkung innerhalb von Sekunden Windstärken von 90 kts auf das Flugzeug einwirken. Dieses bewirkt nicht nur extreme Tragflügel und Zellenbelastungen, sondern auch zeitweise ein unkontrollierbares Flugverhalten.

Einziges Mittel für den Piloten bei Fallwinden: Maschine mit maximaler Steigleistung und höchstmöglicher Triebwerksleistung(ggf. Notleistung 104%N1) hochziehen, bis an die Grenze zur Überziehgeschwindigkeit....

Und beten.....

Gruss Peter



Watsi 18.02.2000 22:02

Na dann hab' ich ja wenigstens beim ersten Anflug richtig gehandelt.....
Gruß, Watsi

Hans Tobolla 19.02.2000 02:52

Hallo Watsi,

so ist das nun mal beim Fliegen: Man kann gelegentlich ordentlich was dazu lernen, aber – man muß die Situation überleben! Beim Simulatorfliegen ist das Gott sei Dank kein Problem.

Nun erzähle ich dir mal eine echtes fliegerisches Abenteuer, kein Fliegerlatein, nichts habe ich weggelassen oder dazu gedichtet. Die Sache ist auch schon 20 Jahre her, also verjährt. PICs und FOs sollten jetzt lieber nicht weiterlesen, denn es könnte sein, dass sie vom vielen Kopfschütteln einen steifen Hals kriegen.

Es gibt auf unserer schönen Erde noch mehr schwierige Flugplätze. Einer davon ist Gibraltar. Die Bahn liegt in Ost-West-Richtung direkt hinter dem Affenfelsen. Klar, dass es bei Wind herrliche Wirbel gibt. Deshalb musste man vor dem Start erst mal zur Einweisung eine halbe Stunde in den Unterrichtsraum. Damals hielten die Engländer das Gebiet besetzt. Die Spanier haben sich so sehr darüber geärgert, dass sie den Platz mit Sperrzonen umgeben haben. Diese Sperrzonen haben das Anfliegen bestimmt nicht einfacher gemacht.

Wir waren vier Leute, zwei Piloten und zwei Passagiere, die es sich für einen kurzen VFR-Flug von Tanger nach Malaga in einer Cessna bequem machten. Ich war für diesen Flug dran mit dem Fliegen. Der Meteorologe hatte uns beste Sichtflugbedingungen versprochen, also nichts wie los, und die paar Dunstfetzen gleich nach dem Start waren auch kein Problem, einfach durchgestiegen, der Sonne entgegen, denn außer uns war kein weiterer Verkehr gemeldet. Die Sonne war dann auch wirklich da und beschien dicke, fette und hohe Kumuli, genau dort wo wir hin wollten, Richtung Malaga. Kein Durchkommen und unter uns plötzlich auch alles dicht. Also nichts wie umkehren und in Richtung Westen über den Atlantik ein Wolkenloch suchen, um dann unter den Wolken in VMC einen sicheren Platz anzusteuern. Das ging anfangs auch ganz gut, denn übern Atlantik war die Wolkendecke hoch genug, aber immer wenn ich nach Osten in Richtung Küste flog, senkte sich die Wolkendecke immer mehr ab. So langsam beschlich mich ein mulmiges Gefühl, zwar hatte ich noch für fast vier Stunden Sprit aber wer schrubbt schon gerne mit einer Einmot im Tiefflug über den Atlantik.

Es wurde höchste Zeit sich Profis anzuvertrauen und da gab es damals in der Gegend nur die Engländer mit ihrem exzellenten Radar auf dem Affenfelsen. So eine Radarführung wirkt sehr beruhigend wenn man in Druck ist, aber leider war in der Straße von Gibraltar bei mieser Sicht die Wolkendecke dann so tief, dass ich befürchten musste, gegen Schiffsmasten zu fliegen. Also zog ich die Cessna hoch und flog in den Wolken weiter. Die Maschine war IFR zugelassen aber mir fehlte ein kleiner, nicht ganz unbedeutender Eintrag im Beiblatt.

Irgendwie war da plötzlich eine so merkwürdige Stille im Funk, dass ich mich an den Rat eines Militärpiloten erinnerte, sofort was zu unternehmen, wenn man eine halbe Minute nichts vom Radar gehört hat, also deshalb schnell mit dem zweiten Funkgerät einen Radio-Check durchführt. Den Radio-Check bekam ich nicht, dafür aber sofort einen neuen Kurs.

Watsi, das Wetter war wirklich beschissen, aber gerade als der Radarlotse mich anwies, das Fehlanflugverfahren durchzuführen, kam ich aus den Wolken raus, direkt neben dem Affenfelsen. Eine Rechtskurve noch, so ähnlich wie in Hongkong, und dann die Landung ohne Klappen, wegen der Turbulenzen. Auf dem Tower standen viele Leute mit Ferngläsern. Das fand ich schon ziemlich merkwürdig, bei der schlechten Sicht.

Der Radaroperator hat uns Piloten dann erklärt, was geschehen ist. Wir flogen genau auf den Affenfelsen zu und konnten seine Kurskorrekturen nicht hören, weil das Funkgerät ausgefallen war, in dieser schon recht kritischen Situation war das eine echte Gemeinheit.
Aber wir hatten einen Schutzengel: Es war der Militärpilot.

