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Peterle 02.09.2003 12:32

Und...
 
... vielleicht noch ein paar Worte zum frischen Eindruck Flugsimulator (FS) versus Realität, wobei ich die trivialen Dinge weglasse (Popometer usw):

Rollen auf dem Taxiway ist nicht nur im FS Übungssache - hoffentlich haben meine Schlangenlinien keine Spuren hinterlassen :lol:

Der Flusi macht je nach Joystick und Pedalen eine viel zu "harte Hand", besonders, wenn man schon lange im FS fliegt. Wenn die Maschine ausgetrimmt ist, genügt wirklich ein ganz sanfter (Nein! NOCH sanfter!) Tipp mit dem Finger oder dem Daumen, um z.B. eine hängende Fläche aufzurichten. Auch beim Einstellen einer neuen Geschwindigkeit (konsequent mit dem Knüppel, Gas korrigiert nur Steigen/Sinken) zieht man ganz leicht mit einem Finger oder schiebt ganz sanft(!). Wenn's dann passt: "Druck" wegtrimmen - der Druck ist ausserdem viel geringer, als ich (auch aus dem MoSe) erwartet habe, man muss als FS-Pilot, der die Federkräfte des Joysticks "einprogrammiert" hat, schon genau "hinfühlen". Im Ernst: Ich bin mir ziemlich sicher, dass das unangenehm "ruppige" Fliegen eines Anfängers wie mir für einen Fluglehrer ziemlich fies ist - da braucht's gar keine Tubulenzen, da reicht der Schüler allemal :lol: )

Eine Änderung der Vertikalgeschwindigkeit (Steigen/Sinken) erfolgt wirklich NUR mit dem Gas. Die Maschine regelt die vorher eingetrimmte IAS nach ein paar leichten Schwingungen ganz von selbst wieder ein (man glaubt's einfach nicht, aber es funktioniert ganz präzise). Wenn man's kann, darf man diese Regelzeit mit gekonntem :D Einsatz des Höhenruders abkürzen. Ist nicht so einfach, die "Regelstrecke" hat eine lange Verzögerung und man überschiesst am Anfang - da hilft nur Übung ;)

Bei der FK9 gilt beim Geradeausflug: Richtung halten mit Seitenruder, auswandernde Kugel (hängende Fläche, Schieben) mit Querruder in die Mitte bringen. Diese Aussage gilt insbesondere auch für Korrekturen im Endanflug. DAS wird mit den Cessna's und natürlich mit den Dickvögeln im FS normalerweise ganz unterschiedlich gehandhabt. Allgemein spielt das Seitenruder bei der Maschine (bei vielen UL's) eine viel ausgeprägtere Rolle als im FS. Die J3 Cub, die ich mal im FS ein bischen verändert habe, kommt (reiner Zufall) an dieses Verhalten in allererster Näherung einigermassen heran.

Ich war im FS beim Anflug einen Gleitwinkel von drei Grad gewohnt (Sinken = Zahlenwert IAS mal fünf). Die FK9 (die meisten UL's?) landet mit sechs Grad. Entsprechend meint man, man sei noch viiiiel zu hoch. Die Fähigkeit, im FS perfekt landen zu können, ist praktisch völlig nutzlos für die Realität (Kleiner Trost: Das ist natürlich auch umgekehrt so ;) ).

Das alles gilt strenggnommen natürlich nur für dieses individuelle Flugzeug, ich denke aber, man kann das Meiste im Prinzip auf eine ganze Reihe kleiner Maschinen übertragen (@Betto: So Fliegen ist tatsächlich überraschend "reine" Physik, wirklich ein Genuss. Und mit einem Fluglehrer, der das dann auch genau so erklärt, es Dir exakt vorfliegt und es Dich dann genau so üben lässt: Unbezahlbar)

Ich lasse jetzt erstmal den FS konsequent ein paar Tage liegen, bis ich diese Dinge wirklich im Rückenmark gespeichert habe. Da gehört sowas letztlich hin, in der Luft war mein Kopf nämlich doch häufiger mal zu langsam :eek: :D .

Viele Grüsse
Peter

ULli 02.09.2003 15:51

Re: Und...
 
Zitat:

Original geschrieben von Peterle

Ich war im FS beim Anflug einen Gleitwinkel von drei Grad gewohnt (Sinken = Zahlenwert IAS mal fünf). Die FK9 (die meisten UL's?) landet mit sechs Grad. Entsprechend meint man, man sei noch viiiiel zu hoch. Die Fähigkeit, im FS perfekt landen zu können, ist praktisch völlig nutzlos für die Realität (Kleiner Trost: Das ist natürlich auch umgekehrt so ;) ).

Hallo Peter,

die Steile des Anflugs hängt vom Wind ab. Bei starkem Gegenwind muß der Anflug wesentlich steiler ausfallen als bei Windstille oder gar Rückenwind. Anders ausgedrückt: bei starkem Gegenwind leitet man den Sinkflug später (=näher am Aufsetzpunkt) ein, einfach wegen der geringeren TAS.

Insgesamt gilt leider in der Tat: mit dem FS versaut am sich ein wenig den Stil. Landen sollte man im FS besser überhaupt nicht, dann verlernt man es nämlich real... Aber verschiedene Dinge lassen sich wunderbar durchspielen, z.B. das Zusammenspiel Höhenruder, Gas und Trimmung. Oder die Navigation (aber nur mit Real Germany): es macht Laune, einen Realflug mit RG vor- bzw. nachzubereiten. Du könnstest z.B. das "Saarproblem" nachspielen.

Na, dann bis demnächst in EDRT...!

Gruß,

Wolfgang

D-MIKA 02.09.2003 18:32

Naja, 3° sind ja auch nur der Gleitpfad für eine Instrumentenlandung.
Alle anderen muss der Pilot sich selbst "erfliegen"

Andragar 02.09.2003 22:43

@Peterle

sag mal... (mag sein, dass ich das jetzt irgenwo überlesen habe)
Sind das "Schnupperstunden" mit Fluglehrer die du da genießt oder machst Du jetzt den Schein?

Irgendwo hab ich mal über solche Schnupperstunden gelesen. In der FXP war's nicht... aber wo?

Grüsse,

Betto 03.09.2003 00:34

Das mit der "harten Hand" ging mir auch so. Ich war genau so überrascht, wie zaarrtt man den Knüppel berühren muß, um mit dem echten Flieger herumzuwirbeln. Beim zweiten Mal war ich dann schon vorgewarnt, habe das Thermikschaukeln jeweils einfach abgewartet (statt sofort radikal zu kompensieren) und mich mit dem Fahrtmesser angefreundet, das wichtigste bei VFR, scheint mir.

Klar, das ist physics at it's best! :) (Auch wenn ich das zugegebenermaßen nicht alles ad hoc vorrechnen könnte. Zumindest in diesem Punkt bin (wäre? :heul: ) ich ja lieber der Experimental-Gilde zugehörig. ;) )

Schöne Grüße,

Betto

Andragar 03.09.2003 08:50

Ach Betto, wenn das alles so einfach zu berechnen wäre hättens wir im Flusi auch besser. :)

Peterle 03.09.2003 10:44

Hallo Michael, das...
 
... sind normale Schnupperflüge mit dem Zusatz, dass der Fluglehrer nicht nur in der Praxis, sodern auch in der Theorie sehr gut ist - insofern treffen sich da ähnliche Interessen und man kann auch zusammen mal was ausprobieren - naja, bisher ist mir noch nichts eingefallen, was er nicht schon kannte ;)

Der Standard-Fluglehrer bringt dem Schüler die motorischen Fertigkeiten bei und macht ihn fit für die Prüfung, in der Theorie bleibt da manches "schwammig" (Frag' mal, wozu die Trimmung eigentlich da ist, da kommt praktisch immer die Antwort: "Um den Druck aus der Steuerung zu nehmen". Wenn Du einen findest, der sagt: "Um die Geschwindigkeit einzustellen", dann hast Du einen Fünfer (Sechser?) im Lotto gelandet :D

Das soll keine Kritik an der normalen Ausbildung sein, bestimmt nicht: Schliesslich geht es ja darum, den Schülern das Fliegen beizubringen. Und 95 Prozent der Schüler WOLLEN die Details garnicht wissen und benötigen sie auch nicht.