Anschließend waren wir noch beim Wettermann. In der Straße von Gibraltar mischt sich oft die Atlantikluft mit der Mittelmehrluft und dann gibt es plötzlich mieses Wetter. Das hätte der „Kameltreiber“ in Tanger wissen müssen, meinte er.

Die beiden Passagiere haben nichts mitbekommen. Als es nichts mehr zu sehen gab, zogen sie es vor zu schlafen. Mein Co. hatte hinterher einen leichten Schock.
Er hatte erst seit kurzem seinen Flugschein und so etwas war in seiner Ausbildung nicht vorgekommen.

Watsi, du siehst, wie sich beim Fliegen die Gefahr entwickelt. Es fängt ganz harmlos an, mit einem kleinen Fehler...

Hans


Urs Wildermuth 19.02.2000 13:26

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Arial, Verdana">quote:</font><HR>Original erstellt von Watsi:
FS2000!!!

Das war's. Genaugenommen weiß ich nicht was es war. Befand sich ein Sturm um Madeira von dem ich nichts wissen konnte? Ist beim Download was schiefgelaufen? Keine Ahnung und auf alle Fälle: keine Chance!
Gruß, Watsi

[Diese Nachricht wurde von Watsi am 18-02-2000 editiert.]
<HR></BLOCKQUOTE>

Hallo Wasti,

Funchal ist schwierig, keine Frage. Was Dir da passiert ist kann mehrere Gründe haben.

Ich hab' mir mal das Wetter angesehen.
LPFU 172100 03014KT 350V060 9999 SCT018 BKN030 15/09 Q1028 RS3615KT 060311KT 240211KT=

Das sind brutale Windscherungen, die Du da hattest, 14 Knoten zwischen 350 und 060 Grad, dazu in Rosario 15 kts. Rosario liegt beim Final Turn.

Hauptgrund der verheerenden Turbulenzen waren mit Sicherheit die Topographie. Wenn Du da Winde mit solchen Speeds hast, rüttelt das brutal. Und für sowas sind die Flieger des FS nicht geeignet. (Wobei ich nicht weiss, wie real das Wetter von FS2K wirklich wiedergegeben wird).

War das die 737 von FS2K, die Du da geflogen hast oder ne andere? Die FS2K Jets können bei solchen Bedingungen nie landen!

Was Deine Probleme betrifft, das Wetter von LIS und FNC zu finden: Geh mal vor dem Flug auf meine Website (ourworld.compuserve.com/homepages/Urs_Wildermuth) und zieh dir von den Wetterlinks die passenden Metar's und Taf's. Dann gibts keine solchen Überraschungen (g). Eine ATIS haben noch lange nicht alle Flugplätze.

Gruss

Urs



Urs Wildermuth 19.02.2000 13:28

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Arial, Verdana">quote:</font><HR>Original erstellt von Rolf:
Hallo Watsi!
Daß der Visual- Approach auf die 06 Madeira seine Tücken hat wissen wir beide.Es ist jedesmal wieder eine Herausforderung vor allem weil man beim Turn die Bahn erst sehr spät sieht. Wenn Du die richtige Höhe gehabt hast und davon gehe ich aus (Dieser Bergvorsprung im Approach-Sektor!!) habe ich keine Erklärung. Auf der Approach- Chart wird von häufigen Crosswinden aus den Bergen gesprochen aber 2 mal hintereinander??
Ratloser Gruß
Rolf

[Diese Nachricht wurde von Rolf am 18-02-2000 editiert.]
<HR></BLOCKQUOTE>

Rolf, das ist schon möglich, nämlich dann, wenn der FS die Winde von Rosario e.t.c auch einliest! Dann kennt er sich nicht mehr aus, wenn er in kurzen Abständen 3 verschiedene Readings bekommt.

Für sowas braucht es andere Flugzeuge, wie sie der FS2K hat....

Gruss

Urs

Urs Wildermuth 19.02.2000 13:35

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Arial, Verdana">quote:</font><HR>Original erstellt von Peter Guth:


2. Landungen auf Funchal sind ohne detaillierte Wetterinfos (primär WIND!!!) nicht zulässig. Es gibt dort lebensgefährliche Scher- und Fallwinde, die vom Küstenplateau oder von der Seeseite in ständig wechselnden Richtungen wehen. Jede Crwe, die startet oder landet ist verpflichtet, dem Tower alle Wetterbeobachtungen zu melden. Zusätzlich existieren in beiden Einflugschneiden am Strand mehrere Wetter/Windmesstationen, wobei mam beim Final jederzeit auf eine Go Around Anweisung der Flugsicherung gefasst sein muß.

<HR></BLOCKQUOTE>

LPFU 172100 03014KT 350V060 9999 SCT018 BKN030 15/09 Q1028 RS3615KT 060311KT 240211KT=

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Arial, Verdana">quote:</font><HR>Original erstellt von Peter Guth:



5. Ich habe mir im FS einen optischen Windindikator als Gauge auf das HSI gelegt, um wenigsten sehen zu können, was der Simulator gerade als Wind generiert...

<HR></BLOCKQUOTE>

Na ja, man könnte sich ja die TAF's und Metars vor dem Start auch besorgen...

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Arial, Verdana">quote:</font><HR>


Fazit: nicht die kurze Runway oder der Sichtanflug unter erschwerten Bedingungen sind das Problem dieses Airports, sondern ausschließlich die Wind/Wettersituation.

Wenn es Dir den Vogel weggehauen hat, so könnte das bei dem mir unbekannten Adventure oder Szenerie an einer exzellenten Simulation der Windverhältnisse liegen. Aber, wenn dem so sein sollte, dann MUSS eine entsprechende Wettermeldung generiert werden. Sonst ist die Landung schlichtweg verboten!

Vielleicht ist das ja gerade der Clou des Adventures: keine Wetter/Windinfos, also kommt ein Anflug erst gar nicht in Frage und man müsste automatisch zum Ausweichairport gehen... Wäre dazu ein Fragebogen vorher auszufüllen, so müsste die Antwort lauten:

"Wegen fehlendem Metar fliege ich den Airport erst gar nicht an und erspare mir den Flug dorthin..."

Gruss Peter
<HR></BLOCKQUOTE>

Die Frage ist eine andere. A. Mit dem Wetter war der Anflug machbar. Aber was hat der FS aus dem Wetter gemacht? Und, kann die FS2K 737 mit sowas realistisch umgehen?

Beides ist für mich massiv fraglich.

Gruss Urs

Hans Tobolla 19.02.2000 15:20

Hallo Watsi,

es spricht einiges dafür, daß deine Schwierigkeiten beim Anflug auf Funchal durch einen Programmierfehler verursacht wurden, der gelegentlich auftritt. Ich habe eben die 737 in Funchal hingestellt um eine Platzrunde bei realem Wetter (6 kts aus 60° Wind) zu fliegen. Gleich nach dem Quittieren des Wettermenues hob der stehende Flieger einfach ab und wirbelte unkontrollierbar durch die Gegend. Nach dem Neustart vom FS2000 ging es dann. Es ist einer von den anspruchsvollen Anflügen, wo man sich nicht mit dem AP durchmogeln kann.

Beste Grüße!

Hans

Watsi 19.02.2000 17:29

Hallo alle miteinander.
genau diese Informationen hatte ich mir erhofft! Vielen Dank!
Zunächst danke Hans, eine nette (gefährliche) Geschichte. Was für Gründe gibt es (jetzt mal vom Strom abgesehen), daß ein Funkgerät einfach so ausfällt? Bzw. was war bei euch der Fehler? Mitten in der Suppe ohne IFR-Schein? Hast Du wenigstens ordentlich geschwitzt?

Und Urs: danke für das Wetter. Genau das wollte ich wissen: wie war's wirklich in Funchal zu dieser Zeit. Ja, ich bin mit der FS2K 737 geflogen. Die Geschwindigkeit mit der dieses mächtige Teil während des ersten Anflugs durch die Gegend gewirbelt wurde schien mir dennoch sehr stark. Ich könnte mir denken, daß hier ein Fehler der Wetter-Generierung im FS2K vorliegt. Zumal es Thomas nochmal ausprobiert hat. Und da MUSS was falsch laufen wenn die Kiste aus dem Stand abhebt. Habe schon länger den Verdacht gehabt, daß die FS Flugzeuge (im FS98 war dies fast noch schlimmer) sehr unrealistisch auf Scherwinde reagieren. Abgesehen davon kann ich mir gut vorstellen, daß die Sache mit dem Wetterdownload nicht so perfekt abläuft, um in Frankfurt das Wetter zu laden und in Funchal die korrekten "Scherwindchen" zu erhalten.

Und Hans: unterstelle mir nicht, ich hätte mich mit dem AP "durchgemogelt"!! http://www.flightxpress.de/ubb/wink.gif
Ich fliege seit ich mich ein wenig auskenne so korrekt (bzw. realistisch) wie möglich. Den AP habe ich bei etwa 7DME inbound FUN VOR abgeschaltet (da fängt man nämlich laut Chart mit dem Sinkflug von 3000" abwärts an). Dann auf 215° outbound FUN, usw.
Aber wenn es Dich schon beim Stehen zerbröselt hat, dann hatte ich keine Chance.
Es müßte im FS2K einfach eine Flightservice-Frequenz geben, die einem (je nach Standort) das runtergeladene Wetter mitteilt.
Gruß, Watsi

[Diese Nachricht wurde von Watsi am 19-02-2000 editiert.]

Watsi 19.02.2000 17:45

Und noch was Urs:
Mit ein paar Zahlengruppen aus den Wetterangaben kann ich nichts anfangen:
zunächst die Zulutime (das ist klar), dann der Wind aus 30° mit 14kts (auch klar), QNH erkenne ich auch noch (mein generierter QNH war übrigens ein anderer), mit dem Rest kann ich wenig anfangen: also SCT?, BKN? und die vier 9er.
Gruß, Watsi


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