Ich bin da einfach zu feige: Ich möcht' schon wissen, warum ein Flugzeug wirklich so oder so fliegt. Und wenn's 'runterplumpst, dann wüsst' ich auch gerne, warum eigentlich :lol:

Der Schein ist natürlich mein Ziel.

Viele Grüsse
Peter

@Betto: Das ist der blöde Widerspruch im Leben: Wenn man jung ist, dann fehlt zum Fliegen meist die Barschaft. Hat man diese dann endlich so halbwegs, dass man sich auch mal sowas gönnen kann, dann rasseln im Hintergrund schon die alten Knochen :D

Peterle 03.09.2003 11:15

Um endlich zum Thema...
 
... zurückzukommen:

Es ist einfach zum Heulen! :heul:

Sogar in DEM Flieger haust ein Computer-Monster, das da im Hintergrund herumwerkelt - das Motormanagement-System!

Nix mehr mit manuellem Mixen, der Einspritzer gibt Dir volle Leistung bis 7500ft und fast die ganze rechte Seite des Panels besteht aus einem Bildschirm (passiv LCD) zur Anzeige der Motordaten nebst einigen Dutzend weiterer Unterhaltungsprogramme... Drehzahl, Öl- und Zylinderkopftemperatur, Verbrauch pro Stunde, Monat, Jahr (Schaltjahre werden mitberücksichtigt), sämtliche Vornamen des Flugzeugkonstrukteurs, Fitnessprogramme (Aerobic, drum :D ), noch verbleibende Zeit bis zum Aufschlag (in Millisekunden), Kontonummer und Bankleitzahl des Vercharterers...

Moderne Zeiten... naja, ist schon bequem, allen Knobeleien um's Leanen enthoben zu sein ;)

Viele Grüsse
Peter

P.S. Selbstverständlich muss man dafür zuerst mal eine dreimonatige Zusatzausbildung machen... die wird vermutlich bei guter Zensur gleich auf's Instrument-Rating angerechnet :lol:

jock 03.09.2003 11:19

Hallo!

Zu der Trimmung hatte ich ja schon beim Grillen was gesagt:
Es gibt zwei (oder mehr?) Arten der Trimmung, einmal die Feder- und einmal die Flettnertrimmung.
Erstere nimmt wirklich nur den Druck aus der Steuerung indem eine Feder den Knüppel in einer Position hält, also wird hier der Anstellwinkel des Höhenruders *direkt* verändert. Da das Höhenruder aber konsequent gedrückt/gezogen bleibt, wird sich die Geschwindigkeit weiter erhöhen/verringern.
Bei der Flettnertrimmung jedoch verändert man mit einem Hebel o.ä. den Anstellwinkel eines kleinen Ruders, das am Höhenruder angebracht ist. Dieses hält dann primär wirklich die Geschwindigkeit, und sekundär nimmt es auch noch etwas Druck aus dem Ruder.

Alles richtig?
Hat also auch Vorteile einen Lehrer zu haben der wirklich Theorie UND Praxis versteht! So einen gibt es auch ganz in deiner Nähe Peter! :D

Tschüß
David

jock 03.09.2003 11:21

*grr* nicht schreiben während ich schreibe, kann doch nciht editieren :o
Ich sag nur, Segelflug, da pfuscht dir kein PC in dein Fliegen rein, alles pure Mannskraft! :cool:

TSchüß
David


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